Lebenserfahrung bei einigen Büchern nötig?

  • Als ich in der Schule *Bahnwärter Thiel* lesen mußte, konnte ich damit gar nichts anfangen - der Rest der Klasse allerdings auch nicht. Hätte mir meine Mutter das Buch nicht vorgekaut, hätte ich die Klausur nie bestanden :wow - so wurde es die beste Arbeit :lache.


    Ich habe allerdings nach wie vor das Gefühl für viele Bücher nicht genug Lebenserfahrung zu haben, gerade bei Beziehungsdramen wie Anna Karenina oder Die Nacht vor der Scheidung ect. ect. ... . Ich schiebe das immer darauf, dass ich noch nie eine Beziehung hatte und dementsprechend vieles nicht nachfühlen kann.


    Wie ist das bei euch? Braucht man für einige Bücher Lebenserfahrung, um sie *wirklich* zu verstehen?

  • Meiner Meinung nach eine ganz faule Schülerausrede. "Ich habe ja nicht genug Lebenserfahrung, kein Wunder, dass ich mit dem blöden Buch nix anfangen kann, deshalb streng ich mich schon mal von vorneherein gar nicht an."

  • Zitat

    Original von buchratte
    wie noch nie eine Beziehung?
    ich denke schon, dass man mit dem Alter bestimmte Bücher besser versteht... :gruebel


    Irgendwie ist es in den letzten 33 Jahren nicht zu gekommen...
    Wie gesagt, wenn ich ein Buch lese, habe immer das Gefühl, das mir da ein wichtiger Teil der Erfahrungswelt fehlt, welche ein Autor vorraussetzt. Deswegen würde es mich interessieren, ob Leute mit Beziehungen solche Bücher leichter umsetzen können.

  • mh, aber das tolle an einem buch ist doch gerade, dass man situationen nachvollziehen kann, die man noch nie erlebt hat. zumindest, wenn es gut geschrieben ist.


    verstehen kann man ein buch allemal, auch wenn man ähnliche ereignisse noch nie selbst erlebt hat. aber klar ist es etwas anderes, eine liebesgeschichte zu lesen, wenn man selbst auch schon eine hatte. aber es ist eben nur anders, nicht verständlicher oder unterhaltsamer.


    bei liebessachen fällt mir schon auf, dass ich die etwas besser nachfühlen kann, seitdem ich selbst mal verliebt war. trotzdem waren liebesgeschichten vorher auch schon schön...

  • Zitat

    Original von Seestern
    Meiner Meinung nach eine ganz faule Schülerausrede. "Ich habe ja nicht genug Lebenserfahrung, kein Wunder, dass ich mit dem blöden Buch nix anfangen kann, deshalb streng ich mich schon mal von vorneherein gar nicht an."


    Ja genau das ist das Gleiche als wenn jemand sagt, weiß nicht übers Mittelalter, oder so, kann ich nicht wissen hab ich noch nicht gelebt. :rofl


    Wird immer gerne genommen.


    Zitat

    Original von Nomadenseelchen

    Ich habe allerdings nach wie vor das Gefühl für viele Bücher nicht genug Lebenserfahrung zu haben, gerade bei Beziehungsdramen wie Anna Karenina oder Die Nacht vor der Scheidung ect. ect. ... . Ich schiebe das immer darauf, dass ich noch nie eine Beziehung hatte und dementsprechend vieles nicht nachfühlen kann.


    Wie ist das bei euch? Braucht man für einige Bücher Lebenserfahrung, um sie *wirklich* zu verstehen?



    :yikes Du hattest noch keine Beziehung? :gruebel :gruebel

  • Ich denke nicht, dass man für manche Bücher mehr Lebenserfahrung benötigt, als für andere. Klar kann man gewisse Dinge besser nachempfinden, wenn man sie selbst schon einmal erlebt hat. Dennoch ist es nicht nötig, um das ganze schlichtweg zu begreifen oder zu verstehen.


    Viel ausschlaggebender jedoch finde ich die Lebenserfahrung, die ein Autor hat, bevor ein ein Buch schreibt. Was natürlich nicht heißen soll, dass jüngere Menschen schlechtere Bücher schreiben oder schreiben würden. Es kommt eben auch auf den Bereich im Leben an. Jeder reift eben in allen Lebensgebieten unterschiedlich.

  • Zitat

    Original von Lucy1987
    Ich denke nicht, dass man für manche Bücher mehr Lebenserfahrung benötigt, als für andere. Klar kann man gewisse Dinge besser nachempfinden, wenn man sie selbst schon einmal erlebt hat. Dennoch ist es nicht nötig, um das ganze schlichtweg zu begreifen oder zu verstehen.


    Viel ausschlaggebender jedoch finde ich die Lebenserfahrung, die ein Autor hat, bevor ein ein Buch schreibt. Was natürlich nicht heißen soll, dass jüngere Menschen schlechtere Bücher schreiben oder schreiben würden. Es kommt eben auch auf den Bereich im Leben an. Jeder reift eben in allen Lebensgebieten unterschiedlich.


    Genauso sehe ich das auch! :write

  • Zitat

    Original von Nomadenseelchen :
    Aber Alter bedingt doch Lebenserfahrung, oder?


    Auch, ja! Aber es gibt auch "jüngere" Menschen, die in ihrem Leben schon einiges erlebt und durch gemacht haben, so das deren Lebenserfahrung auf diesen Gebieten eben größer ist, als von den Menschen, die das nicht mitgemacht haben.

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

  • Seestern : Dass es immer eine Ausrede ist, glaub ich nun wirklich nicht. Sicher, es gibt Schüler, die keine Lust zum Lesen haben und dann meinen, das Buch kann man nur ab einem gewissen Alter oder eben Lebenserfahrung verstehen. Aber ich glaube nicht, dass es immer so ist.


    Auch glaube ich nicht, dass Nomadenseelchen dies als Ausrede benutzt. Erkennt man doch schon an ihrer Frage, würd ich sagen :gruebel


    Und ich denke schon, dass es sehr wohl Bücher gibt, die man erst ab einer gewissen "Reife" versteht. Bei mir war das "Der kleine Prinz". Ich hab den mit 10 oder so mal angelesen. Gott, fand ich den öde. So ne seltsame Zeichnung gleich am Anfang, was wollen die denn damit. Wie blöd, dachte ich. Später hab ich das Buch nochmal in die Hände genommen und es auch verstanden. (Dass ich es immer noch überbewertet finde, ist ne andere Sache :grin).


    Und was viele (tiefergehende) Beziehungssachen angeht, kann man es sicherlich besser verstehen und nachvollziehen, wenn man es selbst erlebt hat, denk ich. Klar, man kann auch ein Buch verstehen und sich hineinversetzen in die Figur, wenn man es nicht erlebt hat. Aber das Handeln richtig nachzuvollziehen fällt m.E. schon leichter, wenn man weiß, wovon der Autor/die Figur überhaupt spricht.


    Aber ich glaube auch nicht, dass man Bücher mit Liebesbeziehungen nicht versteht, wenn man keine hatte. :gruebel

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Hallo zusammen :wave
    Ich würde mir darüber gar keine Gedanken machen, ob ich für ein Buch eine gewisse Lebenserfahrung brauche.
    Wenn es mir zusagt lese ich es einfach und dann werde ich es herausfinden.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • also, ich denk mal egal, um welchen lebensbereich es geht, ist das buch gut geschrieben, kann man immer nachvollziehen, was die figur in dem roman fühlt.


    wenn man es selbst schon erlebt hat, mh...vielleicht braucht man dann weniger worte vom autor, um zu verstehen, was in der figur vorgeht.
    also wenn man zum beispiel schon mal eine schlimme krankheit hatte, und im buch steht irgendwo "xy hat krebs". dann weiß man gleich bescheid...hatte man selbst noch kein krebs, muss man erstmal weiterlesen, und nach einiger erklärung kann man sich dann ungefähr vorstellen, wie man sich in so einer situation fühlen würde...
    mh..so ungefähr stell ich mir das vor.

  • Eine interessante Frage. Bei "Alle sterben, auch die Löffelstöre" hatte ich durchaus das Gefühl, dass eine gewisse Lebenserfahrung nicht verkehrt ist, allerdings kann ich das natürlich nur auf mich selbst beziehen. Ich mochte das Buch, fand es großartig, weiß aber auch, dass ich es furchtbar langweilig gefunden hätte, wenn ich es bereits vor 10 Jahren gelesen hätte. Die Theorie ist also gar nicht so verkehrt, allerdings würde ich das nicht verallgemeinern, sondern immer nur an mir selbst messen.

  • Zitat

    Original von Teufelchen_Yvi


    Auch, ja! Aber es gibt auch "jüngere" Menschen, die in ihrem Leben schon einiges erlebt und durch gemacht haben, so das deren Lebenserfahrung auf diesen Gebieten eben größer ist, als von den Menschen, die das nicht mitgemacht haben.


    Das hast du schön gesagt. So sehe ich das auch.


    Was mir dazu noch einfällt: Eine junge Frau von Anfang zwanzig kann schon Mutter zweier Kinder sein und die Mutterschaft besser verstehen und nachvollziehen als eine Frau mittleren Alters, welche nie Kinder geboren und großgezogen hat. Dafür hat diese Frau andere Erfahrungen, die der jungen Mutter fehlen, wie zum Beispiel Berufserfahrungen, langjährige Beziehungen. Lebenserfahrung ist nicht immer abhängig vom Alter, sondern auch von dem Leben, welches man führt.


    Anfang des Monats habe ich über die Thematik auch, wenn auch nur am Rande, nachgedacht. Eine Autorin hatte es geschafft, dass ich die Angst der Hauptperson um ihre Kinder sehr gut nachvollziehen konnte, obwohl ich keine Kinder habe. So etwas beeindruckt mich immer sehr und es schaffen auch nur wenige.

  • Generel würde ich eher sagen, dass man nicht unbedingt die Masse an Lebenserfahrung bracht. Dann dürften ja nur "alte" Leute lesen und wir könnten das Lesen im Deutschunterricht abschaffen.


    Mir fällt der Name der Lady nicht ein, aber man sagt, sie hat die besten Liebesgedichte geschrieben ohne einmal selbst geliebt zu haben. Ich find das ganz passend. Man muss nicht über alles Bescheid wissen um darüber reden zu können bzw. sich in die Situation zu versetzen.

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat