Schon der Titel beinhaltet für Wilbur mehrere Unmöglichkeiten: Er hat kein Zuhause. Und schwimmen kann er nicht. Vielmehr hat er eine so tiefsitzende Angst vor Wasser, dass er selbst Heißgetränke ausschließlich über einen Trinkhalm zu sich nimmt, um die Kontrolle über die Flüssigkeit zu haben.
Wilbur ist ein klein gewachsener, körperlich schwacher, hochbegabter Junge, der einen schwierigen Start ins Leben hat. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, sein Vater verlässt ziellos und voller Verzweiflung das Spital und den kleinen Sohn, der in Heimen, bei Verwandten und in Pflegefamilien aufwachsen muss. Nachdem Wilburs Großmutter bei einem Unfall getötet wird, hat das Leben für den Jungen keinen Sinn mehr. Er lässt sich treiben, sucht nach Möglichkeiten, die den Schmerz erträglich machen, betäubt sich mit Kinofilmen und später mit Alkohol, lässt sich mehr als einmal auf den Grund sinken, den Grund eines tiefen Wassers oder auch den Grund von etwas, das ihn mit lichtloser Stille umfängt und Erlösung verspricht. Aber die Erlösung kommt nicht - entweder wird Wilbur aus dem Wasser gezogen oder er strampelt am Ende doch so sehr, dass er wieder auftaucht, nach Luft schnappt und sich an den nächsten Strohhalm klammert, der im Wasser treibt.
Sein Leben ist gesäumt von Menschen mit enttäuschten Erwartungen, falschen Entscheidungen, unerfüllten Wünschen, Einsamkeit, menschlicher Größe, Suchtproblemen, überschüssiger Liebe und von Bruce Willis, dessen Filme in Wilbur die Hoffnung wecken, dass man alle Gefahren überleben kann, wenn man es schafft, so zu sein wie John McClane. Und wenn man überleben will.
Man muss sich Zeit nehmen für dieses Buch, für die vielschichtigen Figuren, für Wilburs Suche nach Liebe. Und man wird belohnt mit einer Geschichte, in der die Hoffnung immer vorhanden ist, dass jeder schwimmen lernen kann.