'Unter dem Safranmond' - Seiten 343 - 422

  • Diesen Abschnitt empfinde ich als etwas ganz besonderes: die Art, wie Rashad und Maya sich annähern, die langen Gespräche in der Wüste. Hier treffen zwei ganz unterschiedliche Kulturen zusammen, aber sie begegnen sich mit gegenseitigem Respekt und immer mehr auch mit Liebe.
    Ich glaube nicht, daß man soetwas jemals in seinem Leben vergessen kann.


    Ralph scheint geläutert und möchte sein Fehlverhalten wieder gut machen. Aber ob der Wille allein dazu reicht?


    Zitat

    Original von Herr Palomar:
    Djamila ist neben Jonathan die ganz große Sympathiefigur im Roman, und leider ist sie todkrank.


    Das kann ich nur :write

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Interessant sind die wechselnden Perspektiven von Ralph, der seine Ehefrau sucht und zu bereuen scheint (wobei ich immer denke: zu spät, Junge, zu spät) und Maya mit Rashad. Ich finde es sehr berührend, die Anziehungskraft zwischen den beiden zu spüren und ich leide sehr mit Rashad mit - ich kann sein Verhalten sehr gut verstehen.


    Wunderschön die Szene mit Djamila, das war herrlich, dass ich mir auch endlich mal den Staub vom Körper waschen konnte - weniger schön natürlich Djamilas Vergangenheit und es ist mir sehr eindrücklich in Erinnerung geblieben, wie Djamila sich vor Maya "offenbart".


    Puh, damit hätte ich nicht gerechnet, dass Rashad Maya im Palast des Sultans zurücklässt. Fassungslos hab ich die Stelle gelesen und war wenigstens ein bisschen beruhigt, dass Djamila noch bei ihr ist und ich bin auch mit Rashad versöhnt, weil er wohl Grund zu diesem Schritt hat, aber selbst sehr mit dieser Entscheidung hadert. Und tatsächlich wird es für Maya im Palast lebensgefährlich und die Art, wie Maya aus dem Palast befreit wird, mit Djamilas Hilfe, die als "Pfand" zurückbleibt - das hat mich endgültig umgehauen und ich musste zum Taschentuch greifen, was mir höchst selten bei Büchern passiert.


    Und dann der letzte Satz, als Maya Ralph entgegenreitet (wobei ich immer noch gehofft habe, sie würde es nicht tun): "Doch sie spürte genau, wie ein Teil von ihr in der Wüste zurückblieb."


    Sorry - aber ich muss jetzt erst mal die Tränen trocken, den Sandstaub aus den Kleidern klopfen, tief durchatmen und dann schnell weiterlesen, weil allzulange kann ich Maya nicht allein lassen.

  • Zitat

    Original von Sina
    Sorry - aber ich muss jetzt erst mal die Tränen trocken, den Sandstaub aus den Kleidern klopfen, tief durchatmen und dann schnell weiterlesen, weil allzulange kann ich Maya nicht allein lassen.


    Da kann ich mich eigentlich nur anschließen.


    Dieses Abschitt hat mich sehr berührt. Ich hatte förmlich das Gefühl, mit auf der Reise zu sein, die Beschreibungen der Wüse waren einfach beeindruckend.


    Besonders hervorzuheben ist in diesem Abschnitt Djamila, die mir auf diesen wenigen Seiten sehr ans Herz gewachsen ist. Es war schön, mitzuerleben, wie sich die beiden Frauen sanft angenähert haben und Djamila sich schließlich beim Baden Maya geöffnet hat. Schade, dass die Freundschaft der beiden so schnell enden musste, und dass Djamila obendrein todkrank ist, machte den Abschied von ihr nicht leichter.


    Auch die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Maja und Rashad war sehr berührend, wie schlimm muss es für Maja sein, innerhalb von wenigen Tagen gleich von zwei Menschen Abschied nehmen zu müssen, denen beiden kein gutes Schicksal bevorsteht. Ich hoffe für Rashad (und auch Djamila), dass ihre Strafen nicht zu hoch ausfallen...


    Nun wird Maya Ralph wiedersehen. Wird sie ihm ihre Liebe zu Rashad verbergen können?

  • Zur Handlung selbst dürfte schon so ziemlich alles gesagt sein; die Schilderungen des Frauentraktes haben mich in manchem entfernt an die in „Der letzte Harem“ von Peter Prange erinnert, auch wenn das Buch in Konstantinopel und ein paar Jahrzehnte später spielt.


    Intrigen gehen über Gesetze - wieder einmal ein eindrucksvolles Beispiel dafür, und für die fatalen Konsequenzen.


    Was mir - während der ganzen Reise Ralphs - auffällt ist der Unterschied der Europäer zu anderen Kulturen, hier den Arabern. Wieder fühle ich mich an die Geschichten und Erzählungen über und von den nordamerikanischen Indianern erinnert. Auch diese lebten mit der Natur und ihrer Umwelt, nicht gegen sie, und paßten sich dieser an. Wir Europäer (und auch die "weißen" Amerikaner), so scheint es mir immer deutlicher zu werden, leben genau andersherum. Dieses langsame, bedächtige, nachdenkliche, Gastfreundschaft mit langem Palaver - das kommt mir alles sehr bekannt vor. Und auch die Einstellung - hier der Engländer - gegenüber den „Eingeborenen“. Bisweilen denke ich, das hat sich bis heute nicht viel geändert.


    S. 361f. Wie heißt das doch? Die Strafe folgt auf dem Fuße. Ralph kann sich nicht entschließen zu rasten - das Pferd stürzt ab und mit ihm sein Gepäck. Die Briefe also verschwunden. Das dürfte Ärger geben; läßt sich natürlich auch gut als Abschluß / Abschütteln des alten Lebens deuten.


    S. 376f, die Beschreibung, was man alles aus „Hinterlassenschaften“ sowie den Spuren von Kamelen und Pferden herauslesen kann - und daß Mushin das alles nicht kann - da mußte ich denn doch erst mal grinsen.


    Auf Seite 414f wird dann das angesprochen, was mir schon lange durch den Kopf geht.
    Doch die Wüste, mag sie auch selbst oft trügerische Fallen stellen, duldet keine halbherzigen Täuschungsversuche. Nicht umsonst zog sie von jeher Propheten und Heilige an, um darin Gottes Wort und Weg zu empfangen. Die Wüste bietet nur Wahrheit oder Wahnsinn, niemals etwas dazwischen.
    Beide - Maya und Ralph - müssen in die Wüste, jeder auf seinem eigenen Weg. Dieses Erlebnis wird beide unweigerlich verändern. Es gibt ein „davor“ und ein „danach“, das Erlebnis selbst ein Bruch in beider bisherigem Leben. Das kann eine Chance auf einen Neubeginn sein, aber auch das absolute Ende der Beziehung. Zum derzeitigen Zeitpunkt möchte ich mich auf keine Prognose einlassen.


    Leid tut mir derzeit nur Rashed, der - so kommt es mir vor - zwischen zwei Mühlsteine geraten ist und unweigerlich zerrieben wird. Was er auch tut - es ist auf jeden Fall falsch. Hoffentlich gibt es da doch noch einen dritten (Aus-)Weg.


    Doch ein paar Seiten weiter sieht es nicht danach aus. Maya zurück bei ihren Leuten, Rashed kehrt um zu seinen. Ob man noch erfährt, was aus ihm geworden ist? Falls nicht - was sagen die Quellen in so einen Fall über das Urteil des Sultans? Rashed mußte in der Situation auf jeden Fall gegen eines der Stammesgesetze verstoßen, weil sie sich gegenseitig ausschlossen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich fand diesen Abschnitt auch sehr emotional. Die Beziehung zwischen Maya und Rashad scheint etwas ganz besonderes zu sein, und dass Maya ihm ihren Ehering und die Kette schenkt, zeigt wie groß ihre Liebe zu ihm ist.
    Ich bin mal gespannt wie Ralph darauf reagieren wird, dass Maya ihren Ehering nicht mehr trägt! :wow

  • Ich hole das jetzt einfach nochmals hoch, weil ich gestern Abend eine Stelle gelesen habe, die mich unwillkürlich an den „Safranmond“ hat denken lassen. Und zwar:


    In den Tiefen der unberührten Wüste, in dieser endlosen Weite und allumfassenden Stille ist dem Menschen die Möglichkeit gegeben, in sich zu gehen und seine Erlebnisse neu zu überdenken. Es ist ein mühsamer Prozeß, der sich in aller Ruhe und Abgeschiedenheit vollzieht und in dem der Mensch neue Kräfte sammeln kann.
    (Quelle: Abdalrachman Munif „Salzstädte“, HC Ausgabe Seite 365. Hier im Zusammenhang, daß - verkürzt und vereinfacht gesagt - der Emir durch den "Crash der Kulturen" - Araber ./. Amerikaner - aus dem Gleichgewicht geworfen und krank wurde und ein Jagdausflug in die Wüste ansteht, der zur Heilung führen soll.)


    Als ich das gelesen habe, ist mir unwillkürlich die von mir früher (siehe mein obiges Post) zitierte Stelle auf Seite 414f eingefallen.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Diesen Abschnitt empfinde ich als etwas ganz besonderes: die Art, wie Rashad und Maya sich annähern, die langen Gespräche in der Wüste. Hier treffen zwei ganz unterschiedliche Kulturen zusammen, aber sie begegnen sich mit gegenseitigem Respekt und immer mehr auch mit Liebe.
    Ich glaube nicht, daß man soetwas jemals in seinem Leben vergessen kann.


    Ja, so ging es mir auch. Man merkt einfach, dass von anfang an etwas zwischen ihnen ist, was sie beide nicht zulassen möchten. Maya, weil sie eigentlich seine Gefangene ist und Rashad, weil er ihr Entführer ist und ausserdem ein anderes Leben hat. Ich glaube, rein logisch ist es für beide einfach nicht möglich, sich eine gemeinsame Zukunft vorzustellen, denn sie kommen aus so unterschiedlichen Kulturen.


    Der Abschied von Rashad war nicht nur für Maya schlimm, sondern für mich auch. Ich fand es toll, dass sie ihm ihr geliebtes Medallion und den Ring geschenkt hat. Ich glaube, ich hätte das auch getan.

  • @ Booklooker


    Zitat

    Original von Booklooker
    Man merkt einfach, dass von anfang an etwas zwischen ihnen ist, was sie beide nicht zulassen möchten. Maya, weil sie eigentlich seine Gefangene ist und Rashad, weil er ihr Entführer ist und ausserdem ein anderes Leben hat. Ich glaube, rein logisch ist es für beide einfach nicht möglich, sich eine gemeinsame Zukunft vorzustellen, denn sie kommen aus so unterschiedlichen Kulturen.


    Genau so ist es. Ich könnte mir Maya trotz ihrer Abenteuerlust nicht auf Dauer in einem Beduinenzelt vorstellen und umgekehrt Rashad nicht in Oxford.


    Mich hat außerdem gereizt, an den beiden zu schildern, wie die jeweilige Persönlichkeit, das Kennenlernen und der Aufbaun einer Beziehung zwischen den beiden die eigentlich von Anfang an festgelegten Rollen (Gefangene / Entführer) aufweicht und letztlich auflöst.

  • Zitat

    Original von Nicole


    Genau so ist es. Ich könnte mir Maya trotz ihrer Abenteuerlust nicht auf Dauer in einem Beduinenzelt vorstellen und umgekehrt Rashad nicht in Oxford.


  • Zitat

    Original von Booklooker
    Ist schon genau richtig, wie es ist :-)


    :write Ich habe übrigens Eure Diskussion sehr interessiert verfolgt (bzw. tue das auch weiterhin).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Meinst du jetzt meine und Nicoles?


    Ja, genau die! :wave
    (Da mir allerdings nix Neues dazu eingefallen ist, und einfach immer :write oder "Sehe ich genauso" zu schreiben zu böld ist, habe ich halt still mitgelesen.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Mittlerweile bedauere ich es sehr, bei der Leserunde damals nicht dabeigewesen zu sein, das Buch bietet soviel, was ich so gerne mit euch diskutiert hätte. :-(


    @ Nicole: Ich finde es echt toll von dir, dass du dir die Zeit nimmst, auch auf Beiträge in "alten" Leserunden noch so detailliert einzugehen :knuddel1. Ich hab zwar auch kein Problem damit, so alleine vor mich hinzuzschreiben, weil ich dadurch meine Eindrücke in einigermaßen geordnete Bahnen lenken kann, trotzdem ist es natürlich sehr viel schöner mit dem Gefühl, es nimmt jemand anders auch wahr. :-]


    Zitat

    Original von grottenolm
    Diesen Abschnitt empfinde ich als etwas ganz besonderes: die Art, wie Rashad und Maya sich annähern, die langen Gespräche in der Wüste. Hier treffen zwei ganz unterschiedliche Kulturen zusammen, aber sie begegnen sich mit gegenseitigem Respekt und immer mehr auch mit Liebe.
    Ich glaube nicht, daß man soetwas jemals in seinem Leben vergessen kann.


    Das finde ich sehr gut ausgedrückt! Maya und Rashad nähern sich an und kommen sich schließlich auch ganz nahe! :heisseliebe Sehr romantisch! :-] Obwohl ich micht trotzdem schwertue, hier schon von Liebe zu sprechen. Für mich kann sich innerhalb zwei Wochen (und noch dazu unter solch dramatischen Umständen) keine tiefe Liebe entwickeln, dazu ist die Zeit einfach zu kurz. Eine Seelenverwandschaft, über alle kulturellen Grenzen hinweg; eine Annäherung; eine Ahnung von Liebe - das ja! Und das fand ich auch sehr schön und sehr behutsam geschildert.


    Zitat

    Original von nofret78
    Rashad und Maya...es scheint mir das Maya erstmals erfahren hat wie Liebe sich wirklich anfühlt. Ich habe den Eindruck Maya hat Rashad, in der Zeit die sie miteinander verbracht hatten, besser kennengelernt hat als ihren Mann Ralph während ihrer Ehe.


    Auch hier habe ich ein ganz anderes Verständnis von Liebe. Und ich denke schon, dass Maya auch früher geliebt hat. Auf ganz andere Weise, wie sie jetzt vielleicht Rashad lieben könnte, wenn sie mehr Zeit hätte. Zum einen war da die Verliebtheit in Richard, er war ihre erste große Liebe. Aber es war eine Liebe, die wohl sehr aufblickend und anhimmelnd war, die Liebe eines Mädchens zu einem wesentlich reiferen Mann. Mit Ralph war es wohl eher eine "junge" Liebe, mit Schmetterlingen im Bauch und der Sehnsucht nach seinen Küssen. Zu Rashad empfindet sie wieder ganz anders, tiefer und inniger. Doch ich würde nicht das eine über das andere stellen, es gibt viele verschiedenen Arten von Liebe und es ist schön, dass Maya im Laufe des Buches mehrere davon kennenlernen darf.


    Zitat

    Original von Sigrid2110
    Maya erlebt eine kurze Zeit des Glücks, als sie mit Rashad aufbricht.
    Ich zweifel ja etwas, dass trotz wohl guter Absichten von Ralph, die Ehe noch zu retten ist, nach dem Erlebnis, das Maya mit Rashad gemacht hat.


    Die voraussehbare Vergänglichkeit der Beziehung ist zwar traurig, aber wohl auch Voraussetzung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Maya sich auf eine Affäre eingelassen hätte, wenn sie nicht genau gewusst hätte, dass die Zeit mit Rashad (stark) begrenzt ist.
    Auch den zweiten Satz von Sigrid kann ich so nur unterschreiben. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie es zwischen den beiden weitergehen soll, nachdem sich Maya sehr deutlich emotional von ihm abgewandt hat.


    Zitat

    Original von Nicole
    Ich könnte mir Maya trotz ihrer Abenteuerlust nicht auf Dauer in einem Beduinenzelt vorstellen und umgekehrt Rashad nicht in Oxford.


    Das kann ich genausowenig. Bin gespannt, wo Maya letztlich landet. Wenns bei "R" Nr. 2 und Nr. 3 nicht klappt, vielleicht doch wieder bei Nr. 1? Oder - gar nirgends? :gruebel

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    @ Nicole: Ich finde es echt toll von dir, dass du dir die Zeit nimmst, auch auf Beiträge in "alten" Leserunden noch so detailliert einzugehen :knuddel1. Ich hab zwar auch kein Problem damit, so alleine vor mich hinzuzschreiben, weil ich dadurch meine Eindrücke in einigermaßen geordnete Bahnen lenken kann, trotzdem ist es natürlich sehr viel schöner mit dem Gefühl, es nimmt jemand anders auch wahr. :-]


    Das glaub ich, Lese-rina, und deshalb versuch ich, möglichst zeitnah auch in lange zurückliegenden Leserundenfreds noch da zu sein - und weil ich's selbst immer wieder nett find, Eindrücke und Gedanken zu einem meiner Bücher zu lesen und was dazu zu schreiben, auch nach Jahren noch.
    Insofern: sehr gerne! :knuddel1



    Zitat

    Original von Lese-rina
    Auch hier habe ich ein ganz anderes Verständnis von Liebe. Und ich denke schon, dass Maya auch früher geliebt hat. Auf ganz andere Weise, wie sie jetzt vielleicht Rashad lieben könnte, wenn sie mehr Zeit hätte. Zum einen war da die Verliebtheit in Richard, er war ihre erste große Liebe. Aber es war eine Liebe, die wohl sehr aufblickend und anhimmelnd war, die Liebe eines Mädchens zu einem wesentlich reiferen Mann. Mit Ralph war es wohl eher eine "junge" Liebe, mit Schmetterlingen im Bauch und der Sehnsucht nach seinen Küssen. Zu Rashad empfindet sie wieder ganz anders, tiefer und inniger. Doch ich würde nicht das eine über das andere stellen, es gibt viele verschiedenen Arten von Liebe und es ist schön, dass Maya im Laufe des Buches mehrere davon kennenlernen darf.


    Ich freu mich, dass dieses jeweils "Andere" an ihren drei Lieben rüberkommt, so hatte ich mir das gewünscht beim Schreiben. :-)
    Für mich war der Gedanke dieser drei verschiedenen Lieben, die Mayas Leben so stark beeinflussen - wiederum jede auf ihre ganz eigene Weise - ein ganz großer Reiz an dieser Geschichte.


    Zitat

    Original von Lese-rina
    Die voraussehbare Vergänglichkeit der Beziehung ist zwar traurig, aber wohl auch Voraussetzung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Maya sich auf eine Affäre eingelassen hätte, wenn sie nicht genau gewusst hätte, dass die Zeit mit Rashad (stark) begrenzt ist.


    Da wären wir wieder bei den "was wäre, wenn..."-Gedankenspielen!
    Ich kann mir das auch nicht so richtig vorstellen, dass sie unter anderen Umständen genauso gehandelt hätte; der Faktor Zeit (bzw. der Mangel an selbiger) spielt da auch meinem Empfinden nach eine sehr große Rolle.


    Zitat

    Original von Lese-rina
    Das kann ich genausowenig. Bin gespannt, wo Maya letztlich landet. Wenns bei "R" Nr. 2 und Nr. 3 nicht klappt, vielleicht doch wieder bei Nr. 1? Oder - gar nirgends? :gruebel


    Das ist nun die Frage, gell? :zwinker
    (Ich bin soooo gespannt, wie's Dir weiter mit der Geschichte geht!)

  • Zitat

    Original von Nicole
    Ich bin soooo gespannt, wie's Dir weiter mit der Geschichte geht!


    Das würde ich dir gerne schreiben, denn mittlerweile bin ich mit dem Buch fertig und habe haufenweise Notizen dazu gemacht, die ich auch loswerden will. Leider fehlt dazu momentan etwas die Zeit. Aber in den nächsten Tagen werde ich es hoffentlich mal schaffen, mir die beiden restlichen Threads durchzulesen und meine Eindrücke loszuwerden!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Was für ein Bild- und Wortgewaltiger Abschnitt. Wenns bei uns nicht so kalt gewesen wäre, wäre ich direkt mit Maya und Djamila baden gegangen. ;-)
    Djamila hat mir sowieso gefallen, allein ihre Wandlung, von der Stummen Dienerin zu einer guten Freundin und, fast schon, Mutter. Sie weiss, dass sie nicht mehr lange zu leben hat, also hilft sie Maya, der Tochter, die sie nie haben konnte, und fügt sich ihrem Schicksal. Sollten die Frauen des Sultans ihre Wut an ihr ausgelassen haben, kann es auch nicht so schlimm sein, wie die Schmerzen, die sie so oder so schon haben müsste. Aber traurig war ich trotzdem, sie zu verlieren. Ich hätte gern noch ein bisschen Zeit mit ihr verbracht.
    Ralph verliert Mayas Briefe, seine und Richards, in der Wüste, weil er so verbohrt ist und nicht rasten will. Selbst Schuld, dass er daraufhin sein Pferd verliert. Das arme Tier konnte nichts dafür und muss büssen. Mushin, der Reiseführer, der keiner (jedenfalls kein richtiger) ist und einige Sultane und Ortsvorsteher, die zum Essen und Übernachten einladen, werfen die Engländer in ihrem Zeitplan ganz schön zurück. Und doch tut es ihnen vielleicht auch ganz gut ein wenig zu "Entschleunigen", wie mann das heute so schön nennt. So kann Ralph seinen Entschluss, Maya ein besserer Ehemann zu sein, noch mehr festigen.
    Maya lernt indessen in den letzten Tagen ihrer Reise, was Liebe wirklich ist. Das hoffe ich jedenfalls und es geht ihr nicht so wie bei den beiden anderen "Rs", dass nur das Exotische an Rashad so anziehend ist. Schade, dass den beiden nur so wenig Zeit vergönnt ist. Was Rashad jetzt wohl zu befürchten hat? Verstoss aus der Familie, dem Stamm? Das wäre schon eine harte Strafe, härter noch, als die Todesstrafe.
    Erstmal werde ich jetzt weiterlesen, wie es Maya ergeht, ob sie vielleicht nach England zurückkehrt um ihre Familie wieder zu sehen.