Klappentext:
(Kann ich leider nicht beisteuern, da ich nur die günstige Weltbildausgabe habe.)
Autorin:
Die Autorin Tania Douglas wurde 1969 in der Vulkaneifel geboren, ist in Frankreich aufgewachsen und lebt heute mit Mann und Sohn in Paris und Seeheim an der Bergstraße. „Tanz der Wasserläufer“ ist ihr erster Roman.
Meine Meinung:
Tania Douglas Erstlingswerk „Tanz der Wasserläufer“ ist ein sehr gut recherchierter historischer Roman der die Zeit von Richelieu und Louis XIII., die Machenschaften vor allem am französischen zum Teil aber auch am englischen Hof und die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich beleuchtet.
Die Protagonistin Julie wird mit 16 Jahren mit einem wohlhabenden englischen Adeligen verheiratet, den sie nicht kennt. Trotzdem hofft sie auf eine glückliche Ehe und die große Liebe. Ihre Erwartungen werden jedoch nicht erfüllt, sie muß erkennen, dass ihr Mann sie zur Sicherung seiner Nachfolge geheiratet hat, insgeheim aber das eigene Geschlecht bevorzugt und bereits jemand anders liebt. Die unglückliche Ehe währt jedoch nur kurz, da ihr Mann stirbt. Im Kampf um das Erbe zieht ihr Schwager sie in das Netz aus Intrigen von Marie de Chevreuse, Vertrauter der Königin Anne von Frankreich, und George Villiers, Herzog von Buckingham, hinein. Sie kommt an den französischen Hof mitten in das Zentrum von Intrigen, Ränkeschmieden und Machtgier, wo sie auch ihre große Liebe Francois wieder trifft, und muß Entscheidungen treffen und Agieren, um nicht selbst im Strudel der Machenschaften anderer zu versinken.
Tania Douglas erschafft in ihrem Roman Charaktere, deren Handlungen im ersten Moment nicht immer logisch und nachvollziehbar erscheinen, die aber glaubwürdig sind und deren Ecken und Kanten sehr gut herausgearbeitet sind. Die Entwicklung der beiden wesentlichen Charaktere wird teils über ihr Handeln teils über Ihr Denken dargestellt. Das politische Umfeld, die Kulissen in England, am Hof und in La Rochelle werden detailgetreu beschrieben, so dass ein plastisches Bild der damaligen Zeit entsteht. Insbesondere die Person Richelieus wird von der Autorin nicht nur als harten, machthungrigen, hochintelligenten Staatsmann dargestellt, sondern auch mit seinen menschlichen Schwächen, seinen Ängsten und Sehnsüchten gezeigt. In flüssiger, bildhafter Sprache versteht es Tania Douglas eine durchweg spannende Handlung zu entwickeln, bei der politisches Umfeld und Schicksal der Protagonisten geschickt miteinander verwoben sind.
Einziger Makel ist für mich, dass eine der Kernszenen für mich absolut nicht nachvollziehbar ist. Ich wage zu bezweifeln, dass eine Frau wenige Stunden nach dem erlittenen Trauma einer Vergewaltigung sich spontan mit einem Mann einlässt, selbst wenn seine Ausstrahlung noch so sinnlich und betörend sein sollte. Beinahe hätte ich nach dieser Szene, die sich noch im Einstieg des Romans befindet, das Buch zur Seite gelegt. Es lohnt sich aber, über diesen meines Erachtens wenig gelungenen Einstieg hinwegzulesen. Abgesehen von diesem durchaus „groben Schnitzer“ liegt mit diesem Erstlingswerk ein wirklich gelungener historischer Roman vor und ich würde auch ein weiteres Buch der Autorin auf jeden Fall lesen.
Pelican