Tina Zang: Der Karatehamster hebt ab. München 2008, arsEdition GmbH, ISBN 978-3-7607-3276-3, Hardcover, 152 Seiten, Format: 15 x 21,6 x 1,8 cm, Titelbild und Illustrationen: Claudia Fries, besondere Ausstattung: Plüschfell auf dem Cover, EUR 8,95, ab 8 Jahren.
Bei Frauchen Kira leben sie,
die Hamster Neo, Chan und Lee
Dies ist das dritte Abenteuer von Karatehamster Neo, der mit seinen zwei Artgenossen, dem verfressenen Chan und dem intelligenten aber wehleidigen Lee in einer Art Zwangs-WG lebt, seit ein cleverer Geschäftsmann der 12-jährigen Japanerin Kira gleich drei dieser einzelgängerischen Tiere aufgeschwatzt hat.
Die drei Hamster haben sich in ihrer Zwangsgemeinschaft arrangiert. Ihrem Frauchen Kira geht es ähnlich: Sie lebt in einer Patchworkfamilie mit ihrem Vater, Stiefmutter Sandra und Stiefbruder Heiko. Kiras leibliche Mutter lebt in Japan.
Den Sinn des Lebens suchen sie.
Das machen Hamster doch sonst nie!
Im Augenblick langweilen sich Neo und seine Hamsterkumpels. Weit und breit ist kein Abenteuer in Sicht und so sehen sie viel fern. Seit einer Sendung über Buddhismus ist Lee auf dem Sinnfindungs-Trip. Chan muss über den Sinn seines Daseins nicht lange nachdenken: Sein Lebenszweck ist Fressen. Und Neo schwankt noch ein bisschen zwischen Karate, Action und dem Verfassen spaßiger Gedichte.
Frauchen Kira ist wild entschlossen, ihr Leben zu genießen, zumindest in den nächsten paar Wochen: Es sind Sommerferien. Endlich hat sie Zeit, um sich um ein Geburtstagsgeschenk für ihre Stiefmutter Sandra zu kümmern. Zusammen mit ihrem Kumpel Jan geht sie in die Stadt. Hamster Neo, den abenteuerlustigsten der drei, nehmen sie mit.
Zwei Jungen treiben Schabernack
Mit einer Dose blauem Lack
Gleich im ersten Laden treffen Kira und Jan zwei Altersgenossen, die mit ihrer Freizeit offenbar nichts Sinnvolles anzufangen wissen: Einer der beiden zückt eine Spraydose und verschandelt die Ware im Regal. Kira stellt den Übeltäter und es gelingt ihr, ihm die Dose abzunehmen. Der Sprayer und sein Begleiter können fliehen, und nun stehen Kira und Jan selbst als die Verdächtigen da.
Um sich von dem Verdacht reinzuwaschen, wäre es am besten, die wahren Übeltäter zu erwischen, doch die sind über alle Berge. Also konzentrieren sich Kira und Jan wieder auf den Kauf eines Geschenks für Stiefmutter Sandra. Sie gehen in Petras Geschenke-Shop.
Petras Erbe taugt nicht viel:
Ein Spielzeugflieger ist’s – und Müll
Petra, die tierliebe Inhaberin des Geschenke-Shops, die einen großen Hund und eine kleine Hamsterdame namens Mariechen hat, erzählt den Freunden von ihrer Erbschaft: Ihre Tante Therese hat ihr zwei Kisten mit persönlichen Gegenständen hinterlassen. „Krempel“ befinden Petra und die Kinder nach der ersten Durchsicht – und den könnte man wunderbar auf dem Flohmarkt zu Gunsten des Gnadenhofs „Flinke Pfoten“ verkaufen.
Das einzig Brauchbare aus Tante Thereses Kisten ist ein Modellflugzeug mit Fernsteuerung, ein roter Doppeldecker, von dem vor allem Neo begeistert ist. Er klettert auf den Pilotensitz und beschließt, sein Flugzeug von jetzt an „nur noch zum Essen und zum Pinkeln“ zu verlassen. Als Jan das Flugzeug tatsächlich fliegen lassen will, wird es Neo mulmig. Schließlich ist er ein Hamster und keine Fledermaus!
Sprühst du fremde Sachen blau,
schau, wie ich dich ums Viereck hau!
Eine weitere Begegnung mit der Sprayer-Bande verläuft für beide Seiten unerfreulich. Unsere Freunde sind jetzt schlechter den je auf die „Blaue Bande“ zu sprechen, weil diese inzwischen auch noch eine Wand der Karateschule von Kiras Vater beschmiert hat.
Die Blauen lassen Neo fliegen.
Nun wer’n sie tüchtig Ärger kriegen
Als Petra, Kira, Jan und Neo am Tag darauf zum Gnadenhof fahren um sich für den Flohmarkt anzumelden und bei der Gelegenheit gleich das Modellflugzeug fliegen lassen wollen, kommt es zum nächsten Zusammentreffen mit der „Blauen Bande“. In einem unbeobachteten Moment grabschen sich die Sprüher die Fernsteuerung des Doppeldeckers, setzen Neo auf den Pilotensitz und lassen die Kiste steigen. Nun hat der tollkühne Hamster ein ernsthaftes Problem.
Es kommt, wie es kommen muss: Die Blaumänner verlieren die Kontrolle über den Doppeldecker. Jetzt ist Kira mächtig auf Krawall gebürstet. „Diese verdammte Bande. (...) Wenn ich die erwische, gibt es mächtig Ärger. Sachen beschmieren ist schlimm genug, aber einen Hamster in Gefahr zu bringen, das geht zu weit!“
Was Kira nicht weiß, weil Neo es ihr nicht begreiflich machen kann: Einen der Blaumänner hat er erkannt. Es ist Kiras Stiefbruder Heiko!
Der seltsame Gedichteband
War wohl doch kein Flohmarkt-Tand
Endlich ist Flohmarkt-Tag! Als Kira und Jan aufbrechen, schlafen Lee und Chan noch. Neo hat sich im Vorfeld auf „tagaktiv“ umgestellt und darf mit. Während die Kinder bei den Händlern herumstöbern und sogar Neo für seine Mithamster Geschenke ersteht, verkauft Petra für 10,- Euro den Gedichtband aus Tante Thereses Nachlass. Nur um wenig später zu erfahren, dass gerade dieses Buch ein Vermögen wert ist. Wird der Käufer bereit sein, das Geschäft rückgängig zu machen?
Doch zunächst einmal müssen die Freunde diesen Buchkäufer wiederfinden. Sie kennen nur sein Auto und den Vornamen seiner Frau. Der Zufall kommt ihnen zu Hilfe. Als Kira, Jan und die Hamster das Modellflugzeug aus der Reparatur holen, begegnen sie dem Mann in der Stadt. Markus Stiefelschmitt heißt er. Er ist sofort zu einem Gespräch bereit und lädt Petra und die Kinder zu sich nach Hause ein.
Da sind die Hamster von den Socken:
Mariechen mag den Depp mit Locken!
Neo, Chan und Lee sowie Petras Hamsterdame Mariechen sind ebenfalls mit von der Partie, denn auch die Stiefelschmitts haben ein Haustier, den weißen Teddyhamster Vincent. Was von diesem Artgenossen zu halten ist, ist Kiras Hamstern klar: „Er ist ein Blödmann.“ Nur Mariechen ist empfänglich für Vincents Charme, was ihn in den Augen von Neo, Chan und Lee gleich noch viel unsympathischer macht.
Die Blauen wollen’s noch mal wagen.
Geht’s ihnen diesmal an den Kragen?
Auf einmal ist auch die „Blaue Bande“ auf dem Gründstück der Familie, besprüht einen Fahrradspiegel und taucht irgendwo auf dem unübersichtlichen Gelände unter. Hamsterdame Mariechen hat eine geniale Idee: Luftaufklärung. Teddyhamster Vincent soll sich ins Modellflugzeug setzen, Jan soll es steuern – so könnten sie die Bande aufspüren. Doch der Teddyhamster erweist sich nicht als Held und weigert sich. Neo, der einzige Hamster mit Flugerfahrung, erkennt, dass dieser Job wohl an ihm hängen bleibt ...
Wird der Plan aufgehen? Werden sie die „Blaue Bande“ schnappen? Und wenn ja, was werden sie mit ihnen tun? Wird insbesondere Kiras Bruder Heiko einsehen, dass er hier auf einem ganz falschen Weg ist? Ist Mariechen jetzt immer noch so begeistert vom weiß gelockten Vincent? Und wissen die drei Hamster nun, was der Sinn des Lebens ist?
Für die Kinder ist’s geschrieben,
auch Erwachsne werden’s lieben.
Witzig, originell und spannend ist auch der dritte Teil der Karatehamster-Reihe. Und er wird nicht nur der angestrebten Zielgruppe gefallen. Das ist eines der Bücher, die man den Kindern kauft und dann klammheimlich selber liest.
Cool sein wollende Mitmenschen seien gewarnt: Für Leserinnen und Leser gleich welchen Alters besteht hier zu jeder Zeit akute Lautloslachgefahr. Wer sich nicht beim hemmungslosen Kichern erwischen lassen möchte, darf sich dem Karatehamster nur widmen, wenn niemand in der Nähe ist.
Und bei all dem Amüsement erfährt man auch noch allerhand Wissenswertes. Nicht nur über Hamster, sondern über unterschiedliche Interessen und Charaktere, über wahre und falsche Freunde und über noch so einiges mehr. Die hinreißend komischen Illustrationen von Claudia Fries geben die tierischen und menschlichen Charaktere treffend wieder und tragen das Ihrige zum Vergnügen bei.
Aus zuverlässigen Quellen hört man, dass dies noch lange nicht das letzte Abenteuer von Neo uns seinen WG-Genossen war. Wir dürfen also gespannt sein, was als nächstes kommt.
Und sollte sich jemand fragen, warum hier die Zwischenüberschriften gereimt sind: Im Buch ist das auch so.
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PS: Amazon hat eine ganz eigene Textversion bekommen: Für die hab ich aus purem Übermut eine komplett gereimte Rezension geschrieben.