Das Versteck der Minerva - László Márton

  • Kurzbeschreibung:


    Virtuos verknüpft Márton historische und kulturelle Dimensionen von Aufklärung und Restauration in der Donaumonarchie.



    Über den Autor:


    László Márton, geboren 1959 in Budapest, wo er Literaturwissenschaft, Germanistik und Soziologie studiert. Verlagslektor, Übersetzer und freier Schriftsteller.


    Eigene Meinung:


    Márton erzählt die Geschichte von einem ungarischen Aufklärer, der zum Zeitpunkt der Geschichte, in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts, in Linz in einer Art Verbannung lebt. Dem bereits 80 Jährigen wurde zu Zeiten Napoleons vorgeworfen, die Schönbrunner Proklamation ins Ungarische übertragen zu haben, in der Napoleon die Ungarn aufruft, sich gegen Österreich aufzulehnen. Seither – nunmehr 28 Jahre, nach einer Flucht nach Paris – darf er Linz nicht verlassen.


    Für mich ist dieses Buch schwer einordenbar. Einerseits hat es mir über weite Strecken sehr gut gefallen. Vor allem in der Sprache lag teilweise eine große Dynamik, die wunderbar zu lesen war. Da waren stellenweise auch Landschaftsbeschreibungen, die ich sonst eher weniger schätze, lebendig zu lesen. Andererseits enthielt das Buch aber auch wieder eine Reihe von Szenen, mit denen ich weniger anfangen konnte, wo die Handlung nahezu stagniert und skurrile Szenen das dranbleiben an der Geschichte nicht leichter machen.


    Das Buch spielt in der Zeit des Metternich’schen Polizeistaates in der Donaumonarchie. Es kommen auch einige Szenen vor, die in der Zeit um Napoleon spielen. Von diesem Aspekt des Schauplatzes hätte ich mir auch ein wenig mehr erwartet. Breiter thematisiert wird dabei das Thema Zensur.
    Was mir ein wenig abgegangen ist, war der Aufklärer B. János selbst. Da sein Name meist nur abgekürzt auftaucht. Es scheint sich dabei um János Batsányi zu handeln. Dieser tritt für mich nicht wirklich in Erscheinung. Auch seine Gedankenwelt, da muss ich auch nach kurzer Internetrecherche noch immer passen, bleibt mir fern. Aufgehängt wird die Geschichte an der Übersetzung der Schönbrunner Proklamation, deren Übersetzer aber zweifelhaft bleibt.
    Wie der Titel schon andeutet, kommen in dem Buch öfters Anspielungen auf mythologische Themen vor. Es gelingt Márton mE recht gut, hier auch einen Bezug herzustellen und mit diesen Bildern zu arbeiten und immer wieder geschickt einzubauen.


    Insgesamt bleib ich am Ende zwiegespalten. Bis zur Hälfte des Buches war ich noch begeistert. Aber die Geschichte hat mich schließlich nicht mehr so packen können. Sprachlich bleiben großartig zu lesende Szenen auch in der zweiten Hälfte. Ein weiteres Buch von Márton habe ich mir jedenfalls bestellt. Für dieses vergebe ich gute 7 Punkte.


    Anm.: Das Buch ist trotz der gegenteiligen Behauptung Amazons bereits lieferbar.



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