Schneemann von Jo Nesbö

  • Ich habe den "Schneemann" als erstes Buch der Harry-Hole-Reihe gelesen und werde wohl (in Anbetracht der zahlreichen anderen, noch zu lesenden Bücher) in absehbarer Zeit kein weiteres Buch von Jo Nesbo in die Hand nehmen.


    Die Story an sich fand ich gut durchdacht und hat mich auch wirklich immer wieder motiviert, das Buch weiterzulesen, aber die Personen sind - bis auf Oleg - seltsam blass, unnahbar und distanziert geblieben. Vor allem Harry ist im Laufe der Geschichte in meiner Vorstellung immer mehr zu einem Mann mit einem Aussehen eines solchen geworden, der seit Jahrzehnten unter der Brücke schläft, sich dabei wohlfühlt und seinen körperlichen Ausflüchten Tür und Tor offen lässt... Aber vielleicht liegt das auch einfach daran, dass im siebten Band nicht mehr die Eigenheiten der Hauptpersonen beschrieben werden. Für mich war so die Anziehung zwischen Rakel und Harry weder nachvollziehbar noch ertragbar.


    Auch sonst ist bei dem Buch nicht wirklich der Funken übergesprungen, das Ende war zwar für mich nicht unbedingt vorhersehbar, aber zum Schluss doch fast etwas einfallslos, auch wenn ich nun selbst nicht sagen könnte, wen ich "lieber" als Täter gesehen hätte oder welche Wendung ich besser gefunden hätte. Es lässt sich somit für mich nicht wirklich fassen, warum das Buch nicht meins ist, aber die Kälte, die der Schneemann im wahrsten Sinne ausstrahlt, wurde auch für mich die ganze Zeit über transportiert und so konnte ich das Buch nie wirklich an mich heranlassen, egal wie sehr ich es auch gewollt hätte.


    Die eingebauten medizinischen Diskussionen und Erörterungen fand ich sehr interessant und auch an sich wirkt das gesamte Buch toll recherchiert, ich habe zwar noch keinen Fuß auf norwegisches Staatsgebiet gesetzt, aber nach den immer wieder subtil eingeflochtenen Beschreibungen bzw. Schilderungen von z.B. Autofahrten, wäre ein Oslo-Besuch fast schon wie "nach Hause kommen".


    Krimis (auch in Reihen) und allen voran auch die skandinavischen mag ich sehr gern, aber hier habe ich doch (endlich?!) mal einen Schriftsteller gefunden, den ich nicht uneingeschränkt weiterempfehlen und von dem ich selbst eben doch lieber die Finger lassen werde. Sollte sich doch ein weiterer Nesbo zu mir verirren, so hoffe ich, dass es der erste Fall von Harry Hole sein wird, um wirklich von Anfang an seine Geschichte miterleben zu können.

  • Mein erster und mit Sicherheit nicht letzter Jo Nesbo.
    Die ersten 6 Bücher hatte auch ich nicht gelesen und hatte überhaupt keine Probleme in die Geschichte einzusteigen.


    Obwohl der richtige Täter recht früh bei mir zwischen den Verdächtigen geraten ist wollte ich unbedingt weiter lesen, weil die Geschichte ist sehr Spannend aufgebaut ist und öfters eine rasante Wendung nimmt, die man nicht erwartet hätte.

  • Wer die anderen Nesbøs bereits kennt, kann hier wirklich recht schnell auf den Täter kommen. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch, denn der Autor schafft es durch seine überraschenden Wendungen immer wieder, auch andere Personen ins Spiel und auf die Verdächtligenliste zu bringen.
    Der "Schneemann" ist für mich einer der bisher besten Bände der Reihe, wenn nicht sogar der beste.

  • Ich bleibe dabei - ausser mit Anne Holt kann ich mit diesen skandinavischen Krimiautoren nichts anfangen. Depressive, besoffene Ermittler haben wir schon in Deutschland genug, da verstehe ich wenigstens die Motive und kenne die Umgebung. Diese dauernde Wiederholung z.B., das niemand ausserhalb Norwegens Roald Amundsen kennen würde- ja sind wir alle blöde, oder was? Ich fand das Buch nicht überzeugend.

  • Kann Beo nur folgen. Mir sind die Krimis meiner skandinavischen Kollegen leider zu depressiv und , teilweise, zu effekthascherisch brutal.


    Sie haben nicht die Spur von Humor, nur zielgerichteten Tötungsdrang.
    Kein Wunder, dass bei denen die Nazis noch mehr blühen, als bei uns.


    Nix für mich. Ich kann nicht verstehen, wie sich alle dabei wohlig fühlen :gruebel

  • Zitat

    Original von hef
    Kann Beo nur folgen. Mir sind die Krimis meiner skandinavischen Kollegen leider zu depressiv und , teilweise, zu effekthascherisch brutal.


    Sie haben nicht die Spur von Humor, nur zielgerichteten Tötungsdrang.
    Kein Wunder, dass bei denen die Nazis noch mehr blühen, als bei uns.


    Nix für mich. Ich kann nicht verstehen, wie sich alle dabei wohlig fühlen :gruebel


    Na ja, genauso wenig, wie sich alle deutschen Krimiautoren über einen Kamm scheren lassen, gilt das auch für die skandinavischen. Da gibt es auch welche mit Humor (Jussi Adler-Olsen) ;-) und wohlig fühlen kann man sich durchaus bei Camilla Läckberg, um nur zwei Beispiele zu nennen.

  • Danke JaneDoe,


    ich mag viele Krimiautoren, die depressive Alkoholiker als Ermittler beschäftigen auch nicht - insbesondere Mankell nicht - Aber die gibts eben in allen Ländern.


    Ich finde jedoch, dass Nesbo mit Harry Hole einen besonderen Ermittler geschaffen hat, der MIR imponiert. Leider kann ich seine Alkoholabstürze aufgrund familiärer Erfahrungen nachvollziehen - und ich finde an ihm Klasse, wie er gehen seine Krankheit kämpft, mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.


    Ich hatte damals den Schneemann als ersten Nesbo gekauft, spontan, weil mir den jemand in die Hand drückte (bei Thalia - ohne Infos zur Serie) *grmpf*


    Seitdem hab ich mir die anderen Bände nachgeholt und gelesen, den letzten vor dem Schneemann gehört, um endlich in diesem Jahr genau den zu lesen. Ich bin gespannt, wie der sich nach den anderen ausnimmt. Er wird ja besonders hervorgehoben.


    Ich bleibe gespannt ...

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)