Kurzbeschreibung
Was ist gute Literatur? Gänzlich subjektiv kann die Antwort nicht sein, sonst wäre Literaturkritik eine Sache des privaten Gefühls. Objektiv und allgemeingültig kann sie aber auch nicht sein, sonst gäbe es unter Kritikern weniger Streit. Das Buch nimmt sich, ohne Fußnoten und wissenschaftlichen Jargon, alle geläufigen Bewertungskriterien vor und prüft sie an Beispielen auf ihre Tauglichkeit. In den Blick kommen berühmte und weniger gelungene Werke aus zweieinhalbtausend Jahren Erzählkunst, Lyrik und Drama - vom Gilgamesch-Epos bis zu den jüngsten Neuerscheinungen.
Über den Autor
Hans-Dieter Gelfert war bis zum Jahr 2000 Professor für englische Literatur an der Freien Universität Berlin. Er ist jetzt freischaffender Autor. Bei C.H.Beck sind von ihm erschienen: Typisch englisch (42002); Kleine Geschichte der englischen Literatur (1997); Max und Monty (1998); Kleine Kulturgeschichte Großbritanniens (1999); Shakespeare (2000); Typisch amerikanisch (22003); Englisch mit Aha! (2003).
Ich bin nach der Lektüre nicht schlauer als vorher. Wirklich interessant wird das Buch nur, als es die 13 Raster angeht: Vollkommenheit, Stimmigkeit, Expressivität, Welthaltigkeit, Allgemeingültigkeit, Interessantheit, Originalität, Komplexität, Ambiguität, Authentizität, Widerständigkeit, Grenzüberschreitung und «das gewisse Etwas».
Ansonsten wird um die Literatur herumgeschlichen, Begriffe werden teilweise vorrausgesetzt, die man erst einmal nachschlagen muß, wie *Entropie*.
Das Inhaltsverzeichnis:
- Was ist Kunst?
- Urteile über Literatur
- Wieso Vergnügen an Kunst?
- Kriterien ästhetischer Wertung
- Stil
- Gedichte
- Erzählung
- Dramen
- Anspruchsvolle und Trivialliteratur
- Kitsch
- Erotik und Pornographie
- Weltliteratur
- Das typisch Deutsche
- Kanonfrage
Die Auflistung zeigt schon deutlich, das das Buch ständig am balancieren ist: Man könnte über jedes Kapitel ein Buch schreiben, andererseits kommt es recht oberflächlich daher. Ebenfalls negativ fällt auf, das der Autor sich nur mit älterer Literatur beschäftigt, Gegenwartsliteratur kommt kaum vor. Hätte der Autor sich mit Gegenwartsliteratur beschäftigt, dann hätte er festgestelt, dass der von ihm verschmähte Stephen KIng diese mehr beeinflußt hat, als Günther Grass. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass King der Dumas - auch der war mal Unterhaltungsliteratur! - von morgen ist.
Ich bin zwar auch immer wieder erstaunt, welcher Wertschätzung sich Unterhaltungsliteratur a`la *Unter dem Safranmond* und *Der Duft von Sandelholz* erfreuen. Bei ersterem habe ich wohl die einzige leicht negative Kritik geschrieben, weil ich das Friede, Freude, Eierkuchen - Ende nicht mochte. Lege ich Gelferts Raster an, würden vermutlich beide Beispiele durchfallen. Andererseits kann man nicht immer anspruchsvolle Bücher lesen . Ich lese ganz gerne ab und zu Bücher, die ich zuklappe, und das wars. Wirklich beeindruckend fand ich in letzter nur *Das karmensinrote Blütenblatt* und noch mehr *Das Gleichgewicht der Welt*. Das waren wirklich Bücher, in die ich mich versenken konnte und die mir nahe gingen. Aber manchmal ist ein bißchen Unterhaltung eben auch schön.