Literatur aus dem Maghreb

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    Original von Bartlebooth
    Albert Memmi ("La statue de sel", aber auch seine Essays "Portrait du colonisé/du colonisateur").


    Von Albert Memmi habe ich hier vorliegen"Ah, quei bonheur" (deutsch: Das kleine Glück) und "La Dependance" (deutsch: Von Süchten und Sehnsüchten).


    Sind La statue de sei und Portrait du colonise (das wurde auch in der oben erwähnten Radiosendung erwähnt, wenn ich recht erinnere) auch in Deutsch erschienen?



    Autorenporträt
    Albert Memmi,
    geboren 1920 in Tunis, Schriftsteller, Soziologe und Literatursoziologe. Professor Emeritus der Universität Paris, Professor der Universität Washington D.C. In Deutschland wurde Memmi vor allem bekannt durch seine Schriften zur Soziologie des Kolonialismus, zum Rassismus und zu gesellschaftlichen Randgruppen. Albert Memmi lebt in Paris.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ist eigentlich nie ein anderer Inspekteur Ali-Roman in deutscher Übersetzung erschienen? Schade!


    Meines Wissens nicht. Aber "L'inspecteur Ali" ist kein Inspecteur Ali-Krimi, sondern ein Text über einen Schriftsteller von Kriminalromanen. Er ist vor den ganzen krimis erschienen, die mir zwar immer noch, aber nicht mehr ganz so gut gefallen haben. Ich habe drei von ihnen gelesen:


    Une place au soleil
    L'inspecteur Ali à Trinity College
    L'inspecteur Ali et la C.I.A.

  • Sprache:
    Für die Literatur aus Mahgreb ist die Sprache, in der die Romane geschrieben werden, meistens französisch, die Sprache der einstigen Koloniemacht.
    Assia Djebar wurde in Algerien deswegen sogar angefeindet, weil sie in der Sprache des ehemaligen Besetzers schreibt.
    Und wie ich aus der oben erwähnte Radiosendung aus Äußerungen von Autoren oder auh von Donata Kinzelbach entnehme, hat heutzutage ein algerischer Schriftsteller auch kaum eine Wahl, den sein einziger Markt für seine Bücher ist im französischsprachigen Raum. In Algerien selbst gibt es wenig Bücher, kaum Buchhandlungen und keinen aktiven Büchermarkt. Bücher sind unverhältnismäßig teuer in diesem Land voller Armut (und das obwohl es reich an Bodenschätzen ist), deswegen wird wenig gelesen und es gibt auch immer weniger Schriftsteller.


    Um sich nicht total von dem französischsprachigen Buchmarkt diktieren zu lassen, haben einige wenige, erfolgreiche Autoren angefangen auch wieder in Arabisch zu schreiben. Das ist vor allem bei Rachid Boudjedra der Fall, der seine Romane dann selbst in französisch übersetzt.


    Übersetzungen:
    Als deutscher Leser sehe ich manchmal die Gefahr, dass nicht viel übrig bleibt vom Originaltext, da meist aus dem französisichen übersetzt wird. Gerade bei der Lyrik sind Übersetzungen immer ein Problem und es gibt auch wenige. Von Rachid Boudjedra erschien als Lyrik zuletzt „Bars in Algier“. Doch enttäuschenderweise sind viele Gedichte die gleichen, die Jahre früher schon in dem Band „Befruchtung“ erschien.


    In der Summe sehe ich eine Menge Probleme für die Autoren bei der Veröffentlichung. Also erst einmal überhaupt zu schreiben, dann einen Markt zu finden und dann noch originalgetreu zu bleiben.


    Naiver Traum:
    Ich hoffe daher, dass auch ein großer Verlag mal eine Nische für diese Literatur findet.
    Vielleicht lässt sich damit nicht so viel Geld verdienen, aber es gibt eine Minderheit an Lesern, die ausgehungert sind nach neuerer Literatur dieser Art.


    Nachwuchsautoren:
    Erschwerend kommt hinzu, dass viele der großen Schriftsteller des maghreb kaum noch schreiben oder bereits verstorben sind, wie Mohammed Dib, Driss Chraibi, Mouloud Mammeri, der ermordete Tahar Djaout oder Jean Amrouche.


    Nur wenige jüngere Autoren sind erfolgreich.
    Zu nennen ist immerhin die Algererin Leila Marouane mit ihren hervorragenden Romanen Das Mädchen aus der Kasbah und Entführer.


    Leila Marouane:


    Über die Autorin:
    Leila Marouane, mit bürgerlichem Namen Mechentel, kam 1960 als ältestes von zehn Kindern eines ins Exil verbannten Anführers der algerischen Befreiungsarmee und seiner Frau, einer jugendlichen Maquisardin, auf Djerba zur Welt. Sie studierte in Algier Medizin und Literaturwissenschaft, war dort Redaktionsassistentin und Journalistin bei Horizons und El-Watan. Seit 1990 lebt und arbeitet sie in Paris.


    Entführer:
    Kurzbeschreibung
    Aziz Zeitoun (60), reicher Reeder, Vater von fünf Töchtern und einem Sohn, verstößt im Jähzorn seine Frau Nayla (37), die es gewagt hat, allein aus dem Haus zu gehen und den neugeborenen Enkel im Krankenhaus mit einer Handvoll Salz vor dem bösen Blick zu retten. Aber aus der Situation wieder herauszukommen, ist nicht so einfach. Nach islamischem Recht muss Aziz seine Frau, der er längst verziehen hat, erst mit einem anderen Mann verheiraten, der sie seinerseits verstoßen muss, bevor Aziz sie zurücknehmen kann. Die Wahl fällt auf den Nachbarn, den Schriftsteller Allouchi. Doch der wird aufgrund kritischer Theaterstücke von den Islamisten verfolgt und flieht am Morgen nach der Hochzeit heimlich mit der frisch Angetrauten, deren Sohn Omar und Schwiegertochter Khadija nach Frankreich... Die Algerierin Leïla Marouane erzählt mit viel hintersinnigem Witz die tragikomische Geschichte vom Zerfall einer traditionellen Reedersfamilie in ihrer Heimat, die sich als Parabel auf ein Algerien lesen lässt, das in Lüge und Aberglauben, Doppelmoral, Heuchelei und Gewalt erstickt. Eine wunderliche, bizarre, dabei durchaus reale Geschichte, die man mit einem weinenden und einem lachenden Auge liest.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Nachwuchsautoren:
    Erschwerend kommt hinzu, dass viele der großen Schriftsteller des maghreb kaum noch schreiben oder bereits verstorben sind, wie Mohammed Dib, Driss Chraibi, Mouloud Mammeri, der ermordete Tahar Djaout oder Jean Amrouche.


    Nur wenige jüngere Autoren sind erfolgreich.


    Das ist mir auch aufgefallen. Gestern habe ich - nach dem du den Thread eröffnet hattest - noch ein wenig recherchiert, ob es interessante junge maghrebinische Schriftsteller gibt, die auch veröffentlich werden. Ich bin leider nur so gar nicht fündig geworden. Deshalb danke ich dir für den Tipp mit Leila Marouane, das klingt sehr interessant.


    Zumindest bin ich bei meiner Suche aber noch auf ein ganz interessantes Buch von dem tunesischen Autor Hassouna Mosbahi gestoßen, das schon den Weg auf meine Wunschliste gefunden hat.


    Kurzbeschreibung
    Hassouna Mosbahis Erinnerungen an seine Kindheit in einem winzigen Dorf im Süden Tunesiens bilden den Stoff der in diesem Band vorgelegten Erzählungen. Sie sind wie ein Roman mit verschiedenen Kapiteln - zusammengehalten durch das Band des Erlebten, der Phantasie und der Erinnerung. Dadurch wird das Dorf zum Kosmos, werden die Schicksale seiner Bewohner zu Sinnbildern von Tragik und Komik menschlichen Lebens. Mosbahis Blick zurück ist keine nostalgische Heimkehr zu den Ursprüngen. Er besinnt sich, um die schmerzliche Erkenntnis auszudrücken, dass diese Welt nicht mehr existiert. Seine Erzählungen bewahren ein Stück dieser verlorenen Welt.

  • Eine algerische Autorin, deren Schreibe auch sehr frisch wirkt, ist die 1949 geborene Malika Mokeddem.


    Ich lese gerade ihr Buch Die Zeit der Heuschrecken, dass 1998 beim Unionsverlag erschienen ist.




    Kurzbeschreibung
    Mahmoud und seine Tochter Yasmine ziehen durch die algerische Wüste. Sie sind auf der Suche nach dem Mörder von Jedjma, Yasmines Mutter, und gleichzeitig auf der Flucht vor der Polizei und den französischen Siedlern. Denn Mahmoud ist unschuldig angeklagt, das Gut eines Franzosen angezündet zu haben. Yasmine hat seit dem Verbrechen an ihrer Mutter, dessen Zeugin sie wurde die Sprache verloren. Um sich mit ihr verständigen zu können, aber auch, um sie vor den Zwängen der Tradition zu bewahren, lehrt der Dichter Mahmoud seine Tocher schreiben und bringt ihr die Poesie der Wüste und der Märchen nahe.


    Über die Autorin:
    Malika Mokeddem, 1949 in Kenadsa (Algerien) am Rande der Wüste geboren. Besuchte gegen den Widerstand des Vaters, aber mit Unterstützung der Großmutter als erstes Mädchen ihres Clans das Gymnasium. Beginn des Medizinstudiums in Oran, Abschluss 1977 im Exil in Paris. Sie lebt als Schriftstellerin und Ärztin für Immigrierte in Montpellier.


    Unionsverlag

  • Einen der wichtigsten Autoren aus Marokko habe ich unverzeihlicherweise noch vergessen zu erwähnen:


    Mohammed Choukri und sein großer Erfolg „Das nackte Brot“, ein autobiographischer Roman der noch bis zum Jahr 2000 in Marokko verboten war.


    Ein schonungsloses Buch über Hunger und Gewalt in einer ärmlichen Familie, aber auch in den Gassen Tangers, in der der junge Protagonist als Stricher lebt, nachdem er vor dem gewalttätigen Vater, der seinen Bruder erschlug, davonlief.
    Auch da gibt es sexuelle Übergriffe, Gewalt und Drogenexzesse.


    Dieser Roman wurde in den 70zigern von Paul Bowles ins englische übersetzt und ein internationaler Erfolg. 1980 wurde es in französisch übersetzt.
    Mohammed Choukri starb 2003.

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    Original von buzzaldrin
    Von Tahar Ben Jelloun habe ich "Der letzte Freund" gelesen, was mich sehr überzeugen konnte. Dabei hat mich nicht nur die Sprache des Romans begeistern können, sondern vor allem auch Jellouns Art des Erzählens.


    Diesen Roman habe ich heute durchgelesen und er hat mir sehr gefallen, da er intelligent, vielschichtig, mifühlend erzählt ist.
    Die Stadt Tanger in Marokko wird dabei mit einem kritischen, aber sympathischen Bild versehen.
    Mein Monatshighlight!
    Also noch einmal danke für den Tipp, buzzaldrin! :anbet


    Hat noch jemand so eine gute Empfehlung für ein Buch aus dem Maghreb?

  • Bei den Heidelberger Literaturtagen gibt es diesmal einen Tag der maghrebinischen Literatur
    Und zwar den Freitag, 19.Juni 2009
    Veranstaltungsort: Im Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz


    18.00h Lesung mit Habib Tengour (Algerien): „Besagter Tartar”
    Moderation Prof. Christian Minuth


    20.30h Lesung mit Boualem Sansal (Algerien): „Das Dorf des Deutschen”
    Moderation Dr. Kersten Knipp


    22.30h Lesung mit Leila Abouzeid (Marokko): „Eine Verstoßene geht Ihren Weg” sowie
    Lesung mit Valentin Herzog: „Alifas Zeichen”
    Moderation Donata Kinzelbach


    Ich hoffe, dass ich es schaffe, dabei zu sein.


    Eintritt kostet je Lesung 9 € bzw. 7 € ermäßgt