keine zeit zum lesen - wahrheit oder mythos?

Ich halte es für Unsinn, wenn jemand sagt "Ich lese nicht, weil ich keine Zeit habe."
Wenn ich wirklich lesen möchte, dann tu ich das auch. Dann nehme ich mir die Zeit und wenn ich abends dafür eine halbe Stunde weniger TV sehen kann oder chatten oder was weiß der Fuchs, was man abends so tut.
Leute die nicht lesen, nutzen die Zeit gern als Ausrede, aber ich denke eher, dass sie nicht wollen und daher ihre Prioritäten anders setzen.

Das erinnert mich an eine Freundin, die sich immer darüber beklagt, dass sie keine Zeit zum Lesen hat. Sie schaut sich aber jede Woche fünf bis sechs Serien an. Dann ist es halt auch kein Wunder, man muss halt seine Prioritäten setzten.

In einem Gespräch letzte Woche bin ich noch auf einen interessanten Aspekt gestoßen.
Für mich (und vermutlich für die meisten hier) ist lesen eine schnelle Nebenher - Beschäftigung. Ich kann immer überall, egal wo, mein Buch auspacken und lesen. Für mich ist Lesen Entspannung.

Aber es gibt Leute, für die Lesen weniger Entspannung, mehr Anstrengung ist. Sei es, weil sie nicht geübt sind, sich dabei richtig konzentrieren müssen, Sehschwäche oder Leseschwäche haben, warum auch immer.
Und wenn so jemand sagt: er hat keine Zeit zum Lesen, kann das sein, dass das auch genauso gemeint ist.
Für uns Vielleser, Entspannungsleser und Nebenherleser völlig unverständlich und nicht nachvollziehbar, aber nicht jeder liest so wie wir.

Das ist richtig. Mein Schatz, meine Mum und mein kleiner Bruder lesen gar nicht. Sie finden es nicht entspannend sondern anstrengend. Aber ich denke trotzdem das "keine Zeit zum Lesen" eine Ausrede ist.

Ich habe ab und an tatsächlich keine Zeit. Keine Zeit meint bei mir aber oft auch keine Konzentration. Wenn ich erst spät nach Hause komme, dann womöglich noch Sachen zu erledigen habe, habe ich selten dieses gewisse Gefühl, das ich brauche, um mich hinter ein Buch zu klemmen. Oft habe ich auch Phasen, in denen ich nach drei Seiten lesen auf einmal so müde werde, dass ich Stunden schlafen könnte. Kennt das noch jemand ? Mich befremdet das immer in angemessener Weise, in solchen Phasen brauche ich einfach unmöglich lange für ein Buch.

Zitat

Original von Lizard
Ich habe ab und an tatsächlich keine Zeit. Keine Zeit meint bei mir aber oft auch keine Konzentration. Wenn ich erst spät nach Hause komme, dann womöglich noch Sachen zu erledigen habe, habe ich selten dieses gewisse Gefühl, das ich brauche, um mich hinter ein Buch zu klemmen. Oft habe ich auch Phasen, in denen ich nach drei Seiten lesen auf einmal so müde werde, dass ich Stunden schlafen könnte. Kennt das noch jemand ? Mich befremdet das immer in angemessener Weise, in solchen Phasen brauche ich einfach unmöglich lange für ein Buch.

Oh ja, das kenne ich auch gut! Es ist zu ärgerlich, aber dafür ein umso größeres Kompliment für das Buch, wenn es schafft mich wach zu halten.

Außerdem denke ich, dass schon eine gewisse Muße zum Lesen da sein muss. Das hat nichts mit Anstrengung oder so zu tun, aber manchmal ist der Kopf zu voll um sich auf ein Buch wirklich angemessen konzentrieren zu können. Zum Glück passiert das nicht allzu oft - im Gegenteil: Bücher helfen beim Abschalten.
Aber ich schweife ab! "Keine Zeit zum Lesen" generell ist Quatsch, aber es gibt halt auch gewisse Zeiten, in denen einfach die Muße fehlt, bei mir zumindest.

Also ich denke sehr wohl, dass es "keine Zeit" zum Lesen gibt.
Ich lese meistens nur auf'd nacht im Bett oder im Zug (was eben daran liegt, dass ich vornehmlich im Bett lese) und wenn ich viel zu Lernen hab, dann lern ich so lange, bis ich müde bin und hab wirklich keine Zeit, was anderes als meinen Lernstoff zu lesen.

Oder meine Freundin... sie liest sehr gerne, hat aber viele Freunde, geht in eine FH, wo sie den ganzen Tag beschäftigt ist und muss viel machen. Sie hat auch keine Zeit. Sie setzt eben ihre Prioritäten anders und obwohl sie gerne liest, hat Lesen bei ihr nicht die oberste Priorität.

Zitat

Das erinnert mich an eine Freundin, die sich immer darüber beklagt, dass sie keine Zeit zum Lesen hat. Sie schaut sich aber jede Woche fünf bis sechs Serien an. Dann ist es halt auch kein Wunder, man muss halt seine Prioritäten setzten.

Wahrscheinlich liest sie nicht so gerne wie sie fernschaut, oder?
Warum sollte sie dann also das Lesen auf ihrer Prioritätenliste nach oben schrauben?

Ich schaue auch total gerne fern und wenn ich so viel lesen würd, wie ich fernschaue, würd ich in der Woche sicherlich zwei bis drei Bücher schaffen. Tu ich aber nicht.

Ich würde sagen, es gibt Zeiten wo man keine Zeit zum Lesen hat oder einfach abends übers Buch einschläft. Ist mir auch schon passiert.
Kein Tag ist wie der andere.

Und beim StudiVZ sind sicherlich nicht nur Studenten registriert, die gerne lesen bzw. nur Sachbücher und diese halt nicht als Lieblingsbuch klassifizieren.

Ich meine auch: Es ist eine Frage der Prioritäten. Klar sind manchmal andere Pflichten einfach dringlicher, da muss das Lesen schon mal ein wenig zurückstehen. Blödsinn finde ich allerdings, wenn jemand behauptet, keine Zeit zum Lesen zu haben, aber jeden Abend vor der Glotze hängt.

Und wenn ich noch so im Stress bin, ein Buch brauch ich einfach zur Entspannung, und wenn ich nur ein paar Seiten schaffe.
Bei mir könnte es eher heißen: Ich hab keine Zeit zum Fernsehen, Zeit zum Putzen hab ich grundsätzlich nie, und wenn ich ein ganz spannendes Buch beim Wickel habe, hab ich oft nicht mal Zeit zum Essen.

Zitat

Blödsinn finde ich allerdings, wenn jemand behauptet, keine Zeit zum Lesen zu haben, aber jeden Abend vor der Glotze hängt.

Allerdings, ja. Aber im Fernsehen wird einem eben alles vorgekaut, da muss man mehrheitlich nicht selbst denken, das ist bequemer für die meisten. Schön finde ich auch, wenn man Leute, von denen man weiß, dass sie kaum lesen nach ihren literarischen Interessen fragt und sie antworten : " Och, ich hab sooviele Lieblingsbücher, dass ich die jetzt gar nicht alle aufzählen kann."

....ich habe keine Zeit zu Lesen, sagen für mich die Menschen, die generell kein Interesse an der Materie haben.
Wenn man an etwas Interesse hat, nimmt man sich schon die Zeit.
Gut, manchmal geht es halt einfach nicht, z.B. b. Schichtwechsel (Spätdienst, nächster Tag Frühdienst), oder wenn es aus irgendwelchen Gründen privat etwas "Dicker" kommt, aber für ein paar Zeilen reicht es meist dann doch.....bei Interesse eben.

Hallo zusammen
Ich finde, dass beiden zutreffen kann.
Bei mir sind auch schon mal Tage angefallen, an denen ich keine Zeit zum lesen hatte oder nicht die Ruhe dazu.
Aber auf der anderen Seite kenne ich auch Leute, die einfach nur behaupten sie hätten keine Zeit zum lesen. In Wirklichkeit haben sie diese doch, nur haben keine Lust zum lesen. Was für mich ein kleiner aber feiner Unterschied ist.
Ich finde, man sollte ehrlich sein. Wenn man keine Lust hat zu lesen ist es vollkommen ok und wenn dafür keine Zeit ist es schade.

In erster Linie ist das Lesen ja ein Hobby wie Tennis spielen, Stricken und so - wenn jemand sagt, er habe keine Zeit zum Lesen, dann wird er wohl seine Zeit für die Dinge aufwenden, die er gerne tut. An manchen Tagen habe ich auch keine Zeit zum Lesen, weil ich lieber selbst schreibe, ausgehe oder so.

Ich glaube aber auch, dass es das "keine Zeit zum Lesen" wirklich gibt - nicht, weil man andere Dinge lieber tut, sondern weil manchmal die Zeit tatsächlich fehlt. Wenn ich morgens früh aufstehen muss, dann den ganzen Tag unterwegs bin und nicht wirklich eine Pause habe / machen kann, abends so spät wieder komme, dass ich gerade noch das Nötigste erledigen und etwas essen kann, und anschließend ins Bett kippe - da fehlt die Zeit einfach.

Es gibt ja auch Tage, da hat man trotz viel Zeit keine Lust oder keinen Kopf zum Lesen - gut, da kann man sagen, man hätte keine Zeit gehabt, man kann aber auch dazu stehen.

Sagen wir mal so: Wenn jemand sagt, er hätte keine Zeit zum Lesen, und er diese Aussage auf einige Tage bezieht, okay. Über einen längeren Zeitraum hinweg nehme ich es ihm nicht unbedingt ab - dann wird es tatsächlich einfach eine andere Prioritätensetzung sein. Ist aber auch in Ordnung, jeder hat eben andere Prioritäten, und wenn er sich besser fühlt, wenn er es auf die mangelnde Zeit schiebt, dann ist es eben so.

Also im Prinzip kenne ich das schon. Ich lese sehr gerne, aber da gibt es eben neben der Arbeit auch noch andere Hobbies. Und manchmal ist es dann wirklich so, daß ich vielleicht außer der kurzen Bahnfahrt den ganzen Tag sonst das Buch liegenlasse, wobei das im Moment eher selten der Fall ist, meistens bleibt doch abends noch etwas Zeit im Bett zur Zeit.

Ich kann mir aber auch gut vorstellen, daß es Menschen gibt, deren Tag wirklich so voll ist, daß sie dazu gar nicht kommen.

Es gibt tatsächlich Tage wo ich einfach keine Zeit fürs Lesen habe. Das sind meist Tage wo ich nach der Schule noch arbeite und abends dann mit einer Hausarbeit oder ähnlichem beschäftigt bin. Es gibt durchaus auch Tage wo ich reichlich Zeit habe, aber kaum oder gar nicht lese, das hängt dann jedoch mit der Lust zum Lesen zusammen.

Doch gibt es durchaus Menschen in meiner Umgebung die einfach nur behaupten keine Zeit zu haben. Als bestes Beispiel dient hierbei meine ältere Schwester. Klar, sie hat wirklich viel zu tun und kommt unter der Woche kaum dazu etwas Hobbymäßiges zu unternehmen, doch am Wochenende hockt sie lieber vor der Glotze als ein Buch zu lesen. Spricht ja nichts dagegen, aber wenn sie dann behauptet fürs Lesen keine Zeit zu haben, geh ich ganz schnell an die Decke

Zitat

Original von Bücherfreund
Ich denke auch, dass es eine Frage der Interessen ist, wenn ich etwas nicht gerne mache, habe ich auch keine Zeit dafür.Dumm finde ich nur, wenn Leute behaupten, so unwahrscheinlich gerne zu lesen, aber leider, leider nie Zeit dafür haben. Für diese Behauptung habe ich so gar kein Verständnis, wenn jemand nicht gerne liest, ist das doch nichts verwerfliches, und kann durchaus zugegeben werden.

Da muss ich dir leider widersprechen. Eigentlich zähle ich mich auch zu den Viellesern, die kaum genug Bücher in die Finger bekommen. In den letzten 1 1/2 Jahren blieb dafür aber wegen Studium, Arbeit und privaten Dingen wirklich zu wenig Zeit.

Phasenweise kenne ich das Gefühl auch sehr gut, einfach zu wenig Zeit zum lesen zu haben. Allerdings sind es zum Glück nur kurzzeitig. Dafür kommen andere Dinge "zu kurz".
Letztes Jahr habe ich mir eine Nähmaschine gekauft. Ich hatte mir fest vorgenommen damit zu üben und nach und nach ein paar schöne Sachen zu fertigen. Zuletzt habe ich ein paar Gardinen für das WC gemacht, das war im Herbst. Seitdem ist sie eingemottet Ich würde auch gerne etliche Filme sehen, aber die schiebe ich vor mir her bis es dann mal passt - dann sind die allerdings auch meistens schon wieder "veraltet". Auch möchte ich gerne mal eins von meinen Wii Spielen wirklich durchspielen. Ich hätte auch lust Fensterbilder aus Tonpapier zu basteln. Stattdessen nehme ich mir Zeit zum lesen. Würde ich versuchen alle meine Interessen unter einen Hut zu bekommen, ohne irgendetwas den Vorrang zu geben dann wäre das ein Chaos und der Tag hätte nicht mal ansatzweise genug Stunden.

Mit anderen Worten wenn man mehrere Interessen / Hobbies hat dann kann das durchaus eng werden. Das man gar keine Zeit zum lesen findet, wenn man denn wirklich wollte, finde ich fast unwahrscheinlich. Allerdings ist das auch wieder eine Frage des Leseverhaltens an sich. Wer wirklich Zeit und Ruhe beim lesen braucht, der hat dann schon mal sehr eingeschränkte Möglichkeiten.