Todesgott - Árni Thórarinsson

  • 'Todesgott' von Árni Thórarinsson ist erst in diesem Monat erschienen (September 2008) und daher aktuell einer der neusten Krimis aus Island.


    Ich begeistere mich seit Jahren für die isländische Literatur und ganz besonders für Krimis und Thriller von der Insel, weshalb die Anschaffung des Buches für mich schlichtweg ein MUSS war. Soweit ich weiss, gibt es kein weiteres Buch des Autors in deutscher Sprache, obwohl es bereits sein vierter Titel ist. Soweit das Vorgeplänkel.


    'Todesgott' spielt in den Nord- und Ostfjorden Islands und damit ausnahmsweise mal nicht wie so häufig ausschliesslich in der Hauptstadt Reykjavik. Ein Zeitungsreporter, der Ereignisse aus der ländlichen Region publik machen soll, hat sich auch mit zwei Todesfälle zu beschäftigen. Ein Unfall beim River Rafting und ein vermisst gemeldeter Schüler scheinen keinerlei Verbindung zueinander zu haben, und doch kommen HInweise auf...


    Mir selbst hat das Buch enorm gefallen, weil ich den Schreibstil des Autors - eines isländsichen Journalisten übrigens - sehr mag. Zudem gefällt mir seine fein eingewobene Sozialkritik rund um den aktuellen Staudamm in Osten den Landes, der aus sozialen wie ökologischen Gründen hart kritisiert wird.


    Das Buch wird Fans von Arnaldur Indridason und allgemein skandinavischer Krimis gefallen!


    GRÜSSE
    savanna

  • Herzlichen Dank für diese Rezi. Isländische Krimis stehen bei mir immer ganz oben auf der Wunsch- und Kaufliste. So wird halt auch dieser Krimi wohl bald käuflich erworben werden. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • So langsam muss ich wohl mein Islandregal um ein paar Meter verlängern, danke für die Vorstellung!


    Allerdings gab es schon mal ein Buch von Árni Thórarinsson auf deutsch: "Die verschwundenen Augen". Obwohl ich mich nur noch dunkel an die Handlung erinnern kann, fand ich den wohl ganz nett, auch wenn die Handlung, wie so oft bei isländischen Krimis, leicht ins absurde tendierte :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Da schau an - der ältere Titel des Autors 'Die verschwundenen Augen' ist leider über z. B. Amazon nicht mehr erhältlich, daher wurde bei dem Autor ausschliesslich der aktuelle Titel angezeigt.


    Danke für den Hinweis, das Buch wird nun gebraucht gesucht! ;0)

  • ähhmm, könnte bitte jemand den Fred-Titel ändern und den Autor dazu schreiben und bitte die Kapitalen gegen normale Typographie austauschen. Danke


    savanna : Alles GROSS geschrieben gilt im Internet als schreien. Das muss doch nicht sein, oder?

  • Danke :) ... das ist nett, dass Du das geändert hast.


    bei den Fred-Titeln ist es für Buchvorstellungen wirklich etwas streng, aber das ist sehr sinnvoll. Stell Dir vor, Du suchst aus der Masse der vielen Bücher hier ein ganz bestimmtes, dann kannst Du hier verschiedene Suchhilfen benutzen. Die funktionieren aber nur, wenn der erste Beitrag einer solchen Vorstellung recht penibel alle nötigen Angaben liefert. Dann kannst Du aber im Portal links oben das Buch unter dem entsprechenden Autor verlinkt finden oder dem Titel und jemand ganz anderes, kann es in einem oder zwei Jahren auch noch finden.


    Und das mit dem Großschreiben gilt ja soweit ich weiß fast überall im I-net und ist einfach eine nette geste, wenn man nicht alle Buchstaben großschreibt, danke auch für diese Änderung :)

  • Hurra, endlich mal wieder ein richtig lesenswerter isländischer Krimi:


    Einar, Reporter einer isländischen Zeitung, wird zusammen mit seinem Intimfeind Ásbjörn in den Norden versetzt, um dort durch die Schaffung einer Lokalredaktion die Auflage seiner Zeitung zu erhöhen.
    Zunächst einmal geht dabei jedoch so allerhand schief und der grenzdebile Ressortleiter im fernen Reykjavík ist so gar nicht zufrieden mit dem, was Einar abliefert: wen interessieren Berichte über eine Schultheateraufführung? Und so ist es auflagentechnisch ein Glücksfall, dass der Hauptdarsteller dieses Stückes ermordet aufgefunden wird. Bald zeigt sich dann auch, dass das idyllische Städtchen am Eyjafjord längst seine Unschuld verloren hat und auch hier Geldgier, krankhafter Ehrgeiz und Korruption die Gesellschaft bestimmen.
    Das hört sich zunächst nach dem üblichen Gezetere sozialkritischer isländischer Autoren an, kommt in diesem Fall aber keineswegs schwermütig, sondern bissig und sarkastisch daher, so dass einem erst dann, wenn einem aufgegangen ist, was zwischen den Zeilen steht, das amüsierte Grinsen wieder aus dem Gesicht fällt. Das mag sicherlich auch an der sehr guten Übersetzung von Tina Flecken liegen, die so manche Mehrdeutigkeit und Wortspielerei gekonnt ins Deutsche übertragen hat.
    Die Logik bleibt zwar einige Male doch auf der Strecke, im Großen und Ganzen aber überzeugt der Fall, wenn man ihm die eine oder andere isländische Eigenheit zugesteht.


    ABER: so dankbar man dem Verlag sein muss, dass er diesen durchaus lesenswerten Krimiautor auch deutschen Lesern zugänglich macht, so ärgerlich ist die Umschlaggestaltung des Buches: ein einsames Haus in einer kargen isländischen Landschaft. Der Wiedererkennungswert geht gegen null, da alle Cover isländischer Krimis einsame Häuser in karger isländischer Landschaft zeigen. Das hat nun rein gar nichts mit der Handlung zu tun, ebensowenig wie der deutsche Titel. Der Originaltitel Timi nornarinnar bedeutet so viel wie "Zeit des Hexers", was wenigstens zur Handlung passt. Auch hier soll offenbar auf den Indridason-Zug mit seinen knappen Titeln wie "Todesrosen" oder "Kältezone" aufgesprungen werden.


    Wenn aber diese Marketingstrategie dazu führt, dass die Verkaufszahlen ausreichen, dass auch der zweite und dritte Band der Serie rund um Einar übersetzt werden, würde ich ausnahmsweise gnädig darüber hinwegsehen

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Titel: Todesgott
    OT: Timi nornarinnar
    Autor: Arni Thorarinsson
    Übersetzt aus dem Isländischen von: Tina Flecken
    Verlag: Knaur
    Erschienen als TB: September 2011
    Seitenzahl: 412
    ISBN-10: 3426635186
    ISBN-13: 978-3426635186
    Preis: 9.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Der Reporter Einar wird von Reykjav¡k in die tiefste Provinz versetzt. Widerwillig versucht er, sich in Akureyri im hohen Norden Islands zurechtzufinden. Die Menschen dort sind verschroben, das Leben fließt eher ereignislos dahin, und Einar langweilt sich gehörig. Bis zwei merkwürdige Mordfälle die kleine Gemeinde erschüttern.


    Der Autor:
    Arni Thorarinsson, geboren 1950, lebt in Reykjav¡k und arbeitet als Journalist für Zeitung, Radio und Fernsehen. Er gehört zu den Autoren, die in den neunziger Jahren den modernen isländischen Kriminalroman begründeten und ihn auf internationales Niveau brachten. Tina Flecken, geboren 1968 in Köln. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Verlagslektorin arbeitet sie seit 2005 als freie Übersetzerin.


    Meine Meinung:
    Ein Krimi der besseren Art. Eine spannende Geschichte die flüssig und gut erzählt wird. Arni Thorarinsson schafft es seine handelnden Personen so zu zeichnen, dass sie durchaus auch über eine gewisse Tiefe verfügen. Hervorzuheben ist, dass man auch etwas über das „normale isländische Alltagsleben“ erfährt. Es ist kein Krimi der durch vor lauter Action nicht mehr aus dem Sessel kommt – ganz im Gegenteil, der Autor pflegt einen eher ruhigeren Erzählstil, baut dabei aber trotzdem konsequent und stetig an seinem Spannungsbogen. Zwischenzeitlich sollen bereits sieben Krimis mit dem Reporter Einar als Hauptfigur erschienen sein. Dieses Buch ist aber meines Wissens das erste Buch dieser Serie welches in deutscher Übersetzung vorliegt – ob es auch den Beginn der Serie darstellt ist mir allerdings nicht bekannt. Zwischenzeitlich ist wohl auch bereits ein zweiter Band erschienen. Dieser Einar ist ein Kerl mit Ecken und Kanten, einer der nur sehr schwer Autoritäten über sich haben mag – der aus der Hauptstadt Reykjavik in die tiefste Provinz „strafversetzt“ wurde – aber auch da liegt er sehr oft mit seinem Ressortleiter über quer. Einar wohnt mit einem Papagei zusammen und leidet darunter, dass er seine Tochter nur sehr selten sieht – aber die hat nun einmal losgelöst vom Vater ein eigenes Leben.
    Ein Krimi mit einer stimmigen Handlung. Durchaus empfehlenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Die isländische "Afternoon News" hat sich auf ihre Leser und Anzeigenkunden außerhalb der Hauptstadt besonnen und eine Lokalredaktion in der Kleinstadt Akureyri eingerichtet. Einar, die Hauptfigur in Thorarinssons Islandkrimi, soll die Arbiet machen, Ásbjörn mimt den Chef und Jóa unterstützt das neue Büro als Fotografin. In den ersten drei Bänden der Reihe (von denen nur Band 1 Die verschwundenen Augen ins Deutsche übersetzt wurde) ermittelte Einar noch in der isländischen Hauptstadt. Die Versetzung der beiden Männer in die Provinz als Folge eines Herausgeberwechsels ihrer Zeitung ist als berufliche Degradierung gemeint und wird von beiden auch so empfunden. Einar muss früher gern tief ins Glas geschaut haben und versteht es, der Arbeit möglichst aus dem Weg zu gehen. So gerät er gleich zu Beginnder Geschichte mit seinem Chefredakteur aneinander, der nicht akzeptieren will, dass im Zeitalter elektronischer Kommunikation die Kommunikation mit der kleinen Außenstelle langsamer funktionieren soll als zur Zeit des Bleisatzes. Einar soll nun einerseits das Blatt täglich mit Informationen aus dem Norden versorgen, andererseits erfährt er halboffizielle Dinge, die seine Informanten ausdrücklich nicht für die Presse freigeben.


    In der Woche vor Ostern erden zwei Todesfälle gemeldet. Zunächst ist die Frau eines Süßigkeitenfabrikanten an den Folgen eines Rafting-Unfalls verstorben. Kurz darauf wir auf der städtischen Müllkippe die stark angesengte Leiche eines Oberstufenschülers gefunden, der mit seiner Theatergruppe "Loftur, der Magier" probte, eine isländische Version des Dr. Faust. Obwohl in einer Kleinstadt von nur 20 000 Einwohnern die Informationen zu beiden Toten geschmeidig fließen müssten und die Theatergruppe des toten Skarphédinn als Informanten zur Verfügung steht, laufen Einars Ermittlungen nur zögernd an. Ohne mit Sozialkritik zu penetrant zu nerven, charakterisiert Thórarinsson, der selbst Journalist ist, den sozialen und wirtschaftlichen Hintergrund Islands. Der Strukturwandel von Schwerindustrie und Fischfang zu Energieerzeugung und Tourismus ist zum Zeitpunkt der Handlung noch nicht in Gang gekommen. Junge Isländer auf Jobsuche müssen aus der Provinz abwandern. Angesichts der Zuwanderer aus fremden Kulturen, die für schlechtbezahlte Jobs angeworben werden, macht sich unter Jugendlichen rechtsradikales Gedankengut breit. Einar würde zwar gern für die Afternon News über die Profiteure der wirtschaftlichen Neuordnung schreiben, nur ist er bisher noch nicht über die Meldung von vermissten Hunden hinausgekommen.


    Ári Thórarinsson lässt seinen schnoddrigen und dabei phlegmatischen Ermittler in dem beruflichen Umfeld handeln, das ihm selbst als Journalist vertraut ist. Wer in einem Krimi weder einen steilen Spannungsbogen noch unappetitliche Details erwartet und Geduld für die sozialkritischen Töne aufbringt, wird sich mit Thórarinssons Laien-Ermittler gut unterhalten. Jóa in ihrer Nebenrolle hat sich in Akureyri aktuell in eine Frau verliebt, so dass in weiteren Folgen der Reihe das Privatleben der drei Zeitungsmitarbeiter noch Entwicklungsmöglichkeiten hat. "Season of the witch" wurde in Deutschland bereits unter dem wenig treffenden Titel Todesgott veröffentlicht. Der Autor ist hier mit seiner Krimireihe unglücklich gestartet; denn der erste Band ist nicht mehr erhältlich und Band 2 und 3 wurden noch nicht übersetzt. Nach Ein Herz so kalt (Band 5) warten bereits Band 6 und 7 auf die Übersetzung aus dem Isländischen.


    Bei amazon-crossing erscheint "Seasons of the witch" als Paperback, das in Format und Seitenlayout den deutschen Klappenbroschuren entspricht. Der Band ist in der Breite 1cm und in der Länge knapp 2cm größer als ein gewöhnliches Taschenbuch. Mit großzügigem Zeilendurchschuss und eingezogenen Zeilenanfängen wirkt das Layout augenfreundlicher als ein normales Taschenbuch, selbst wenn objektiv die Schriftgröße dem eines Taschenbuchs entspricht. Anders als wir es in Deutschland gewohnt sind, findet sich im ganzen Text kein isländischer Buchstabe, alle Eigennamen wurden in die Schrift Resteuropas transkribiert. Mit Seitenüberschriften und Kurzbiografien des Autors und der Übersetzerin macht das Buch optisch einen guten Eindruck. Zur professionellen Verlegertätigkeit fehlt nur die Angabe der Reihenzählung oder ein deutlicherer Hinweis auf den Originaltitel, was die Suche der Leser danach, um welchen Band der Reihe es sich handelt, erheblich vereinfachen würde.


    1. (1998) Die verschwundenen Augen, Nóttin hefur þúsund augu, Verlagshaus No. 8, nicht lieferbar
    2. (2000) Hvíta kanínan
    3. (2001) Blátt tungl
    4. (2005) Todesgott, Tími nornarinnar, Seasons of the witch
    5. (2007) Ein Herz so kalt, Dau i trú sins
    6. (2008) Sjöundi sonurinn
    7. (2010) Morgunengill


    7 von 10 Punkten