'Der Himmel aus Bronze' - Seiten 364 - Ende

  • Leute, ist es denn so schwer auch mal ne andere, kontroverse Meinung gelten zu lassen?
    Mir kommt der letzte Abschnitt konstruiert vor. Kuras tauchte auf, war ziemlich undurchschaubar und jetzt, ohne dass ich ihn wirklich kennengelernt habe, ist er weg. Mir kommt dieser Tod sinnlos vor. Weshalb das so ist hab ich schon erkärt.

    Zitat

    Was war der Plan, wenn Kuras überlebt hätte? Das würde mich als Leser nu doch interessieren. So habe ich das Gefühl es hat überhaupt keinen Plan gegeben und Nohm ist nur wieder aufgetaucht um ein Alibi für Kuras Tod abzugeben.



    Zitat

    Nicht nur, dass der Verlauf der Schriftstellerin überlassen werden sollte (sonst heißt: es bitte selber schreiben!) nein es sollte eigentlich auch nicht erwartet werden, dass der Verlauf jedermanns Wünschen entspricht.


    :write Das kann ich so unterschreiben. Meinen Wünschen entspricht er halt nicht. Was ist daran so schwer zu akzeptieren?


    Und was soll denn die Aufforderung, wenn mir etwas nicht gefällt, dann soll ich es besser machen?
    Ich bin Leser, nicht Schriftsteller, und als solcher habe ich eine Meinung zum gelesenen Text. Die muss ich doch auch äußern dürfen zumal in einer Leserunde bei der man sich über den gelesenen Text austauscht.
    Wieder, wie auch schon im ersten Abschnitt, habe ich den Eindruck, dass man, wenn man nicht der mainstreamigen Meinung folgt, besser den Mund hält.
    Was oder wen habe ich denn mit meiner Äußerung beleidigt? Wenn Viola sich hier aufregen würde, dann könnte ich das noch verstehen, denn immerhin ist sie betroffen, aber weshalb ihr mich angreift, das versteh ich nicht.

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  • Zitat

    Original von ratta:
    Wieder, wie auch schon im ersten Abschnitt, habe ich den Eindruck, dass man, wenn man nicht der mainstreamigen Meinung folgt, besser den Mund hält.


    Mir hat das Ende auch nicht gefallen und das habe ich auch im Rahmen der Leserunde recht deutlich gesagt- bislang hatte ich jedoch nicht das Gefühl, daß solche Meinungsäußerungen nicht erwünscht wären. Eher im Gegenteil: davon lebt doch eine Diskussion.


    Ich kann deiner Argumentation nicht ganz folgen, empfinde das Ende zwar als unbefriedigend, würde aber nicht so weit gehen und es konstruiert nennen- da ich ja keinerlei Einblick in den weiteren Handlungsverlauf habe. Vielleicht zeigt sich ja bereits im nächsten Band, daß das gewählte Ende genau das richtige war?
    Meine Frage (auf die du im übrigen nicht geantwortet hast), wie deiner Meinung nach ein "richtigeres Ende" aussehen sollte, bezog sich alleine darauf, deinen Standpunkt besser zu verstehen.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Obwohl ich das Ende sehr mochte und das ganze Buch aus einem Guss empfunden und genossen habe, gebe ich Dir voellig Recht, ratta.
    Man muss nicht ein besseres Buch schreiben, ehe man ein Buch kritisieren kann.
    Ich muss auch keine elektrischen Leitungen legen koennen (kann ich nicht), um mit der Arbeit meines Elektrikers unzufrieden zu sein.
    Und ich muss kein Architekt sein, um die bloede Gurke, die bei uns rumsteht, doof zu finden.


    Die Entscheidung ueber Handlungsverlauf eines Romans ist selbstverstaendlich dem Schriftsteller ueberlassen - die Entscheidung ueber Gefallen und Nichtgefallen dem Leser.


    Ich denke, ein Schriftsteller, der keinen waessrigen, sondern einen entschiedenen Roman schreiben will, wird immer in Kauf nehmen, dass er mit dem, was den einen Leser begeistert, weil er es nachvollziehen oder hinnehmen oder sich erkaempfen kann, den anderen Leser vergraetzt, weil es ihm trotz Bemuehen fremd bleibt.


    Mich interessiert, warum Dir das Ende konstruiert vorkam. Kannst Du das eventuell praezisieren? Und meinst Du konkret "unglaubhaft" mit "konstruiert"?


    Ich habe uebrigens auch einen "Kritikpunkt" und das sind die Namen. Sie haben mich ganz wuschig gemacht. Ich hab sie untereinander geschrieben, zerstueckelt, geknetet - ich komme hinter kein System, nachdem sie gebildet worden sind, ich entdecke die etymologischen Bindeglieder nicht, an denen sie zusammengehoeren, und das hat mir den Spass an ihnen verdorben.


    An den Namen. NICHT am Buch.


    Mit der Leserunde hatte ich - bitte nicht boese sein - etwas Schwierigkeiten, weil ich die Enttaeuschung der Autorin darueber verstehen konnte, dass ueber die anderen Personen so wenig und kaum tiefer schuerfend gesprochen durfte. Aber ich konnte daran auch nichts aendern, fuer mich ist das ein spezielles und persoenliches Problem einer Ich-Form in einem Roman, den ich sehr stark als Entwicklungsroman erlebe (mir ging es mit "Das Herz des Koenigs" ganz genauso). Mein Fokus richtet sich hier so stark auf die erzaehlende Figur, dass die anderen alle nur schwach, verschwommen oder durch Fernsicht eindimensional sichtbar bleiben. Mich stoert das kein bisschen. Es ist eine spezielle Eigenheit dieser Form von Erzaehlung, die mir angemessen und schoen erscheint. Die mir aber den Zugang zu den uebrigen Figuren ein wenig versperrt.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Mit der Leserunde hatte ich - bitte nicht boese sein - etwas Schwierigkeiten, weil ich die Enttaeuschung der Autorin darueber verstehen konnte, dass ueber die anderen Personen so wenig und kaum tiefer schuerfend gesprochen durfte. Aber ich konnte daran auch nichts aendern, fuer mich ist das ein spezielles und persoenliches Problem einer Ich-Form in einem Roman, den ich sehr stark als Entwicklungsroman erlebe (mir ging es mit "Das Herz des Koenigs" ganz genauso). Mein Fokus richtet sich hier so stark auf die erzaehlende Figur, dass die anderen alle nur schwach, verschwommen oder durch Fernsicht eindimensional sichtbar bleiben. Mich stoert das kein bisschen. Es ist eine spezielle Eigenheit dieser Form von Erzaehlung, die mir angemessen und schoen erscheint. Die mir aber den Zugang zu den uebrigen Figuren ein wenig versperrt.


    Danke Charlie, Du hast Das in Worte gefasst, was mir durch den Kopf ging, ich hier aber nicht "zu Papier" bringen konnte.


    Mein Fokus lag zu 90 % auf Hayso, weil er einfach die polarisierende Figur war in diesem ersten Teil. Vielleicht habe ich die anderen Figuren auch nicht heran gelassen, weil durch die Prophezeiung irgendwann klar war, dass sie die Geschichte wieder verlassen werden.


    Mir kam das Ende zwar nicht konstruiert vor, aber es hat mich irgendwie hängend zurück gelassen, auch nach vielen Tagen des Nachdenkens noch. Ich hatte Hayso lieb gewonnen, ich war froh, dass er sich so positiv entwickelt hat und dann war ich einfach nur traurig, dass er sich so hat einwickeln lassen von einer Figur, die uns während des Buches als schrecklich, angsteinflößend und fürchterlich suggeriert wurde. Ich nehme an, dass all diese Attribute auf Hayso den Meister auch zutreffen, er dies aber hinter einer Fassade aus falscher Freundlichkeit verbirgt. Nun sitze ich hier und muss ein Jahr warten bis ich herausfinden kann, was es mit dieser Figur wirklich auf sich hat und das ist etwas, was ich nicht mag. Für ein Ende dieser Art bin ich einfach zu ungeduldig.


    Nach wie vor hat mir die Geschichte wirklich gut gefallen, sowohl die Schauplätze als auch das naturverbunden mystische einer Zeit, über die wir so wenig wissen. Ich freue mich auch wirklich auf den nächsten Teil, das möchte ich hier noch mal zum Ausdruck bringen.

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Meine Frage (auf die du im übrigen nicht geantwortet hast), wie deiner Meinung nach ein "richtigeres Ende" aussehen sollte, bezog sich alleine darauf, deinen Standpunkt besser zu verstehen.


    Was soll ich denn darauf antworten, wie gesagt, ich bin kein Schreiber, ich kann es nur allgemein formulieren und das tu ich anscheinend so ungenau, dass ich ständig missverstanden werde. :-(


    Ich bin schon gar nicht sicher ob wir über dieselbe Definiton von "Ende" sprechen. Wie das Buch endet, Nichtsnutz-Hayso bei Meister-Hayso als Schüler, das stört mich gar nicht. Meine Kritk bezieht sich vor allem auf den schnellen Abgang von Kuras. Eine so mysteriöse Gestalt aufzubauen und sie dann sang- und klanglos verschwinden zu lassen, auch wenn es ein Abgang mit Pauken und Trompeten war, finde ich unbefriedigend. Vielleicht meinen wir sogar fast dasselbe wenn du unbefriedigend schreibst und ich konstruiert bzw. "hingebogen" denn was ich anprangere ist, dass eigentlich allen Personen die Tiefe fehlt. Und gerade im Fall von Kuras, den ich jetzt nicht mehr kennenlernen kann, stört mich das besonders.
    Wyschto ist zwar auch nicht mehr da, aber er war von vorneherien keine so zentrale Gestalt und es umgaben ihn auch keine Rätsel, alles Merkmale die auf Kuras zutreffen.


    Mit konstruiert meine ich, dass eine Perspektive, eine Erzählstrang eingeführt wurde, nämlich Kuras, der dann völlig unvermittelt und unerwartet wieder geschlossen wird ohne ihn zu Beenden. Da habe ich zu sehr das Gefühl dem Autor fiel nichts anderes ein um seine Geschichte dahin zu bringen wo er sie hinhaben will. Nichts rundes, stimmiges.
    Sorry, ich kannes einfach nicht besser ausdrücken ich saß da und dachte: Was zur Hölle sollte den das jetzt?



    Zitat

    Original von charlie [...] dass die anderen [außer Hayso] alle nur schwach, verschwommen oder durch Fernsicht eindimensional sichtbar bleiben.


    Das trift meinen Eindruck wahrscheinlich noch am ehesten.


    Ich bin BTW sehr gespannt, was Paradise Lost zum Ende sagen wird, denn eben habe ich ihren Kommentar zu den Seiten 182-267 gelesen in denen sie schreibt, dass ihr Kuras ans Herz gewachsen ist, sie ihm inzwischen vertraut usw.
    Das ist im Prinzip genau das was ich auch gedacht habe und dann : Patsch. Tot.

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  • ratta :


    Danke für deine Antwort. Jetzt kann ich besser nachvollziehen, was du gemeint hattest.
    Und muß dir in einigen Punkten sogar recht geben :grin


    Zitat

    Original von ratta:
    Nichtsnutz-Hayso bei Meister-Hayso als Schüler, das stört mich gar nicht. Meine Kritk bezieht sich vor allem auf den schnellen Abgang von Kuras. Eine so mysteriöse Gestalt aufzubauen und sie dann sang- und klanglos verschwinden zu lassen, auch wenn es ein Abgang mit Pauken und Trompeten war, finde ich unbefriedigend.


    Mich hat tatsächlich v.a. der allzu schnelle Meinungswechsel von Hayso am Schluß geärgert- so ganz ohne Zweifeln, Hadern und sonstiges. Aber vielleicht wird ja im nächsten Teil aufgedeckt, daß Meister-Hayso ein Meister der Gehirnwäsche und Manipulation ist? :lache
    Was die Sache mit Kuras angeht- :write, allerdings empfand ich das nicht so stark, weil es mir ähnlich ging wie Bouquineur:


    Zitat

    Original von Bouquineur:
    Vielleicht habe ich die anderen Figuren auch nicht heran gelassen, weil durch die Prophezeiung irgendwann klar war, dass sie die Geschichte wieder verlassen werden.



    Auf jeden Fall nochmals danke, daß du dir die Mühe gemacht hast nochmal ausführlicher deinen Gedankengang zu erklären.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
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  • Ich möchte noch mal eine Lanze dafür brechen, nicht so sehr absolut mit den Wendungen eines ersten Teils umzugehen. Vielleicht laufen ja einige Ströme weiter fort. Vielleicht erschließen sich Sinnverknüpfungen ja im Laufe der Geschichte. Vielleicht ist Kuras ja nicht bedeutungslos geworden, nur weil er tot ist. Im wirklichen Leben verlieren doch so einflussreiche Menschen auch nicht ihre Geschichte und Wirkung, wenn sie sterben.
    Eure Leseemotion ist natürlich eine absolute, aber ich finde es immer wichtiger, Fragen anzuregen, als Antworten zu geben.
    Sicherlich wollte ich kein "sattes" Ende schreiben, nachdem man hätte sagen können: So jetzt weiß ich alles.
    Und Hayso, am Ende des ersten Bandes, trifft vor allem eine Entscheidung, zu lernen - ich würde mir nicht ganz so sicher sein mit Gehrinwäsche etc.
    Aber in diesem Buch geht es sehr viel um Information - wer hat welche vor wem?
    Und Hayso stellt in Na'ntukai fest, dass er eigentlich auf sehr wenig sein neues Leben aufgebaut hat. Das rechtfertigt m.E. eine gewisse Verwirrung.
    Aber wie gesagt, ich finde es schwer, aus meiner Sicht und Kenntnis des weiteren Geschichtenverlaufs zu diskutieren, namentlich, wenn es sich um so absolute Ansagen handelt.


    Viola Alvarez

  • Zitat

    Original von ratta
    Ich bin BTW sehr gespannt, was Paradise Lost zum Ende sagen wird, denn eben habe ich ihren Kommentar zu den Seiten 182-267 gelesen in denen sie schreibt, dass ihr Kuras ans Herz gewachsen ist, sie ihm inzwischen vertraut usw.


    Wenn ich ganz ehrlich bin, in dem Moment als es hieß, die Hälfte vom Schwertarm ist weg und die Sehnen durchtrennt, wo also für mich zweifelsfrei feststand er würde sterben oder sich nötigenfalls selbst umbringen, war ich erst mal entsetzt. :cry Für mich hatte sich Kuras zur interessantesten Figur dieses ersten Bandes entwickelt und ich hatte eigentlich auch mit seinem Auftauchen in den nächsten Bänden gerechnet. Ich empfinde seinen "Handlungsstrang" allerdings nicht als abgeschlossen! Es gab einfach zu viele Andeutungen und Rätsel, als dass man das so stehen lassen könnte. Ich bin überzeugt, wir erfahren im nächsten Band, vielleicht auch im übernächsten, aus anderen Quellen (Vyna, Omnaktar, Badhi?) mehr über ihn und sein Leben. Also: Überrascht und traurig? Ganz klar ja! Enttäuscht? Nein. Eher gespannt, was noch draus wird.


    Was mir ebenfalls heftige Gefühlswallungen entlockt hat, war Haysos plötzliches Unvermögen, den Dunklen Meister zu verabscheuen, sondern ihm im Gegenteil gefallen zu wollen. Ich denke das Problem war die Plötzlichkeit. Hätte sich das über einen längeren Zeitraum erstreckt wäre es nicht so ein krasser Bruch gewesen. Ich hatte ja allein schon wegen des Versprechens, das Zun'Er ihm geben musste mit so etwas gerechnet. Aber er hat gerade erst mitbekommen was mit diesem Opferfest und den "Vorgängen" dort war, er hat gerade Kuras sterben sehen auf Befehl dieses "Dreckskerls" und plötzlich denkt er: "Och... so übel ist er ja gar nicht"???!!! Wäre das einfach so der Fall, würde ich es auch für unglaubhaft halten. Ich verstehe, dass Hayso körperlich als auch seelisch erschöpft ist, nicht weiß wie es jetzt weitergehen soll und sich danach sehnt die Verantwortung abzugeben, trotzdem muss da doch noch was dahinterstecken. Er wird mit Badhis Liebreiz bombadiert und (was ich für den Hauptgrund halte) er hat Grawyschtys Amulett nicht mehr! Was immer darin war, sollte ihn doch schließlich vor Zaubern und Verwünschungen bewahren. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er ohne jede „Fremdeinwirkung“ plötzlich an den Worten und Taten der Menschen zweifeln sollte, die ihn als erste in seinem Leben freundlich behandelt haben und stattdessen einem Mörder Glauben schenkt, den er gerade erst kennengelernt hat. Die Auflösung dieses Rätels nagt im Moment wohl am stärksten an mir. Die Entdeckung des "Himmels aus Bronze" scheint fast schon nebensächlich, angesichts der anderen Ereignisse.


    Dass Hayso sich entschieden hat zu lernen kritisiere ich nicht, das ist vermutlich das klügste was er jetzt tun kann. Wie er sagt, muss er lernen sich selbst ein Bild zu machen, anstatt das zu glauben was andere ihm vorkauen. Solange er auf der Hut bleibt und sich nicht von Dunkel-Hayso einwickeln lässt (was ja leider schon begonnen zu haben scheint) könnte es wirklich nützlich für ihn sein. Dunkel-Hayso lebt ja offenbar nach der Devise "Wissen ist Macht" (da haben wir sie wieder). Sein erklärtes Ziel scheint es zu sein, möglichst viel Wissen zu sammeln und in Wydlu'n zu konzentrieren. In dieser Hinsicht erinnert mich sein Himmelsturm an den Turm zu Babel. Wie viel wird er sich anmaßen und wie tief wird er mit seinem Turm fallen?


    Wie geht es wohl mit Nohm weiter? Was ist mit ihm geschehen, nachdem er und Hayso die Plätze getauscht haben und was hatte Kuras eigentlich vor? Wollte er einfach nur wiederum den Opferplatz von Hayso einnehmen oder hat etwas anderes zu dem Aufruhr geführt?
    Ein weiterer interessanter neuer Charakter ist Jastai, auch von ihm habe ich das Gefühl, werden wir im nächsten Band noch mehr lesen.


    Eine ganz starke Szene fand ich, als Hayso begriffen hat, dass er, indem er Nohm befreien will, einen anderen Menschen zum Tode verurteilen muss. Und er war nicht bereit irgendwen zu opfern, nicht einmal einen der Soldaten. Er hat begonnen zu begreifen, dass hinter Begriffen wie „Sklave“ oder „Soldat“ Menschen stehen die nicht einfach nur gut oder böse sind sondern viele unterschiedliche Facetten und Hintergründe haben.


    Die Beschreibung der Menschenmenge vor dem Opferritual hat mir eine Gänsehaut über den Rücken gejagt. Diese Art von Masseneuphorie/-hysterie ist wirklich unheimlich und zugleich faszinierend. Selbst für Hayso, der doch weiß was sich da anbahnt, ist es schwer sich dem zu entziehen. Da fragt man sich doch, ob der Mensch in seinem tiefsten Inneren nicht noch ein Herdentier ist, das sich nach Leitung sehnt und bei entsprechend entfachter Begeisterung auch gerne brav zur Schlachtbank führen lässt. Beispiele gibt es in der Weltgeschichte ja leider mehr als genug.


    Der Epilog ist ein ganz böser Cliffhanger! Wer sind die beiden Männer? Kennen wir sie schon aus der bisherigen Geschichte oder sind es völlig Fremde? Die Weissagung kann ja so ziemlich alles bedeuten, da zeigt sich wie geschickt die gleiche Namenswahl war, ich bin gespannt ob dahinter vielleicht auch noch eine tiefere Bedeutung steckt.
    Soviel scheint mir nach der Prophezeiung der Wema klar (wenn sie die Männer nicht angelogen hat):
    - Wydlu'n wird fallen, somit wohl auch der Priesterkönig. Scheinbar müssen sowohl er als auch unser Hayso fliehen.
    - Auch Zun'Er wird sterben. „Der Blinde wird ins Erdreich ziehen“ ;_;


    Dieses Buch war eine unterhaltsame und interessante Lektüre. Ich konnte aber wenn ich ehrlich bin das „Fantasy“-Gefühl beim Lesen nie ganz abschütteln. Damit meine ich aber nicht, dass Teile davon zu abgehoben oder unwirklich waren. Es ging mehr um den Aufbau. Die Reise, die Gefährten, das langsame Reifen des Helden. Viola hat ja schon mal erwähnt, dass die meisten Geschichten auf den gleichen Elementen basieren. Mit dem Teil ihrer Geschichte, der in diesem Band erzählt wurde, hat sie eine mögliche Entstehung für eine Legende geliefert. Diese Art von Geschichten die von Generation zu Generation überliefert wurden und in unserer Welt in Form von Sagen und Märchen erhalten geblieben sind, ist uns deshalb vertraut, weil sie Teil unseres kulturellen Erbes sind. Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung im zweiten Band und ein Wiedersehen mit Jung-Hayso und den anderen.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    - Auch Zun'Er wird sterben. „Der Blinde wird ins Erdreich ziehen“ ;_;


    Das war auch mein erster Gedanke, aber ich hoffe sooo sehr, dass das eine Metapher für irgendwas anderes ist (vielleicht eine unterirdische Mission in einer Mine oder Höhle oder so etwas)!

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Mit dem Teil ihrer Geschichte, der in diesem Band erzählt wurde, hat sie eine mögliche Entstehung für eine Legende geliefert. Diese Art von Geschichten die von Generation zu Generation überliefert wurden und in unserer Welt in Form von Sagen und Märchen erhalten geblieben sind, ist uns deshalb vertraut, weil sie Teil unseres kulturellen Erbes sind.


    Das drückt sehr schön den Eindruck aus, zu dem mir keine passende Formulierung einfiel, wobei ich eben das Buch mehr in Richtung "echte" Geschichte, alsp in deinem Bild näher an den Wrzeln sehe als das für mich der Begriff Fantasy bedeutet, den ich weiter weg von Sagen und Legenden ansiedeln würde.

  • Zitat

    Für mich hatte sich Kuras zur interessantesten Figur dieses ersten Bandes entwickelt und ich hatte eigentlich auch mit seinem Auftauchen in den nächsten Bänden gerechnet.


    Genau.
    Er hatte sich für mich aber nicht nur zur interessantesten Figur der Geschichte entwickelt sondern auch zur wichtigsten Stütze von Hayso und eigentlich sogar fast zur Hauptfigur.
    Wie auch immer, selbst wenn er noch in Legenden und Geschichten in den Folgebänden auftaucht, die Art und Weise ihn so schnell wieder abzuservieren ohne ihm einen wirklichen Sinn zu geben hat mich gestört. Er war da, war nützlich, dann wurde er nicht mehr gebraucht, --> tot.


    Wie ich im Rezensionsthread gelesen habe bin ich aber nicht die Einzige die die Struktur der Geschichte etwas sehr einfach fand.


    Zitat

    [...] und (was ich für den Hauptgrund halte) er hat Grawyschtys Amulett nicht mehr!


    Dann ist es aber doch Fantasy, denn wenn "Zauber" wirken, dann entfernen wir uns doch klar von der Geschichtsfiktion.

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  • Ich versuche jetzt noch einmal auf Kuras einzugehen.
    Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, weswegen es zu der Mutmaßung kommt:
    "er wurde nicht mehr gebraucht - tot".
    Das kann ich sehr schwer verstehen, dass eine Figur in einer Geschichte, nur weil sie für eine andere Figur eine große Wichtigkeit entwickelt hat, nicht ihren eigenen Weg gehen sollte.
    Auch im Leben sterben Menschen kurz, nachdem wir sie verstanden oder geliebt haben. Und dennoch können sie uns unser ganzes Leben begleiten und beeinflussen - da ist kein Zauber am Werk. Sie müssen auch nicht zu einer Legende werden, sie sind einfach ein Baustein dessen, was wir werden.
    Man kann nichts so tun, als ob es sie nicht gegeben hätte.
    Kuras stirbt, es ist ein hochriskantes Unternehmen, Nohm zu befreien und Kuras rechnet mit seinem Tod, deswegen überantwortet er die Scheibe. Zuvor hat er sich seine Chancen stets so ausgerechnet, dass er hätte überleben können.
    Und dass es Fantasy sein solte, weil dem Amulett eine Zauberwirkung zugeordnet wird, das sind wirklich Äpfel und Birnen.
    In der Welt Haysos sind alle Gegenstände, Dinge und Wesen belebt, es ist eine animistische Weltvorstellung.
    Kultgegenständen kommt dabei eine besondere Beudeutung und Machtvorstellung zu.
    Ich glaube, dass die Frage der Fremdheit dieser Welt vielleicht vordergründig geklärt werden sollte, um einige Wendungen in der Geschichte auch noch besser nachvollziehen zu können.


    Viola Alvarez

  • Zitat

    Original von ratta


    Dann ist es aber doch Fantasy, denn wenn "Zauber" wirken, dann entfernen wir uns doch klar von der Geschichtsfiktion.


    Naja, diese "Grenze" wurde ja bereits bei der Sache mit der plötzlich erstarkten Sehfähigkeit von Hayso durch die Opferung der 15 Augenpaare überschritten. Für uns erscheint das fantasymäßig, damals hat man eher an sowas geglaubt und das eben akzeptiert. Ich denke, so eng darf man es einfach nicht sehen (obwohl ich ja zu Anfang auch geschrieben habe wie sehr mich das plötzliche "sehen" gestört hat) und solang dergleichen nicht überhand nimmt kann ich es für den Verlauf der Geschichte ebenfalls akzeptieren.


    @beo
    Ich seh es auch nicht wirklich als Fantasy, er erzeugt nur beim Lesen ein ähnliches Gefühl bei mir (ist schwer zu beschreiben). Und das führe ich eben auf den ähnlichen strukturellen Aufbau zurück. Sagen wir einfach, historischer Roman mit Sagenpotential und spirituellen Anklängen. ^^

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Auch hier noch ein Wort zum Sehen.
    Es kann doch auch wertvoll sein, Haysos Sehen mal unter einem anderen Aspekt zu sehen - wie etwa der Umgebung, in der er aufwächst. Vielleicht hat es etwas mit seiner bisher noch sehr wenig bekannten Familiengeschichte zu tun.
    Nach dem Ritual kann er sehen. Er erfährt auch eine Erklärung ( die Augen der Fünfzehn), weswegen das so ist - aber wieso denn diese Absolutheit.
    Deswegen hatte ich schon geschrieben, es ist der erste Teil von dreien - viele Dinge, die im ersten Band nur kurz vorgestellt werden, gewinnen möglicherweise eine Bedeutung.
    Und sehr viele archaisiche Gesellschaften kennen tatsächliche Heilung von vielen Dingen, die sich wissenschaftlich nicht erklären lassen, gerade nach Tranceerfahrungen.
    Ich glaube, auch hier möchte ich noch einmal sagen, es ist eine andere Welt - aber deswegen nicht zwingend Fantasy.


    Viola Alvarez

  • Ich habe das Buch schon vor ein paar Tagen beendet und habe es auch schon weitergegeben, damit noch eine andere Eule in den Genuss kommt, dieses Buch zu lesen. Denn ein Genuss war es zweifellos. Auch wenn mir die Szenen, die zu Kuras' Tod führten, die Tränen in die Augen getrieben haben. Ich glaube im übrigen nicht, dass Kuras' Geschichte beendet ist, die 15 sind schließlich auch gestorben, um Hayso zu rufen, also hatte ihr Tod auch einen Sinn.
    Die plötzliche Hörigkeit ist meines Erachtens bei Hayso nur gespielt und bei der Tochter der Wema möglicherweise auf Drogen zurückzuführen. Jedenfalls hatte ich beim Lesen nicht das Gefühl, dass das jetzt absolut unmöglich und eine nicht zu erklärende Wendung ist.


    Zitat

    Original von Paradise Lost


    - Auch Zun'Er wird sterben. „Der Blinde wird ins Erdreich ziehen“ ;_;


    Darüber habe ich lange nachgedacht und beim Eulentreffen mit Bouquineur (? tschuldigung, falls es nicht stimmt) drüber diskutiert, mein erstes Gefühl war, dass ER jemanden beerdigen wird.


    Mir hat der Roman mit allen seinen Wendungen, vom heutigen Erkenntnisstand abweichenden Sichtweisen und seiner tollen Sprache jedenfalls sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf den nächsten Teil.
    Danke für die Begleitung der Leserunde, Viola!

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken


    Darüber habe ich lange nachgedacht und beim Eulentreffen mit Bouquineur (? tschuldigung, falls es nicht stimmt) drüber diskutiert, mein erstes Gefühl war, dass ER jemanden beerdigen wird.


    Doch doch, wir haben drüber diskutiert :-)


    Viola, ich glaube genau diese Andersartigkeit macht gerade den Realisten unter uns Schwierigkeiten. Dinge mit anderen Augen zu sehen und einfach anzunehmen ist nicht so leicht, wenn man eben gewohnt ist, absolut zu denken, für alles Antworten und Erklärungen haben zu wollen.


    Ich glaube, wenn dieses Buch jemand lesen würde, der sich viel mit Esoterik, Schamanismus oder Naturreligionen befasst, würde die Geschichte bzw. dieser erste Band wahrscheinlich bei demjenigen auch so verstanden wie sie von Dir gedacht ist.

  • Zitat

    Original von Bouquineur


    Viola, ich glaube genau diese Andersartigkeit macht gerade den Realisten unter uns Schwierigkeiten. Dinge mit anderen Augen zu sehen und einfach anzunehmen ist nicht so leicht, wenn man eben gewohnt ist, absolut zu denken, für alles Antworten und Erklärungen haben zu wollen.


    Ich glaube, wenn dieses Buch jemand lesen würde, der sich viel mit Esoterik, Schamanismus oder Naturreligionen befasst, würde die Geschichte bzw. dieser erste Band wahrscheinlich bei demjenigen auch so verstanden wie sie von Dir gedacht ist.


    Ich glaube, es muss nicht mal Esoterik sein. Mir zumindest fehlt möglicherweise einfach die Vergleichsmöglichkeit. Wenn ich einen Mittelalterroman lese, wie schon viele hunderte vor ihm, habe ich keine Schwierigkeiten, mich in die Zeit hineinzuversetzen und kein Problem mit anderen Sichtweisen.
    Aber im Bereich der Bronzezeit habe ich noch nichts vergleichbares gelesen und vielleicht kommt es auch daher, dass hier immer wieder Vergleiche mit dem Fantasy-Genre gezogen wurden.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Wenn ich einen Mittelalterroman lese, wie schon viele hunderte vor ihm, habe ich keine Schwierigkeiten, mich in die Zeit hineinzuversetzen und kein Problem mit anderen Sichtweisen.


    Noch ein Punkt, von dem man sich in diesem Buch lösen muss: Unser Verständnis von Zeit und Orten. Fehlen solche Angaben, fühlen wir uns hilflos. Eigentlich so hilflos wie Hayso.

  • Zitat

    Original von Bouquineur


    Noch ein Punkt, von dem man sich in diesem Buch lösen muss: Unser Verständnis von Zeit und Orten. Fehlen solche Angaben, fühlen wir uns hilflos. Eigentlich so hilflos wie Hayso.


    Ein interessanter Gedanke. Das ist wohl unsere "Behinderung" die im Laufe der nächsten Bände wohl auch geheilt wird. Und das meine ich jetzt nicht ironisch, nur für den Fall, dass es sich so anhört.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)