Josef stirbt – Ulla Berkéwicz

  • Erzählung


    Suhrkamp, 1982, 115 Seiten


    Handlung:
    Josef, der alte Vater, ist schwerkrank. Die Mutter hat Angst vor der Angst des Vaters. Der Vater hat Angst vor dem Sterben. Die Mutter bittet um Hilfe. Ich komme, sagt die junge Frau. Sterben ist etwas Natürliches. Sie fürchtet sich nicht.. Natürlich fürchtet sie sich. Sie ist noch keine dreißig. Was geschieht mit einem, der stirbt. Was geschieht mit dem der zusieht.
    Es geht nicht alleine um die Begegnung mit dem Sterben. Es geht vor allem um die langsame Annäherung an einen Menschen, es geht um die zaghafte Zartheit, um die moralische Fähigkeit und physische Kraft zu helfen.

    Zur Autorin:
    Siehe Suhrkamp-Portrait


    Rezension:
    Ulla Berkéwicz hat sich auch schon vor dem vor kurzen erschienen Buch „Überlebnis“ schon einmal intensiv mit dem Sterben auseinandergesetzt. In ihrem ersten Buch „Josef stirbt“ wird die noch nicht einmal 30jährige Erzählerin von ihrer Mutter angerufen. Der 90jährige Vater liegt im sterben, eine Brustkrankheit. Die Eltern leben auf dem Lande. Sie soll kommen und helfen. Ein irritierendes Gefühl, am liebsten möchte sie überhaupt nicht fahren. Die Begegnung mit dem Tod ist ihr noch unbekannt. Der Text ist strikt aus der Sicht der Tochter geschrieben. Das ist eine große Stärke und lässt Identifizierung zu.


    Der Vater, ein Bauer, stets nur Der Alte genannt, obwohl er erst mit 88 Jahren plötzlich nach Erkrankung alt wurde, ist eine großartig geschilderte, realistische Figur, sehr gelungen.


    Für die Tochter ist das Gefühl zurück zu kehren ungewohnt, es stellt sich aber schnell eine alte Vertrautheit ein. Doch die Aufgabe, den schon leicht verwirrten Alten zu pflegen, der zudem die Kontrolle über seine Körperfunktionen verliert, wird schwer.


    Neben einer Klarheit, die sich aus dem Realismus ergibt, kommen auch surreale Stellen zum Tagen, wenn die Tochter in ihren Gedanken tatsächlich einen lebendigen Krebs auf der Brust des sterbenden Vaters sieht. Wie auch der ganze ungewöhnliche Blick der Tochter auf die Situation und Umgebung den Text prägt.


    Der Text ist kurz. In dieser Verknappung liegt aber auch den Vorteil, alles überflüssige wegzulassen.
    2001 habe ich die Erzählung das erste Mal gelesen und der Text verliert auch nach Jahren noch nicht an Kraft.


    ASIN/ISBN: 351837625X

  • Nachdem ich dieses schlimme "Überlebnis" gelesen habe, wird mir dieses hier beschriebene Buch nicht ins Haus kommen. Berkewicz ist nichts anderes als ein literarischer Irrtum. :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.