'Unter dem Safranmond' - Seiten 269 - 342

  • Zitat

    Original von Nicole
    Klar, als Außenstehender müsste man ihm sagen: sei froh, dass Du nicht auf der Krim bist, dort geht's scheußlicher zu als in deinen schlimmsten Alpträumen, wahrscheinlich wärst du dort schon tot oder zum Invaliden geworden.
    Ich denke, das macht's doppelt schlimm für ihn: auf diesem Außenposten in Sicherheit zu sein und Däumchen zu drehen, während die Kameraden kämpfen und sterben.


    Ja, diese Sicherheit wird ja auch immer wieder thematisiert: von Maya und auch von Jonathan. Bloß, Ralph will das gar nicht hören, er wäre ja soooo gerne dabeigewesen und hätte sich bewährt! Ich denke, er kann sich trotz Jonathans Erzählungen gar nicht vorstellen, wie schlimm es dort ist/war. Er hatte ganz andere Vorstellungen von Krieg. Ich denke, wir können diese Kampfeslust heute auch nur ganz schwer nachvollziehen, mit den Erfahrungen, die wir heute haben. Zu Ralphs Zeit war das ganz anders und jetzt so ausgeschlossen zu werden, wie du schon schreibst, ist unheimlich bitter.


    Zitat


    Ich bin mit-gespannt, wie's Dir weiter damit geht!


    :-]

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Jetzt ist mir noch was eingefallen, was ich noch loswerden will: Das Auftauchen von Richard hat mich überrascht, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet (obwohl es ja eigentlich auf der Hand liegt, dass er als Abenteuerer sich in diese Ecke verirrt). Aber es hat mir gefallen, vor allem die veränderte Beziehung zwischen Maya und Richard. Habe ich in einem der vorigen Abschnitte noch geschrieben, die beiden sind auf zu verschiedenen Ebenen und könnten deshalb keine ebenbürtige Beziehung führen, so ist das jetzt anders. Maya ist ganz schön erwachsen geworden und könnte jetzt m. M. n. durchaus mit Richard mithalten. Aber, Nicole hat mit den vielen Rs wohl (noch) anderes vor. :grin


    Doch ist es ja für ein Buch sehr postiv, wenn so viele Alternativverläufe denkbar wären und man sich als Leser unweigerlich die Frage stellt: Was wäre, wenn ...? Hier hätte ich noch eine Frage an dich Nicole: War für dich der (grobe) Handlungsverlauf von vornherein klar oder hast du drauflosgeschrieben und selber gestaunt, wo Maya hinwill?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Ja, diese Sicherheit wird ja auch immer wieder thematisiert: von Maya und auch von Jonathan. Bloß, Ralph will das gar nicht hören, er wäre ja soooo gerne dabeigewesen und hätte sich bewährt! Ich denke, er kann sich trotz Jonathans Erzählungen gar nicht vorstellen, wie schlimm es dort ist/war. Er hatte ganz andere Vorstellungen von Krieg. Ich denke, wir können diese Kampfeslust heute auch nur ganz schwer nachvollziehen, mit den Erfahrungen, die wir heute haben. Zu Ralphs Zeit war das ganz anders und jetzt so ausgeschlossen zu werden, wie du schon schreibst, ist unheimlich bitter.


    Absolut! Für uns heute ist das eine komplett fremde Sicht auf den Krieg (zumal das ja auch keiner war, der Großbritannien direkt betroffen hätte) - aber damals ...



    Zitat

    Original von Lese-rina
    Jetzt ist mir noch was eingefallen, was ich noch loswerden will: Das Auftauchen von Richard hat mich überrascht, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet (obwohl es ja eigentlich auf der Hand liegt, dass er als Abenteuerer sich in diese Ecke verirrt). Aber es hat mir gefallen, vor allem die veränderte Beziehung zwischen Maya und Richard. Habe ich in einem der vorigen Abschnitte noch geschrieben, die beiden sind auf zu verschiedenen Ebenen und könnten deshalb keine ebenbürtige Beziehung führen, so ist das jetzt anders. Maya ist ganz schön erwachsen geworden und könnte jetzt m. M. n. durchaus mit Richard mithalten. Aber, Nicole hat mit den vielen Rs wohl (noch) anderes vor. :grin


    Ich freu mich so, dass Du das hier so empfindest! :-]
    (und ich würd gern noch was dazu sagen, muss da aber noch ein bisschen auf den Fingern sitzen bleiben - kommen wir aber sicher gegen Ende noch drauf zu sprechen. Bestimmt tun wir das.)



    Zitat

    Original von Lese-rina
    Hier hätte ich noch eine Frage an dich Nicole: War für dich der (grobe) Handlungsverlauf von vornherein klar oder hast du drauflosgeschrieben und selber gestaunt, wo Maya hinwill?


    Ich fang tatsächlich erst dann zu schreiben an, wenn ich die Geschichte einigermaßen komplett im Kopf habe.


    Beim Safranmond habe ich Mayas Geschichte mit einzelnen historischen Begebenheiten verknüpft, und diese Anknüpfungspunkte waren schon so geplant, bevor ich mit dem Schreiben begonnen habe.


    Wobei das wirklich ein ganz grober Handlungsverlauf ist. Es gibt jedes Mal ein paar zentrale Szenen, die dann schon feststehen und auch schon gut bebrütet sind, aber es bleibt noch genug Raum, dass sich Szenen während des Schreibens noch entwickeln können.



    Zitat

    Original von Lese-rina
    Doch ist es ja für ein Buch sehr postiv, wenn so viele Alternativverläufe denkbar wären und man sich als Leser unweigerlich die Frage stellt: Was wäre, wenn ...?


    Diese Frage stellt sich der Autor hier auch, bei jedem Buch, an mehreren Stellen der Handlung. :-)
    Obwohl die feststeht und ich da auch nicht mehr von abweiche.
    Ich habe da Spaß dran, mir immer wieder ein "was wäre, wenn ..." vorzustellen; ich entdecke dabei nicht selten neue Facetten an einem Romancharakter und merke dabei auch immer wieder: ich bin auf dem richtigen Weg, die vorab geplante Handlung macht immer noch Sinn, ist immer noch in sich stimmig.

  • Maya wird also auf grosse Reise durch die Wüste gegangen (geht kann ich ja nicht schreiben, so direkt freiwillig macht sie es ja nicht) ;-)


    Ralph wird auf die Suche nach seiner Frau geschickt und will ihr jetzt endlich ein besserer Ehemann sein. Aden hat also auch ihm die Augen geöffnet... Irgendwie tat er mir schon ein bissel leid, als er da im Büro seines Vorgesetzten steht und dieser der Ansicht ist, Maya wäre durchgebrannt.
    Er will ihr also ein besserer Gatte sein, sollte er sie wiederfinden. Ich bin der Meinung, dafür ist es zu spät, weil er sich die Gedanken zerstört hat, indem er öfter mal gedacht hat, dass Maya an seiner Versetzung Schuld war. So richtig einsichtig ist er nicht. Schliesslich gehören dazu immer 2.


    Der Ritt mit Rashad und seinen Männern durch die Wüste hat mir sehr gut gefallen. Gerade jetzt, wo es doch ganz schön kalt ist, macht es Spass, von heissen Orten zu lesen. :-] genauso, wie von scharfem Essen. ;-)
    Maya und Rashad nähern sich einander an, erzählen aus ihrer Kindheit, nun, das ist sicher verlockend für beide. So kann Maya Lebens- und Handlungsweisen der Araber aus erster Hand erfahren. Was ich schön fand, dass sie oft das Bedürfnis hat, Rashad in seiner Muttersprache anzusprechen und nicht weiss, warum. Ich weiss es, es ist aus Respekt, unterbewusst.
    Mir geht es nämlich genauso. Wenn Herr mazian und ich unterwegs sind und einen Franzosen/Elsässer treffen, von dem ich genau weiss, der kann deutsch/elsässisch, dann spreche ich mit dem trotzdem französisch. Pech für Herrn mazian, wenn er nix versteht :grin Aber ich habe da so eine Blockade. Ich finde das unnatürlich, dann deutsch zu sprechen.