Weltbild-Ausgabe, 2008 erschienen, 440 Seiten
ISBN: 978-8289-9267-2
Handlung:
Bedeutungsschwanger bebt im Mai 1842 die Erde, als sich der Landvermesser Hendryk Mansel und die Aktionärstochter Leonie Gutermann das Jawort geben, denn beide Ehepartner bringen mysteriöse Geheimnisse in die Ehe ein. Woher stammt zum Beispiel die Narbe auf Leonies Bauch und welche Ereignisse verbergen sich hinter Hendryks Legionärszeiten? Und wer sind die neunjährigen Zwillinge, die Hendryk unbedingt in seinem Haushalt aufnehmen will? Doch angesichts der Bedrohung durch einen ägyptischen Geheimbund kommen sich Leonie und Hendryk mit der Zeit sowohl gegenseitig näher als auch den jeweiligen Geheimnissen auf die Spur...
Über die Autorin:
Siehe Büchereulen-Autornprofil:Schacht, Andrea
Rezension:
Die Ungehorsame ist ein ausgezeichnet zu lesender historischer Unterhaltungsroman mit liebenswerten Figuren, die beide jeweils ein Geheimnis umgibt. Für Leonie und Hendryk Mansel ist die Heirat eine Zweckehe. Warum Leonie ein so strenges, zurückhaltendes Wesen an den Tag legt, obwohl sie eigentlich ein warmherziger Mensch ist und warum ihr Mann Hendryk offenbar auch viel verbergen hat, wird Stückchen für Stückchen enthüllt. Der Roman hat ein ausführliches Personenverzeichnis am Schluss, das sollte man besser nicht zu früh lesen, da es zu viele Hinweise verrät.
Die Konstellation der Hauptfiguren, ein Ehepaar, das sich nach einer Zweckehe tatsächlich ineinander verliebt und gemeinsam ihre Probleme bewältigen, ist ein klassischer Liebesromanplot, doch relativ unkitschig, wenn man von einigen Klischees absieht.
Die gesellschaftlichen Gepflogenheiten dieser Zeit sind gut getroffen, auch einige Nebenfiguren sind wirklich bemerkenswert, so zum Beispiel die schwatzhafte, aber liebenswerte Nachbarin Selma Kersting und die 9jährigen Waisenkinder Ursel und Lennard, die von Hendryk aufgenommen werden..
Motive und Handlungen der Protagonisten sind immer nachvollziehbar, durch die Geheimnisse umgibt den Roman ein mysteriöses und abenteuerliches Flair.
Mit zunehmender Dauer wird der Geheimorden, gegründet und geleitet von einen skrupellosen Mann, immer wichtiger.
Gut gefallen hat mir auch die Struktur und Aufteilung des Romans, die die Erfahrung und Routine der Autorin verrät. Originell sind auch zum Beispiel die den Kapiteln vorgestellten Zitate von Schiller, Goethe oder bei jedem zweiten Kapitel eine Lebensweisheit von Freiherr von Knigge.
Anzumerken ist noch, dass dieser Roman ein etwas anderes Lesefeeling hat als die anderen Bücher Andrea Schachts. Wer Romane von Petra Durst Benning, Laila El Omari oder Nicole C. Vosseler mag, sollte bei Die Ungehorsame auf jeden Fall mal reinlesen.