Ich. Bin. Eine. Mörderin. - Claudia Cornelsen

  • Klappentext:


    Blutverschmiert kauert die fünfzehnjährige Tereza neben der Leiche ihres Zwillingsbruders Gideon. In der Hand hält sie eine Pistole. Für das Gericht gibt es keinen Zweifel, dass sie die Tat begangen hat. Doch da sie für schizophren gehalten wird, erklärt man sie für schuldunfähig. Seitdem sind dreizehn Jahre vergangen, dreizehn Jahre hinter den Mauern einer Klinik für forensische Psychiatrie. Dreizehn Jahre, in denen Tereza in der Therapie unerschütterlich ihre Unschuld beteuert. Ihre Mutter sei die wahre Mörderin, eine Kindesmörderin, eine moderne Medea. Für Tereza gibt es nur einen Weg, ihre Unschuld zu beweisen und sich selbst zu befreien: Sie muss - aus reiner Notwehr - vier Morde begehen. Am Ende steht die Rache an der Mutter. Wo liegt der schmale Grat zwischen Wahrheit und Wahnsinn? Wer ist Opfer, wer Täter? Im nüchternen Klinikalltag der Psychiatrie flüchtet sich die Patientin in eine antike mythologische Traumwelt, in der Terezas geheimnisvolle Vergangenheit verschlüsselt liegt. So entfaltet sich in Rückblicken Stück für Stück die Geschichte der Zwillinge und ihrer Familie. Pointierte Dialoge und berührende Poesie zeichnen diesen raffinierten und klugen Spannungsroman aus.Eine tiefsinnige Auseinandersetzung mit Schicksals- und Schuldfragen, ein literarischer Ausflug in die seelischen Abgründe von Opfern und Tätern und eine wortgewaltige Abrechnung mit der herzlosen Wirklichkeit hinter einer scheinbar gutbürgerlich-idyllischen Familienkulisse.


    Über die Autorin: (Quelle: ATRIUM)


    Claudia Cornelsen, Jahrgang 1966, lebt in Oldenburg und Hamburg. Sie ist PR-Beraterin, Journalistin und freie Dozentin für Medienkommunikation. Als Ghostwriterin hat sie bereits zahlreiche Bücher zu den Themen Wirtschaft, Management und Geschichte veröffentlicht. Dieses Buch ist ihr 50. und zugleich ihr erster Roman.


    Meine Meinung:


    Seit über zehn Jahren lebt Tereza in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie. In ihrer Wahrnehmung handelt es sich bei ihrem Aufenthaltsort allerdings um ein Schloss. Es gibt einen Ballsaal, eine Ahnengalerie und ein Rosengärtchen. In ihrer Zimmernachbarin Ayshe sieht Tereza ihre persönliche Zofe. Dann gibt es noch den Professor, der nicht Professor genannt werden möchte und Tereza beharrlich duzt, obwohl Tereza nicht geduzt werden möchte. Mit ihrer naiv-verklärten Weltsicht scheint Tereza zunächst ganz dem Klischee der etwas dümmlichen Irren zu entsprechen. Doch die Gespräche mit dem Professor und die Rückblicke auf die eigene Vergangenheit ergeben ein völlig anderes Bild. Hier zeigt sich Tereza als messerscharfe Beobachterin, als äußerst eloquente und intelligente Analystin der familiären Bedingungen, unter denen sie und ihr Zwillingsbruder Gideon aufwuchsen.
    Mit einem Vater, der kaum anwesend ist und einer Mutter, der ihre gesellschaftliche Reputation mehr am Herzen liegt, als das seelische Wohl der beiden Kinder. Als der Vater die Familie für eine wesentlich jüngere Frau verlässt, bröckelt die heile Familienfassade zunehmend. Gideon zieht sich mehr und mehr in sich selbst zurück, spricht kaum noch und entwickelt sich zum Außenseiter, der mit Spott und Häme seiner Mitschüler zu kämpfen hat. Tereza rebelliert offen gegen die Mutter, versucht nach Kräften, ihren Bruder zu beschützen und ist sich dabei stets bewusst, dass sie an allem die Schuld trägt, wie es ihr von der herzlosen Mutter vorgehalten wird.
    Im Laufe der Handlung werden immer wieder Passagen aus dem Medea-Mythos eingstreut, die ich anfangs nicht einordnen konnte. Es stellt sich jedoch bald heraus, dass Tereza in ihrer Mutter eine moderne Medea sieht, die in letzter Konsequenz auch für den Tod Gideons verantwortlich ist. Doch was geschah damals wirklich?
    Eine Frage, der auch der Professor in seinen Sitzungen mit Tereza nachgeht.
    Ich. Bin. Eine. Mörderin. ist ein seltsames Buch. Es mag kein rechter Fluss entstehen. Teils türmt die Autorin derart monströse Wortgebilde auf, dass man den Sinn dahinter kaum mehr zu sehen vermag, dann folgen wieder Passagen, die in ruhiger, poetischer Prosa dahinplätschern und durchaus angenehm zu lesen sind. Mit keiner der Figuren bin ich so richtig warm geworden, im positiven wie im negativen Sinne. Das Gefühl, lediglich ein unbeteiligter Beobachter zu sein, hat mich während der ganzen Lektüre nie so ganz verlassen.
    Das vom Klappentext so werbewirksam angekündigte "überraschende(s) Finale" ist auch nur ein überdimensionales Knallbonbon. Nach einer kurzen Schrecksekunde muss man enttäuscht feststellen, dass die Füllung fehlt.
    Leider wieder mal ein Roman, dessen Klappentext mehr verspricht, als der Inhalt zu bieten hat.


    Edit: Auch wenn mir das Buch nicht besonders gefallen hat, die Autorin darf ihren richtigen Nachnamen trotzdem behalten :lache

    Man muss ins Gelingen verliebt sein,
    nicht ins Scheitern.
    Ernst Bloch

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