Unknorke
Lars Niedereichholz
Piper Verlag
ISBN 978-3492271592
240 Seiten, 12 Euro
Der Autor: Lars Niedereichholz startete seine Karriere als Rocker bei "The Automanic" (ausgezeichnet mit dem Deutschen Rockpreis). Später studierte er BWL. 1995 gründete Lars und Ande Werner die Formation „Mundstuhl“, starteten eine rotzfreche Radioshow und traten 1996 erstmals vor Publikum auf. „Unknorke“ ist sein erstes Buch.
Meine Meinung: Schon das Bild auf dem Cover sagt eine Menge über das Buch aus – Man sieht eine als Karotte verkleidete Person, in einer Hand eine Kaffeekanne (höchstwahrscheinlich mit Kaffee aus ökologischem Anbau und fairem Handel) und in der anderen Hand einen Plastikbecher.
Auch Marc der Held der Geschichte muss sich nämlich auf eine gewisse Art verkleiden, muss etwas vorheucheln und sich verstellen, um den Job als AssistentIn der Geschäftsleitung der „Alternativen Multikulturellen Ökologie Bank“ – kurz „AMÖB“ zu bekommen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich dort zu bewerben und da er nach 16 Semestern VWL-Studium, 29 Bewerbungen und 28 Absagen wenig bis keine Auswahl hat, seine Ex-Freundin und nun Frischangetraute schwanger ist, die Schwiegereltern beschlossen haben, dass er Reihenhausbesitzer und Finanzier des Ganzen zu sein hat, beißt er in den sauren (hoffentlich ungespritzten) Apfel und nimmt den Job an.
Fortan teil er sein Büro mit Jacqueline, deren Namen er auf dem Türschild gelesen noch sexuell stimulierend fand, deren Anblick ihn aber ebenso begeistert, wie der seiner Chefin Almut, die aussieht, wie eine sehr hässliche, aufgeblähte Schwester von Mireille Mathieu…
Ich muss gestehen, die Story ist böse, Lars Niedereichholz, bekannt als blonder Comedian des Duos „Mundstuhl“, nimmt kein Blatt vor den Mund. Mit scharf pointiertem Witz, erzählt er vom Leben und Arbeiten in der alternativen Szene, beschreibt Personen, die einem irgendwie bekannt vorkommen und überzeichnet ihre Eigenheiten bis ins Lächerliche. Das Buch liest sich locker und leicht, obwohl man schon sehr aufmerksam sein sollte, damit einem in den langen und oft verschachtelten Nebensätzen nichts entgeht. Wer violette Batik-Halstücher Birkenstock-Sandalen und selbst getöpferte Kaffeetässchen liebt, und nicht über sich selbst lachen kann, der sollte dieses Buch besser nicht lesen, wer aber Satire und detailgetreue Milieuschilderungen liebt und den stolzen Preis von 12 Euro für 240 Seiten Taschenbuch nicht scheut, den könnte dieses Buch richtig gut unterhalten.