Weit übers Meer - Dörthe Binkert

  • Ich kann mich eigentlich SiCollier nur anschliessen, dieses Buch hat auch mich sehr berührt.
    Es ist wunderschön geschrieben und regt zum Nachdenken an.
    Und es macht uns Frauen bewusst, wieviel sich doch in unserer Welt in Sachen Freiheit und Rechte der Frau verändert hat.


    Auch für mich zählt Weit übers Meer zu einem meiner Top Bücher diesen Jahres. Auf weitere Bücher der Autorin freue ich mich schon.


    Von mir 10 von 10 Punkte

  • Meine Meinung:
    Natürlich erregt der Auftritt der Dame im kostbaren weißen Abendkleid sofort Aufmerksamkeit und sorgt für viel Gesprächsstoff an Bord des Schiffes. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Geschichte anfangs aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird. Valentina erweckt in jedem Passagier andere Gefühle.
    Und um Gefühle geht es in diesem Buch. Um vergrabene, vernachlässigte, ersehnte Gefühle.
    Wir erfahren viel über die unterschiedlichen Lebensgeschichten der Passagiere der ersten Klasse. Sehr deutlich wird, dass sie alle in ihren starren Konventionen verhaftet sind und bei fast allen der weitere Lebensweg vorgezeichnet ist.
    Aber für einige von ihnen bringt diese Reise auch eine Wendung in ihrem Leben. Wir haben sie während der neun Tage dauernden Überfahrt näher kennengelernt und am Ende bleibt es der Phantasie des Lesers überlassen, wie ihr Leben weiter verlaufen wird.

    Ein schön zu lesendes Buch, dessen Schreibstil mir sehr gefallen hat. Ein gefühlvoller Roman, der an keiner Stelle kitschig wird. Eine intensive Momentaufnahme aus dem Leben mehrerer Personen, die sich zufällig begegnet sind.


    9 Punkte von mir. Auf das nächste Buch der Autorin bin ich schon gespannt.

  • Insgesamt ist Weit übers Meer, wie Herr Palomar irgendwo schon vermerkte, eine runde Geschichte. Aber restlos kann ich mich der Begeisterung nun doch nicht anschließen.
    Der Beginn ist wirklich spannend und sogartig. Gefördert wird dies durch die immer wieder einfließenden "Verhöre", die eine geheimnisvolle Atmosphäre entstehen lassen, der man sich nur schwer entziehen kann. Ab der Hälfte des Buches konnte ich mich, wie auch beowulf, des Eindrucks nicht verwehren, dass die Story ein wenig in die Liebesschiene abdriftete. Das hat sich bis zum Schluß auch nicht geändert. Auch die tragischen Schicksale häufen sich zusehends.



    Bis zum Ende wartet man auf die Bombe, die unbedingt platzen muss, aber letztendlich ist die Geschichte einfach die Geschichte mehr oder weniger gescheiterter Persönlichkeiten. Mir persönlich war es ein bisschen zuviel von allem. Zu viel unerwiderte Liebe, zu viel Liebe auf den ersten Blick, zu viel Tragik, zu viel Enttäuschung und zu viel Hingabe.


    Trotzdem war es ein durchaus lesenswerter Roman, den man in kurzer Zeit verschlingt. Denn ungeachtet der Kritikpunkte hat die Autorin einen lesenswerten Stil, der gefangen nimmt.
    So ganz falsch finde ich die dicke Überschrift auf dem Klappentext "Zeit für Gefühle" allerdings nicht. Das zu Herzen gehende Emotionalität hier eine große Rolle spielt, kann nur schwer abgestritten werden. Das muss ja nicht immer gleich kitschig sein - kann aber durchaus so empfunden werden.

  • Mir hat Weit übers Meer sehr gut gefallen.


    Obwohl es ein ruhiges Buch ist und teilweilse gar nicht viel passiert, fand ich es nie langweilig, sondern musste einfach immer weiterlesen...


    Gut gefallen hat mir, wie die Geschichte verschiedener Passagiere verknüpft und erzählt wird - interessant und mit viel Gefühl, aber nie kitschig!


    Von mir bekommt das Buch 9 Punkte!

  • Was für ein schöner Roman!


    Ruhig und leise kommt er daher und geht doch so in die Tiefe.


    Ein psychologischer Gesellschaftsroman, der ohne Action auskommt, aber so viel Spannung erzeugt, dass man kaum aufhören mag zu lesen.


    Ich freue mich auf Ihr nächstes Buch, Frau Binkert! :-)

  • Was gibt es, das man Vandams ebenso ausführlicher wie wunderbarer Rezi noch hinzufügen kann? Eigentlich nur wenig.


    Es scheint so, als gingen wir mit den Protagonisten an Bord der „Kroonland“. Wir werden Zeuge der sich dort abspielenden Geschichten, bei einigen sind es ja sogar Dramen und Stück für Stück erfahren wir ein wenig mehr von dem, was Valentina zu einer blinden Passagierin werden ließ.


    Wir werden zurückversetzt in eine Zeit, in der viele Konventionen und Zwänge die Gesellschaft beherrschten, in der starre Normen und Regeln die Menschen in ein Korsett zwangen (das die Damen zusätzlich auch noch zu tragen hatten).


    Auf diesem Schiff treffen sich Arm und Reich, Gut und Böse, Trauer und Glück…. Und wir haben ein Billett für die Passage nach New York gelöst und sind stille Beobachter der Überfahrt.


    Die Autorin erzählt uns hier eine langsam dahinplätschernde Geschichte ohne große Höhen und Tiefen, aber was bei einer anderen Story zu einem Verriß führen könnte, passt hier einfach dazu. So langsam sich das Schiff durch die Wellen gräbt, so langsam geht auch die Geschichte voran, aber anders würde das gar nicht zur Entwicklung passen.


    Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Ein sehr interessanten Gesellschaftsroman, den Dörthe Binkert uns hier geschrieben hat. Obwohl das Buch viele offene Enden hat, ist es dennoch rund erzählt und macht dem Leser Lust, sich eigene Gedanken über den Werdegang der Protagonisten zu machen. Und wer weiß, vielleicht begegnen wir ja dem/der einen oder anderen doch noch irgendwann einmal wieder.


    Ich werde jedenfalls zukünftig ein offenes Auge auf die neuen Romane der Autorin Dörthe Binkert haben.


    Fürs erste habe ich erst einmal (und das auch noch als Schnäppchen *freu*) Die Weihnachtsrose bekommen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Und wieder einmal bin ich der Büchereule dankbar für die Entdeckung einer mir bis jetzt unbekannten Autorin. :anbet


    Da kann ich nur zustimmen. Viel kann ich zu dem Buch jetzt irgendwie nicht sagen - es hat mich total mitgenommen. Valentinas Traurigkeit war unglaublich.
    Ein Buch, über das mir die Worte fehlen.


    @ SiCollier: Sollte es so sein, dass wir ausnahmsweise mal einer Meinung bei einem Buch sind? :grin

  • Zitat

    Original von Booklooker
    @ SiCollier: Sollte es so sein, dass wir ausnahmsweise mal einer Meinung bei einem Buch sind? :grin


    Du trägst mir die "Chronik der Nebelkriege" wohl immer noch nach, was? ;-)
    (OT: Wie "Die letzte Flamme" ausgegangen ist, weiß ich immer noch nicht so recht. Nach der bewußten Stelle setzt mein Erinnerungsvermögen schlicht und einfach aus. Aber nochmals Lesen habe ich auch keine Motivation.)


    Edit. Gleich zwei Schreibfehler berichtigt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SiCollier ()

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Du trägt mit die "Chronik der Nebelkriege" wohl immer noch nach, was? ;-)
    (OT: Wie "Die letzte Flamme" ausgegangen ist, weiß ich immer noch nicht so recht. Nach der bewußten Stelle setzt mein Erinnerungsvermögen schlicht und einfach aus. Aber nochmals Lesen habe ich auch keine Motivation.)


    :lache
    Ja, irgendwie schon... ;-)
    Aber mach dir nix draus, ich lese immer total gern, was zu zu sagen hast, auch wenn wir oft nicht übereinstimmen.... :knuddel1

  • @ Booklooker
    Ist ja nix Schlimmes. Es wird schon wieder mal Bücher geben, wo wir einer Meinung sind. :wave


    Aber jetzt genug OT.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Eine wunderschöne Rezension SiCollier, der eigentlich nichts mehr hinzuzufügen ist. :-)


    Und wieder einmal bin ich der Büchereule dankbar für die Entdeckung einer mir bis jetzt unbekannten Autorin. :anbet


    Das kann ich voll unterschreiben. Ich bin durch ein WB auf dieses Buch gekommen und muß gestehen, daß ich in der Buchhandlung wahrscheinlich nicht darauf geachtet hätte. Nur durch die Eulenrezis und die Leserunde wurde ich angeregt, das Buch zu lesen. Künftig werde ich natürlich auf eine Neuerscheinung der Autorin achten


    Ein echtes Highlight des Monats.
    Von mir 10 Punkte

  • Nachdem ich das Buch gelesen hatte, wollte ich es erstmal ein bisschen sacken lassen. Und nun muss ich festellen, dass mir immer noch ein wenig die Worte fehlen, um diesem Buch gerecht zu werden. Vor allem, wenn ich dann noch diese tolle Rezi von Vandam vor Augen habe, in der bereits alles gesagt wurde.


    Ich bin begeistert und freue mich auf weitere Bücher von Dörthe Binkert. Für mich war es ein sehr berührendes, intensives Leserlebnis, das mich auch nach Beendigung der Lektüre noch beschäftigt hat.
    Mit den Passagieren an Bord der Kroonland zu sein und langsam deren Schicksale zu erfahren war eine echte Bereicherung. ich kann das Buch jedem, der gerne etwas stillere Bücher mag, nur ans Herz legen.

  • Ich muß ja sagen, was ich von Dörthe Binkert vorher gelesen habe, war nicht so 100%ig meins. Aber wenn "Weit übers Meer" der literarische Weg ist, den Dörthe Binkert zukünftig gehen will, dann gehe ich gerne noch ein Stückchen mit ihr. :-]

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zu dem Buch ist ja schon sooo viel gesagt worden.


    Ich kann mich der Begeisterung nur anschließen. Dieses Buch ist eine Perle. Es zieht einen von Beginn an in einen unglaublichen Sog, so dass man es kaum aus der Hand legen kann. Die verschiedenen Erzählperspektiven haben mich sehr angesprochen und das langsame Heranführen an das Geheimnis, das die Frau im weißen Kleid umgibt fand ich auch sehr spannend.


    Der Roman ist sehr gefühlvoll, ja hat eine ganz eigene Stimmung, ohne kitschig oder seicht zu sein.


    Und wie oben bereits sehr treffend erwähnt wurde, handelt es sich um ein Sittengemälde der Zeit um die 1900, denn es wird sehr schön und deutlich beschrieben, wie schwierig das Leben für eine Frau damals war.



    Für mich ein Überraschungs-Highlight.

  • Im Juni erscheint das in der Leserunde erwähnte Buch:


    Kurzbeschreibung
    Im neu eröffneten Hotel »Kursaal Maloja« trifft sich die vornehme Welt des Fin de Siècle. Unter den illustren Gästen ist auch die bezaubernde Fabrikantentochter Mathilde, deren Lebensweg eine abrupte Wendung nimmt, als sie unerwartet an Tuberkulose erkrankt. Häufiger Besucher im »Kursaal Maloja« ist der Maler Giovanni Segantini, der sich magisch angezogen fühlt von der strahlenden Schönheit des Mädchens Nika, das im Garten des Hotels arbeitet. Er will der unnahbaren Fremden helfen, das Geheimnis ihrer Herkunft zu ergründen, das zwischen den Deckeln eines kostbaren Medaillons ruht, ihres einzigen Eigentums.


    Im Netz der Beziehungen, die sich zwischen den so unterschiedlichen Menschen im Hotel in jenem Sommer entwickeln, verfangen sich die einen, finden sich die anderen, werden Lebensentwürfe und Schicksale neu geschrieben.



    Ich habs schon bestellt :-)

  • Ich habe mir das Buch gekauft, weil ich innen diese Rezi-Zeilen des Autors "buechereule.de" gelesen habe...


    Zitat

    Original von Vandam
    ...
    Man kann das Buch als berührende Liebesgeschichte und als fesselndes Familiendrama lesen. Aber es ist mehr als das. Es ist ein Sittengemälde aus der Zeit vor 100 Jahren, lebendig, packend und oft auch erschreckend. ...


    ...und ich habe es nicht bereut. Ein wundervolles Buch! Ein Lesegenuss!

    - Freiheit, die den Himmel streift -

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Clare ()