Inhalt:
Gospodin Gepin und seine Frau Freyja leben glücklich im Zeitalter des Regenbogens. Man schreibt das Jahr des 88. Violetts und die zerstörerischen Kriege um die Luft sind fast vergessen. Die Erde wird nur noch von wenigen echten Menschen bewohnt. Hologramme und Geklonten bevölkern die Welt, denn es gibt keinen Tod mehr. Als Gepin im Alter von 128 Jahren beschließt, seine Erinnerungen schriftlich festzuhalten, gerät die vermeintliche Idylle der trauten Zweisamkeit aus den Fugen. Von heute auf morgen wird Gepin in eine »Erzählerwohnung« in Südnorwegen versetzt, wo er für die zentrale Kulturbehörde seine Memoiren in der ausgestorbenen Sprache Deutsch verfassen soll. Doch Gepins Rückschau kollidiert mit der offiziellen Geschichtsschreibung. Niemand will mehr wissen, wie grausam und brutal die Kriege um die Luft ausgefochten wurden, an denen Gepin als Untergrundkämpfer beteiligt war. Die verordnete Verdrängung macht auch davor nicht Halt, dass er und Freya nur dank Gepins Vater Ruslan Ludminski überlebt haben, der als vierter erster Kosmonaut niemals auf die Erde zurückkehrte, sondern als fliegender Kalmücke weiterexistiert. Und selbst von Gottes Homepage, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfasst, verschwinden Informationen.
Meinung:
Der Titel des Buches verrät es ja eigentlich schon - das wichtigste Element in dem Buch ist "Gottes Homepage". Dort sind alle Ereignisse niedergeschrieben, sowohl die der Zukunft als auch die der Vergangenheit. Und jeder kann diese Seite lesen! Schon allein diese Tatsache zeigt wie bizarr die Welt ist, in der Gepin mit seiner Frau lebt. Alles wird überwacht und die Technik bietet nur solange die Möglichkeit zum ewigen Leben wie die Herrscher des Systems es befürworten. "Richtige" Menschen wie Gepin sind Einzelstücke, das Gros der "Menschheit" besteht aus Klonen.
Über Gepin und dessen Lebenslauf, den er zu Papier bringt, erfährt man nach und nach auch wie es zu der Errichtung eines solchen Staates kommen konnte... allerdings natürlich nur in Ansätzen, sonst müsste das Buch um einiges dicker sein und möglicherweise würde es sich dann auch zu sehr in die Länge ziehen. An dieser Stelle hat Muszer meiner Meinung nach das richtige Maß getroffen.
An Ideenreichtum mangelt es Muszer somit auf keinen Fall, aber irgendwie fehlt der letzte sprachliche Schliff. Oft wird extra betont wie normal diese (eigentlich sehr eigentümliche) Zukunftswelt ist, aber dadurch wird die Satire teilweise doch eher abgeschwächt.
Was mich außerdem sehr verwirrt hat, war das Ende des Buches. Es kommt dort zu mehreren Enthüllungen - und irgendwie frage ich mich deshalb immernoch, ob ich das Buch denn richtig verstanden habe. Das ging mir doch etwas zu rasant. Auf Grund dieser Verwirrung schaute ich bei amazon nach, ob es schon Rezensionen gibt - was jedoch nicht der Fall war. Allerdings gab es 2 Auszüge aus verschiedenen Zeitungen, die die Aussage des Buches beschrieben: Zur Auswahl stand "Aufschrei gegen die Dominanz des Verstandes und der Ratio in unserer modernen Welt" und "Satire auf den Traum vom ewigen Leben und die Tristesse der virtuellen Welten im Internet". Danach war ich ehrlich gesagt vollkommen verwirrt, weil ich das Buch überhaupt nicht so verstanden hatte ... nur bei "Satire auf den Traum vom ewigen Leben" konnte ich zustimmen. Aber vielleicht kann mich ja mal jemand aufklären, der das Buch schon gelesen hat.
Fazit: Für alle, die einen Sinn für solche eigenartigen Zukunftswelten oder das Thema Überwachungsstaat haben, ein interessantes Buch. Würde mich wie gesagt freuen, wenn hier noch jemand seine Meinung (über das Ende) schreibt.