'Unter dem Safranmond' - Seiten 088 - 168

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    Original von SiCollier
    Ich glaube, Bücherschreiben wäre nix für mich. In Museen Kleider daraufhin ansehen, wie man zu früheren Zeiten angezogen war. Ich sehe die Unterschiede nicht mal dann, wenn ich direkt darauf hingewiesen werde. :rolleyes


    :lache
    Mr. Nicole auch nicht :zwinker


    Kostümgeschichte hat mich schon immer unendlich fasziniert (und ich bin immer noch ein bisschen beleidigt mit meiner früheren Kunstlehrerin, dass sie als Erste bei unserer Stadtbibliothek Interesse für ein altes Kostümbuch angemeldet hatte, das sie dann auch für ein paar Mark bei dessen Ausmusterung käuflich erwerben konnte - und ich zu spät kam mit meiner Anfrage :cry ). Bei mir ist es eigentlich umgekehrt: dass ich all die Dinge, die mich ohnehin interessieren und faszinieren, im Schreiben von historischen Romanen verbinden kann - auch wenn sie sich letztlich nur in solch kleinen Details niederschlagen.


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    Original von SiCollier
    Ich frage mich halt nur bisweilen, wieviel wir wirklich über das Leben in früheren Zeiten wissen, und wieviel unserer Phantasie bzw. unseren Vorstellungen entspringt.


    Puh, da kommen wir sehr schnell an ein empirisches wie philosophisches Problem. Wir wissen tatsächlich nicht, ob wir die Quellen "richtig" interpretieren oder ob wir sie verzerrt wahrnehmen. Genausowenig wissen wir, ob die vorliegenden Quellen "wahr" sind - denn auch diese sind von Menschen verfasst und womöglich verzerrt oder gar gänzlich falsch. Das gilt umso mehr, je weiter die beschriebenen Ereignisse und Verhältnisse zurückliegen - und wie relativ dazu die Quellen auch spärlicher sind bzw. unverhältnismäßig weniger erhalten. (Wenn ich z.B. die Tudorzeit mit dem 19. Jahrhundert vergleiche - da liegen wirklich Welten hinsichtlich der Quellenlage dazwischen)


    Die (rein theoretische) Lösungsmöglichkeit für dieses Problem, nämlich mit einer irgendwann vielleicht erfundenen Zeitmaschine in die Vergangenheit zu reisen und sich all das mit eigenen Augen anzusehen, würde auch nur bedingt funktionieren: denn auch dann würden wir mit unserem Hintergrundwissen die Verhältnisse betrachten und vielleicht auch verzerrt wahrnehmen.


    Die Geschichtswissenschaft ist nun einmal keine exakte Wissenschaft wie die Physik oder die Chemie, in denen Experimente beliebig oft wiederholt werden können und dann auch immer die gleichen Ergebnisse liefern.


    Es bleibt also schwierig mit der Historie :zwinker


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    Original von SiCollier
    Aber es stimmt schon, je näher wir an unsere Zeit kommen, um so genauer wissen wir Bescheid. Und meine Sachbuchbibliothek muß dazu ja auch nichts hergeben. ;-)


    Für mich ist die Arbeit an einem Roman immer ein Puzzle aus vielen tausend Teilen: sie passen zusammen, aber die Fugen bleiben sichtbar; manche Teile finde ich nie und muss um sie herum schreiben.


    Auch da gilt: je näher eine Epoche an unserer Zeit ist, desto größer ist die Bandbreite an Literatur dazu.


    Die Teile des Puzzles suche ich aus vielen Quellen zusammen - und bleibe dabei stets mißtrauisch; wann immer es geht, ziehe ich eine zweite, dritte, x-te heran.
    Nicht immer ergibt sich daraus eine Erleichterung: bei HüD hatte ich 3 verschiedene Angaben, wann die Häuser Jaipurs zum ersten Mal ihren rosa Anstrich erhielten; schließlich habe ich mich rein aus dem Bauch heraus für die im Roman angegebenen Jahreszahl entschieden); beim Safranmond saß ich vor drei verschiedenen Daten für einen Gouverneurswechsel in Aden und entschied mich für einen Mittelweg, indem ich statt der Monatsangabe großzügig die Jahreszeit anführte und mich betreffs des Jahres auf die Mehrheit der Quellen berief.


    Und dann kann ich immer nur hoffen, dass mich eine Quelle nicht komplett in die Irre geführt hat :rolleyes

  • Ich hab auch ein ehr schlechtes Gefühl bei der Ehe zwischen Maya und Ralph. Bin gespannt wie sich das noch entwickeln wird und welche Rolle Richard noch spielen wird.
    Also, nach wie vor ein klasse Buch! :knuddel1

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    Original von Sina
    Der Spaziergang zu viert durch die Straßen Oxfords, es ist eiskalt, sehr passend für diese Szene. Ich finde, alle vier, Maya, Angelina, Ralph und Jonathan sehnen sich nach Geborgenheit, Liebe und Wärme, jeder auf seine Art. Beim Lesen hatte ich gleichzeitig den Eindruck, als ginge jeder mit vor dem Körper verschränkten Armen durch die Straßen, jeder scheint in sich selbst gefangen.


    So ging es mir dabei auch. Schon komisch irgendwie. Sie haben zusammen einen Tag verbracht und waren sich irgendwie doch alle sehr fremd.

  • Ich konnte Ralph so gar nicht einschätzen. Er hat ja anscheinend schon mehrere Frauen gehabt. Schwer vorstellbar, dass er ausgerechnet Maya als die Frau seines Lebens sehen soll.


    Dass Jonathan den beiden hilft auszubüxen, hätte ich nicht erwartet. Aber er hat ihm ja das Versprechen abgenommen, seine Schwester nicht zu verarschen ;-)


    Tante Elisabeth ist total super. So eine Tante möchte ich auch haben :-)

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    Original von Bouquineur
    Ich denke auch, dass die Hochzeit zu überstürzt war. Ihr Eltern hätten diplomatischer sein sollen. Keine Grundsätzliche Ablehnung sondern nur die Bitte, sich etwas mehr Zeit zu nehmen um sich kennen zu lernen.


    Das habe ich auch so empfunden und ich habe diese kategorische Ablehnung auch nicht verstanden. Ich kann nachvollziehen, wenn ihre Mutter meinte, Angelina sei besser für ihn geeignet, allerdings sollten sie doch froh sein, dass sich überhaupt ein Mann für Maya interessiert. Und noch dazu einer, der ihre Sehnsucht befriedigt.


    Momentan finde ich ihn auch sehr sympathisch und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Ehe der beiden sehr glücklich werden könnte. Aber der Klappentext des Taschenbuches deutet ja schon an, dass Nicole anderes vorhat :grin.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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    Original von Lese-rina


    Das habe ich auch so empfunden und ich habe diese kategorische Ablehnung auch nicht verstanden. Ich kann nachvollziehen, wenn ihre Mutter meinte, Angelina sei besser für ihn geeignet, allerdings sollten sie doch froh sein, dass sich überhaupt ein Mann für Maya interessiert. Und noch dazu einer, der ihre Sehnsucht befriedigt.


    Auch hier bin ich neugierig, wie Du diese Entscheidung der Eltern später siehst - die ja vor allem die von Martha ist.
    Ich würde ja sagen, Gerald zieht dabei einfach nur mit. Aber: sein kleines Mädel (und sie ist ja mehr das Papa-Kind, wie Angelina mehr das Mama-Kind ist) will heiraten? Einen vom Militär? Puh.


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    Original von Lese-rina
    Momentan finde ich ihn auch sehr sympathisch und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Ehe der beiden sehr glücklich werden könnte. Aber der Klappentext des Taschenbuches deutet ja schon an, dass Nicole anderes vorhat :grin.


    :engel

  • Ich weiss noch nicht so recht, was ich von dieser überstürzten Heirat von Maya und Ralph halten soll. Soll ich sie beglückwünschen, oder hätte ich, so wie Mayas Eltern, dagegen sein sollen. Ich weiss es nicht. Ich finde Ralphs werben um Maya doch recht nett. Er bemüht sich um sie, schreibt ihr Briefe und gibt sogar zu, kein so guter Schüler gewesen zu sein. Also ist Maya ihm doch intelektuell überlegen. Und er will sie trotzdem?!
    Tante Elisabeth finde ich echt Klasse. Warüm müssen immer die Verwandten so nett sein, und die eigenen Eltern so engstirnig? Gerald macht seinem Ärger über den Heiratsantrag von Ralph ja auch Luft. "Ich habe dich nicht ... lernen lassen..." Also findet er den Soldaten Ralph nicht gut genug für seine ältere Tochter. Denn Angelina hätte ihn ja (fast) sofort heiraten dürfen. Aber, auf was für eine Art Mann wartet Gerald für seine Tochter? Ich glaube, Keiner wäre in seinen Augen gut genug für sie.
    Die Beziehung von Jonathan und Maya finde ich toll beschrieben, vor Allem die Szene, kurz nach ihrer Geburt. Ich kann auch nicht verstehen, warum so ein Neugeborenes den Zinnsoldaten, den es geschenkt bekommen soll, verschmäht :lache :lache :lache Das ist wirklich unerhört.


    Nun aber schnell weiterlesen, was im nächsten Abschnitt passiert. Vielleicht bekommt Maya ja doch noch das Glück mit ihrem Ehemann, das sie sich so wünscht.

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    Original von mazian
    Ich weiss noch nicht so recht, was ich von dieser überstürzten Heirat von Maya und Ralph halten soll. Soll ich sie beglückwünschen, oder hätte ich, so wie Mayas Eltern, dagegen sein sollen. Ich weiss es nicht. Ich finde Ralphs werben um Maya doch recht nett. Er bemüht sich um sie, schreibt ihr Briefe und gibt sogar zu, kein so guter Schüler gewesen zu sein. Also ist Maya ihm doch intelektuell überlegen. Und er will sie trotzdem?!


    Erstaunlich, nicht?
    Zumindest ungewöhnlich.
    Mich hat dabei der Gedanke geleitet, dass Gegensätze sich anziehen und Neues, Ungewohntes seinen besonderen Reiz hat.



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    Original von mazian
    Tante Elisabeth finde ich echt Klasse. Warüm müssen immer die Verwandten so nett sein, und die eigenen Eltern so engstirnig?


    Das ist ein Muster, dem man immer wieder begegnet, gell? :-)
    Ich erkläre mir das so, dass Verwandte außerhalb der eigentlichen Kernfamilie unbelastet sind von den Sorgen um die Zukunft der Kinder. Das gibt ihnen eine gewisse Freiheit, eine andere Perspektive auf die Dinge.


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    Original von mazian
    Gerald macht seinem Ärger über den Heiratsantrag von Ralph ja auch Luft. "Ich habe dich nicht ... lernen lassen..." Also findet er den Soldaten Ralph nicht gut genug für seine ältere Tochter. Denn Angelina hätte ihn ja (fast) sofort heiraten dürfen. Aber, auf was für eine Art Mann wartet Gerald für seine Tochter? Ich glaube, Keiner wäre in seinen Augen gut genug für sie.


    Das glaube ich auch. :-)
    Maya ist sein erklärter Liebling, und er erlebt da die typische väterliche Eifersucht.
    Es mag ein Klischee sein - aber auch das ist ein Muster, das sich häufig in Familien findet.