Diese Liebe – Roberto Cotroneo

  • Insel Verlag, 2008, 160 Seiten


    Originaltitel:Questo amore
    Aus dem Italienischen übersetzt von Karin Krieger



    Klappentext:
    Anna und Edo sind glücklich: Sie haben ihre kleine Buchhandlung im Süden des Landes, mit der sie sich einen Lebenstraum erfüllt haben; sie haben ihre beiden Töchter Laura und Margherita - und sie haben sich. Doch von einem Moment auf den anderen leidet Edo unter einer unerklärlichen Amnesie. Der Spezialist in Rom kann nicht helfen, denn bevor es zu einer genauen Diagnose kommen kann, ist Edo verschwunden. Anna verrennt sich immer mehr in die Suche nach ihm. Aber auf rätselhafte Weise verlieren sich alle Spuren im Nichts. Vom Suchen verlegt sie sich aufs Warten. Sie wäscht zweimal im Jahr seine Kleider, wenn sie Winter- und Sommerbestand in seinem Schrank austauscht. Von niemandem läßt sie sich die Hoffnung auf Edos Rückkehr ausreden. Anna widmet ihr ganzes Leben dieser verlorenen, aber gerade deshalb unglaublich realen und - trotz allem - glücklichen Liebe, einer Liebe, die außerhalb der Zeit stattzufinden scheint. Bis man zum Schluß merkt, daß dahinter eine ganz andere Geschichte steckt.

    Über den Autor:
    Roberto Cotroneo, 1961 geboren, studierte Philosophie und Klavier. Seit 1994 ist er für den Kulturteil der Wochenzeitschrift "L`Espresso" verantwortlich. Er gilt als einer der angesehensten Literaturkritiker Italiens


    Rezension:
    Ein wundervoller Roman, der sich fast wie ein Prosagedicht liest.


    Das Buch ist voller Emotionen, auch mit Melancholie, gefühlvoll ohne jede Spur von Kitsch.


    Es ist aber auch ein Buch, das manchmal Bildung vom Leser abverlangt. Es gibt viele literarische Anspielungen, die nicht immer leicht zu verstehen und unmöglich alle zu erkennen sind. Immer wieder Montales, aber auch Ovid, Horaz, Fernando Pessoa, Celan, T.S.Eliot uva.
    Nicht umsonst spielt die Handlung in einer Buchhandlung, eine ganz eigene Welt, in der die Erzählerin Anna auf den Mann wartet, der sie nach rätselhaften Amnesieanfällen verlassen hatte. Ob er noch lebt, ist ungewiss. Doch in Annas Bewusstsein ist er nie verschwunden.


    Aufgrund der Vielzahl an Zitaten, ist der Leser froh, wenn er dann doch ab und zu etwas erkennt. So war es für mich ein schönes Erfolgserlebnis, wenn ich mich bei einer Beschreibung der Erzählerin über ein Bild von Hopper an das Gemälde in einer entsprechenden Ausstellung erinnere.


    Dass ein männlicher Autor aus weiblicher Perspektive erzählt, ist ein gewisses Risiko, aber hier gelingt es für mein Gefühl sehr gut.


    Ich war von dem kleinen Roman verzaubert und werde noch mehr von diesem Autor lesen.

  • das klingt wirklich gut - aber ich befürchte so ein bißchen, dass ich da nicht mitkomme. wenn ich die Namen lese, die mir zwar entfernt was sagen, ich aber schon googeln muss...


    aber vielleicht versuche ich es irgendwann mal, wenn mir das Buch in die Hände fällt

  • Meine Meinung: Ein kleines dünnes Büchlein, dass nichts geringeres als die große Liebe beinhaltet und das deshalb eigentlich schon optisch viel spektakulärer daher kommen sollte, doch da es auch ein Buch der leisen Töne ist , ein Buch das eine tragische Geschichte erzählt, bleibt am Ende nur Bewunderung, wie es dem Autor auf so wenigen Seiten gelingen konnte, ein solch perfektes Kleinod zu schaffen.


    Anna, die sich zusammen mit ihrem Mann Edo ihren Lebenstraum von einer Buchhandlung erfüllt hat, wartet nun auf ihn, der sie verlassen hat. Er, der plötzlich ohne Gedächtnis erwachte, ist einfach verschwunden. Sie gibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen nie auf und während sie wartet, erinnert sie sich - um sich nicht selbst zu verlieren.
    Es ist, als kämpfe sie durch ihre Erinnerungen gegen sein eigenes Vergessen und dagegen, dass er vergessen wird. Eine Geschichte die so eindeutig scheint und doch auf einmal wesentlich vielschichtiger daherkommt.
    Viele Zitate werden genannt und oft erkannte ich die genannten Schriftsteller leider nicht, doch das tat der Freude an diesem Buch keinen Abbruch.


    Sätze, die man manchmal beim Lesen laut aussprechen möchte, so wunderbar rund geformt klingen sie, so sehr erinnern sie an ein wehmütiges Gedicht, und wenn man sich dabei ertappt, tatsächlich laut zu lesen, dann merkt man, wie klangvoll die Sprache des Autors daherkommt, so klangvoll, dass man sie auch als Komposition bezeichnen kann, ohne zu übertreiben. Eine Buchempfehlung für alle, die schöne Sprache und die Literatur lieben.

  • Hier gibt es ein Podcast einer Radiosendung, die u.a. auch dieses Buch in einem Kritikergespräch behandelt.
    In der Kritikerrunde waren Karsten Binder, Lore Kleinert, Gerald Sammet und Harro Zimmermannn
    Ganz interessant, mit sehr unterschiedlichen Meinungen zum Buch.


    Die Sendung ist vom 20.03.09


    Das Kritikerquartett


    Edit: Sorry, der Link funktioniert nicht mehr!!