Liebe Büchereulen,
ich komme gerade von einem sehr interessanten Autor :knuddelInnentreffen und bin begeistert von der dort präsentierten Literatur: Spannend, kritisch und keine Angst vor großen Gefühlen. Auch in den gehaltenen Referaten drehte sich viel ums Gefühl. Ich bin 43 und habe während meines ganzen Studiums unter der Postmoderne gelitten: immer cool, sehr kopfig, Emotionen unterdrückt. Aber ich habe den Eindruck, dass diese Literaturepoche langsam zu Ende geht und die Gegenwartsliteratur neue Wege einschlägt, in der auch U- und E-Literatur nicht mehr so stark gegeneinander ausgespielt werden. Endlich wird auf den emotionalen Anspruch und die Differenziertheit Wert gelegt.
Den folgenden Artikel konnte ich in keiner Zeitschrift drucken; und auch hier darf ich nur Text einstellen, wenn ich vorher 100 bücherrelevante Kommentare verfasst habe.
Darum hier nur ein kurzer Auszug aus dem Artikel, den ich sehr gern zur Diskussion stellen möchte. Ich verspreche, die 100 Kommentare zu den Werken anderer noch nachzuliefern, denn ihr habt schon Recht: Erst lesen, dann gelesen werden.
lg
Susanne CK
Susanne Czuba-Konrad:
„Die Postmoderne ist ein Herrschaftsdiskurs, der nur einer kleinen intellektuellen Elite zugänglich ist. Solange die postmoderne Literatur den Markt beherrscht, bleiben unzählige Ungebildete von der Literatur abgeschnitten. Wohin das führt, zeigt unter anderem die Pisa-Studie.
Was die Postmoderne so gefährlich macht:
• Sie ist intellektuell viel zu verstiegen
• Sie ist negativ
• Sie verdrängt Hoffnung, Gefühl und Lebensbejahendes aus ihrem Diskurs
• Sie inszeniert Spielerei, wo eigentlich Ernst am Platze wäre
• Ihre Ironie ist destruktiv.
Die neue Literatur der Gegenwart sollte die Dinge, die ihr wichtig sind, wieder benennen. Sie sollte sich frei machen von dem Gedanken der Moderne, dass Zeichen und Bedeutung nicht zusammenpassen.
Die neue Literatur will wieder erzählen, aber mit neuen Werten, wo die Grenzen zwischen oben und unten, schwarz und weiß aufgehoben sind. Die vormoderne Literatur hat auch erzählt, aber dabei sehr stark polarisiert. Im Extremfall gab es das Göttlich-Ideale auf der einen Seite und das schwarze Loch der Hölle auf der anderen Seite. Alles wurde polarisiert, auch Männer und Frauen. Die Literatur der Moderne hat die dadurch entstehende Entfremdung dargestellt. Die Literatur der Postmoderne hat nichts verändert, sondern nur ironisiert und mit der Entfremdung kokettiert. Sie ist leer wie das Subjekt, das den Glauben an den Gottvater verloren hat. Die neue Literatur der Gegenwart braucht weder einen Gottvater, noch beklagt sie dessen Verlust, der für die Moderne noch ein Problem war. Die neue Literatur wagt es wieder, die Dinge zu beseelen und ihnen einen Namen zu geben.“