'Die Farm der Tiere' - Kapitel 01 - 05

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  • Ich habe gestern noch ein wenig mit dem Buch begonnen. Ich hab noch nicht den ganzen Abschnitt gelesen, denn ich kann das Buch nicht einfach so runterlesen. Ich brauche meine ganze Aufmerksamkeit. Es ist nicht schwierig geschrieben, aber doch mit viel Inhalt. Die ganze Tierbeschreibung mit den Namen...


    Ich musste bei den ersten Seiten an das Buch "Als die Tiere den Wald verließen" denken. Das mussten wir damals mit einem schrecklichen Lehrer in der Schule lesen. Ich denke mit Grauen daran zurück. Zum Glück ist dieses Buch interessanter geschrieben.

  • Sooo, jetzt habe ich endlich meine Notizen sortiert :-) Ich schreibe sie der Übersichtlichkeit halber nach Kapiteln auf:


    Das "Märchen" scheint mir alles andere als realitätsfern, aber der Reihe nach...


    Kapitel 1
    Die Beschreibungen der einzelnen Tiere sind äußerst knapp, aber dafür umso treffender gelungen, man kann sie mit ihren nur allzu menschlichen Eigenschaften direkt vor sich sehen. Grinsen musste ich über die stämmige Mutterstute Kleeblatt, die "sich den mittleren Jahren näherte und die nach ihrem vierten Fohlen ihre alte Figur nie wieder so recht zurückgewonnen hatte". :grin
    Dass das alte Schwein Major die anderen Tiere mit "Genossen" anspricht, lenkt den Leser automatisch in die Richtung, aus deren Warte man alles Folgende liest. So simpel und doch so effektiv, dieses eine Wort!
    Nachdenklich gemacht hat mich der Satz: "Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das konsumiert, ohne etwas zu produzieren" und darauf folgend "Und doch ist er Herr über alle Tiere". Für mich der Moment, mal darüber nachzudenken, mit welcher Selbstverständlichkeit wir die Produkte der Natur konsumieren...



    Kapitel 2
    Die drei Schweine Schneeball, Napoleon und Schwatzwutz haben zusammen alle Eigenschaften, die man für eine Rebellion braucht: Durchsetzungsvermögen, Einfallsreichtum und Überzeugungskraft. Alle drei Eigenschaften in einer Person äh Verzeihung in einem Schwein vereint würde eine beeindruckende Persönlichkeit ausmachen - so frage ich mich, ob das in einem Dreiergespann gut geht. Die Konsequenz, mit der Orwell hier Menschliches mit Tierischem vermischt, ist einfach großartig, alleine der Name Animalismus (alle bedeutenden Dinge enden mit -ismus *g*) spricht Bände. Und wie alle Rebellionen beginnt auch die der Tiere im Moment, wo das Fass der Unterdrückung überläuft, nämlich als sie geprügelt werden, nachdem sie sich völlig hungrig selbst einen Weg in die Futterkammer gebahnt haben. Die Parallelen zur Menschenwelt sind so augenfällig und doch mit einer Selbstverständlichkeit erzählt, dass sie im Rahmen der Tierwelt völlig glaubwürdig sind. Toll!


    Na, was ist bloß mit der Milch geschehen? Auch auf der Farm der Tiere dürfte die sich nicht in Luft auflösen....



    Kapitel 3
    Alles Menschliche soll schlecht sein und von der Farm verbannt werden - was für eine Ironie, dass die Tiere, allen voran die Schweine, sich immer mehr menschliche Egenschaften und Verhaltensweisen zunutze machen. Sei es das Antreiben der anderen Tiere, während sie selbst sich nicht abrackern oder sei es das Hissen einer Fahne. Doch jede Rebellion, auch die der Tiere, braucht ein Symbol, das sehe ich wohl ein :grin Die Krönung dieses Kapitels waren für mich allerdings die Komitees, die für alles ins Leben gerufen wurden :lache


    Und siehe da, die verschwundene Milch haben sich also die Schweine unter die Hufe gerissen - das siebte Gebot bekommt wohl so langsam Risse... Und nicht nur, dass die Begründung dafür haarsträubend ist, nein, sie wird sogar geschluckt. Aber wie wir ja von unserer Spezies wissen, glauben manche Exemplare nur zu gerne den Erklärungen, wenn das bedeutet, dass man sein Hirn nicht einschalten oder gar aufbegehren muss...



    Kapitel 4
    Die Kunde von der Rebellion verbreitet sich trotz der Bemühungen der anderen Farmer in der ganzen Grafschaft. Klar, so etwas bleibt nicht lange geheim, erst recht nicht, wenn die Verbreitung der Information auch noch (durch die Tauben) forciert wird. Und dann folgt der erste Kampf, den die Rebellen gewinnen - bei dem Unglück mit dem Stallburschen wird die unterschiedliche Einstellung von Pferd Boxer und Schwein Schneeball deutlich. Während Boxer ganz bekümmert über den vermeintlichen Tod des Jungen ist, fegt das Schwein seine Bedenken einfach hinweg und erklärt, dass ein solcher Kampf wie der ihre nun mal seine Opfer fordert. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit für Boxer gewesen, zu erkennen, wie ernst den Schweinen die Rebellion ist und welchen Preis sie dafür zu zahlen bereit sind.



    Kapitel 5
    Dass Mollie die Seiten wechselt, war abzusehen. War sie zu eitel oder einfach zufrieden mit dem Leben, dass sie bei/mit den Menschen führte? Eine interessante Frage, die noch weitergeführt werden könnte: Ist das Streben nach Freiheit auch gegen den Willen des Einzelnen vertretbar (angenommen hier geht es tatsächlich um die Selbstbestimmtheit der Tiere, was ja nicht wirklich stimmt)? Dürfen Tiere (oder Menschen) zu ihrem vermeintlichen Glück gezwungen werden? Wer hat das Recht dazu, das zu bestimmen? Eine aktuelle Assoziation, die mir sofort in den Sinn kommt und von der Orwell nichts wusste: Die "Befreiung" des Iraks durch die USA.


    Die Situation auf der Farm verschärft sich. Insbesondere die Unstimmigkeiten zwischen den beiden Schweinen Schneeball und Napoleon spalten die Tiere. Während Schneeball offenbar wirklich daran gelegen ist, das Leben der Tiere durch den Bau einer Windmühle zu verbessern, ist Napoleon vordergündig strikt dagegen. Ohne Argumente zu nennen. Seine Argumente haben letztendlich vier Beine und bedrohen die Tiere. So kann man sich natürlich auch durchsetzen. Und während Napoleon die Tiere durch Angst und Bedrohung "überzeugt", predigt sein "Propagandaminister" Schwatzwutz leere Phrasen, die toll klingen, aberletztendlich nichts bedeuten. Nach der Vertreibung von Schneeball ist Napoleon der unangefochtene "Führer" der Tiere.



    Alles in allem liest es sich wunderbar - auch wenn es keine leichte Lektüre ist, sondern viel zwischen den Zeilen steht und ich zahlreiche unangenehme Assoziationen habe. Ich freue mich aber jetzt schon aufs Weiterlesen! :-]

  • Ich habe erst die ersten 3 Kapitel gelesen - und bin dir sehr dankbar, milla, dass du kapitelweise vorgehst, da kann ich sogar Teile deiner Beitrage schon lesen :-] Ich selbst kriege das nie hin, da ich mir keine Notizen mache :-)


    Ich lese in einer Ausgabe von vor 40 Jahren auf englisch - die hat meine Mutter in der Schule gelesen. Ich habe also alle Vokabelangaben, die ich brauche, drinstehen (meine Mutter war ganz schön fleißig :lache) und saubere Bleistiftanmerkungen - sehr spannend :-] So hatte ich sogar schon Anmerkungen zu den 7 Sätzen. Das macht das ganze noch interessanter:-)


    Was mir auch sofort auffiel, waren die Parallelen zur menschlichen Welt, besonders in Bezug auf die Revolution, Genossen etc. in eine sozialistische Richtung. Verbunden mit einer gehörigen Portion Parodie und Kritik.


    Mir fällt auch auf, dass die Tiere trotz der Vermenschlichung oder gerade deswegen - das Buch hat bei mir ja den Untertitel 'Fable' = Märchen oder Fabel, was besser passt - sehr plausibel und überzeugend wirken. Sie sind sehr menschlich gezeichnet, allerdings zum Teil wird ihnen auch Dummheit angeschrieben. Dummheit, in dem Sinne vielleicht, dass sie zu Mitläufern werden. Besonders die Pferde strotzen ja nicht gerade vor Intelligenz.


    Die Schweine übernehmen immer mehr die Anführerschaft, zuerst ganz selbstverständlich - sie sind ja die "schlauen". Aber immer mehr wird jetzt schon deutlich, dass die schöne Revolution vielleicht doch nur ein Machtwechsel ist ... und zu neuen Unterdrückern führen könnte. Die Äpfel und die Milch, ebenso das Erziehen der Hunde (denen werden die Schweine, bzw. das eine Schwein wohl ihre eigenen Gedanken eintrichtern, erinnert mich irgendwie an Erziehung im Sinne des Staates oder gar eine ideologische Erziehung) zu... :gruebel was eigentlich, wofür könnte man die brauchen? Als ne Art "Armee"?


    Das letzte, schon angenackste Gebot betreffend, weiß ich schon, was daraus wird, also hab ich schon böse Vorahnungen.


    Aber auch in Bezug auf die beiden sich in ihrer Meinung unterscheidenden Schweine hege ich Befürchtungen...

  • Ich habe gerade das erste Kapitel beendet, lese in englischer Sprache und komme inhaltlich vollkommen klar.


    In meinen Buch werden die Tiere mit "comrades" betitelt und als Titelzusatz steht bei mir "a fairy story".


    Die Rede war berauschend, ich sah, ich gestehe, Martin Luther King. Vielleicht, weil ich ihn erst im Film sah oder vielleicht auch, weil seine Reden so eindrucksvoll waren.


    Auf jeden Fall schwinkt trotz allen Ernstes eine gehörige Portion Humor mit, angefangen bei der Beschreibung des Menschen Mr. Jones, seine Trunkenheit und am Ende sein Griff zur Waffe. Und dazwischen, das Verhalten der einzelnen Tiere. Auch mir ist die Figur des Pferdes aufgefallen, ich musste grinsen. Das Lied, sowenig es mir gefällt, hatte sicherlich eine mitreisende Wirkung, Lieder schaffen es so leicht, die Gefühle der Menschen zu beeinflussen und ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen.


    Ich stehe dieser Revolution gespalten positiv gegenüber. Zum einen habe ich das Buch noch nie gelesen, zum Anderen sind die aufgezeigten Missstände und Unterdrückungen ungerecht. Ich weiß, dass auch diese Revolution in ihr Gegenteil umschlagen wird, was ich schade finde. Nichtsdestotrotz bewundere ich Menschen, oder auch Tiere, die sich gegen Ungerechtigkeiten auflehnen und dagegen vorgehen. Gleichzeitig kann ich die Vorgehensweise hier natürlich nicht billigen, das Menschengeschlecht auszurotten ist der denkbar schlechteste Ansatz, eine neue Ordnung zu finden. Weise allerdings war der Vorschlag, nach dem Sieg keinesfalls die Verhaltensweisen des Bauern nachzuahmen. Sie "evil" zu nennen geht trotzdem ein bisschen zu weit. Im echten Leben bevorzuge ich friedliche Änderungen.


    Ich begreife das Buch ebenfalls als Parodie und kritische Auseinandersetzung mit der Menschenwelt, vielleicht sogar, bedenkt man die Lebenszeit des Autors, mit dem europäischen Kommunismus/Sozialismus ... der letzten Jahrhundertwende. Oder der französischen Revolution. Oder Revolutionen im Allgemeinen. Nun ja, auf jeden Fall ist ein hochinteressantes Thema.

  • Also ich bin auch gerade erst mit dem dritten Kapitel fertig und finde es jetzt schon so traurig :cry
    Vor allem da der Anfang doch zeigt, dass eigentlich keiner irgendwelche böswilligen oder selbstsüchtigen Motive hat.
    Und selbst die Paar Faulis, die bereits zu Beginn anzutreffen sind, schaden ja erst einmal nicht weiter :rolleyes
    Auch wenn ich bekennender Katzenliebhaber bin habe ich diesen Affront auszuhalten gewußt :lache
    Was diese mangelnde Intelligenz angeht.
    Naja es wird ja auch schon noch unterteilt, zwischen denen, die bereit sind zu lernen und denen, die sich es gar nicht erst versuchen.
    Wobei ich bei der ersten Gruppe schon sehr mitleide. :pille
    Trotzdem hat es mich komplett :yikes
    Allein die Vorstellung, dass die ja alle komplett bildungslos durch das Leben müssen.
    Also ich möchte nicht mehr 3 Jahre alt sein ;-(



    Eigentlich gefällt es mir schon ganz gut, weil es sich gut lesen läßt und die Veränderungen auch relativ schnell auftreten, trotzdem ist es mir dann doch zu sehr ein ähem Lehrstück
    Keine Ahnung wie man das so nennt, aber zu moralisch und plakativ. Das stört mich doch sehr beim Lesen, wenn alles so offensichtlich abläuft.
    MAcht mich komplett kirre :bonk


    Gefallen hat mir aber auch das dieses ständige Diskutieren angesprochen wurde. Ich musste sofort daran denken, wie gräßlich die erste Zeit war an der Uni, weil man erst einmal nur Leuten begegnet ist, die einem Gespräche reindrücken wollten und selbst zu der Aussage "Schönes Wetter heut" immer erst einmal contra geben müssen. Eben aus Prinzip. :hau

  • So, ich bin mit diesem Abschnitt durch - und fast auch schon mit dem nächsten ;-)


    Was ich erschütternd finde, obwohl es schon seit Anfang anklang, ist, wie die Schweine, d.h. Napoleon, jetzt die Rolle Jones' einnehmen und selbst Unterdrücker werden. Ich habe schon bei den Hunden so etwas erwartet - je mehr ich aber lese, desto sicherer werde ich mir, die Geschichte schon zu kennen - vielleicht aus einer Fernsehadaption? Gab es da nicht einen Zeichentrickfilm?


    Die Schweine werden immer unsympathischer. Squealer, d.h. Schwatzwutz, und seine Beschwichtigungen, das Herabsetzen Snowballs, das finde ich schon sehr beängstigend. :-(


    Was ich mich auch frage, ist, ob Mollie es in ihrer selbstgewählten Rolle nicht besser hat. Sie hat ihren Schmuck, die Zuckerstückchen und scheint zufrieden zu sein - ich hege die Befürchtung, dass es den anderen Tieren unter den Schweinen schlimmer ergehen wird als unter Jones ...


    :wave barti

  • Ich habe gerade Kapitel 4 beendet und lese das Buch, ich glaube jemand hier in der Leserunde hatte den Vergleich schon einmal bemüht, ein bisschen wie ein Lehrbuch: Revolution, ihr Ablauf, ihre Fallstricke. Schritt für Schritt wird der Ablauf, die Euphorie, die Maximen und ihre Vereinfachung, die Kämpfe und vor allem die Opfer geschildert.


    Und wie schade ist es, dass es Opfer gibt. Damit meine ich nicht die Menschen, sondern die Tiere in den unteren Schichten. Die weniger gebildeten.


    Witzig, wie sich jeder um die Buchstaben des Alphabets müht. Die Revolution hebt das Bildungsniveau, das ist gut.


    Aber auch die Schattenseiten beginnten klarer zu werden. Es sind nicht alle gleich, dass kann wohl auch nicht erwartet werden, was aber erwartet werden könnte ist die Gleichbehandlung aller und das klappt nicht. Warum nicht? Warum müssen Kopfdenker mehr haben als körperlich Arbeitende? Wovon soll sich ein Denker ernähren, wenn er selbst nicht das Feld bestellt? Ich denke, ein wenig mehr Anerkennung der Leistung ALLER wäre angebracht gewesen, das würdelängerfristig auch den Zusammenhalt fördern.


    Das letztere garantiert jetzt erst einmal der Sieg über den Menschenangriff, inklusive schöner bunter Orden und wunderbarer Bezeichnungen. Klasse für alle, die Blendwerk mögen. Die harte Arbeit am System kommt bestimmt erst hinterher.


    Und im Gegensatz zu den Tieren habe ich den beiseite geschafften Nachwuchs nicht vergessen und bin gespannt, ob er tot oder Elite ist bzw. werden wird.


    Im Moment schwanke ich zwischen der Idylle einer Kommune und dem absehbaren Schrecken der Französichen Revolution, die ihre Kinder frisst. Muss es denn immer so sein?

  • Zitat

    Original von bartimaeus
    Die Schweine werden immer unsympathischer. Squealer, d.h. Schwatzwutz, und seine Beschwichtigungen, das Herabsetzen Snowballs, das finde ich schon sehr beängstigend. :-(


    Beängstigend ist auch, das keiner aufbegehrt. Es geht so langsam und ist doch so vorhersehbar. Ich wüsste gerne, wer wo einsetzen kann, dass man solche Dinge verhindern kann? Mir fehlt wahrscheinlich das Quentchen Basisdemokratie, dass zwar auch die Bequemsten unter den Tieren fordern würde, aber gerechter wäre.
    Ich kann nur die Tiere beobachten, die sich nicht ganz so lenken lassen, wie Mollie und die Katze. Hier suche ich nach meinem Rebellen, der das System gerade rücken kann, wie man es auch Filme eben so kennt, aber ob der hier im Buch wirklich kommen wird, bezweifle ich. Schade.

  • Zuallererst muss ich anmerken, dass ich die Zeichentrick-Verfilmung seit meiner Kindheit kenne und liebe. Natürlich kapiert man als 5 bis 6-jähriger Pimpf nicht die politische Aussage, aber was gut ist und was schlecht, das hab ich auch damals schon begriffen. Ich muss also ein bisschen aufpassen, dass ich nicht rumspoilere da ich ja weiß wo das alles hinführt und wie es endet (im Film gibt es eine Stelle wo ich heute noch in Tränen ausbreche ;-( ).
    Eine Frage an die Englisch-Leser, heisst Jones' Farm im Original auch Herren-Farm? Ich kann mich vom Film her nicht dran erinnern, dass sie da so hieß.


    Den Tieren auf Bauer Jones' Farm geht es nicht gut. Er trinkt, lässt sich und den Hof verkommen, schindet seine Tiere und gibt ihnen nicht genug zu fressen. Eine andere Welt kennen sie nicht und so ist eine der Grundannahmen die zur Revolution führen schon mal schlichtweg falsch: Alle Menschen sind schlecht und nur ein toter Mensch ist ein guter Mensch. Selbst der alte Major, der mit seiner Idee von der Revolution wohl nur das beste für seine "Genossen" wollte, kann nicht ahnen, wo sein im Prinzip richtiger Gedanke enden wird. Doch die Saat der Revolution ist in den Köpfen der Tiere gepflanzt, als Jones sie hungern lässt und anschliessend für das selbst genommene Futter bestrafen will, bricht sie ganz von selbst los. Ich musste bei dieser Szene an eine Stelle aus "Die Kathedrale des Meeres" denken, wo ein großer Aufstand auch wegen nicht herausgegebener Lebensmittel ausbrach.


    Bereits kurze Zeit, nachdem die 7 Gebote des Animalismus aufgestellt sind, schwingen sich die Schweine immer mehr zu den neuen Anführern auf. Alle Tiere sind gleich? Und wer überwacht das...? Während Schneeball, trotz seiner unangenehm aufstoßenden "Hardliner"-Einstellung, wirklich das Gemeinwohl verbessern will, scheinen Napoleon und Schwatzwutz (im Film heisst das Viech "Quiecker") nur an ihren eigenen Vorteilen interessiert, Napoleon könnte sich pauschal ein kleines Schildchen umhängen :dagegen. Das scheint die einzige Politik zu sein, die er betreibt. Und mehr hat er ja auch nicht nötig, wie wir ja in diesem Abschnitt noch erfahren. Es wird versucht, das allgemeine Bildungsniveau zu heben, damit auch die anderen Tiere regen Anteil an den Diskussionen und Beschlüssen nehmen können, doch bei vielen ist es verlorene Liebesmühe. Die einen wollen nicht, die anderen können nicht. Es sind eben wirklich nicht alle gleich.


    Besonders gut gefällt mir übrigens der Esel Benjamin. Im Film kann er nicht sprechen und so gibt es dort leider keine Kommentare und bissigen Bemerkungen von ihm. Ein typischer Pessimist dem man es nie recht machen kann, der aber wohl der einzige ist, der schon früh erkennt, dass die Ereignisse auf der Herren-Farm in keine gute Richtung laufen.


    Diese Fabel karrikiert sehr scharf und treffend die Entwicklung von Revolutionen allgemein (die ja bekanntlich ihre Kinder fressen) und allein durch das immer wieder eingestreute "Genossen" deutlisch das kommunistisch-sozialistische Regime. Eine an sich gute Idee verwandelt sich in einen Alptraum. Mir fällt es vor allem im Vergleich zu den Ereignissen in China, die ich in "Wilde Schwäne" gelesen habe, auf. Die Propaganda, die Heldenverehrung, die nachträgliche Veränderung geschichtlicher Ereignisse oder die Verungimpfung früherer Führungspersönlichkeiten. Der Wunsch, die Revolution in die Welt zu tragen, der Versuch der Gegenseite, durch die Streuung von haarsträubenden Gerüchten (Kannibalismus & Co.) abzuschrecken. Es ist alles da, ganz kompakt und auf den Punkt gebracht. Als besonders starkes Bild empfinde ich die Schafe, die zwar keine Ahnung haben, aber mit den Parolen alles zugröhlen.


    Zuguterletzt kommt Napoleon durch einen "Militärputsch" an die Macht und beschliesst als allererstes, zum Wohl aller damit sie sich nicht mehr die Köpfe zerbrechen müssen, alle Entscheidungen nur noch mit seinen Kumpanen zu treffen, ohne jede Diskussion ohne jedes Einspracherecht der anderen. Willkommen in der Diktatur. Dazu hat er dann sein Propaganda-Schwein Schwatzwutz, der den Genossen alles so vorkaut, dass sie es schlucken. Boxer ist vielleicht sogar froh drüber und glaubt naiv, dass das alles schon so passt wie Napoleon es entscheidet.


    Mollie hatte "Glück", sie hat sich vor dem Machtwechsel aus dem Staub gemacht.
    Ich finde Millas Gedanken sehr interessant:

    Zitat

    Ist das Streben nach Freiheit auch gegen den Willen des Einzelnen vertretbar (angenommen hier geht es tatsächlich um die Selbstbestimmtheit der Tiere, was ja nicht wirklich stimmt)? Dürfen Tiere (oder Menschen) zu ihrem vermeintlichen Glück gezwungen werden? Wer hat das Recht dazu, das zu bestimmen?


    Verdammt schwer zu sagen. Es gibt ja diese schöne Phrase "Du wirst mir später dafür dankbar sein." mit der auch bei der Kindererziehung gerne gearbeitet wird. Sagt man generell "NEIN!" oder "JA!" oder muss man differenzieren, ist derjenige überhaupt geistig reif genug zu entscheiden was für ihn das Beste ist? Aber wer legt das fest? Nach welchen Maßstäben? Ich glaube dafür kann man keine allgemeingültige Regel aufstellen, denn es wäre immer der Einzelfall zu betrachten. Da stellt sich wiederum die Frage, wie praktizierbar ist so etwas jeweils? Man stelle sich vor (um beim genannten Beispiel zu bleiben, auch wenn es dort um die Befreiung der Bevölkerung wohl als allerletztes ging), die Amis laufen durch die Straßen von Bagdad und fragen jeden einzeln: Entschuldigung, möchten sie befreit werden?
    Es ist ein sehr kompliziertes Thema, da kann man sich wirklich den Kopf dran zerbrechen. Auch bei der Demokratie läuft es doch nicht anders. Es wird zwar (im Idealfall) das getan, was die Mehrheit will. Aber was ist mit den anderen? Über die wird einfach "mitbestimmt". Gut, sie können auswandern, so wie Mollie. Aber ob es wo anders wirklich besser ist...?


    Also müsste die Antwort auf die Frage "Darf man jemanden zu seinem Glück zwingen" Jein heissen. Spontan würde man zwar "nein" sagen, aber es ist wohl in den meisten Situationen, die sich auf eine größere Anzahl von Personen beziehen, gar nicht anders praktizierbar, wenn man sich nicht in Haarspaltereien verlieren und Jahre für eine einzige Entscheidung brauchen will (Beispiel Weimarer Republik).

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Eine Frage an die Englisch-Leser, heisst Jones' Farm im Original auch Herren-Farm? Ich kann mich vom Film her nicht dran erinnern, dass sie da so hieß.


    [...] Schwatzwutz (im Film heisst das Viech "Quiecker")


    Manor Farm & Squealer im Original :-)


    (Zum Restlichen kommt noch was von mir, ich bin aber jetzt zu sehr in Eile :-))

  • @barti
    Vielen Dank. :wave
    Mich hats gestern übrigens gepackt, ich musste den Film zur Auffrischung nochmal anschaun (und bei der Gelegenheit die Uralt-VHS endlich mal auf Festplatte ziehen). Und da steht dann tatsächlich auch "Manor Farm". Ich fand nur einfach, dass der Begriff "Herren-Schweine" ein bisschen nach "Herren-Rasse" klingt und dachte, dass ist vielleicht eine bewußte Anspielung.
    Im Film gibt es übrigens nur 5 Gebote. Er hat eine Spieldauer von etwas über einer Stunde und das eine oder andere ist natürlich stark zusammengerafft (ich werde im nächsten Abschnitt wohl noch ein paar Vergleiche zeigen).

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda