In den Vereinigten Staaten von Afrika - Abdourahman A. Waberi

  • Inhalt:


    Die Vereinigten Staaten von Afrika beherrschen die Welt, in Europa und Nordamerika dagegen herrschen Hunger und Krieg, und die Adoptivtochter eritreischer Entwicklungshelfer spürt ihren Wurzeln in den Slums der Normandie nach Umkehrungen der historisch-politischen Verhältnisse haben eine literarische Tradition, in der Waberi eine neue, afrikanische Note setzt. In einem märchenartigen Stil, mit Ironie und bösem Spott hält er Europa den Spiegel vor.



    Meinung:


    Zunächst mal einige Worte zum Aufbau: Das Buch gliedert sich in 4 Abschnitte, die jeweils nochmal in (meist recht kurze) Kapitel unterteilt sind. Diese Kapitel beginnen immer mit einer kurzen Zusammenfassung des folgenden Inhalts.
    In dem Buch werden verschiedene Personen erwähnt, die einzige, die man jedoch wirklich näher kennen lernt, ist Maya. Sie wurde in Frankreich geboren, nach 4 Jahren adoptiert und wuchs somit in Afrika (also im Wohlstand) auf. Es ist kaum verwunderlich, dass ihr das auf Grund ihrer Hautfarbe schwer fiel. Viel mehr möchte ich hier aber über die Handlung nicht verraten, da die Handlung sowieso recht rar gesät ist. Stattdessen erhält man durch eine sehr bildliche, poetische Sprache in verschiedenen Gedankenausschweifungen und über Details aus Mayas Leben einen Einblick in die Gesellschaft und das Weltbild. Natürlich geht es hier insbesondere um die Unterschiede zwischen Afrika und Europa ("Afrikanisierung" ist im Buch das passende Wort). Wenn man das Buch liest, wird einem als (Mittel)Europäer mal wieder klar wie gut wir es eigentlich haben - und wie anders alles sein könnte, wenn wir in einem anderen Land geboren worden wären oder die Geschichte einfach einen anderen Lauf genommen hätte.
    Ein wenig gewöhnungsbedürftig fand ich, dass der Erzähler Maya immer mit "Du" anspricht. Aber das ist wahrscheinlich sicher sehr subjektiv. Ansonsten gibt es in dem Buch viele Wortwitze bzw. Namensabwandlungen, sowohl im Bezug auf berühmte Persönlichkeiten als auch auf Kunst, Kultur oder Industrie. Nur um mal ein paar Beispiele zu nennen: PapeSy und AfroCola, McDioula und Sarr Mbock oder das "weltberühmte[n] Lächeln der Mouna Sylla". Teilweise gerät man bei diesen Abwandlungen wirklich ins Grübeln, wer oder was denn nun gemeint ist.
    Bisher klingt das ja alles recht positiv, aber ich komme nicht umhin zu sagen, dass sich das Buch nicht gerade leicht liest. Es gibt viele Sprünge in der Handlung, es ist (meiner Meinung nach) eine ungewohnte Erzählweise und man würde eine ausgereifte Sachkenntnis über Afrika benötigen, um viele Anspielungen zu verstehen.
    Nichtdestotrotz bereue ich es nicht das Buch gelesen zu haben, die Grundidee des Buches ist es wert.


    Edit: Rechtschreibfehler beseitigt

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

    Dieser Beitrag wurde bereits 4 Mal editiert, zuletzt von saz ()