Die Rezension, das unbekannte Wesen

  • Zwar wird diese Thema immer wieder angesprochen, dennoch habe ich keinen entsprechenden Thread gefunden:


    Was macht eine gute „Rezension“ aus? Was unterscheidet eine (Eulen)Rezi von einer „echten“ Rezensionen?
    Diese Frage richtet sich gar nicht in erster Linie an die Verfasser(innen) professioneller literarischer Textanalysen unter den Eulen (auch wenn ich deren Kommentare natürlich auch sehr gerne hören würde). Ich lese hier immer wieder Rezis, die zwar nicht unbedingt den wissenschaftlichen Anforderungen an eine literarische Rezension entsprechen, trotzdem aber ausgesprochen kurzweilig, klug und ansprechend formuliert sind. Wie geht das?


    Ich habe schon mehrere Versuche gestartet, die Sache mal systematisch anzugehen, hatte also nach dem Lesen ein mit Postits gespicktes Buch und Stapel angefangener Notizzettel, auf denen ich während des Lesens meine Eindrücke aufgeschrieben habe. Ging es aber darum, das Ganze zu einem einigermaßen lesbaren, informativen Text zu verwursten, verhungerte ich meist auf halber Strecke.
    Das ist zwar zu einem großen Teil meiner Schreibfaulheit geschuldet, aber leider auch fehlendem „Handwerk“.


    Konkret: Man stelle also zunächst die Protagonisten vor und soviel von der Story, dass Interesse geweckt wird, ohne zuviel zu verraten, schwierig genug. Aber wenn es dann an die Beurteilung der literarischen Qualitäten eines Textes geht, die über ein „gut zu lesen“ hinausgeht, wird’s richtig schwierig. Schreibt man Assoziationen auf („erinnert mich an Döblin“)? Gefühle („ich bekam furchtbares Fernweh“)? Meinungen („ die Heldin ist eine dumme Pute“)? Woher weiß man, ob einem ein Buch einfach nicht liegt oder ob es schlecht ist?


    Und: schreibt ihr eine Rezensionen schon während des Lesens oder hinterher, gefahrlaufend, die schlauen Gedanken, die einem unterwegs kamen, schon wieder vergessen zu haben? Oder destilliert ihr am Ende aus den (zumindest bei mir meist ziemlich kryptischen) Notizen einen Text? Habt ihr gar ein Schema F, das ihr abarbeitet?


    Fragen über Fragen! Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir verraten würdet, wie ihr da vorgeht.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Hi Draper,


    eine sehr weise Frage. Auch ich habe sie mir schon das ein oder andere Mal gestellt. Du findest hier im Forum eigentlich verschiedene Formen von Rezensionen. So empfinde ich es jedenfalls. Hier posten User, die absolut geniale, an wissenschaftliche Texte grenzende Rezis schreiben. Aber auch solche, die frei von der Leber weg ihren Senf dazugeben (zu diesen gehöre ich).
    Neulich bin ich auf einen Link gestossen, es gibt also eine Form, die es doch einzuhalten gilt. Titel und Autor des Buches, -versteht sich von selbst-, dann eine kurze Wiedergabe (ich nehme den Klappentext, Könner gestalten eine eigene Inhaltsangabe) und dan----tusch---- DEINE EIGENE Meinung. Jeder hier im Forum weiß, das die Rezis ganz subjektive Meinungen wiederspiegeln und in den seltensten Fällen wird daran Anstoss genommen. Wie gesagt, die Eulen hier werden dir sicher noch ausführlichere Antworten geben, und der ein oder andere wird einen hilfreichen Link für dich posten....
    lg
    keyko

  • Irgendwie ist der September der Monat für Sinnfragen.
    :gruebel



    Rezensionen sind so bunt, wie die Persönlichkeiten, die dahinter stehen. Bist Du sicher, daß Du nicht gerade am (falschen?) Anspruch scheiterst?
    Deine Rezis sind kurz und zum Punkt. Man weiß, was man bekommt. Finde ich okay.


    Was unterscheidet eine Eulen-Rezi von einer 'echten' Rezension?


    Daß sie bei den Eulen steht. Auf der Plattform eines Zusammenschlusses von Privatleuten (was genau ist eigentlich die Rechtsform eines Internetforums?), der öffentlich zugänglich ist.
    Daß es Meinungen von Privatpersonen sind.
    Daß die, die sich hier zu Büchern äußern, nicht dafür bezahlt werden.
    Daß sie keine andere Schulung dafür benötigen als die, die sie durchs Eulen-Rezi-Schreiben bekommen.
    Daß es in erster Linie Leseempfehlungen sind und eben nicht literarisch-ästhetische oder gar wissenschaftliche Einordnungen.


    Hierin treffen sie sich tatsächlich mit der Mehrheit der veröffentlichten Rezensionen überhaupt, auch der in Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen etc.
    Auch dort gibt es mehrheitlich keine oder höchstens minimale Einordnungen in literarisch-künstlerische Zusammenhänge.


    Das wichtigste an Rezensionen ist es, die heranrollende Flut von Lesstoff so zu strukturieren, daß die Bücher an die LeserInnen kommen. Es ist Teil des Verkaufs an die EndabnehmerInnen.



    Ich selbst schreibe Rezensionen meist so, indem ich einem fiktiven Gegenüber erzähle, was mir alles zu dem Buch, das ich gerade gelesen habe, eingefallen ist. Kunterbunt und durcheinander.
    Diese Fassung ist in der Regel etwa sieben Meter lang, wäre sie schriftlich abgefaßt, was sie nicht ist.
    Die erste schriftliche Version ist meist immer noch drei Meter lang. (Schreiben ist mühsamer als schwätzen.)


    Dann frage ich mich:


    1. Was genau wollen die Leute davon eigentlich wissen?
    (Je nach Stimmungslage kann die Antwort darauf höchst deprimierend ausfallen)


    2. Was könnte sie interessieren? (Der soziale Aspekt)


    3. Was will ich, das sie noch erfahren sollen? (Der pädagogische Aspekt :lache)


    Und daraus entsteht dann so im Großen und Ganzen das, was hier zu stehen kommt. Die eingedampfte Fassung.


    Übrigens gibt es hin und wieder Bücher, die mich sprachlos machen, weil sie in meinen Augen so gelungen sind. Dann bleibt mein Kopf leer. Meeresstille und glückliche Heimfahrt, oder so.
    Manchmal kann ich Wochen oder sogar Monate später etwas darüber schreiben. Manchmal nie.


    Andere Bücher dagegen finde ich so schlecht, daß mir außer Schimpfwörtern nichts einfällt. Die schreibe ich auch nicht hin.


    Vielleicht hilft das weiter. Ich habe ja meine Zweifel. Aber wie, gesagt, der September ist der Monat für Sinnfragen.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Der Unterschied zwischen magalis Antwort und der meinen wäre, dass ich die Schimpfwörter in höfliche Anspielungen umformuliere und doch hinschreibe. So ein Schaas wird man meinen Rezis schon entnehmen können, wenn ich das meine- schreiben würde ich es nicht. ansonsten- ich mache nie Notizen, sondern schreibe am Ende des Lesens- weshalb da auch erhebliche Qualitätsunterschiede entstehen, morgens halb acht, wenn um fünf das Buch zugeklappt wurde ist sicher nicht so gut und ausführlich, wie das gleiche abends um sieben nach der Arbeit und sich-setzen-lassen des Buches.

  • Danke, magali, für die Einblicke ;-)


    Zitat

    Bist Du sicher, daß Du nicht gerade am (falschen?) Anspruch scheiterst?


    Ja, bin ich. Wenn ich eine "Rezi" beendet habe, steht da oft was ganz anderes, als ich eigentlich sagen wollte


    Zitat

    Daß es in erster Linie Leseempfehlungen sind und eben nicht literarisch-ästhetische oder gar wissenschaftliche Einordnungen.


    Ja, wenn ich mich für Hebammen im Mittelalter interessiere, und jemand sellt das Buch "Das kastillische Glasperlenspiel" vor, dessen Hauptperson eine Hebamme ist, dann wurde ich auf einen Titel aufmerksam gemacht, der mich interessieren könnte, egal, ob die Rezi aus dem Satz "voll gut, total spannend" besteht, oder aus einer dreiseitigen Erörterung.


    Aber selbst "Laien"empfehlungen sind oftmals so, dass ich sogar versucht bin, Bücher zu lesen, die absolut nicht meinem Beuteschema entsprechen. Das gleiche Buch würde ich bei einer anders gearteten Rezension links liegen lassen. Also zwei Menschen empfehlen ein Buch, beim ersten sprichts mich an, beim zweiten kome ich gar nicht auf die Idee, es zu lesen. Wo ist der Unterschied?


    Zitat

    Ich selbst schreibe Rezensionen meist so, indem ich einem fiktiven Gegenüber erzähle, was mir alles zu dem Buch, das ich gerade gelesen habe, eingefallen ist. Kunterbunt und durcheinander.


    Das versuch ich auch. Allerdings gehe ich beim Eindampfen wahrscheinlich etwas rabiat vor, da bleibt dann meist nicht mehr viel übrig. Und jedenfalls nicht das, was ich mir vorgestellt habe.
    Aber zugegeben, oft bin ich auch zu faul, den ganzen Quatsche der mir einfällt aufzuschreiben und auszuformulieren. Aber das ist eine andere Baustelle...

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich mache mir darüber keinen großen Kopf mehr.


    Angefangen habe ich, nach der Aufteilung bei WDR 2 Buchtipps, in einer Besprechungen folgende Fragen zu beantworten:


    Wo sind wir?


    Wer macht mit?


    Warum geht es?


    Wie liest es sich?


    Wer hat es geschrieben?


    Fazit


    Damit bin ich ganz gut gefahren. Der rest kommt dann mit der Zeit


    meint Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • DraperDoyle


    Ich bin nicht sicher, ob ich Deine Frage kapiert habe.


    Mal vorausgeschickt: meine Einschätzung von Büchern, die ich hier hereinstelle, ist auch immer 'anders' als das, was mir vorschwebte. Nicht selten wünsche ich hinterher, daß ich andere Schwerpunkte gesetzt hätte, z.B.
    Ich neige zudem zu der Ansicht, daß mein Text anders ausgefallen wäre, hätte ich ihn einen Tag später (oder früher) geschrieben. Ich gehe davon aus, daß ich, würde ich ein und dasselbe Buch zweimal besprechen, zwei unterschiedliche Texte schreiben würde. Substanz und Tenor wären ähnlich, aber die Beschreibung, so fürchte ich, wäre eine andere.
    :grin



    Bei Deinem Beispiel mit den beiden Menschen, die dasselbe Buch besprechen:


    jede und jeder hat einen anderen Ansatz. Jede und jeder 'spricht' anders. Darauf reagiert man doch beim Lesen. Die eine Kritikerin hat demnach mit Dir kommuniziert, bei der zweiten hat die 'Kommunikation' nicht geklappt.
    Das ist ein grundsätzliches Problem bei Kritiken. Nicht jede kommt bei allen LeserInnen an.


    Dazu kommt, daß nicht jede7r KritikerIn mit jeder Autorin und jedem Autor klarkommt. Manchmal verstehen KritikerInnen nicht, was da vor ihnen liegt. Die Kommunikation klappt nicht.


    Es ist schwer, sich in dem Fall nicht dazu verleiten zu lassen, zu behaupten, man hätte ein schlechtes Buch vor sich. Viele vernichtende Kritiken entstanden aus einem fundamentalen Mißverständnis zwischen AutorIn und KritikerIn.


    Deswegen muß man bei negativen Bewertungen besonders sorgfältig sein. Tatsächlich sind sie weit schwerer zu schreiben, denn man muß genau begründen, warum ein Buch schlecht ist. Loben ist viel leichter. Ablehnen fordert ernsthafte Auseinandersetzung und kostet rasend viel Zeit.
    Schiefgehen kann es trotzdem.


    Kritiken sind individuell, weil unterschiedliche Köpfe dahinter stecken. Selbst wenn man beim Schreiben der Kritik die wenigen objektiven Kriterien zugrundelegt, kommt man am Ende nicht unbedingt 'objektiv' an.


    Ein ganz wichtiges Kriterium ist es z.B., zuerst einmal festzustellen, was Autorin/Autor mit ihrem Text beabsichtigten. Das sollte dann der erste Maßstab für das Buch sein.


    Also: angezielt war xy.
    Stellt man nun fest, daß nur x dabei herausgekommen ist, kann man fragen, warum. Da kommen dann solche Dinge wie Charaktere, Sprache, Aufbau, Ablauf der Handlung etc. zum Tragen.
    Daraus sollte sich dann die Kritik entwickeln.
    Wobei man sich stets selbst an die Nase fassen soll und möglichst sicher gehen, ob Autorin/Autor nicht gegen etwas verstoßen, das man als ästhetisches Gesetz verinnerlicht hat, das aber keineswegs allgemeingültig ist.
    Ehrliche KritikerInnen müssen sagen können: tut mir leid, ich kann dieses Buch nicht beurteilen, weil ich es nicht verstehen kann. Es läuft gegen meine Vorstellungen. Deswegen kann es dennoch ein tolles Buch sein.


    Ob einer Kritikerin das Buch gefallen hat, also den persönlichen Geschmack getroffen, steht an letzter Stelle. Eigentlich.
    Das ist einer der Unterschiede zu Privatäußerungen. Bei diesen steht 'hat mir gefallen, hat mir nicht gefallen' im Vordergrund. Oft so sehr, daß selten nach dem 'warum' gefragt wird.
    Oder es heißt: das Buch war soo spannend. Ja, warum?


    Zugleich hat eine Plattform wie diese hier den Vorteil, daß man viele unterscheidliche Stimmen zu ein - und demselben Buch lesen kann. Man muß nicht fünfzehn Feuilletons durchblättern. Man hat die Chance, auf begrenztem Raum jemanden zu finden, mit der die Kommunikation klappt.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Meine Checkliste ist gar noch kürzer als die von Dyke:


    * Was geht ab?
    * Was fällt auf?
    * Eventuell noch: Autoreninfos.


    Um das Buch irgendwie hochgeistig-ltierarisch einzuordnen und abzuhandeln, fehlt's mir an den nötigen Kenntnissen. Ist auch bei der puren Unterhaltungslektüre, die ich bespreche, nicht vonnöten, denke ich.


    Ich bin kein Wissenschaftler, ich empfinde mich als Testleser. Entsprechend schwärme ich den anderen Leuten was vor. Wenn das Werk nicht in mein Beuteraster passt, erkläre ich nur, wie es konzipiert/geschrieben ist, damit es zu seiner Zielgruppe findet.


    Und ist der Schmarrn gar zu groß, schreib ich oft gar nix. Zu dem, was ich aktuell lese (siehe unten) könnte ich auch nur sagen: "Unsympathische Charaktere, über die man mehr erfährt als man wissen will. Und die Geschichte will kein Ende nehmen."

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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  • Am einfachsten geht die Antwort so:


    Zitat

    DraperDoyle
    Schreibt man Assoziationen auf („erinnert mich an Döblin“)?


    Wenn mir welche kommen, ja. Allerdings bin ich kein Literaturwissenschaftler und habe auch nur ein begrenztes „Lesezeitbudget“. Da ist nicht immer ein Vergleich möglich. Jedoch ist Döblin ein Autor, den ich mich in der Schule nach einigen Seiten geweigert habe zu lesen (und trotzdem eine „1“ in Deutsch im Zeugnis hatte :rolleyes ).



    Zitat

    DraperDoyle
    Gefühle („ich bekam furchtbares Fernweh“)?


    Mache ich, wenn es nicht zu persönlich wird.



    Zitat

    DraperDoyle
    Meinungen („ die Heldin ist eine dumme Pute“)?


    Sicher, allerdings würde ich es etwas umständlicher formulieren. :grin



    Zitat

    DraperDoyle
    Woher weiß man, ob einem ein Buch einfach nicht liegt oder ob es schlecht ist?


    Das weiß ich nicht, ich gehe ins Risiko und riskiere, daß mir ein Buch zusagt, was alle anderen schlecht finden (ist aber noch nie passiert, eher umgekehrt). Wenn ich schon beim Lesen der Meinung bin, daß mir ein Buch nicht liegt, oder gerade der falsche Zeitpunkt ist, breche ich ab oder unterbreche ich. Ein Stapel Bücher zeugt davon.



    Zitat

    DraperDoyle
    schreibt ihr eine Rezensionen schon während des Lesens oder hinterher, gefahrlaufend, die schlauen Gedanken, die einem unterwegs kamen, schon wieder vergessen zu haben?


    Das wechselt. Wenn mir ein Geistesblitz kommt, den ich für so genial halte, daß er unbedingt der geneigten Eulenöffentlichkeit in unveränderter Form mitgeteilt werden muß ( ;-) ), schreibe ich mir den gleich wörtlich auf. Ansonsten lege ich zwischen die Seiten, wo mir bemerkenswerte Stellen auffallen, kleine Papierstreifen als Lesezeichen (Bleistiftanstreichungen habe ich mir abgewöhnt). Das zwingt mich hinterher, nochmals darüber nachzudenken, warum ich an dieser Stelle ein Zeichen eingelegt habe. Bisweilen mache ich während des Lesens auch eine „Zitatensammlung“, schreibe also Zitate, die ich möglicherweise wörtlich übernehmen will, gleich heraus, um hinterher langes Suchen zu ersparen. Das bringt mich dazu:



    Zitat

    DraperDoyle
    Oder destilliert ihr am Ende aus den (zumindest bei mir meist ziemlich kryptischen) Notizen einen Text? Habt ihr gar ein Schema F, das ihr abarbeitet?


    Letzteres - eindeutig Ja. Ich habe mir in der Textverarbeitung eine Dokumentvorlage „Rezension - komplett“ erstellt. Da sind dann alle Rubriken drin („Ich habe gekauft“ / „Ich lese gerade“ / „Rezension“ incl. der Vorlage für die bibliographischen Angaben sowie der BBCodes). Ich muß für jedes Buch nur noch die variablen Daten eintragen und nicht immer neu nachdenken, was ich brauche. Die fertigen Texte lassen sich dann leicht in das Post-Erstellen-Feld einkopieren.


    Meistens entsteht die „Rohform“ der Rezi schon während des Lesens im Kopf und verändert sich im Fortgang des Buches. Manches davon schreibe ich auf, das Meiste jedoch nicht. Bei einer „richtigen“ Buchvorstellung (also Threaderöffnung) gehe ich so vor, daß ich zunächst den Kurzinhalt (ab)schreibe, dann die Informationen zum Autor suche, und jetzt einen ersten Satz für „Meine Meinung“ brauche. Wenn ich den erst mal habe, geht der Rest meist wie von alleine (und wird eher zu lange als zu kurz). Habe ich genaue Vorstellungen (z. B. erstes Wort, letztes Wort, Gedanke in der Mitte), schreibe ich das zuerst hin und baue den Rest drumherum. Während des Schreiben sehe ich mir alle Stellen des Buches, an denen Merkzettelchen drin liegen, nochmals an.


    Da es auch Menschen geben soll, die nicht gerne lange Texte lesen, habe ich mir angewöhnt, am Ende in möglichst nur einem Satz ein Fazit zu ziehen. Das ist meist das Schwerste an der ganzen Rezi.


    Bleibt schließlich nur noch, es zig Mal durchzulesen - und doch immer noch Tippfehler zu übersehen.





    Zitat

    magali
    Ob einer Kritikerin das Buch gefallen hat, also den persönlichen Geschmack getroffen, steht an letzter Stelle.


    Stimmt, wenn ich - in welchem Medium auch immer - professionell kritisiere. Diesen Anspruch erhebe ich für mich nicht (und ich drücke mich seit Monaten vor einem Beitrag für eine klitzekleine Zeitschrift, weil das dann eben über eine solche Privatmeinung hinaus ginge).



    Zitat

    magali
    Das ist einer der Unterschiede zu Privatäußerungen. Bei diesen steht 'hat mir gefallen, hat mir nicht gefallen' im Vordergrund. Oft so sehr, daß selten nach dem 'warum' gefragt wird.
    Oder es heißt: das Buch war soo spannend. Ja, warum?


    Allerdings, auch wenn ich hier meine Privatmeinung schreibe, soll es doch schon etwas mehr sein als „hat mir gefallen / nicht gefallen“. Warum es mir gefallen hat, versuche ich auch zu begründen. Ob das immer gelingt, ist eine andere Frage. Doch bisweilen taucht dieses Problem auf:

    Zitat

    magali
    Übrigens gibt es hin und wieder Bücher, die mich sprachlos machen, weil sie in meinen Augen so gelungen sind.


    Das geht mir gerade so. Ich habe noch keine Ahnung, was ich zu dem gerade ausgelesenen Leserundenbuch schreiben soll. Da hilft dann auch kein fertiges Schema. Doch dies ist endgültig ein anderes Thema.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hallo zusammen :wave
    Mir ist zuerst einmal wichtig, welche Eule die Rezi verfasst hat, damit ich einschätzen kann in wie weit unser Geschmack überein trifft.
    Eine ausgiebige Zusammenfassung über den Inhalt, fast schon eine Inhaltwiedergabe, ist mit ein Graus und sowas überspringe ich auch.
    Mir geht es hauptsächlich um Dinge, wie der Eule das Buch gefallen hat und wie ihre Meinung ist.
    Wichtige Kriterien sind für mich:
    -Wie ist der Roman (spannend, langweilig,....)
    -Charaktere (gut beschrieben, es kommen nicht viele vor,....)
    -Umsetzung der Idee und wie hat die Idee selbst gefallen
    -Schreibstil
    -Besonderheiten (Sind Längen vorhanden, ist die Fortsetzung besser, wem empfehle ich es,....)
    Zum Schluss achte ich auch immer auf die Punktevergabe.


    Nach diesem Schema versuche ich auch immer meine Rezis zu schreiben.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

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  • Hallo Anton
    Ich weiß, da haste recht.
    Ich finde sowas immer sehr schade, weil ich mich gerne daran "orientiere".
    Schade, dass es nicht alle machen.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Zitat

    Original von Lese Maus
    Eine ausgiebige Zusammenfassung über den Inhalt, fast schon eine Inhaltwiedergabe, ist mit ein Graus und sowas überspringe ich auch.


    Da kann ich nur zustimmen! Wenn die Inhaltsangabe allzu lange ist, dann überflieg ich sie meistens nur. Mich interessiert hauptsächlich die persönliche Meinung des Rezensenten, alles andere wie z.B. Infos über den Autoren oder so kann ich selber ausführlichst im Internet nachlesen (da finde ich jene Rezis toll, die Links aufweisen für jene, die mehr wissen wollen).


    Bei meinen eigenen Rezi-Versuchen scheitere ich meist an meinen eigenen Ansprüchen, die ich irgendwie nie erfüllen kann und es aus diesem Grund auch noch zu keiner Rezi bei den Eulen geschafft habe. Bei fremden Rezis bin ich da irgendwie toleranter :-)

  • ähhmm... als einer, der gar keine Punkte vergibt möchte ich dazu sagen, dass ich nicht wüßte auf welcher Skala nach welchen Kriterien ich Punkte vergeben sollte...


    Ich schreibe meine Beiträge zu Büchern hier so, daß ich aufschreibe, was mir zu Genre des Buches, zu seinem Inhalt und der Geschichte, die es erzählt, wichtig ist. Dazu schreibe ich meine Eindrücke und Assoziationen. Das ist nicht unbedingt eine Wertung, und wenn, dann eh nur meine subjektive und laienhafte aber möglicherweise macht es neugierig oder stellt ein Buch in Ansätzen vor.
    Was da noch Punkte sollen, wüßte ich nicht. Und mich interessieren sie auch bei anderen nicht im Geringsten.

  • Zitat

    Original von Anton


    lesemaus
    ...und da fällt mir auf, dass oft gar keine Punkte für ein rezensiertes Buch vergeben werden. ?(


    Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich immer total drauf vergesse :bonk Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich selber nie drauf schaue bei den Rezis. Mit Punkten kann ich irgendwie nix anfangen, für mich sagt z.B. "9 von 10 möglichen Punkten" einfach nichts aus.

  • Zitat

    dann eh nur meine subjektive und laienhafte aber möglicherweise macht es neugierig oder stellt ein Buch in Ansätzen vor.


    Aber genau das wollen die Eulen doch wissen!
    Die Punktevergabe sagt natürlich nicht annähernd so viel aus wie der geschriebene Text, aber sie ist für mich ein Richtwert auf einer Skala von 0 bis 10 und gibt noch eine abschließende Bewertung der Eule für das Buch. - Ich find´s ne gute Sache mit den Punkten.

  • Zitat

    Original von Anton
    Genau (!!!) LeseMaus!
    Also, Aufruf an alle Eulen: Vergebt Wertungspunkte!


    :lache Ein schöner Schlachtruf!


    Ich bin eher großzügig im Bewerten, so sind 7 Punkte bei mir schon eher schlecht.
    Doch ich bin immer in der Lage zu erklären, warum ich genau diese Punktzahl vergebe.



    Bibra : Ich finde das kopieren des Klappentextes reicht und wenn der nicht zutrifft oder so kann man es in der Rezi erläutern oder richitg stellen.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter