Kurzbeschreibung
Richard darf in den Ferien das alte Landhaus seines Schulfreundes Magnus benutzen. Im Gegenzug soll er eine von diesem entwickelte "Droge" testen. Das Gebräu versetzt Richard 700 Jahre zurück in der Zeit, wo er als Beobachter Zeuge von Intrigen um mehrere Adelshäuser wird. Schon bald gerät er immer tiefer in den Bann der Zeitreise...
Die Autorin
Die englische Schriftstellerin Daphne du Maurier (1907-1989) ist Autorin einiger der großen Bestseller des 20. Jahrhunderts. Wenige verstehen es meisterhaft wie sie, aus alltäglichen Situationen spannungsgeladene Geschichten zu fertigen. "Die Vögel", "Rebecca" und "Jamaica Inn" sind nur ein paar Beispiele. Bereits 1928 veröffentlichte ein angesehener Verlag ihren ersten Roman. Bedingt durch ihren Wohnsitz in Cornwall spielen viele ihrer Geschichten an der Küste Englands.
Neben Romanen schrieb du Maurier Theaterstücke und Kurzgeschichten und wurde 1969 von Queen Elizabeth zur "Dame of the British Empire" geadelt.
Ihr literarisches Werk enthält historische Romane ebenso wie düstere Erzählungen und Biografien. Ihre Geschichten haben jedoch selten ein glückliches Ende, bleiben dem Leser jedoch unvergessen. Noch heute zählt Daphne du Maurier zu den großen gefeierten britischen Autoren unserer Zeit.
Ihre Bücher sind leider nicht vollständig in Deutsch erhältlich und bereits vielfach vergriffen.
Amazon-Rezension:
"Wie fühlt es sich an, wenn man nach etwas süchtig wird?
Das erfährt der Leser in diesem Buch ab der ersten Seite.
Und es ist nicht etwa eine der banalen Süchte des Lebens, die in dieser vom ersten Moment packenden Geschichte aufgerollt werden, nein: es geht hier um eine Flasche, deren Inhalt einen Menschen nicht in einen beliebigen halluzinogenen Rausch versetzt, sondern - in eine andere Zeit!
Der Protagonist, der sich zuerst gegen das Experiment sträubte, wird ebenso wie der Leser so sehr in die Vergangenheit gezogen und davon fasziniert, dass er die Versuche immer häufiger aufeinander folgen lässt.
Die Geschichte spielt in Irland, die Zeit, in die der Protagonist versetzt wird, ist eine lang vergangene, eine Zeit der Klöster und Priester und Grafschaften.
Ein spannendes Buch über Verführung, Neugier und den alten menschlichen Wunsch, sich am selben Ort noch einmal in eine vergangene Zeit zurück versetzen zu können - wunderbar, genial und so packend geschrieben, dass man es schwer hat, nicht Seiten zu überfliegen, um endlich zu erfahren, wie es mit unserem Helden weitergehen wird.
Von Herzen zu empfehlen."
Eigener Eindruck
Mit "Ein Tropfen Zeit" legte du Maurier Ende der 1960er ihren letzten großen Roman vor. Die Handlung spielt sich auf dem Wohnsitz Kilmarth in Cornwall (und nicht in Irland, wie oben fälschlich geschrieben) ab, den die Autorin zu dieser Zeit bewohnte, nachdem sie Menabilly verlassen musste.
Das in dieser Zeit sehr aktuelle Thema Drogen und Sucht findet Eingang in eine meisterhaft konzipierte Geschichte. Der Leser folgt dem Ich-Erzähler Richard auf seinen Reisen in eine längst vergangene Zeit und lernt mit ihm längst verstorbene Menschen kennen. Alles nur Halluzination oder tatsächlich Realität? Diese und viele andere Fragen stellen sich Richard, aber er findet bald heraus, dass es die Personen, die er als unsichtbarer Beobachter belauschen kann, wirklich gab. Ähnlich wie ein Zuschauer im Theater wird Richard von einer Szene zur nächsten geführt, Zusammenhänge erschließen sich ihm und der Leser folgt gleichsam gebannt. Im realen Leben unschlüssig über seine weitere Zukunft, zieht Richard das Abtauchen in die andere Welt immer mehr der eigenen vor. Doch die Lage spitzt sich zu als seine amerikanische Frau und deren Söhne ebenfalls auf dem Landsitz aufkreuzen und er ständig Ausflüchte für seine "Trips" finden muss. Zudem entwickelt die Droge unangenehme Nebenwirkungen. Schließlich kündigt der Schöpfer des Serums und einziger Mitwisser der Zeitreisen, Magnus selbst, seinen Besuch an und Richard hofft, das sie gemeinsam allen Fragen auf den Grund gehen können. Doch es kommt völlig anders.
"Ein Tropfen Zeit" knüpft nahtlos an früherer Werke du Mauriers an und wartet mit der gleichen dichten und doch schnörkellosen Erzählweise auf. Die Autorin verbindet geschickt das Alltägliche mit dem Rätselhaften. Die Erzählung gewinnt mit jeder Seite mehr an Spannung und überrascht durch Wendungen, die gleichsam trivial wie faszinierend sind.
Ein hochinteressanter, sehr lesenswerter Roman einer der besten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhundert.