Die zehnte Gabe
Original: Crossed Bones
Jane Johnson
Übersetzerin: Pociao
ISBN: 978-3-442-20325-3
480 Seiten, 17,95 Euro
Die Autorin: Jane Johnson stammt aus Cornwall und hat zwanzig Jahre lang in der Buchbranche gearbeitet: als Buchhändlerin, als Programmleiterin bei HarperCollins und als Autorin von Jugendliteratur und Fantasy. Sie verarbeitet mit ihrem opulenten Roman „Die zehnte Gabe“ ihre eigene abenteuerliche Geschichte: Nach 20 Jahren in der Buchbranche reiste sie 2005 nach Marokko, um dort das Schicksal einer entfernten Verwandten zu recherchieren. Es stellte ihr bisheriges Leben auf den Kopf. Mittlerweile mit einem Einheimischen verheiratet, lebt Jane Johnson heute abwechselnd in Cornwell und Marokko
Handlung: College-Dozent Michael gibt seiner Geliebten Julia den Laufpass – und als Abschiedsgeschenk ein wunderschönes altes Stickbuch aus dem 17. Jahrhundert. Beim Durchblättern des wertvollen Bandes entdeckt Julia verborgene Notizen – das Tagebuch der jungen Stickerin Catherine Anne Tregenna, genannt Cat. Bei der Lektüre des Tagebuchs erfährt Julia Unglaubliches: An einem Sonntagmorgen im Jahr 1625 wird Cat mit ihrer Gemeinde im kornischen Penzance aus der Kirche heraus von berberischen Piraten entführt und nach Marokko verschleppt. Ziel ist der Sklavenmarkt in Souq el Ghezel.
Julia, die wie Cat aus Cornwall stammt, verfolgt nun – fast vierhundert Jahre später – deren Spur bis nach Afrika. Und entdeckt dort nicht nur, dass sie mit dem Mädchen verwandt ist, sondern auch, dass sie ihr Herz an einen jungen Berber verloren hat...
Meine Meinung: Mit der Mischung aus geraubten Mädchen, Piraten, und Liebe konnte man mich als Kind durchaus von den Hausaufgaben abhalten, doch das ist lange her. Wenn also dieses Buch absolut nicht meinem heutigen Beuteschema entspricht, so hat mich doch der Hinweis des Verlages, dass die Geschichte, die einer entfernten Verwandten der Autorin ist, neugierig gemacht. Deshalb griff ich zu diesem Buch mit dem ansprechenden Cover.
Es war sehr schnell gelesen, doch immer noch bin ich etwas unsicher, wie ich es beurteilen soll. Piratengeschichten sind einfach nicht mehr nach meinem Geschmack und obwohl die Geschichte der Zofe Catherine, die zusammen mit 60 Dorfbewohnern im Jahre 1625 während eines Gottesdienstes in einem kleinen englischen Küstenort von Korsaren aus Salé überfallen und geraubt wurde, und die sich (soll man sagen „natürlich“?) in deren Anführer verliebte, nicht so kitschig daher kommt, wie ein Gaslichtroman, so finden sich doch alle Elemente desselben wieder, bis hin zu einem dafür typischen Ende. Spannend ist der Roman aber ohne Zweifel, denn die geraubte Cat wird von ihrem Cousin unter großen Mühen aufgespürt und das, was es an Abenteuern zu erleben gilt, liest sich genauso flüssig, wie die Erlebnisse ihrer entfernten Verwandten, die sich in Marokko auf ihre Spuren begibt. Trotzdem wirkte mir insgesamt die Geschichte etwas zu dick aufgetragen und die wahre Begebenheit, auf der sie beruhen soll, und die am Ende des Buches erklärt wird, lässt durch die wenigen Fakten, die bekannt sind, alle möglichen Interpretationen zu.
Sehr gut gefallen hat mir auf jeden Fall die Schilderung des heutigen Marokko. Man merkt, dass die Autorin mittlerweile dort zuhause ist und so wirkt alles, was sie über die Menschen und die Städte schreibt, lebendig, bunt und liebevoll, doch trotzdem konnte ich mich nicht so richtig mit der Geschichte anfreunden. Wer allerdings ein Faible für Piraten hat, der hat hier einen schönen Schmöker gefunden…