Doris Konradi - Fehlt denn jemand

  • Titel: Fehlt denn jemand
    Autorin: Doris Konradi
    Verlag: Tisch 7 Verlagsgesellschaft Köln
    Erschienen: März 2005
    Seitenzahl: 221
    ISBN-10: 3938476028
    ISBN-13: 978-3938476024
    Preis: 24.50 EUR


    Die Autorin:
    Doris Konradi wurde 1961 in Köln geboren. Sie studierte Volkswirtschaftslehre, Germanistik, Romanistik und Niederlandistik. Darüber hinaus absolvierte sie eine Ausbildung in Modernem Tanz und in Ausdruckstanz. Eine Drehbuchausbildung machte sie in Berlin, Köln und Düsseldorf. 2003 erhielt sie den „Bettina-von-Arnim-Preis“ für die Kurzgeschichte „Freunde von Lula“.


    Zum Inhalt:
    Auf einem Hausboot in Amsterdam wird Justin Vater. Als er unterwegs ist, um den Sohn anzumelden, wird ihm klar, dass er jahrelang vor seiner Geschichte geflohen ist. Eine Geschichte, die er zurückgelassen hat in Deutschland, bei seiner Schwester Juliane. Sie, die Theaterregisseurin, setzt sich direkt mit der Familie auseinander und dem Stillschweigen das über die Vergangenheit ihres einst geliebten Großvaters herrscht. Am Ende des langen Tages wird Julien eine Geschichte erzählt, die den Vorhang über der Wahrheit lüftet – jetzt steht ihm sein Leben offen.


    Meine Meinung:
    Es ist sicher keine schlechte oder uninteressante Geschichte, die Doris Konradi in diesem Buch erzählt, nur, die Autorin will ganz einfach zu viel. Sie versucht jedem ihrer Sätze eine tiefe Bedeutung zu geben, jeder Satz sollte sich wohl dem Leser unauslöschlich ins Gedächtnis „einbrennen“ – eine Unterfangen das leider aber schief geht. An manchen Stellen wären einfach Sätze sicher im Hinblick auf das Gesamtverständnis sinnvoller gewesen. Und so führt es dann dazu, dass mancher ihrer Sätze einfach zu klischeebeladen daher kommt. Wenn man mit Wörtern spielen will, dann sollte man dieses Spiel auch beherrschen. Doris Konradi beherrscht dieses Spiel nur bedingt. Die Stimmungen die sie auf die Buchseiten transportiert wirken an vielen Stellen nur aufgesetzt, da fehlt ganz einfach die Echtheit und reale Tiefe. Ihre handelnden Personen bleiben trotz aller Erklärungsversuche der Autorin irgendwie ein wenig blass. Als Leser baut man nur sehr schwer – wenn überhaupt – eine Beziehung zu ihnen auf. Ein durchwachsener Roman, der, wenn er nicht gelesen wird, unter Garantie keine „literarische Lücke“ hinterlässt. Ich glaube nicht, dass man sich den Namen dieser Autorin unter allen Umständen merken muss. Zuviel „mit-Schuld-beladen-Klischees“ drängen sich in dieser Geschichte, ohne dann aber zu einem echten Ganzen zusammen geführt zu werden. Die Geschichte wächst nicht, sie spult sich einfach nur ab. Dieses spezielle Thema der Schuldbeladenheit ist anderenorts weitaus besser beschrieben worden.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.