Von Seemännern und anderen Gestrandeten - Michael Schweßinger

  • Von Seemännern und anderen Gestrandeten - Michael Schweßinger


    Klappentext
    Weiterhin versucht der Ethnograph, die kulturellen Eigenarten der sesshaften Lindenauer zu ergründen. Doch zusehends treibt es ihn weg von seiner eigentlichen Forschung, hinaus auf Straßen und Gassen, hinein in Landschaften der Melancholie und des Verfalls. Bei seinen Expeditionen durch Häuserschluchten und Absturzkneipen trifft er auf allerhand seltsame Gestalten. Er begegnet dem einäugigen Chronisten der Grauen Perle und dem Alteisensammler Don Walross. Immer wieder kreuzt auch jener legendenumwitterte Seemann des Leipziger Westens seinen Weg und verkündet megaphonische Ungereimtheiten.


    Meine Meinung:
    Das ist nun also die Fortsetzung von „In darkest Leipzig“, und es hat sich einiges getan. Der Ethnologe Schweßinger hat seine professionelle Distanz verloren. Ein Jahr lang konnte er seine Beobachtungen dieses Stadtteils wissenschaftlich-objektiv durchführen, zumal sämtliche Annährungsversuche von seinen Forschungsobjekten gnadenlos abgeschmettert wurden.
    Doch das hat sich geändert oder anders: schleichend hat ihn Lindenau verändert. Auch er findet nun nichts Anstößiges mehr daran, in Jogginghosen zum Bäcker zu gehen und das Frühpils, ab neun, ist fester Bestandteil der täglichen Ernährung.
    Verstanden hat er die Lindenauer freilich immer noch nicht, und so stürzt nicht nur sein Theoriegebäude und somit seine Forschungsarbeit in sich zusammen, auch sein seelische Gesundheit bleibt auf der Strecke.


    Über weite Strecken des Buches verliert er sich in düsteren Gedanken, so wie er sich in den Straßen Lindenaus verloren glaubt, suhlt sich in Melancholie und preist den Verfall. Das die damit verbundene Konsumkritik, und überhaupt das Leiden an der modernen Welt, etwas plump und oberflächlich daher kommt, sei ihm verziehen.
    Leider entgleiten ihm oftmals auch die Metaphern, künstliche Parklandschaften etwa. Was sind Parklandschaften, wenn nicht künstlich. Mohndolden gibt’s auch nicht. Und seine Anlehnungen an die griechische Mythologie wirken gewollt, sollen den Text wohl eine mystisch-abgehobene Aura verpassen, die er eigentlich nicht besitzt.


    Trotzdem ist dieses Buch eine kurzweilige Betrachtung eines Stadtteils am Rande, tragikomisch und originell, wenn auch ab und zu etwas langatmig.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich fand den ersten Teil "In darkest Leipzig" weitaus besser. Hier hab ich das GEfühl, er woltle den ERfolg noch einmal viel zu schnell wiederholen und hat sich in der Kerbe, die er selbst geschlagen hat, einfach nur breitgemacht.
    Trotzdem lesenswert, wenn es auch nicht an den ersten Teil heran kommt.


    http://www.amazon.de/darkest-Leipzig-seltsamen-Gebr%C3%A4uche-Lindenauer/dp/3939398330/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1222343427&sr=8-2