Schwerhörigkeit, Hörgeräte und Implantate

  • Hallo Nikana,


    auch von mir ein ganz dolles Daumendrücken, dass Du etwas findest, was Dir das Leben erleichtert!


    in meiner Familie gibt es auch einige Schwerhörige - väterlicherseits tragen sie Hörgeräte und mütterlicherseits ist mein kleiner Cousin fast taub. leider hat man es bei ihm erst sehr spät (mit fast 6 Jahren) gemerkt, so dass er auch erst sehr spät richtig sprechen gelernt hat.


    Das mit dem hohem Fiepen der Technik kenne ich von meiner Oma. Ihr muss man auch immer sagen, dass es pfeift, sie hört es auch nicht.


    Ich glaube, mit Deinem Problem bist Du längst nicht mehr allein. Mir scheint, es gibt immer mehr Leute, die schlecht hören. Oder hat man es früher nur einfach nicht erkannt/behandelt?


    :knuddel1
    Queedin

  • oemchenli, Hochtonschwerhörigkeit ist meines Wissens weltweit die häufigste Form von Schwerhörigkeit. Allerdings verläuft nicht jede Art gleich, und den meisten Leuten kann glücklicherweise mit Hörgeräten geholfen werden. Bei mir ist es allerdings etwas komplizierter, da meine Kurve sehr steil verläuft. Ich höre zum Beispiel Frequenzen im Bereich von 1000 Hertz erst bei einer Laustärke von 110 Dezibel, das ist in etwa die Laustärke, die eine Autohupe schafft, also tierisch laut. Damit ich die Töne dieser Frequenz auch bei normaler Laustärke wahrnehme, müssten meine Hörgeräte also so eingestellt werden, dass diese Töne auf 110 Dezibel verstärkt werden, so dass ich sie höre. Im Prinzip kein Problem, sollte man meinen, nur werden dann im Normalfall auch die restlichen Frequenzen auf diese Laustärke erhöht, d.h. ich würde alles in der Laustärke einer Autohupe hören. Glaub mir, das macht keinen Spaß. Wenn jemand ein Glas auf den Tisch stellt hört sich das für mich an, als ob jemand mit hoher Kraftanstrengung die Tür zugeworfen hätte. Normales Besteckgeklapper wird unerträglich. Wenn ein Auto neben mir fährt, habe ich das Gefühl, neben einem startenden Flugzeug zu stehen. Und die Sprache wird auch nicht wirklich verbessert, wenn alles auf diese Lautstärke erhöht wird. Es geht leider nicht auf dem einfachen Weg, sonst hätte ich schon mindestens 15 Jahre Hörgeräte und müsste nicht immer wieder hoffnungsvoll auf Neuentwicklungen warten.

  • Ja schön ist das nicht aber irgenwas muß es auch für dich geben ist ja schrecklich wenn du nur die Hälfte der Welt hörst.


    Ich drücke dir auf alle Fälle die Daumen und halt uns auf dem Laufenden wenns denn endlich geschafft ist. :daumendrueck

  • Das ist ja wirklich nervig.


    Ich bin im Mitteltonbereich leicht schwerhörig... allerdings (noch) kein Fall für ein Hörgerät. Ich habe immer dann Probleme, wenn ich z.B. in Gesellschaft EINER bestimmten Unterhaltung folgen möchte.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Danke fürs Daumendrücken, Queedin. :-)


    Zitat

    Original von Queedin
    Ich glaube, mit Deinem Problem bist Du längst nicht mehr allein. Mir scheint, es gibt immer mehr Leute, die schlecht hören. Oder hat man es früher nur einfach nicht erkannt/behandelt?


    Es ist wirklich so, dass es immer mehr Leute gibt, die schlecht hören. Ich habe in einer Fachzeitschrift gelesen, dass das damit zusammenhängt, dass die Welt immer lauter wird, es sind also häufig Lärmschäden. Vor allem bei Jugendlichen, die sich Woche für Woche ihr Gehör in der Disco kaputt machen. Aber auch berufsbedingt kann man sich einen Hörschaden zuziehen.


    Erschwerend kommt allerdings noch dazu, dass sich sehr viele Leute nicht untersuchen lassen, wenn sie das Gefühl haben, nicht mehr so gut zu hören. Hörgeräte sind schließlich was für alte Leute und gelten als furchtbar uncool. Gegen eine Brille hat seltsamerweise kaum jemand etwas, aber mit einem Hörgerät will sich keiner sehen lassen, weil das ja so peinlich ist. Ich war auch mal so drauf, als Teenager. Damals war ich ganz froh, dass mein Hörgerät nicht wirklich geholfen hat, das war mir viel zu peinlich. Zum Glück hielt diese Phase aber nicht lange an, schon bald darauf hätte ich alles dafür gegeben, so ein uncooles Ding hinter das Ohr klemmen zu dürfen.

  • Naja früher war das mit den Brillen genauso, die Leute sind heute genauso eitel wie früher, allerdings vergessen sie das man ein Hörgerät weniger sieht als eine Brille und dann verzichten sie lieber völlig doof die Leute. :pille :grin

  • Huch, hier liegt ja schon meterhoch Staub! :wischen


    Inzwischen habe ich mich intensiver mit den Möglichkeiten auseinandergesetzt und mich dafür entschieden, mir ein Cochlea-Implantat einsetzen zu lassen. Vor 8 Wochen war die Operation, und morgen wird das Gerät zum ersten Mal eingeschaltet. Dazu muss ich eine Woche nach Freiburg, wo auch die Operation stattfand. Hörgeräte würden mir niemals helfen, weil ich im Hochtonbereich komplett taub bin. Dort gibt es einfach nichts mehr zum Verstärken, deshalb muss ich entweder damit leben, oder eben etwas ganz anderes versuchen. Letzteres habe ich jetzt gewagt.


    Ich habe mich für ein sogenanntes HybridL der Firma Cochlear entschieden. Das Gerät ist eine noch eher seltene Kombination aus Hörgerät und CI (Cochlea-Implantat), d.h. die tiefen Töne, die ich noch höre, werden mit dem Hörgerät unterstützt und für den Rest ist das CI zuständig. Mein Restgehör ist bei der OP glücklicherweise erhalten geblieben, somit kann ich das volle Potenzial des Gerätes nutzen.


    Da die OP-Wunde erst verheilen musste, kriege ich erst morgen den sogenannten Sprachprozessor (sieht aus wie ein Hinter-dem-Ohr-Hörgerät) und das Hörgerät (Im-Ohr-Gerät). Ich bin schon ziemlich aufgeregt und freue mich wahnsinnig darauf, endlich mehr Töne zu hören, auch wenn es anfangs vermutlich sehr komisch und anstrengend sein wird. Das Gehirn braucht nämlich Zeit, die neuen Töne zu lernen – wahrscheinlich muss ich sogar das Hören wie ein Baby neu lernen! Das wird lustig ... :grin In einigen Monaten werde ich vielleicht endlich halbwegs normal hören. Nie so gut wie ein Normalhörender, das ist klar, aber ich werde Vögel hören, meine Türklingel, vielleicht sogar Filme ohne Untertitel schauen können, alles in allem wird mein Alltag viel weniger anstrengend sein. Eine sehr schöne Vorstellung! Da nehme ich auch die harte Arbeit, die jetzt auf mich zukommt, sehr gerne in Kauf. :-)

  • oh Nikana, ist es endlich so weit!


    Ich kann mir gut vorstellen, wie aufregend das für Dich ist. Ich drück Dir ganz ganz doll die Daumen, dass Du vielleicht morgen schon ein erstes kleines Erfolgserlebnis hast!


    Halt uns unbedingt auf dem Laufenden!

  • Hallo Nikana,
    ist toll, dass du dich für ein CI entschieden hast und besonders von Cohlear. Habe mit CI aus beruflichen Gründen zu tun gehabt (während eines 9 wöchigen Praktikum) und bei den OP's ist dort nichts schief gelaufen, wegen dem Hörvermögen und alle Patienten waren zufrieden.
    Ich hoffe dir geht es in ein paar Monaten genauso und die entdeckst die Welt neu.
    Welche Farbe hast du für den Sprachprozessor gewählt? :grin

  • Mein Sprachprozessor ist dunkelbraun, die Farbe passt am besten zu meinen Haaren. Zu sehr muss das Ding ja nicht auffallen. :grin Die anderen Farben haben mir aber auch alle nicht so gut gefallen.


    Bis jetzt ist das Hörerlebnis sehr interessant, aber auch recht anstrengend. Ich höre fast alles sehr schrill und laut, vor allem fließendes Wasser klingt sehr unangenehm. Noch zumindest. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich das alles im Laufe der Zeit verändert. Bis jetzt ist mein CI auch relativ leise eingestellt, in der allerersten Einstellung wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen, weil es mir so unfassbar laut vorkam. Aber gerade bei dieser Einstellung konnte ich mir ein sehr gutes Bild davon machen, was mir bei der Sprache im Moment noch fehlt, denn jedes Wort, das der Techniker sprach, hatte einen schrillen Beiton. Da sind sie endlich, die Töne, die bei der Unterscheidung der Konsonanten helfen. Jetzt muss ich die nur noch richtig interpretieren können ... :-)

  • Hey, das hört sich ja nach einem Erfolg an. *mitfreu* Hoffentlich pendelt sich das alles recht gut ein und du bekommst eine Einstellung hin, die so gut es geht, das Sprachverständnis unterstützt und die Störgeräusche rausfiltert. :-) Besteckgeklapper und Brötchentüten sind im Moment bestimmt auch nicht grade ein Zuckerschlecken. Aber Hauptsache, es kommt was an und wird immer noch besser.

  • Störgeräusche herausfiltern wird das Gerät eher nicht können. Aber wenn es sich mal so weit eingependelt hat, dass ich das eigentliche Geräusch höre und nicht nur ein sehr schrilles Klingeln, wird es mich wahrscheinlich auch nicht mehr so sehr stören und ablenken. Das ist wohl alles nur eine Frage der Zeit.


    Gestern Abend habe ich das CI noch auf ein etwas lauteres Programm umgestellt, im ruhigen Hotel war das in Ordnung. Aber heute Morgen auf dem Weg zum Frühstück und vor allem im Frühstücksraum war es dermaßen unerträglich, dass ich wieder zurückgeschaltet habe. Vielleicht kann ich heute im Laufe des Tages wieder umschalten, mal gucken. Ich habe auch bald wieder einen Technikertermin, vielleicht werden die Einstellungen noch einmal verändert.

  • Nikana


    Ich drück dir auch die Daumen das alles zu deiner Zufriedenheit von statten geht.


    Denn ich hab gerade wieder feststellen müssen ohne Gehör ist das Leben sehr sehr leise.


    Mußte gestern mit Oropax hier sitzen und das ist total doof so, also reden und sprechen.


    Wenn du weißt was ich meine.


    :daumendrueck

  • Vielen Dank, oemchenli. Ich weiß sehr gut, was Du meinst, ich kann die Lautstärke meiner Stimme nicht kontrollieren. Wenn ich relativ normal rede, weiß ich nie, ob ich gerade zu laut oder zu leise bin. Ich hoffe, dass sich das mit dem CI ändert. Und verstehen geht auch nur in einer relativ ruhigen Umgebung, aber selbst dann muss ich mich so stark auf das Gespräch konzentrieren, dass ich nach einem Tag mit vielen Besprechungen total kaputt bin. In der Hinsicht erhoffe ich mir auch eine Erleichterung, auch wenn es im Moment noch schwieriger ist als je zuvor. Aber das wird schon noch. :-)

  • Zitat

    Original von Nikana
    Ich hoffe, dass sich das mit dem CI ändert. Und verstehen geht auch nur in einer relativ ruhigen Umgebung, aber selbst dann muss ich mich so stark auf das Gespräch konzentrieren, dass ich nach einem Tag mit vielen Besprechungen total kaputt bin. In der Hinsicht erhoffe ich mir auch eine Erleichterung, auch wenn es im Moment noch schwieriger ist als je zuvor. Aber das wird schon noch. :-)


    Hallo Nikana, :knuddel1
    ich kann mir gut vorstellen, wie erschlagend zur Zeit diese ganzen neuen Höreindrücke für dich sein müssen. Was gibt man denn für einen Zeitraum an, indem man sich an die neuen Hörerlebnisse gewöhnt? Monate oder sogar Jahre? :wave

  • Ich weiß das zwar nicht so genau, aber da die Nervenzellen das erst lernen müssen, könnte es sein, dass das auf jeden Fall mehrere Wochen bis Monate dauert. Vielleicht spielt auch das Alter eine Rolle. Nikana kann da aber sicher genaueres erzählen.


    Nikana ,
    ich hoffe, dass die Feinjustierung noch Besserung bringt.