Ich würde meine Meinung auch gerne noch anfügen:
Judith Lennox zeichnet mit diesem Buch die Lebens- und Liebesgeschichte von Isabel und Richard Finborough. Die beiden lernen sich im Jahre 1908 kennen und lieben. Sie heiraten schon sehr bald, obwohl sie nicht der gleichen gesellschaftlichen Schicht entstammen. Sie bekommen drei eigene und ein Pflegekind geschenkt und erleben mit ihrer Familie eine mal tragische, mal glückliche Zeit. Die Autorin lässt uns die Familie Finborough fast ein halbes Jahrhundert begleiten.
Der Roman ist das Portrait einer sympathischen, liebenswerten Familie, die mit einigen Ecken und Kanten versehen ist. Sie besteht aus Menschen mit starken Charakteren, die sich das Zusammenleben nicht einfach machen, obwohl sie einander eigentlich stark verbunden sind. Leider entwickelt sich diese Familiensaga an manchen Stellen (vor allem zu Anfang) meiner Meinung nach viel zu oberflächlich, so dass die Figuren keine Zeit haben, sich zu entfalten. Sie bleiben fad und fremd. Erst nach der Mitte des Buches hatte ich den Eindruck, dass die Figuren an Kontur gewinnen und dem Leser ans Herz wachsen können. Die Story insgesamt ist nicht rasant, sondern entwickelt sich eher gemächlich und langsam. Aber ich möchte nicht so weit gehen zu sagen, sie plätschert dahin, denn ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt. Ich habe immer mit der Familie mitfühlen können. Die Story und ihre Figuren haben auf mich letztendlich einen großen Charme ausgestrahlt.
Die Autorin bedient viele in solchen Gesellschaftsromanen gängige Klischees: Der Sohn, der nicht den ihm vorbestimmten Weg gehen möchte; die eigenwillige Tochter, die ebenfalls ihren eigenen Pfaden folgen will; der fast schon unbeugsame Vater, der seine Gefühle oft versteckt und nicht zuletzt die feinfühle Mutter. Judith Lennox schreibt ihren Figuren viele große Gefühle und Hoffnungen zu, aber auch sehr viele Enttäuschungen. Erst am Ende des Buches können die Protagonisten nach vielen Höhe und Tiefen und nach zwei durchlittenen Kriegen wieder glücklich sein.
Wie bei anderen Büchern zuvor, die vom Englischen ins Deutsche übersetzt wurden, ist mir nicht klar, wie der deutsche Buchtitel zustande gekommen ist. Der Originaltitel lautet „Before the storm“, was mir als Titel für dieses Buch angemessen und logisch erscheint. Den deutschen Titel „Das Haus in den Wolken“ kann ich mit dem Buch nicht richtig in Verbindung bringen.
Trotzdem: Ich habe ein Buch gelesen, das ich guten Gewissens nur empfehlen kann.