Titel: Heinrich Mann. Eine Biographie
Autor: Manfred Flügge
Verlag: Rowohlt
Erschienen: März 2006
Seitenzahl: 512
ISBN-10: 3498020897
ISBN-13: 978-3498020897
Preis: 24.90 EUR
Rhetor-Bourgois, Busen-Rhetor, Menschheitsschmeichler, Boulevard-Moralist, Bummelpsychologe, Aktivist, Geisttäter, Voluntarist, Jakobiner, französischer Radikaler, Volksschänder, Menschenrechtler, Theoretiker, Freiheitspfaffe – mit diesen Bezeichnungen titulierte Thomas Mann seinen älteren Bruder Heinrich Mann.
Manfred Flügge, geboren 1946 in Kolding/Dänemark, verbrachte seine Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet. Er studierte Romanistik und Geschichte in Münster und in Lille, war Gymnasiallehrer und Universitätsdozent. Seit 1988 lebt er als freier Autor in Berlin und in Paris.
Flügge hat sich glücklicherweise von den gewählten Titulierungen des Thomas Mann nicht beeinflussen lassen; trotzdem ist es ihm gelungen eine kritische, dabei aber sehr objektive Biographie vorzulegen. Diese Biographie wird in jedem Falle dem Menschen Heinrich Mann gerecht. Flügge beschreibt anschaulich und sensibel die tragischen Momente im Leben von Heinrich Mann, und von diesen Momenten gab es nicht gerade wenige. Flügge setzt sich auch mit Manns zweiter Frau Nelly fair auseinander, eine Frau die sich 1944 das Leben nahm, weil fast jeder ihr das Gefühl gab nicht willkommen zu sein. Mit besonderer Kälte begegnete ihr dieser unsägliche Thomas Mann, die personifizierte Menschenverachtung. Dabei war es Nelly, die Heinrich Mann vor den Nazis rettet und somit wohl zu seiner Lebensretterin wurde.
Heinrich Mann schrieb erfolgreich, als er sich nicht durch politische Strömungen vereinnahmen ließ, als er die Zeichen der Zeit erkannte. Aber dann ignorierte er die gesellschaftlichen Veränderungen und konnte nie mehr an die Erfolge seiner Bücher „Der Untertan“ und „Professor Unrat“ anknüpfen. Seine späteren Bücher beschrieben sein Stehengebliebensein.
Heinrich Mann hatte auch immer mit der Eifersucht des Bruders Thomas zu kämpfen, der dem älteren Bruder offenbar jeglichen Erfolg neidete und seinen Egoismus und seine Geltungssucht so weit trieb, dass die Brüder nach Beendigung des Ersten Weltkrieges zu „feindlichen“ Brüder wurden.
Eine spannend geschriebene Biographie, ein Streifzug auch durch die Emigrantenliteratur – man liest viele Namen, deren Bücher unbedingt mal wieder im Bücherschrank aufgesucht werden sollten. Kannte man Heinrich Mann bisher nicht, so macht Flügge neugierig auf den Menschen Heinrich Mann und auf das Werk dieses großen Schriftstellers.
Sehr lesenswert.