Die Alte Hauptwache von Siegbert Meerfeld

  • Kurzbeschreibung
    Ein Jungpolizist erzählt von der Polizeiarbeit im Ruhrgebiet der 60er Jahre. Von seinem ersten Fußstreifengang und der Bergung eines kopflosen Selbstmörders; von der Begegnung mit Führerschein-Fälschern, einem Mopedfahrer ohne Klingel und einer nackten Dirne; von verschwundenen Rollmöpsen, braunen Relikten und einer Schnapsnase, die immer im Bulli kackt.An einem Junisonntag sollte ich zum ersten Mal allein auf Fußstreife gehen. Unser WuE (Wach- und Einsatzführer) hatte lapidar gemeint, ich sei jetzt lange genug gehätschelt worden und könne nun einmalein paar Stunden allein polizeiliche Präsenz zeigen. Zumal am Sonntagmorgen kaum mit viel Gedöns zu rechnen sei.
    Im Umkleideraum machte ich mich streifenfertig. Für alle Eventualitäten wollte ich natürlich gerüstet sein. Die Pistole (Walther PPK), den Schlagstock und die Knebelkette entnahm ich meinem Waffenschließfach. Schnell noch einmal die Schuhe gebürstet, die Mütze auf nun war ich streifenfertig.
    Der Wachhabenden schaute sich über seine Lesebrille hinweg kritisch an."Mach mir ja keinen Ärger, mein Junge! Wenn du etwas Wichtiges zu berichten hast, dann melde dich über die Polizei-Notrufsäule, alles klar?"Ich beeilte mich"Alles klar!"zu sagen.
    Handfunksprechgeräte, die hatten wir in unserem Schutzbereich noch nicht. Irgendwo hatte ich im Spind noch die dienstlich gelieferte Trillerpfeife. Ich hatte auf der Polizeischule einmal gelernt, dass der Beamte bei Gefahr dreimal kurz und einmal lang zu pfeifen hätte. Aber wer hörte mich schon, wenn kein anderer Schutzmann in der Nähe war? So verließ ich die Alte Hauptwache zum ersten Fußstreifengang ohne die Trillerpfeife.


    Über den Autor
    Siegbert Meerfeld wurde 1941 in Gelsenkirchen-Rotthausen geboren. Mehr als 36 Jahre war er Polizist, u.a. auf der Alten Hauptwache. Er starb im März 2008 während der Arbeit an diesem Buch.


    Meine Meinung:
    Nun, das Buch ist wirklich stilistisch keine Glanzleistung und mehrfach war ich während des Lesens an übelsten Schulaufsatzstil erinnert worden.
    Auch gibt es wirklich viele und penetrante Rechtschreibfehler, die einem guten Lektorat hätten auffallen sollen.
    Dennoch hab ich das Buch innerhalb eines Tages in einem Rutsch durchgelesen, weil dieser Mensch einfach etwas zu erzählen hat, das mich interessierte.
    Polizeiarbeit in den 70ern. Spannend, was sich von damals zu heute verändert hat, interessant zu sehen, was gleich geblieben ist und wie militärisch es doch damals noch zuging.
    Ein paar nette Anekdötchen gibt es zu lesen, leider nicht chronologisch geordnet, aber doch irgendwie nett.
    Leider kann ich das Buch nur als "Sachverständige" bewerten und da war es halt interessant. Ob Menschen ohne polizeilichen Hintergrund und ein gewisses Grundwissen, was Abkürzungen und Wortbedeutungen bei der Polizei angeht auch Freude an dem Buch haben, wage ich leicht anzuzweifeln.
    Grundsätzlich gewährt es aber eben einen netten Einblick, in die Zeit von damals.
    Ein paar Bilder zur Untermalung und einen Glossar hätte ich mir noch gewünscht...