Farm der Tiere - George Orwell

  • OT: Animal Farm: A Fairy Story


    Kurzbeschreibung:
    Dem Roman liegt die Überzeugung zugrunde, daß alle Revolutionen letzten Endes nur eine Verschiebung im Kaleidoskop der Macht herbeiführen, daß die Grunstrukturder Gesellschaft aber immer die gleiche bleibe. Dieser Pessimismus zeigt, daß die Farm der Tiere mehr ist als nur eine Satire auf die kommunistische Revolution in Sowjetrußland. Die Satire zielt nicht nur auf den einmaligen historischen Tatbestand, sondern auf jede Revolution überhaupt, deren Ursachen und Antriebe, deren Versagen und endliche Verkehrung ins Gegenteil Orwell an einem animalischen Staatswesen demonstriert.



    Über den Autor:
    gibt es ausführliche Informationen bei wikipedia: George Orwell



    Meine Rezension:
    Die unterdrückten Tiere auf einer englischen Farm rebellieren gegen ihren Besitzer und übernehmen die Kontrolle über die Farm. Was als Traum von einer besseren Zukunft beginnt, entpuppt sich schon bald als Weg vom Regen in die Traufe, doch nicht wegen der Menschen, die immer wieder versuchen, die Farm der Tiere zu sabotieren. Nein, das Elend der Tiere wird durch die eigenen Reihen verursacht. Die Schweine, von den anderen Tieren und vor allem sich selbst, als intellektuell überlegen betrachtet, nehmen die Organisation der Rebellion in die Hand und merken schon bald, wie sie daraus persönlich Nutzen schlagen können. Während sich für die anderen Tiere nicht viel ändert, nur dass sie ihr Leben offiziell in Freiheit verbringen, in Wirklichkeit aber einfach anderen Herren dienen, werden die Schweine immer mehr zu den Unterdrücken und Tyrannen, die sie vormals zu bekämpfen suchten. Orwell beschreibt mit märchenhafter Leichtigkeit und bitterer Präzision, wie die Farm der Tiere Schritt für Schritt und Entscheidung für Entscheidung zu einem Paradebeispiel einer Diktatur wird, bei der es am Ende nur einige wenige Gewinner gibt. Ein Abbild der Entwicklung der Sowjetunion, beginnend mit dem Ende des letzten Zaren. Bis ins kleinste Detail können hier die einzelnen Figuren mit historischen Personen in Deckung gebracht werden, wobei die Beschreibungen der Charaktere ebenso wie die der Ereignisse unglaublich gut gelungen ist. Orwells Farm der Tiere ist nicht nur Spiegelbild, sondern auch Anklage eines Systems, das als Idee für die Menschen begann und in einer Gewaltherrschaft endete, die für unzählige Menschen Elend, Unterdrückung, Verfolgung und Tod bedeutete. Um die Entstehung dieses Systems zu erklären und zu verstehen, kann ich die Farm der Tiere jedem wärmstens ans Herz legen!


    Von mir 10 Punkte!


    P.S.: Höchst interessant ist und einige Aspekte, die ich übersehen habe, liefert auch der wikipedia-Artikel zu dem Buch (Farm der Tiere). Um sich das Lesevergnügen und die Freude an den eigenen Assoziationen nicht zu verderben, empfehle ich aber, den Artikel erst nach Beenden des Buches zu lesen :wave


    Leserunde

  • Sehr gute Rezension! Ich kann nur zustimmen. :-)
    Ich habe das Buch letztes Jahr gelesen und war auch schwer begeistert. '1984' ist zwar meiner Meinung nach besser, aber 'Animal Farm' ist auf jeden Fall auf der selben Qualitätsstufe. Und ich habe mich nach dem Buch so aufgeregt wie bei nur wenigen. :grin

    "Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der Natur geschenkt bekam, sondern sich aus dem eigenen Geist erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die größte." (Hermann Hesse)

  • Animal Farm
    George Orwell, 1945

    Meine Rezension bezieht sich auf die Ausgabe
    Penguin, 1951, ISBN 978-0140008388


    Ein wenig wird vermutlich jeder schon von "Animal Farm" gehört haben - dem Buch über die Revolution der Tiere, die sich gegen den Bauern Jones erheben und die Farm in Gemeinbesitz nehmen, damit kein Tier mehr dem Joch der Menschen ausgesetzt sein muss. Doch was das alte Schwein Old Major sich in seinen Alterswunschträumen ersehnt, wird immer mehr zu einer Parabel über die Unfähigkeit des Menschen, sich vom Egoismus zu trennen, zu einem tierischen Lehrgang über den Untergang des Kommunismus.


    Nicht umsonst hatte Orwell Probleme das Buch zu veröffentlichen, nicht umsonst ist sein Vor-, bzw. Nachwort nicht in jeder Ausgabe zu finden - in der, die ich gelesen habe auch nicht - zu frappierend (auch ich mit meinen rudimentären Geschichtskenntnissen habe ein paar der vielen Parallelen entdeckt) sind die Ähnlichkeiten zur Realität und die Kritik.


    Denn was schön beginnt, wird zu einer Tortur. Die Schweine, die intelligentesten Tiere, schwingen sich zu den neuen Herren auf, unterdrücken, werden menschengleich. Wer Macht hat, nutzt sie aus, kann einem dazu einfallen, oder die Erkenntnis, dass lobenswerte Ideen am Egoismus der Menschen scheitern. Willkür, Grausamkeit und die bestürzende Erkenntnis, wie unbeschreiblich dumm die anderen Tiere sind, dass sie nichts erkennen, ließen mich von Trauer zu Wut bis zur Nachdenklichkeit schwanken. Das Buch regt auf. Und die Geschichte ist, obwohl sie nett in Tierfiguren verpackt ist und der Rabe beständig von Sugarcandy Mountain redet, nicht harmlos und süß.


    Die Tiere selbst sind gekonnt charakterisiert, Orwell gelingt es immer, mit ein-zwei Sätzen ganze Bilder, Assoziationen, heraufzubeschwören, doch der Mensch in ihnen scheint immer durch. Zu sehr ist die Geschichte auf den Bezug auf den Kommunismus ausgerichtet. So sehr, dass der Bezug teilweise dominiert und aus der Geschichte ein Lehrstück, das über Mitgefühl mit den Tieren den Leser in die "richtige Richtung" stößt, macht und die Handlung in den Hintergrund tritt. Ich hätte mir manchmal mehr Geschichte gewünscht. Der deutende Zeigefinger ist aber immer da.


    Nur wohin zeigt er, außer weg vom zum Scheitern verdammten Kommunismus? Keine Ahnung, Alternativen gibt er nicht. Ist der vorherige Zustand erstrebenswert - als der betrunke Bauer vergaß, die Tiere zu füttern? Ist ein netter Herr(scher) für die Tiere die Lösung, einer, der ihnen Zuckerstückchen gibt? Wie kann es für die von Schwein und Mensch unterjochten Tiere weitergehen? Und was hieße das übertragen?


    Das Modell lässt sich angesichts der Übermacht der Menschen und dem kleinen Herrschertum nur begrenzt anwenden - zum Kritisieren eignet es sich allerdings hervorragend. Und in vielerlei Hinsicht tut Orwell das auch überzeugend und äußerst gelungen. Aber er bietet keine Alternativen, vielleicht ist das Ende deshalb so eine ausweglose Sackgasse.


    Außer dieser Kritik lässt mich das Buch viele interessante Überlegungen mitnehmen. Wie sehr beuten wir Tiere aus? Sollten wir nicht weniger anthropozentrisch auf die Welt blicken? Warum sind wir so egoistisch? Wie sieht es in der heutigen Politik/Wirtschaft/... aus?


    Und so überwiegen ganz klar die positiven Aspekte, das Buch hat mir viel zu denken gegeben.


    Fazit
    Animal Farm ist ein wichtiges Buch, das mich sehr aufgebracht hat, da es den menschlichen Egoismus und die menschliche Verkommeheit darstellt, und geschickt mit den Gefühlen des Lesers spielt. Auch wenn ich die Kritik und die Denkanreize anregend und meistens nachvollziehbar finde, ist es mir zu sehr auf die Kritik am Kommunismus ausgelegt, ohne Alternativen zu bieten.


    8/10 Punkten


    Edit: Verständniserschwerenden Fehler verbessert.

  • Ja, das ist ein typisches schulbuch, gabs bei uns auch - und den zeichentrickfilm noch dazu :lache


    ich fand ja den artikel da über Orwell interessant

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Ich kenne nur den Film und den fand ich sehr erschütternd und traurig.


    Ich weis nicht ob das Buch was für mich wäre, da ich sehr sensibel bin…
    Interessieren würde mich das Buch aber schon.

  • Ich habe das Buch in der neunten Klasse gelesen, als Schullektüre, im Bezug auf die Russische Revolution. Wir mussten den Tieren diversen historischen Personen zuordnen. Nur eine Frage habe ich: Welche Position ist die von Boxer? Ist er nun das simple Volk oder etwas anderes? Denn er ist ja auch sehr eng mit dem Esel Benjamin verbunden.

  • Novemberkind, das kannst du auf der Wikipedia-Seite nachlesen, die milla im Eingangsposting verlinkt hat.


    Ich habe gerade gesehen, dass es den alten Zeichentrickfilm endlich auf DVD gibt. Den muss ich mir unbedingt besorgen! Ich habe den Film ja viel zu früh geguckt, mit ca. 6 Jahren, und natürlich die Hintergründe nicht verstanden. Aber ich fand ihn so furchtbar traurig und gleichzeitig faszinierend, dass ich ihn damals gleich mehrmals hintereinander auf Video geschaut habe. Erst viel später, als wir den Film auch in der Schule schauten, verstand ich auch, was der Film eigentlich aussagen soll.


    Das Buch habe ich mir vor einigen Jahren gekauft und seitdem auch schon einige Male gelesen. Demnächst möchte ich mir auch noch die Originalfassung kaufen.

  • ich habe bisher nur den film gesehen und fand den schon sehr bewegend und gleichzeitig war ich uch fasziniert davon.
    ob ich auch das buch lesen werde, muss ich mit wohl noch einmal überlegen, ich fand die scene mit boxer im film schon so traurig :-(

  • Zitat

    Original von Novemberkind


    Ja, das ist der Prolog aus dem Gleichnaigen Musical "Rebecca"


    Gibts da ein Musical? :wow
    Bin ich wohl ganz vom anderen Stern?
    *kopfschüttelnd abgeht, und überlegt, wo sie sich das anschauen könnt*

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • @ MagnaMater
    Rebecca ist bis zum 30 nächsten Monats noch in Wien im Raimund Theater zu sehen.
    Offizielle Homepage des MUsicals Rebecca
    Da kannst du mal nachschauen


    2010 wird es am Broadway in NY zu sehen sein und Gerüchhte machen die Runde das es 2009 nach Berlin kommt (aber das ist noch sehr sehr Vage, zumindest nach meinem Infostand)

  • Wo bitte is Wien?!? Da komm ich ja vorher noch nach Prag! Und das erst am 5. Dezember :cry:wow


    Edit: erleichtert hörte ich, dass das titelllied auch das beste ist... :grin ich werde es überleben, es nicht gesehen zu haben...


    So, jetzt können wir wieder über Animal Farm reden... :chen


    Boxer war Trotzki, oder?

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Nicht ganz Boxer stand laut einer Schulanalyse in meiner Realschulkalsse (die ich mitbearbeitet hatte) für hartarbeitende Landbevölkerung, die Stalin (respektiv Napoleon) als uneingeschränken Herrscher ansahen und nicht hinterfragten
    Trotzki wird hier als Schneeball eingeführt, ein Schwein das Napoleon mit den "Spezialhunden" von der Farm vertreibt


    Off Topic:
    Ich mag das Musical sehr, mich reuts das ich nicht reingehen kann. Und Wien (Österreich allgemein) wäre ja ne Reise wert. Und sämtliche Lieder sind toll, und die Besetzung is ganz toll