Inhalt:
Das Buch erzählt in der Ich-Perspektive die Geschichte von Hayri Irdal...eigentlich ein unbedeutender Istanbuler Anfang des 20. Jarhunderts, der sich mehr schlecht als recht über Wasser halten kann - stets ist er von anderen Menschen abhängig und schafft es auch nicht diesen Abhängigkeiten zu entfliehen. Bedrängt von seinen Schwägerinnen, einer Tante und seiner (zweiten) Ehefrau weiß er schließlich eines Tages weder ein noch aus. Doch wie es der Zufall will, begegnet er an diesem Tag Halit Ayarci, mit dem er zusammen das Uhrenstellinstitut gründet, das für die korrekte Einstellung der Uhren zuständig sein soll - und obwohl diese Institution eigentlich keinerlei sinnvolle Aufgabe besitzt und Hayri sehr an ihr zweifelt, scheint sie Erfolg zu haben...
Meinung:
Das Buch handelt allerdings weniger von diesem Uhrenstellinstitut, sondern vielmehr von dem Auf und Ab in Hayris Leben bevor dieses gegründet wurde: die wechselhafte berufliche "Karriere"; seine Liebschaften, Ehen und bizarre Freunde; ein Erbschaftsprozess, der dazu führt, dass er psychiatrisch behandelt wird oder auch seine allabendlichen Aufenthalte in den Kaffeehäsuern, um seine Sorgen zu vertreiben, als er arbeitslos ist. Wie es scheint, fällt Hayri von einem Unglück ins nächste. Dabei erhält man einen wunderbaren Einblick in Hayris Leben und natürlich auch in die Gesellschaft, auf die das Buch besonders abzielt.
An vielen Stellen kann man sich prächtig amüsieren, sowohl über das Uhrenstellinstitut selbst, das nun wirklich reine Bürokratie- und Arbeitsplatzschaffungsmaßnahme ist, als auch über andere kleinere Ausführungen. So wird zum Beispiel anfangs vorgerechnet wieviele Stunden die Bevölkerung am Tag durch das Falschgehen von Uhren verliert (angeblich 50.000 Stunden/Tag). Bereichert wird das Buch außerdem durch sehr sympathische und gut vorstellbare Hauptdarsteller.
Ein paar Probleme hatten mir anfangs die türkischen Namen gemacht, allerdings gewöhnt man sich doch recht schnell daran und (zumindest in der gebundenen Ausgabe) findet man als Hilfestellung eine Art Lesezeichen, auf der die wichtigsten Personen aufgeführt sind.
Auf jeden Fall ein unterhaltsames Buch und wie bereits angesprochen auch ein gesellschaftskritisches. Das Buch wurde bereits 1962 verfasst und nimmt deshalb in Form des Uhrenstellinstituts die Zunahme der Bürokratie in der Türkei nach dem 2. Weltkrieg auf's Korn. Außerdem wird natürlich auch die Bedeutung und Vergänglichkeit der Zeit thematisiert...