Der Baader/Meinhof - Komplex

  • Zitat

    Die Ausschnitte die ich bisher gesehen habe, unterscheiden sich in Nichts von irgendeinem Actionschinken amerikanischer Bauart.


    Das habe ich bei dem Trailer auch gedacht. Ich fand den Baader-Meinhof-Komplex von Aust eigentlich recht gut, wenn man auch sicherlich in einigen Dingen kritisch sein muss. Aust sagt allerdings jetzt auch in einem Zeit-Interview, dass er die RAF wohl zu menschlich dargestellt habe, was meines Erachtens auch wieder eine vollkommen hanebüchene Formulierung ist. Was hast du sonst noch zum Thema gelesen ? Kannst du etwas empfehlen ? Ich habe noch Baader und Herold gelesen und versprengtes Einzelmaterial.


    Zitat

    Ich finde nicht, dass die "Taten" ohne historischen Kontext gezeigt werden.


    Ich sagte das auch nur, weil die Verantwortlichen dieses Films das selbst so zu Protokoll gegeben haben. Über die RAF sei schon soviel geschrieben worden, mal ganz abgesehen von dem entsprechenden Filmmaterial, dass man nun anders an das Thema herangehen müsse. Eine andere Herangehensweise kann natürlich die Konzentration auf Terror und Grausamkeit sein, ob die nur so sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Ein Film, der zum drölfzigsten Mal die Grausamkeit der RAF in Bild und Ton in den Äther bläst, muss nicht unbedingt sein. Aber das ist auch nur meine Meinung.

  • Hab den Film heute gesehen.
    Fand ihn gut und authentisch gemacht. Die RAF wird nicht verherrlicht, aber die Hilflosigkeit der Staatsmacht wird auch gut dargestellt.
    Die Taten und auch das Drumherum schien mir richtig und gut recherchiert. Gut ich bin kein Zeitzeuge, aber es deckte sich eigentlich überall mit dem, was ich schon wußte.
    War auf jeden Fall sehenswert und bildend.
    Andererseits war der Film meiner Meinung nach zu lang...

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Andererseits war der Film meiner Meinung nach zu lang...


    Wenn ich das richtig mitbekommen habe, soll eine noch längere Fassung als Zweiteiler im Fernsehen gesendet werden.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • :gruebel


    Wie gesagt, ich fand ihn zu lang, wüßte zwar auch nicht, wo man Zeit sparen sollte, aber bei mir lies die Aufmerksamkeit spätestens nach 2 Stunden merklich nach.
    (der Film dauert etwa 2:30 h)

  • Zitat

    Original von Anton


    Ich finde nicht, dass die "Taten" ohne historischen Kontext gezeigt werden.
    Ganz im Gegenteil: Es wird im Film deutlich, wie eine revolutionäre Idee aus dem Ruder läuft und eine dramatische Eigendynamik entwickelt, die dazu führt, dass aus "Steinewerfern" Terroristen werden, und das alles im Kontext der damaligen Weltpolitik.
    Natürlich bietet ein Kinofilm immer auch Unterhaltungswert, aber in diesem Fall auch eine ganze Menge historische Information.


    Ich habe den Film gestern gesehen und kann mich der Meinung von Anton anschliessen. :write
    Die grossartigen Schauspieler überzeugen voll und ganz, der Film hat mich nachdenklich zurück gelassen.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    ..., der Film hat mich nachdenklich zurück gelassen.


    Das liest sich gut...viel mehr soll ein Film etc. ja wohl auch nicht leisten :-)


    Wie lange dauert es nochmal ungefähr, bis ein Kinofilm als Ausleih-DVD erscheint?

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Mir ist nicht ganz klar, warum man das Buch von Aust als Grundlage für diesen Film genommen hat. Es ist ja nun hinreichend bekannt, dass Aust nun nicht mit aller Akribie recherchiert hatte. Vieles bei ihm ist Vermutung. Dabei gibt es doch heute durchaus seriöseres Material über den "deutschen Herbst". Sicher werde ich mir diesen Film auch noch anschauen, erwarte aber nichts Besonderes. Als "echter Zeitzeuge" der damaligen Zeit (1977 war ich 25 Jahre alt) wird man sicher an Vielem was als "historisch korrekt" ettikettiert wird, herumkritteln.


    Die Ausschnitte die ich bisher gesehen habe, unterscheiden sich in Nichts von irgendeinem Actionschinken amerikanischer Bauart. Natürlich wird sich Aust lobend über diesen Film äußern: zum einen ist sein Buch die Grundlage und man schlachtet ja gemeinhin nicht das Huhn welches goldene Eier legt. :-)


    Das Buch von Aust habe ich vor Jahren mal gelesen - er schreibt dort in typischer SPIEGEL-Effekthascherei. Hat mich nicht überzeugt.


    Ich interessiere mich weniger für den Film und mehr für ein gutes Buch. Eine Rezi zu dem Buch habe ich nicht gefunden. Um das Buch bin ich schon drumherum geschlichen habe mich aber ohne Eulenrezi nicht getraut es zu kaufen. Nun bin ich nach dem Kommentar von Voltaire eher abgeneigt.


    @ Voltaire: Kannst du Bücher zu diesem Thema empfehlen? Würde mich über einen Tipp sehr freuen!

  • das buch selbst ist ja schon aus den 80er jahren - aber - erstaunlicherweise - just zum filmstart gibt es auch eine neue überarbeitete auflage von aust! also aufpassen, was man da kauft...


    ich hab's vor etwa 10 jahren gelesen und fand es hochinteressant. ob vieles spekulativ oder reißerisch war, kann ich heute nicht mehr so nachvollziehen. jedenfalls hat man viel über die entwicklung der einzelnen personen erfahren - also der hintergrund wird sicher besser ausgeleuchtet als in 2,5 stunden actionkino.


    interessant finde ich die einlassung eines kommentators zum film: die RAF würde sich im grabe umdrehen, da sie jetzt selbst kommerzialisiert würde und produzenten millionen bescherten - mit ihnen passiert sozusagen genau das, wogegen sie damals (ursprünglich) gekämpft haben.


    bo


    PS: voltaire, was sind denn lesetechnisch die alternativen zu aust?

  • Butz Peters
    Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAF

    Fischer TB
    ISBN-10: 3596172659
    Preis: ab 12.95 EUR


    Jutta Ditfurth
    Ulrike Meinhof. Die Biographie

    Ullstein
    ISBN-10: 3550087284
    Preis: 22.90 EUR


    Anne Siemens
    Für die RAF war er das System, für mich der Vater: Die andere Geschichte des deutschen Terrorismus

    Piper
    ISBN-10: 349225263X
    Preis: 8.95 EUR


    Stefan Wisniewski
    Wir waren so unheimlich konsequent: Ein Gespräch zur Geschichte der RAF mit Stefan Wisniewski

    Id-Verlag
    ISBN-10: 3894080747
    Preis: 5.00 EUR


    Martin Knobbe/Stefan Schmitz
    Terrorjahr 1977: Wie die RAF Deutschland veränderte
    Heyne (STERN-Buch)
    ISBN-10: 3453620232

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()

  • Ich habe den Film am Freitag auch gesehen und muss sagen, dass ich ziemlich erschrocken darüber war. Furchtbar. Die 68-er Geschichte wurde innerhalb von 10 Minuten erzählt, während danach die Taten der RAF nur noch in einer grauenhaft schnellen Schnittfolge aneinandergereiht wurden. Das war Reizüberflutung pur. In der zweiten Generation wurden schon kaum noch Namen genannt, es gab einfach Waffen, eine Schießerei reihte sich an die andere, ohne, dass man mal Zeit zum Luft holen hatte Baader war mal wieder das typische Arschloch undzwar ausschließlich, weil man ja nicht genügend Zeit hat, die Charaktere etwas detaillierter zu zeichnen. Darum ging's dem Film wohl auch gar nicht, es ging darum, die Taten in ihrer Grausamkeit darzustellen. Herold kam mir in diesem Film eher wie eine Witzfigur vor, aber seit dem Untergang kam der Herr Ganz wohl auch nirgendwo mehr ..unter. ^^


    Zitat

    Um das Buch bin ich schon drumherum geschlichen habe mich aber ohne Eulenrezi nicht getraut es zu kaufen.


    Du traust dich nur, so ein Buch zu kaufen, wenn es hier rezensiert wurde ?O.o

  • Zitat

    Original von Babyjane
    :gruebel


    Wie gesagt, ich fand ihn zu lang, wüßte zwar auch nicht, wo man Zeit sparen sollte, aber bei mir lies die Aufmerksamkeit spätestens nach 2 Stunden merklich nach.
    (der Film dauert etwa 2:30 h)


    So unterscheiden sich die Meinungen - ich fand ihn viel zu kurz :) Hier wurden immerhin 10 Jahre Zeitgeschichte verarbeitet und gerade in der zweiten Hälfte des Film wurde es ohne Hintergrundwissen schon etwas schwer, den Durchblick zu behalten. Besonders ist dies imho bei der Entstehung der zweiten Generation und ihren Morden zu sehen (Schleyer dürfte den meisten noch gut bekannt sein, aber bei den anderen Morden sowie der Angriff auf die Botschaft wäre etwas mehr Hintergrundinfo gut gewesen, z.B. wie die Personen mit der RAF in Verbindung standen und was es für Konflikte vor den Anschlägen gab). Ich freue mich auf die TV-Langfassung, die den Film bestimmt noch "runder" wirken lassen wird.


    Als Fazit muß ich sagen, das ich den Film hervorragend finde (bis auf die oben angesprochene zu kurze Laufzeit). Das Thema 3. Reich ist ja so langsam bis zum Erbrechen in Filmen, Dokus und Büchern behandelt worden, da finde ich das Thema RAF sehr interessant, frisch und unverbraucht. Bei mir hat der Film jedenfalls seine Wirkungt voll erzeugt und ich werde mich jetzt mit dem Buch von Aust (welches übrigens durchaus auf Tatsachen beruht und als Standardwerk zum Thema RAF gilt und z.B. auch im Schulunterricht benutzt wird) näher mit diesem sehr interessanten Thema der dt. Geschichte befassen.


    Fazit: 9/10

  • ho, habe vor ein paar tagen vor einer buchhandlung gestanden - und da war die neue ausgabe vom aust - entsprechend teuer, und gleich daneben die alten paperbacks für 10 eus. fand ich irgendwie frech...


    bo


    PS: danke für die tips, voltaire!

    Es gibt nur einen Weg das herauszufinden...

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  • Hi,
    also ich fand den Film recht gut gemacht, nur hab ich viel zu wenig Wissen zu dem Thema, da sollte man scho ein zwo Dinge mehr wissen um den Film richtig einschätzen zu können. Was ich nur sagen kann u auch von andren hörte, man bekommt so den Eindruck, wow tolle Gruppe, da hätte ich damals auch mitgemacht, die machten es richtig. Die Symphatie wird geschürt, um dann am Ende wieder zerschlagen zu werden.

  • Inzwischen ist auch die DVD erschienen, die wir uns gestern abend angesehen haben.


    Aus meiner Kindheit kann ich mich nur an die Fahndungsfotos der RAF-Terroristen erinnern, und soviel mehr wusste ich nicht über dieses Thema.


    Der Film hat mich einerseits erschreckt, denn die Darstellung der Gewaltbereitschaft der Polizei fand ich wirklich dramatisch, ebenso wie die der Terroristen. Andererseits kann ich mich Lizard anschließen: Reizüberflutung, zu viele Schießereien, so viel Action, ohne den Hintergrund auszuleuchten.


    Für mich waren das langweilige 2,5 Stunden. Wäre ich Zeitzeuge gewesen, hätte es mich wohl mehr gepackt. Martina Gedeck fand ich übrigens schrecklich, ich mag diese Schauspielerin irgendwie nicht.