Ein Rest von Schuld - Ian Rankin

  • 17. Band der John Rebus Reihe
    [Serienübersicht]


    OT:Exit Music


    Kurzbeschreibung:


    Time to say Goodbye: der letzte Fall für Detective John Rebus
    Die letzte Arbeitswoche von John Rebus vor seiner Pensionierung ist angebrochen, als ein mysteriöser Todesfall noch einmal seinen ganzen Einsatz fordert: Der russische Lyriker und Dissident Alexander Todorow wird erschlagen in einer dunklen Gasse von Edinburgh aufgefunden, und alles deutet auf einen Raubüberfall mit tödlichem Ausgang hin. Doch als Rebus und seine Kollegin Siobhan Clarke erfahren, dass sich im Moment eine Delegation von Russen in der Stadt aufhält, werden sie hellhörig. Es handelt sich um Investoren, die Kontakt zu schottischen Politikern und Unternehmern suchen. Und allen scheint viel daran gelegen, Todorows Tod ohne großes Aufheben zu den Akten zu legen. Rebus lässt sich dadurch aber nicht beirren und geht noch der kleinsten Spur nach, um einen Zusammenhang zwischen Todorow und den russischen Geschäftsleuten zu finden. Da geschieht ein zweiter Mord - und Rebus sieht sich in seinen Ahnungen bestätigt ...


    Über den Autor:


    Ian Rankin, geboren 1960, ist Großbritanniens führender Krimiautor, und seine Romane sind aus den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Ian Rankin wurde unter anderem mit dem Gold Dagger für "Das Souvenir des Mörders", dem Edgar Allan Poe Award für "Tore der Finsternis" und dem Deutschen Krimipreis für "Die Kinder des Todes" ausgezeichnet. "So soll er sterben" und "Im Namen der Toten" erhielten jeweils als bester Spannungsroman des Jahres den renommierten British Book Award. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Edinburgh.


    Linktipp: www.ian-rankin.de mit Leseproben zu allen Büchern etc.


    Eigene Meinung:


    Das war es also das große Finale der John Rebus Reihe. 10 Tage noch bis John Rebus in Pension gehen wird. 10 Tage noch, in denen Rebus gemeinsam mit Siobhan Clarke, an den ungelösten Fällen seiner Laufbahn als Polizeibeamter tüfteln können. Ganz oben steht dabei natürlich die Feindschaft mit dem Chef der Unterwelt Edinburghs: Big Ger Cafferty. Doch bevor man erfahren wird, welche Wege Rebus dafür zu beschreiten bereit ist, ereignet sich ein Mord. Ein bekannter russischer Dichter und Kritiker der politischen Führung seines Heimatlandes, wird in Edinburgh ermordet. Wenige Tage später wird der Fall rund um den Litwinenko, der in London vergiftet werden wird, durch die Medien gehen. Zugleich befindet sich eine finanzkräftige Wirtschaftsdelegation aus Moskau in Edinburgh.


    Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut und meine Erwartungen wurden teils übertroffen, teils aber auch leicht enttäuscht. Diesmal erscheint mir der Krimifall etwas an der Oberfläche dahin zu schrammen, zumindest für Rankinsche Verhältnisse. Die Möglichkeiten, die sich aus der Konstellation des Falles ergeben würden, werden mE nur zu einem geringem Teil ausgeschöpft. Da habe ich lange gewartet, wann endlich etwas mehr Hintergrund dazu kommt, aber es kam nicht die gewohnte Dichte und Tiefe eines Rebus Romans.


    Aber, im angekündigten Finale liegt das Hauptinteresse natürlich auf der großen Storyline. Rebus gegen Cafferty. Und hier beginnt Rankin wieder zu glänzen. Einfallsreich, unerwartet, mit interessanten neuen Wendungen, schafft es Rankin daraus keinen plumpen Showdown zu schreiben, sondern die Geschichte weiterzuführen, und dabei auch wieder die Figur des John Rebus in neuen Situationen mit aufschlußreichen Facetten zu zeigen.
    Und mit dem letzten Wort stellt sich natürlich sofort die nächste Frage, wird es wirklich der letzte bleiben? Ich hoffe, die Zeichen richtig gedeutet zu haben und einige Hinweise auf mögliche künftige Betätigungen Rebus gefunden zu haben. Meine Hoffnung ist groß, dass wir hier nur einen vorläufigen Höhepunkt einer grandiosen Reihe zu lesen bekommen haben, der Zähler bei 17 aber nicht stehen bleiben wird.


    Die Pensionierung von John Rebus bietet jedenfalls eine Gelegenheit, auf die Serie zurückzublicken. Sehr eindrucksvoll zeigt sich hier, wie Rankin konstant auf hohem Niveau seine Figuren entwickelt, eine eigene Welt um seine Hauptfiguren entwickelt und dabei auch immer wieder aktuelle Themen einfließen lässt. Für mich mit Abstand die beste Krimiserie, die ich bisher gelesen habe.
    Zum Schluß noch ein Hinweis zur Reihenfolge: Man sollte sie wirklich einhalten, man verdirbt sich ansonsten selbst viel.


    Auch wenn noch kein neuer Rebus in Sicht ist, die nächsten Rankins lassen nicht lange auf sich warten. Im Jänner wird das nächste Buch als TB erscheinen, das in GB unter dem Pseudonym Jack Harvey veröffentlicht wurde und das neuste Buch „Doors Open“ wird bereits im März als Hardcover in deutscher Übersetzung erscheinen.


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  • Ein Abschluß? Inspector Rebus geht in Pension und am Ende des Buches finden wir die Leseprobe für seinen literarischen Nachfolger Fox. Rebus hat also noch 10 Tage bis zur von allen Polizeioberen in Edinburgh bejubelten Pensionierung. Der unangepasste, disziplinlose, aber leider doch recht erfolgreiche DI gibt seine Marke ab und macht keine Probleme mehr. Ich bin kein Edinburgher Polizeiobererer, ich bedauere diese Verabschiedung in den Ruhestand. 10 Tage zählt das Buch herunter und nicht unerwartet gibt es einen tiefen Einblick in die politische und wirtschaftliche Situation des modernen Schottland. Russische Industriemagnaten wollen investieren und könnten irritiert werden durch Mordermittlungen in ihrem Umfeld als ein russischer Dichter und Dissident brutal totgeschlagen wird. Am liebsten als ungeklärten Raubmord zu den Akten legen, keinen Staub aufwirbeln ist Devise der Chefs und der Politiker und Bankiers, die alles versuchen Rebus Ermittlungen im Umfeld von Bank und Parlament zu behindern. Wie immer findet Rankin ein furioses Ende für seinen Fall. Eine wesentliche Rolle spielt auch der ewige Kampf gegen Big Ger Rafferty, der mit den Russen kungelt und Rebus größter ungelöster Fall ist, verbissen und vergebens versucht er Big Ger für den Rest dessen Lebens hinter Gitter zu bringen, Allerdings: Hier lässt Rankin den Leser hoffen, das Buch endet mit einem Cliffhanger- vielleicht hören wir eines Tages wieder etwas von John Rebus und Big Ger. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • Ein rundum gelungener Abschluss fuer Rankins Serienheld (oder doch eher Antiheld?) Rebus. Diesen Band bekam ich erst kuerzlich von einem Schotten in die Hand gedrueckt, dessen Bruder beim CID ist und die Darstellung der Polizeiarbeit fuer recht realistisch haelt. Sieht man ja nun nicht immer und ist fuer mich als nicht-schottische Leserin ja nicht so einfach zu beurteilen.


    Fuer mich ist eigentlich gerade diese Mischung aus Kriminalfall und persoenliche Hintergrundgeschichte der Protagonisten sehr lesenswert. Und so oberflaechlich wie angemerkt ist der Kriminalfall hier gar nicht geworden.


    Ian Rankin legt seine Geschichte mit Absicht in Echtzeit, wir wissen also genau welches Jahr hier gemeint ist, welche weltgschichtlichen Ereignisse stattfinden und den Fall vielleicht beeinflussen koennen - oder vielleicht auch doch nicht?!? Ich selber lese den Roman nun ein paar Jahre spaeter und hab nun zusaetzlich noch etwas mehr Einsicht ueber die Weiterentwicklung der wirtschafts-politischen Lage. Und gerade die schottischen Banken haben da ja einiges ins Rollen gebracht. Der Bankrott der Bank of Scotland hat weite Kreise gezogen ...


    Diese Kombination von sehr persoenlicher Charakterentwicklung und weltweitem Tagesgeschehen ist Rankin in diesem Band besonders gut gelungen.


    Ein kleiner Cliffhanger bleibt am Schluss. Doch ob Rebus wirklich wieder in Action treten wird, bleibt noch offener. Eigentlich zweifel ich dran.


    Rankin hat mit Malcom Fox einen neuen Protagonisten geschaffen, der ebenfalls in Edingburgh aktiert, aber doch einen gaanz anderen Charakter hat als Rebus. Den ersten Band aus dieser neuen Serie hab ich so halb durch und finde, dass hier durchaus etwas neues und ebenfalls spannendens am Entstehen ist. Rebus wird dadurch doch etwas weniger schmerzlich vermisst.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Ich moechte noch anmerken, dass ich den Titel im englischen Original gelesen hab. Das ist auch nicht sonderlich schwierig. Viel "schottisch" kommt da naemlich gar nicht vor, so dass man da auch nicht ueber zu viele unbekannte Vokabeln stolpert. Allerdings ist es mir schon fast zu wenig. Ich mag naemlich durchaus den schottischen Dialekt und gerade bei einem Krimi, der sich auch um das Thema der schottischen Unabhaengigkeit dreht, haette ein wenig mehr davon gut gepasst. Da war ich in der Hinsicht doch ein bischen enttaeuscht.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • in welcher reihenfolge sind die rebus-krimis erschienen? ich hatte nämlich das pech ein aktuelleres zu lesen und da ich die vorgeschichte von rebus nicht kannte, bin ich doch etwas verwirrt gewesen ?(