Meta Morfoß - Peter Hacks (ab ca. 8 J.)

  • Die kleinen Trompeterbücher gehörten zu den beliebtesten Reihen, die der Kinderbuchverlag Berlin herausbrachte. Klein (ca. 10 auf 15 cm), maximal 100 Seiten umfassend, meist weniger, und preisgünstig (1, 75 Mark) erschienen sie zwischen 1959 bis 1990 mehrmals im Jahr für Kinder zwischen acht und ca. dreizehn. Die thematische Bandbreite war groß, es gab stark staatsideologisch gefärbte Texte, aber auch Märchen, Phantastisches, Abenteuerbücher und ausgesprochen Literarisches. Mit dem Ende der DDR verschwand auch der Kinderbuchverlag, seit 2003 liegen die Rechte bei der Verlagsgruppe Beltz. Dort hat man sich entschlossen, einige Büchlein aus der Reihe Die Kleinen Trompeterbücher unter dem Imprint Der KinderbuchVerlag neu herauszugeben.


    Peter Hacks (1928 - 2003) war nicht nur ein bedeutender und immer streitbarer Dramatiker, Lyriker und Erzähler für Erwachsene, sondern er schrieb auch eine Menge frecher und haltlos phantasievoller Kinderbücher und -geschichten. Daß sie großartig und geistreich formuliert sind, braucht man eigentlich gar nicht zu erwähnen.
    Zwei dieser Geschichten finden sich in diesem knallgelben Bändchen, das erstmals 1974 als Nummer 109 in der ‚Kleine Trompeter’-Reihe erschien.


    Meta Morfoß ist ein kleines Mädchen, das die besondere Eigenschaft besitzt, sich in alle möglichen Dinge und Menschen zu verwandeln. Sie muß es sich nur wünschen und schon ist sie z.B. eine Dampflokomotive. Oder Einstein, der Geige spielt. Oder ein Strickstrumpf, so lang, daß er sogar eine Giraffe zu groß wäre. Daß ihre Umgebung mit ihr deshalb nicht immer glücklich ist, ist leicht einzusehen.
    Meta hat auch eine Tante, die einen dicken Schnurbart trägt und daher Herr Maffrodit heißt. Das verwirrt Herrn Karsunke von der Müllabfuhr, der sowieso schon verwirrt ist, weil Meta unbedingt ein Krokodil sein wollte und ihn mit ihren Zähnen anfletschen. Doch das läßt sich alles aufklären. Ihre Eltern haben sich längst daran gewöhnt, daß Meta sich so oft verwandelt. Sie lieben Meta, sie meint es ja nie böse. Manchmal ist sie sogar ein Engel, behauptet ihre Mutter.


    Diese völlig verrückte Geschichte spielt gekonnt mit nicht nur kindlichen Wünschen, einmal ganz offen etwas anderes zu sein. Die Handlung ist ungemein komisch, die Personen sind dabei sehr liebenswert dargestellt. Zugleich verweist alles darauf, daß weit mehr möglich ist im Leben, als zunächst ins Auge fällt. Die Wortspielereien in der Namensgebung der Figuren eingeschlossen.


    Die zweite kurze Geschichte in dem Büchlein ist die von Claudia, die für ihre Puppe vehement ein Märchen fordert. Was der Erzähler ihr bietet, gefällt ihr aber gar nicht. Deswegen unterbricht sie ihn dauernd und wendet seine Geschichte dahin, wo sie es möchte. Am Ende hat sie eine eigene Geschichte erzählt.
    Ein wunderbar unaufdringlicher Appell an Kinder, der eigenen Phantasie freien Lauf zu lassen.


    Die Zeichnung von Gisela Neumann in schwarz, weiß und orangegelb unterstützen den Text auf sehr gelungene Weise. Einstein in Metas gestreiftem Kleidchen oder das ebenfalls gestreifte fürchterlich schreckliche Meta-Krokodil sind nur zwei Beispiele der hinreißenden Komik, die sie übermitteln.
    Sehr empfehlenswert.
    Ein ideales Büchlein zum Verschenken, nicht zuletzt an sich selbst.



    edit: Altersangabe vergessen

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Aber ich bin doch die Meta!


    Ich liebe dieses Buch, das alles in der Schwebe lässt, auf eine völlig selbstverständliche Art die Zwischentöne des Lebens zeigt, das nicht digital ist, sondern meistens irgendwo dazwischen...


    Allerdings mag ich die Ausgabe mit den Illustrationen von Heinz Edelmann noch lieber :-]

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • So, so, Du kennst den Kernsatz!
    :-]


    Ich wußte nicht, daß das Buch für sein Erscheinen in Westdeutschland neu illustriert wurde.
    Danke für den Hinweis. Muß ich mir mal angucken.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus