Das Jahrhundert der Hexen - Sergej + Marina Dyachenko

  • Kurzbeschreibung:


    In der Metropole Wyshna schließen sich Hexen zu einem Bund zusammen, um die Herrschaft über die Menschen an sich zu reißen. Gerüchten zufolge warten sie nur noch auf die Ankunft der Mächtigsten, der Großen Mutter, bevor sie zuschlagen. Als der Jäger Klawdi feststellt, dass auch Ywha, die Verlobte seines Freundes, das Dämonische in sich trägt, spitzt sich die Lage bedrohlich zu. Die Hexen versuchen, Ywha für sich zu gewinnen, und sie gerät zwischen den Fronten in einen tödlichen Konflikt. Immer radikaler rüsten die Widersacher auf, bis die Welt am Rande eines Atomkriegs steht.


    Über den Autor:


    Die Dyachenkos sind russische Autoren und leben in Kiew. Auf deutsch ist bisher nur dieses Buch erhältlich


    Meine Meinung:


    Das Thema hatte mich angesprochen: Der Kampf der Hexen um die Herrschaft und gegen eine moderne Form der Inquisition.
    Mittendrin der Großinquisitor Klawdi und die -noch nicht initiierte - Hexe Ywha. Die Vergangenheit des Großinquisitors wird fesselnd erzählt, es gibt immer wieder Rückblicke auf seine große Liebe Dunja, die als Totengeist zu ihm zurückgekehrt war.
    Enttäuschend flach dagegen bleibt Ywha, aus ihrer Gedankenwelt erfährt man wenig. Warum läuft sie immer wieder weg? Warum spricht sie sich nicht mit ihrem Verlobten aus? Ebenso bleiben etliche andere Fragen offen, etwa was es mit den "Brunnen" der Hexen genau auf sich hat, auch über die Tschugeister hätte ich gerne mehr erfahren. Für meinen Geschmack war die Sprache zu "russisch" und auch das Ende hat mich unbefriedigt zurückgelassen.
    Wer aufgrund der Wächter-Reihe von Lukianenko auf dieses Buch zukommt sollte auf einen anderen Stil gefasst sein, ansonsten wird man wohl wie ich etwas enttäuscht zurückbleiben.

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Ich habe das Buch vor ein paar Monaten gelesen, im russischen Original. Damit es sich auch lohnte, hatte ich mir gleich mehrere Bücher des Autoren-Duos aus Russland liefern lassen. Die anderen werden aber noch eine Weile im Regal stehen bleiben, denn umgehauen hat mich "Das Jahrhundert der Hexen" nicht. Es ist nicht schlecht, aber auch nicht herausragend, siehe Rezi.


    Soweit ich weiß, sind zwei Romane der Djatchenkos in Frankreich erschienen. Vielleicht wird es auch in Deutschland noch weitere Bücher des Ehepaares geben.


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    Handlung:


    Bei einem Picknick mit ihrem Verlobten und dessen Vater wird die rothaarige Ywha von einem Freund der Familie, einem Inquisitor, als Hexe enttarnt. In der Nacht schleicht sie sich heimlich davon und landet in Wyshna, aber dort weiß sie nicht weiter, sie hat kein Geld und kann nicht mehr zurück in ihre Wohnung. Nach einigen Tagen als Obdachlose sucht sie den Inquisitor auf und zwischen den beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft.
    Der Inquisitor, Klawdi, hat mit seiner Arbeit alle Hände voll zu tun, denn seit einiger Zeit verhalten sich die Hexen aggressiver als sonst. Er ahnt den Grund: Die Ankunft der Großen Hexenmutter steht bevor. Mit Ywhas Hilfe versucht er, dies zu verhindern.


    Meine Meinung:


    Was wäre, wenn? Was wäre, wenn es in unserer moderner Welt Hexen geben würde? Nicht die heutigen Hexen, deren erster Grundsatz lautet "Schade niemandem", sondern die bösen Hexen, vor denen sich die Menschen zu fast allen Zeiten fürchteten. Tatsächlich scheinen die Dyatschenkoschen Hexen aus dem "finsteren Mittelalter" entsprungen zu sein, sie schaden den Menschen, wo immer sie können. Das Gegengewicht zu diesen Wesen, die nicht als Menschen gelten, ist die Inquisition. Sie zwingt jede Hexe dazu, sich registrieren zu lassen, die initiierten Hexen schickt sie gleicht auf den Scheiterhaufen. Die Eingetragenen müssen sich regelmäßig bei der Inquisition melden, sie haben, selbst wenn sie noch so harmlos sind, nur wenige Bürgerrechte. Die Buchheldin Ywha will weder die Registrierung, die sehr demütigend sein soll, noch will sie die Initiation durch andere Hexen, noch kommt für sie die dritte Möglichkeit - das Gefängnis - in Frage.
    Die Menschen reagieren mit Furcht und Ekel auf die Hexen, niemand duldet eine in seinem Bekanntenkreis oder auf seiner Arbeitsstelle. Es ist also keine sehr angenehme Welt - jedenfalls nicht für die Hexen.


    Mir hat das Buch eigentlich gut gefallen. Die Autoren stellen eine Theorie auf, warum es den Hexen ein Bedürfnis ist, den Menschen Schaden zuzufügen. Über mangelnde Spannung kann ich mich nicht beschweren, das Spannungsniveau wird von Anfang bis Ende gehalten. Ich konnte mich schon nach einigen Seiten gut in Ywha hineinversetzen, und stellenweise auch in Klawdi.


    Faszinierend fand ich aber nicht nur die Hexen, sondern auch die Njawken, das sind so etwas wie Zombies. Genau wie bei den Hexen, handelt es sich bei den wandelnden Toten ausschließlich um Frauen. Eine Njawka ist eine Frau, die von den Toten zurückkehrt, um die Lebenden in den Tod zu treiben. Sie werden von den Tschugeistern gejagt, die mir ebenfalls gefallen haben, - ich habe bis zum Ende des Buches nicht herausfinden können, ob es sich bei diesen Jägern um Menschen oder Überwesen handelt, was in meinen Augen sehr für das Buch spricht.
    Ich habe allerdings auch nicht begriffen, warum die Njawken und die Tschugeister überhaupt in der Geschichte auftauchen, sie sind für die Handlung eher unwichtig. Genau wie Klawdis Erfahrung mit einer Njawka. Oder der Prolog. Nun ja, interessant war's trotzdem.


    Das ganze Buch ist voller kurzer, abgehackter Sätze, was mir anfangs gefallen, später aber eher genervt hat. Auch, dass die Personen keinen Satz zu Ende sprechen dürfen, abbrechen und neu ansetzen müssen, ermüdet einen auf Dauer. In einigen Szenen passt das natürlich sehr gut, vor allem, wenn Unsicherheiten aufgezeigt werden sollen.


    Den Schluss (das letzte Kapitel und der Epilog) habe ich nicht verstanden. Was genau ist da passiert? Ich kam mir ein wenig veräppelt vor.


    Alles in allem ein Buch, das neugierig auf die anderen Romane der Autoren macht, auch wenn ich schon interessantere gelesen habe.


    ***
    Aeria

  • Zitat

    Original von Manuela2205
    Ebenso bleiben etliche andere Fragen offen, etwa was es mit den "Brunnen" der Hexen genau auf sich hat, auch über die Tschugeister hätte ich gerne mehr erfahren.


    Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, ein wenig mehr über die Tschugeister zu erfahren, aber für die Geschichte waren die vorhandenen Infos ausreichend. Ich würde mir ein Buch wünschen, in dem es ausschließlich um diese Wesen geht.


    Der "Brunnen" der Hexen ist wohl eine Messeinheit ihrer Fähigkeiten. Je tiefer der "Brunnen", desto mächtiger die Hexe. Ich hatte diesen Begriff so noch nicht gehört und er hat mir gut gefallen.


    ***
    Aeria

  • Zitat

    Original von Aeria
    Den Schluss (das letzte Kapitel und der Epilog) habe ich nicht verstanden. Was genau ist da passiert? Ich kam mir ein wenig veräppelt vor.


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    Aeria


    Ging mir auch so. Ich saß mit ein paar großen Fragezeichen vorm Gehirn da. Also wenn jemand eine gute Interpretation des Schlusses spoilern mag - immer her damit!

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!