Julia ist sechzehn und zur Zeit mit ihrem Leben gar nicht zufrieden. Ihre Mutter hat nur Arbeit im Kopf, die beste Freundin Clara nur ihren Freund. Letzteres führt zum Kern von Julias Problem. In ihrer Klasse sind alle verliebt, nur Julia nicht! Schon gar nicht in Jacob, der sich hartnäckig an sie hängt.
Eines Morgens, noch vor der Schule, muß Julia mit Schrecken feststellen, daß sie ihren Geldbeutel vergessen hat. Im letzten Moment hilft ihr jemand aus, zu Überraschung ist es der neue Deutschlehrer. Julia sieht in zum erstenmal richtig. Wie jung er noch ist! Auf einmal freut sie sich besonders auf die Deutschstunde.
Die Stunde wird wunderbar, ihre Gedichtinterpretation bekommt Lob von der ganzen Klasse. Und vom Deutschlehrer. Kurz darauf lädt er Julia zum Kaffee ein. Sie ist hingerissen. Dann aber scheint er die Einladung völlig vergessen zu haben. Julia kreisen mehr und mehr um ihren Lehrer. Schnell ist aus der Schwärmerei Verliebtheit geworden.
Das geht aber nicht nur ihr so, auch der Lehrer reagiert auf Julia. Sie ist selig. Mahnungen aus dem Freundeskreis schlägt sie in den Wind. Aber natürlich kann das nicht gutgehen und es gibt ein dickes Ende mit Tränen.
Ein interessantes Thema, immer aktuell, aber hier von Brigitte Blobel ein wenig zu leichtfüßig dargeboten. Es ist routiniert geschrieben, hat aber nirgends die Tiefe, die das Thema verlangt. Das Problem wurde zum Lesefutter verarbeitet.
Beim Lesen kamen mir hin und wieder Bedenken bei den Beschreibungen der Interaktion zwischen Stefan, dem Lehrer, und Julia. Die ‚Verlockung’ geht recht deutlich von ihm aus, und zwar über körperliche Berührungen. Da mal die Hand auf die Schulter gelegt, dort mal mit den Fingerspitzen über Julias Haar gefahren oder sogar eine Strähne zurückgestrichen. Da Blobel ihre Protagonistin als ein in Liebensdingen völlig unerfahrenes Mädchen aufgebaut hat, gerät der Lehrer, ein erwachsener Mann Ende zwanzig, in ein zweifelhaftes Licht.
Überhaupt nicht gut gelöst fand ich die Frage, warum die ‚Liebesgeschichte’ denn nun schief geht. Kurz bevor es wirklich zur Sache geht, platzt die Vermieterin ins Zimmer. Abgesehen davon, daß dieser ‚Zufall’ wenig glaubwürdig ist, wird sie als äußerst unsympathisch dargestellt. Stefan seinerseits hat auf einmal Angst vor Klatsch und einem Knick in der Laufbahn.
Die Signale sind alles andere als klar.
Konnte Julias erste große Liebe denn nur deshalb nicht zum glücklichen Ende kommen, weil die Nachbarin hereinplatzte? Oder weil Stefan ein eher schwacher Charakter ist, also der ‚falsche’ Kandidat? Da fällt kein Wort über die Verantwortung eines Lehrers oder wenigstens über das problematische Gefälle zwischen einem Lebensalter von achtundzwanzig und einem von sechzehn. Eher thematisiert wird erstaunlicherweise das übliche ‚Liebe kommt, Liebe geht’, am Beispiel von Clara.
Was bleibt ist das Gefühl, daß den sehr jungen Leserinnen - die Zielgruppe ist etwas bei Zwölfjährigen anzusetzen - vermittelt werden soll: schwärmt für den Lehrer, aber verliebt euch nicht, weil das nur euer Herz bricht. Das sagt ja schon der Titel.
Und das ist ein bißchen zu wenig Aussage zu diesem Problem.
Das Buch erschien erstmals 1991 in der Reihe ‚Gefühlssachen’, 1999 wurde es neu aufgelegt. Es ist ein schön gemachtes, gebundenes Schneiderbuch, in der bewährten Qualität. Es gibt keine Kapitel, die einzelnen Abschnitte sind durch einen kleinen Schmetterling mit weitausgebreiteten Flügeln gekennzeichnet.
Hübsch, aber ein wenig flatterhaft.