Mal ein etwas unbekannteres Werk, das aber zweifelsohne einen Blick und mehr lohnt.
Inhalt
Zentrales Thema der Gedichte von Sebastian Ising ist die Suche des Menschen nach dem Sinn des Daseins in einer Welt, in der er sich zunehmend auf sich allein gestellt sieht. Die Sehnsucht, als Individuum wahrgenommen zu werden, und der Wunsch, sich als solches behaupten zu können, steht im ständigen Widerstreit mit einem Lebensgefühl aus Angst und Selbstzweifeln angesichts einer Realität, die so gar keine Orientierung mehr zu bieten scheint. Realität ist das, was der Einzelne wahrnimmt, und sie entsteht aus dem, was er wahrnimmt; nicht mehr und nicht weniger. Ob das Wahrgenommene richtig oder falsch ist,
gut oder böse, stimmig oder sinnlos, hat jeder selbst zu beantworten.
Eine greifbare, allgemeingültige Botschaft geben die Gedichte dementsprechend nicht; und genau darauf legt es der Autor an: »Ich möchte, dass sich der Leser die Botschaft subjektiv erschließt, sich die Texte persönlich aneignet, auf der Basis eines Zweifels, eines Unbehagens, das ich mit meinen Gedichten wecken und verfestigen möchte.«
Nicht von ungefähr lautet der Untertitel des Gedichtbandes denn auch: Gedichte wider die Wahrnehmung.
Meine Meinung
Normalerweise bin ich bei lyrischen Werken immer vorsichtig, weil ich mitunter Schwierigkeiten habe, wirklich an die Essenz des Ganzen heranzukommen. Bei diesem war es, zu meiner eigenen Überraschung, vollkommen anders. Die Gedichte sind eindrücklich, gefühlvoll, aufrüttelnd und regen zum Nachdenken an. Sie beschäftigen sich vornehmlich mit der Diskrepanz zwischen Selbst - und Fremdwahrnehmung sowie dem Weg zu Authenzität und Identität und verbalisieren auf verständnisvolle Art und Weise die Ängste und Zweifel eines jeden Menschen. Unweigerlich beginnt man, in die Gedichte einzutauchen und sich nicht nur mit den Konflikten des lyrischen Ichs, sondern auch mit dem eigenen Standpunkt auseinanderzusetzen. Man kann Vieles in diesem Buch finden, nicht zuletzt auch sich selbst und das macht es so wertvoll.