Das Jadepferd - Steffanie Burow

  • Ein Mord, ein Kommissar. Also ein Krimi.
    Ein Artefakt, Verfolgung. Also ein Thriller.
    Asien. China. Man kann sich nicht für alles interessieren.


    Drei Kriterien, von denen normalerweise schon eines reicht, damit ein Buch aus meinem Beuteschema herausfällt. Dann gleich drei!


    „Dummerweise“ war mir die Rezi aufgefallen, und in die Leserunde habe ich „zufällig“ auch immer mal reingelesen. Und dann war es passiert: ich habe eulenverschuldeterweise wieder mal ein Buch gelesen, das ich sonst nie in die Hand genommen hätte. Was für ein Glück, sonst wäre mir die Buchüberraschung des Jahres entgangen.


    Überraschung, weil - bezogen auf die Krimihandlung - das der erste Krimi ist, den ich zu Ende gelesen habe. Bezogen auf Asien/China ich gelernt habe, daß auch dort ungemein interessante und spannende Geschichten spielen können. Vor allem aber ist mir bewußt geworden, daß China nicht der große einheitliche Block ist, als der es mir bisher immer erschien, sondern - etwas schludrig ausgedrückt - ein Vielvölkerstaat, der viel mehr zu bieten hat als Peking, Shanghai, Hongkong und den Konflikt mit Taiwan. Landschaftlich wie historisch. Das war für mich persönlich die größte Überraschung, weil überhaupt nicht erwartet. Etwas, was bisher im Dunkeln, außerhalb meines Blickwinkels lag, wurde plötzlich erhellt, geriet ins Sichtfeld.


    Über die Handlung brauche ich mich nicht zu wiederholen. Sehr gut gefallen haben mir die zwei Zeitebenen, die im Buch ablaufen. So erfahren wir etwas über das Jadepferd und seine Geschichte, vor allem über die Menschen, die es im Laufe der vielen Jahrhunderte besaßen und deren Schicksal. Dahinein verwoben ein Teil der Geschichte Chinas, was sehr schön die Fortwirkung der Vergangenheit auf die Gegenwart aufzeigt.


    Dem Buch merkt man auf jeder Seite an, daß die Autorin Land und Leute aus eigener reicher Erfahrung kennt. Selten hatte ich das Gefühl, die Menschen einer mir so fremden Weltgegend dermaßen plastisch und lebendig vor mir zu sehen wie hier. Daß neben dem Krimi- und Abenteuerteil auch aktuelle Bezüge mit durchaus kritischer Note vorkommen, wurde schon erwähnt. Dabei ist auch in diesen Passagen die Liebe der Autorin zu Land und Leuten zu merken. Wenn man an einigen Stellen Kritik heraushören kann, so ist diese nie destruktiv, sondern immer konstruktiv-aufbauend.


    Von den Protagonisten sind mir vor allem Yandao und Batügül besonders aufgefallen, weil sie - gegen äußere Widerstände - versuchen, auch die andere Seite zu verstehen und zu einem miteinander zu kommen. Solches würde ich mir in hohem Maße auch für die „reale Welt“ wünschen, über Länder-, Ideologie- und Religionsgrenzen hinweg.


    Marion ist auf eine Weise als Reisende unterwegs, die für mich nie infrage gekommen ist. Seit diesem Buch frage ich mich allerdings warum. Wer weiß, vielleicht lasse ich eines Tages auch alles hinter mir und tue im Alter das, was die meisten in der Jugend tun: nach Asien verschwinden. Allerdings: sollte ich bei einer Leiche ein Jadepferd oder sonst ein Kunstwerk finden, lasse ich es lieber liegen. Denn so abenteuerlustig bin ich denn auch nicht mehr. ;-)


    Alles in allem ein wirklich gutes und empfehlenswertes Buch, das ich froh bin, in der HC-Ausgabe zu besitzen. Für mich, da so völlig außerhalb meines „Beuteschemas“, die Buchüberraschung des Jahres. Das nächste Buch von Steffanie Burow werde ich mit Sicherheit auch lesen. Egal in welcher Gegend der Welt es spielt.



    Ach so, bevor ich es vergesse:

    Zitat

    Original von SteffiB
    tja .... der Folgeband. Ich war hin- und hergerissen, ob ich meine Figuren (ich sag jetzt nicht die Namen, es könnte spoilern) noch einmal losschicken sollte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie "auserzählt" sind.


    Also "auserzählt" würde ich jetzt nicht sagen, ich könnte mir da schon durchaus noch ein Buch mit den Figuren vorstellen. Stoff und (Konflikt-)Potential gäbe es mehr als ausreichend.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Liebe Eulen,
    ja, das Grinsen verlässt mein Gesicht schon seit vielen Tagen nicht mehr ... und selbst auf die Gefahr hin, diesen Rezi-Thread vollzumüllen (siehe aktuelle Diskussion ;-)) kann ich mich einfach nicht zurückhalten, ihn zu verlängern.
    Ich würde lügen, wenn ich verleugnete, mich nicht unglaublich zu freuen darüber, wie gut mein "Pferdchen" bei euch angekommen ist. Als die Jadepferd-Leserunde startete, war ich sehr gespannt, wie ihr das Buch wohl aufnehmen würdet und durchaus auf die ein oder andere schallende Ohrfeige gefasst. Ich würde mich auch nicht wundern, wenn einige Eulen da draußen das Buch nicht gemocht haben - die Geschmäcker sind verschieden, und insbesondere, wenn man einen "richtigen" Krimi oder Thriller erwartet, mag der eine oder andere enttäuscht worden sein. Das täte mir Leid, ist aber nicht zu ändern - da das "Jadepferd" in keine Schublade so recht zu passen vermag, sind alle ein bisschen hilflos gewesen, was die Einordnung anbelangte, sowohl mein Agent, der Verlag, die Buchläden (in denen ich es, außer in der Krimi- und Thrillerabteilung, sogar schon bei den historischen Romanen gefunden habe) und nicht zuletzt ich selbst.
    Insbesondere gefreut hat mich, dass es mir offensichtlich gelungen ist, euch die Themen, die mir selbst so am Herzen liegen, nahezubringen. Westchina liegt nun wirklich nicht um die Ecke, und trotz Globalisierung und der Verzahnung von allem in alles liegt es weiß Gott nicht im Fokus des allgemeinen Interesses. Da macht mich SiColliers Rezension richtig stolz, wenn er sagt, dass das Jadepferd die Region für ihn, in dessen "Beuteschema" der Roman überhaupt nicht gepasst hat, ins Licht gezerrt und sogar seine Reiselust geweckt hätte ...


    Die Schriftstellerei ist ein seltsamer Beruf. Es hat gut und gerne anderthalb Jahre gedauert, bis ich aus dem Gebüsch getreten bin und das Manuskript erstmalig jemand anderem (außer harimau und einer lieben Freundin) zu lesen gegeben habe, nicht wissend, was ich da nun tatsächlich fabriziert hatte. Ich erinnere mich gut an die Worte, die ich zu dem Agenten damals am Telefon sagte: "Ich brauche dringend die Meinung eines Profis: Seit so vielen Monaten schreibe ich, aber mittlerweile habe ich überhaupt keinen Abstand mehr und kann nicht beurteilen, ob es gut ist oder ich am besten sofort aufhören und mich wieder anderen Tätigkeiten widmen soll." Er prüfte und sagte, ich solle weitermachen.
    Dann kam eine lange Zeit des Überarbeitens und - Wartens. Ich bibberte dem Tag entgegen, an dem das Jadepferd sich den wichtigsten Menschen von allen stellen musste - den Lesern. Dank der büchereule ist es mir nun möglich geworden, mit euch direkt in Kontakt zu treten, und ich werde mir eure Anmerkungen und Kritikpunkte genauso hinter die Ohren schreiben wie euer Lob.


    Und ich möchte noch etwas loswerden: Die Leserunde war einfach toll. Ich freue mich jetzt schon auf die nächste. Auf meine eigene - und auf andere! Habe mich als überzeugte Neueule nämlich schon zu einer angemeldet.
    Ein dickes, fettes Dankeschön und liebe Grüße sendet
    eure
    SteffiB

  • Nun ja, vor allem wenn ich weiß, daß die Autorin mitliest, überlege ich mir schon recht gut, was ich in eine Rezi schreibe. Letztlich habe ich hier so geschrieben, wie ich es auch getan hätte, wenn SteffiB nicht mitlesen würde. Wie Batcat so treffend schrieb:

    Zitat

    Original von Batcat
    Aber die Rezi hat sie sich selbst zuzuschreiben. Wäre das Buch mies gewesen, hätte die Rezi anders ausgesehen. :lache

    :write Eben.


    Übrigens habe ich das "Jadepferd" inzwischen meiner Frau auf ihren SuB gelegt (natürlich nach Absprache). Das könnte eines der wenigen Bücher sein, die uns beiden gefallen. (Sie liest zwar auch etliches, wenngleich nicht so viel wie ich, aber meist ganz anderes.) Sobald ich einen Kommentar von ihr gehört habe, poste ich den hier. Das kann aber noch eine Weile dauern.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Kaum angelesen, hatte mich die Geschichte schon voll in ihren Bann gezogen. Sehr anschaulich und einfühlsam erzählt Steffanie Burow von Marion, einer deutschen Touristin, Li Yandao, einem chinesischen Kommissar, von den Uighuren, dem muslimischen Bevölkerungsteil und deren Zusammenleben mit den Chinesen. Spannend entfaltet sich der Handlungsstrang um das gefundenen Kästchen mit seinem Inhalt in der Gegenwart, genauso spannend ist aber auch die zweite Erzählebene, in der die Geschichte des Kästchens von Übergabe an den Boten zweitausend Jahre zuvor bis in die gegenwart zu dem Zeitpunkt, an dem Marion es findet. Die Autorin zeichnet ihre Figuren sehr genau, aber auch die Landschaftsbeschreibungen erzählen von der genauen Kenntnis der Gegend. Ich konnte mir diese für mich fremdartige Kultur und Landschaft mit ihren Menschen darin sehr gut vorstellen. Ein rundherum gelungener Debutroman, der mich schon gespannt auf das nächste Buch dieser sympathischen Autorin warten lässt.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Inzwischen habe ich das Buch auch gelesen.


    Ich muss gestehen, China als Haupthandlungsort hat mich zuerst so gar nicht gereizt, und ich glaube, ohne die begeisterten Rezensionen hier hätte ich es sicher nicht gelesen. Mir wäre wirklich etwas entgangen.


    Marion - ja, da war ich zunächst zwiegespalten, ob ich sie mag oder nicht. Zunächst war ich ein wenig genervt von ihrer Sturheit und ihrem Beharren, die Figur zu behalten, aber gerade in der Konsequenz dieser Sturheit war sie wiederum überzeugend. Kurz nachdem sie das Pferd an sich genommen hat, wird ihr Zimmer durchsucht, und sie weigert sich, die Zusammenhänge zu sehen. Das mag einerseits naiv sein, andererseits ist das ja durchaus eine gängige Verdrängungstaktik, dieses Verschließen der Augen vor der Realität. Gut gefallen hat mir auf jeden Fall ihre Offenheit, ihre Art, auf die Menschen zuzugehen. Auch finde ich gut, wie sie sich immer wieder mit den Umständen arrangiert, z.B.



    Die Figuren sind alle sehr liebevoll ausgearbeitet, mit ihren Eigenarten und ihren Ecken und Kanten. Gut gefallen hat mir Batügül, aber auch Yandao ist ein sehr sympathischer Charakter. Tja, und ich muss zugeben, Nicolai ist irgendwie mein heimlicher Held geworden.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Bezogen auf Asien/China ich gelernt habe, daß auch dort ungemein interessante und spannende Geschichten spielen können. Vor allem aber ist mir bewußt geworden, daß China nicht der große einheitliche Block ist, als der es mir bisher immer erschien, sondern - etwas schludrig ausgedrückt - ein Vielvölkerstaat, der viel mehr zu bieten hat als Peking, Shanghai, Hongkong und den Konflikt mit Taiwan. Landschaftlich wie historisch.


    :write


    Man merkt der Autorin an, dass sie weiß, wovon sie schreibt. Alles ist detailliert beschrieben, ohne ins Langatmige zu verfallen, die Menschen, die Umgebung, der Gang über den Markt ... Die Autorin zeigt die verschiedensten Facetten des Landes auf, ist dabei auch durchaus kritisch gegenüber der politischen Lage und schafft es, ein eindrucksvolles Bild darzustellen.


    In die Handlung eingewoben sind einzelne kurze Geschichten, die in der Vergangenheit spielen und den Weg aufzeigen, den das Jadepferd genommen hat. Auch das gefiel mir gut. Die Geschichten sind nicht so lang, dass sie zu einem Bruch in der Haupthandlung führen, vielmehr wird deutlich, welch unheilvollen Sog das Jadepferd auf jeden, der es sieht, ausübt.


    Fazit: Wer sich gerne auf eine spannende Reise durch China begeben möchte, wird an diesem Buch seine Freude haben.

  • Ich bin wieder mal froh, bei den Eulen zu sein, denn sonst wäre auch mir dieses tolle Buch entgangen.


    Über China hatte ich bisher eigentlich gar nichts gelesen. Durch dieses Buch ist mir das Land, insbesondere Westchina, und ihre Menschen näher gekommen.
    Auch die Konflikte zwischen Chinesen und Uighuren waren mir bisher nicht bekannt.


    Aber man bekommt nicht nur Wissen vermittelt. Der Roman erzählt eine spannende Krimigeschichte mit überaus sympathischen Protagonisten.
    Dabei sind auch die Charaktere, die nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen, wie z.B. Batügül, sehr beeindruckend.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass es für einen Buchhändler schwierig sein kann, das Buch dem "richtigen" Genre zuzuordnen. Am besten man verteilt die Exemplare in den verschiedenen Bereichen :-).

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Ein wirklich tolles Buch.


    Dieses Buch hätte ich glaube ich im Buchhandel keines Blickes gewürdigt. China war nicht so mein Thema. Wie gut, dass es die Eulen gibt und noch viel besser Wanderbücher.


    Nach den ersten Seiten war ich sofort gefangen in der Geschichte. Marion und Yandoo so ungleich sie sind, verbindet sich doch etwas. Marion ist eine klasse Frau, die vielleicht manchmal naiv ist, aber das nimmt man ihr nicht übel.


    China wird wunderschön beschrieben, man merkt halt einfach, dass die Autorin weiß von was sie schreibt. Als Leser merkt man einfach, wie sehr China Steffanie ans Herz gewachsen ist. Geschickt übt sie Kritik an der Politik Chinas, gleichzeitig beschreibt sie aber die Menschen in China. So sehr man China verurteilen sollte, so weniger sollte man die Menschen dort vergessen.


    Ich hätte nach dem Lesen Lust auf der Seidenstraße dem Jadepferd hinterher zu reiten. Da es aber nicht möglich ist, bin ich froh, Marion auf die Reise durch China ein kleines Stück begleitet zu haben.


    Ganz toll fand ich die Begleitung der Leserunde. Das Buch war schon spitze, aber die Leserunde toppte dies noch. Danke Steffi und Harimau. :knuddel1


    Ich freue mich schon sehr auf das zweite Buch von Steffi und bin ganz verzückt.


    Natürlich gibt es dafür die volle Punktzahl.

  • So, ich bin jetzt auch durch und das WB ist wieder auf der Reise.


    Wie bereits in der LR geschrieben, in der Buchhandlung hätte ich es auf den ersten Blick nicht gekauft - Cover und Klappentext hätten mich hierzu nicht unbedingt animiert. Aaaber dank unserer Eulen-WB habe ich es gelesen und ja auch schon gepostet, daß es meine Erwartungen mehr als erfüllt hat.


    Für mich war es quasi ein spannender Reiseroman, mit fast durchwegs sympathischen Protagonisten. Die verschiedenen Zeitebenen hielten einen immer in Atem und es war schwer, das Buch abends wegzulegen. eitere Ausführungen erübrigen sich eigentlich, da schon etliche ausführliche Rezis geschrieben wurden. :-)


    Und am Schluß möchte ich Steffi noch sagen, daß ich bei ihrem zweiten Buch auf jeden Fall wieder zu den Lesern gehöre :wave

  • Ich habe das Buch auch leider schon beendet und hätte mir noch 1000 Seiten mehr gewünscht. Also Steffi, das nächste Buch bitte etwas läääänger!!!!!
    Das Jadepferd hat mir sehr gut gefallen und ist auf jeden Fall mein Monatshighlight! Bei diesem Buch hat sich mal wieder gezeigt, wie gut es ist bei den Eulen gelandet zu sein. Mir wäre das Buch nämlich sonst durch die Lappen gegangen.


    Von mir gibt es ganz klar 10 von 10 Punkte!

  • Freue mich schon auf´s Lesen. Hatte es mir zu Weihnachten schenken lassen, nachdem mich das Cover und vor allem die Rezis hier sehr neugierig gemacht haben. Werde dann berichten. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Ich durfte es auch als WB lesen und bin begeistert.
    Da die Eulen wirklich schon alles zum Buch geschrieben haben kann ich mich nur noch mit einem Riesenlob anhängen.
    Ich warte schon gespannt auf das nächste Machwerk einer sehr sympathischen Autorin.
    Von mir die volle Punktzahl.

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

  • Ohne große Erwartungen habe ich "Das Jadepferd" zur Hand genommen, es war sozusagen meine ganz persönliche Vorbereitung für die "Erzähl mir von den weißen Blüten"-Leserunde. Aber: Wie unrecht habe ich dem Buch damit getan. Ich wurde sehr rasch gefangen genommen von Fräulein Ma, von Yandao, von Batügül und natürlich von der Geschichte, der Historie des Jadepferdes. Das Buch hat mich nicht losgelassen, es war nach zwei Tagen intensiver Lektüre leider schon zu Ende. Aber die Geschichte wird in meinem Kopf weitergehen, das weiß ich schon jetzt. Fräulein Ma wird sicherlich in China leben, sie wird hin und wieder ihre „große Klappe“ nicht halten können, aber ich glaube, sie weiß sehr genau, wie auch Yandao, dass sie die Wirklichkeit Chinas nicht ändern kann, deshalb werden beiden die kleinen Freundschaften umso wichtiger sein, sie werden sie hegen und pflegen.
    Batügül hat mich beeindruckt, welch eine starke Frau. Um ihren Bruder Osman hatte ich Angst, ich glaubte ihn schon in den Kunstschmuggel verwickelt, und war doch sehr erleichtert, dass dem nicht so war. Ein Heißsporn, ohne Frage, ich hoffe, er wird sich fangen.
    Nikolai stellt sich in die Reihe meiner Lieblingsbösewichter wie Vautrin oder Arsène Lupin. Was für ein schlimmer Charmeur!


    Ich habe mich nicht gefragt, welche Personen in den „historischen Kapiteln“ real waren, welche erfunden, mir reichte das Wissen, es könnte so gewesen sein. Ich bin auch sehr zufrieden damit, die Reise von meinem Lesesessel aus gemacht zu haben; eine tatsächliche Reise, dazu noch als Rucksacktourist, nein, dazu hätte ich viel zu viel Angst.


    Wie viele wunderbar kleine Details breitet Steffanie Burow vor mir aus. Amüsiert hat mich die uighurische Art der Wickeltechnik bei Babys, praktisch war das wohl allemal! Ich habe mir ganz leise die Frage gestellt, welche Chilisorte Marion wohl bei ihrem Thaicurry verwendet hat oder ob die grauen Tage in China so ganz anders sind wie die grauen Tage in Hamburg. Ist der Himmel dort höher?


    Die Rezensionskunst Bouquineurs, Batcats, SiColliers oder anderer verdienter Büchereulen beherrsche ich nicht, deshalb sage ich ganz einfach schlicht Danke für einen wunderbaren Roman, der noch lange in mir nachklingen wird. Ich danke auch für zwei neue Lieben in meinem Leben, für Yandao und für Bruder Tuck.


    „Halt einfach die Augen offen und erzähle deinen Leuten zu Hause von uns. Im Gegensatz zu Tibet haben wir nämlich keine Lobby.“ (Seite 120)
    Das werde ich sehr gerne tun, ich werde meinen Leuten von dem Buch erzählen, und natürlich von den Uighuren.


    P.S.:
    Das Jadepferd hat wirklich eine außerordentlich anziehende Wirkung. Ich habe das Buch mit großem Bedauern aus den Händen gegeben, damit meine beste Freundin Susanne es lesen kann, obwohl sie mindestens so treu und loyal ist wie Marions beste Freundin.


    Von mir gibt es zwölf von möglichen zehn Sternen!

  • Da ich an der Leserunde zu "Erzähl mir von den weißen Blüten" von harimau teilnehmen werde, kam ich nicht umhin, meine Aufmerksamkeit auch Steffis Buch zuzuwenden. Ich habe schon so viel Gutes an dieser Stelle darüber gelesen, dass ich es sehr gern auf meine Wunschliste setzen würde! :-]


    Das einzige Problem besteht nun darin, dass in der Leserunde zu "Das Jadepferd" etwas über die für unsere Breitengrade doch ziemlich gewöhnungsbedürftigen Essgewohnheiten der Chinesen stand. Ich bin eine große Tiernärrin - vor allem Hunde betreffend - und zu detaillierte Schilderungen wären nichts für meine Nerven! Wie sieht es damit aus? Streifen die Schilderungen das Thema nur oder geht es ans Eingemachte?


    Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand eine Entscheidungshilfe an die Hand geben könnte!! :help :kiss


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  • Du kannst das Buch bedenkenlos lesen. Es werden keine Hunde oder Katzen getötet oder gegessen. Ich glaube das einzige für uns ungewohnte essbare Lebewesen hier waren Schildkröten bzw. der Appetit der Chinesen auf Schildkröten aber auch da gibt es keine bedenklichen Szenen.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Du kannst das Buch bedenkenlos lesen. Es werden keine Hunde oder Katzen getötet oder gegessen. Ich glaube das einzige für uns ungewohnte essbare Lebewesen hier waren Schildkröten bzw. der Appetit der Chinesen auf Schildkröten aber auch da gibt es keine bedenklichen Szenen.


    :write


    Es war kein bisschen unappetitlich sondern rundum gelungen und absolut lesenswert.


    Lass es dir nicht entgehen :-)!

  • Mrs Bean


    im Buch kommt eine Schildkröte vor. Sie bekommt aber einen Namen, wird nicht verspeist und glaube mir, sie wird Dir sympathisch sein (auch wenn sie nur eine Neben-Nebenrolle spielt). ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • @ Bouquineur, Lumos und Batcat


    Puh, da fällt mir jetzt aber wirklich ein Stein vom Herzen! :-) Das klingt sogar noch besser als erwartet. Dann setze ich das Buch gleich mal auf meine WL! Ich freue mich sehr darauf! Vielen Dank für eure Hilfe! :knuddel1


    @ Batcat
    Jetzt bin ich richtig neugierig! Mal sehen, was es mit der Schildkröte auf sich hat! :wave


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