Inhalt:
Mit ungewöhnlicher Eindringlichkeit schildert der Roman die Lebensgeschichte von Colometa, einer in Traditionen verhafteten jungen Frau, die im Spanischen Bürgerkrieg ihren Mann verliert und gezwungen ist, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Dieser faszinierende Roman machte die katalanische Autorin Mercè Rodoreda weltberühmt. Er wurde in über 20 Sprachen übersetzt und ist heute der Klassiker der katalanischen Literatur.
Meinung:
Ein einfühlsames Buch über ein Frauenschicksal in Barcelona in der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges.
Man lernt die Hauptakteurin Colometa ("Täubchen") noch vor dem Krieg kennen, als sie bereits verlobt ist. Dann begegnet ihr jedoch bei einem Tanz ein Mann, Quimet, der sie unbedingt heiraten möchte - nur weil es sein Wille ist. Sie lässt sich tatsächlich von ihm überzeugen und nach einiger Zeit heiraten sie.
Doch es ist keineswegs eine harmonische Ehe. Viel mehr läuft es darauf hinaus, dass sich Colometa ihrem Mann vollkommen unterordnen muss, sowohl psychisch als auch physisch. - Schließlich muss sie sich eine Arbeit suchen und ihre beiden Kinder Antoni und Rita alleine zu Hause lassen, um ihre Familie zu ernähren, als sich ihr Mann immer mehr in die Taubenzucht hineinsteigert, aber dabei kein Geld erwirtschaftet.
War das Leben schon in dieser Zeit kein Zuckerschlecken, erschwert sich ihre Lage noch einmal als der Spanische Bürgerkrieg beginnt, ihr Mann auf Seiten der Republikaner an die Front zieht und sie vollkommen auf sich allein gestellt, um das Überleben kämpfen muss...
Neben den Kriegsleiden, die ja schon in vielen anderen Büchern niedergeschrieben worden sind, erfährt man in diesem Buch viel über die Gesellschaft und den Alltag dieser Zeit und dabei insbesondere über die Rolle der Frau. Wenn man liest wie Quimet bereits vor seiner Heirat mit Colometa umspringt, würde er wohl heute nicht mehr so einfach eine Frau bekommen. Doch für die Frauen in der damaligen war es anscheinend normal vollkommen passiv und fremdbestimmt zu handeln. Diese Handlungsweise kommt auch bei Colometa deutlich rüber und man kann sich sehr gut in ihre Gefühle hineinversetzen, ihre Handlungen nachvollziehen. Erst als Quimet im Krieg ist, beginnt sie schließlich ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Das Buch liest sich sehr flüssig und dank der bildlichen Sprache kann man sich die Stadt mit ihren Bewohnern sehr gut vorstellen. Eine sprachliche Besonderheit stellt noch dar, dass oft die indirekte Rede verwendet wird und dies mit zunehmender Zeit immer öfter - ein Zeichen für ihre zunehmende Isolierung. Gibt auch noch einige andere Stilmittel, die in dem Roman eine Rolle spielen, aber das soll ja schließlich hier keine Interpretation für den Deutsch-Unterricht werden ...
Mercè Rodoreda schrieb dieses Buch bereits im Jahr 1960.