Opa total verliebt - Kirsten Boie (ab 11 J.)

  • Kirsten Boie schreibt seit über zwanzig Jahren Kinder - und Jugendbücher. 2007 hat sie den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr Lebenswerk bekommen.
    ‚Opa total verliebt’, eine Geschichte für elf-, zwölfjährige Mädchen gehört sozusagen zu ihrem Frühwerk. Das Buch erschien erstmals 1988 unter dem Titel: Opa steht auf rosa Shorts.
    2005 kam es neu heraus, unter einem anderen Titel und mit einem Vorwort der Autorin, in dem einige Sachverhalte ‚von damals’ erläutert werden. Knapp zwanzig Jahre liegen dazwischen, das Buch muß sich einer ganz neuen Kindergeneration stellen. Die Veränderungen sind beträchtlich. Keine Handys 1988, keine SMS. Dafür seltsame Kleidermode und politisches Bewußtsein. ‚In’ war Südafrika und Apartheid. Und Jugoslawien gab es auch noch. Das Vorwort gibt einer zu Denken.


    Zur Geschichte:


    Tine (Christine) ist dreizehn und sie hat ein Problem: sie fürchtet sich vor dem Wasser. Infolgedessen hat sie nie Schwimmen gelernt. Tines Eltern haben auch ein Problem: sie haben Opa aus dem Altersheim geholt. Er soll bei ihnen leben. Aber so, wie sich Tines Mutter das vorgestellt hat, klappt das Zusammenleben nicht. Sie wollten alle so nett zu Opa sein, Opa jedoch reagiert mehr als zurückhaltend.
    ‚Alte Leute eben’, denkt Tine. Ihre Freundin Eleni erzählt auch immer die wildesten Sachen von ihrer Großmutter. Sie mischt sich in alles ein, putzt dauernd, schimpft auf den griechischen Schwiegersohn, und spielt ihre Kinder gegeneinander aus.
    Das verliert aber völlig an Bedeutung, als eine Klassenfahrt geplant wird. Da es nach Sylt gehen soll, verlangt der Lehrer die Schwimmzeugnisse von allen Schülerinnen und Schülern.
    Nein! Tine hat keines. Dies zuzugeben, schafft sie aber auch nicht. In äußerste Bedrängnis gebracht, lügt sie. Dabei greift sie gleich hoch. Nicht nur Freischwimmer hat sie, sondern Fahrtenschwimmer, behauptet sie vor der ganzen Klasse. Au weia. Sie darf gar nicht daran denken.
    Da denkt sie doch lieber über Opa nach. Er ist so einsam. Wie wäre es, wenn Tine ihm eine Frau verschaffte? Elenis Oma wäre eine geeignete Kandidatin. Und wenn sich Tine so nett um Opa kümmert, dann ist sicher auch Opa nett zu Tine und schreibt ihr eine Bestätigung dafür, daß sie die Schwimmzeugnisse besitzt. Die Eltern fahren in Urlaub, wer also soll das kontrollieren?


    Eine Lüge bleibt aber nicht gern allein und bald werden aus Tines guten Absichten und ihren Ängsten eine übel verwickelte Geschichte, aus der sie sich nicht mehr herauswinden kann. Die Strafe ist nicht schön. Es wäre aber noch viel schlimmer ausgegangen, wenn Opa nicht eingegriffen hätte. Und Lenore, die zwar auch Oma ist, aber ganz anders, als es sich Tine selbst in ihren verwegensten Träumen hätte vorstellen können.


    Alte Leute, die sich aus den Konventionen lösen, angepaßte Eltern und konservative Kinder, sind ein Thema, das ganz ‚achtziger Jahre’ ist. Dennoch liest sich das Buch auch heute noch frisch. Das liegt zum einen an der klaren Sprache, die nicht mit Saloppheiten und ‚angesagten’ Ausdrücken eine angenommene Jugendsprache nachahmt. Überhaupt wird jede Anbiederung an die Zielgruppe vermieden. Zum anderen liegt es daran, daß das Grundthema keine Modethema ist. Es geht ums Lügen und seine Folgen. Sie sind nicht lustig.


    Ich wünschte nur, man hätte dem Buch den ursprünglichen Titel gelassen. ‚Opa’ in Verbindung mit 'rosa Shorts' hat sicher auch heute noch seine Wirkung. Mit dem neuen Titel ist ein Teil der Geschichte vorweggenommen, ein Spannungsbogen der Erzählung fällt in sich zusammen. Schade.


    Freundliches, gut geschriebenes Mädchenbuch, das unverändert zum Nachdenken anregen kann.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hallo magali, danke für die tolle, ausführliche Rezi. Kirsten Boie ist einfach eine fantastische Schriftstellerin. Opa steht auf rosa Shorts hat meine Tochter schon verschlungen. Ich werde mir das Buch für alle Fälle(Geschenk für Nichten) kaufen und natürlich erstmal lesen. :-] Muss ja wissen, was ich verschenke. :lache

  • Na, ja, Deine Päckchen kamen gegen 15 Uhr und ich geh nicht vor 23 Uhr ins Bett.
    Irgendwie mußte ich die Zeit ja rumbringen.
    Das bißchen Haushalt ...
    ;-)


    Außerdem ist es knallrosa.
    :lache



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus