'Unter dem Safranmond' - Seiten 497 - Ende

  • Dann habe ich das mit der Erwähnung der Tochter falsch in Erinnerung. Ich dachte, er hätte in der Wüste einmal sowas erwähnt.

  • Ich habe den letzten Abschnitt gestern abend zu Ende gelesen, und muss sagen dass ich mir das Ende so gewünscht habe.
    Auch das Gedicht von Burton hat total auf die Geschichte gepasst und ich hatte auch eine Gänsehaut, als ich in Nicoles Nachwort gelesen habe, dass sie das erst nach gefunden hat. Fügung des Schicksals würde ich da sagen!


    Alles in allem war es wieder ein wunderschönes Buch und eine tolle Leserunde mit Nicole! Bitte hör niemals auf solche tollen Bücher zu schreiben! :anbet
    :knuddel1

  • Zitat

    Original von SiCollier
    In meinem derzeitigen Buch, von einem Araber geschrieben, irgendwo in Arabien spielend, kommt das Thema „Liebe“ zwar eher wenig vor, aber wie ist es mit den „Erzählungen aus den Tausendundein Nächten“?


    Ich muß mich berichtigen. Das Thema kommt doch vor, und siehe da - auch Araber sind bereit, etliches für die Liebe und eine Frau in Kauf zu nehmen.


    Seite 164: Sein Gesang glich einem heimlichen Geständnis. Er besang Watfa und seine Liebe zu ihr, er wollte zu ihr hinfliegen, sie, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, sehen, ein Wort von ihr hören. Für sie wollte er alles in Kauf nehmen, in die Fremde gehen und sich plagen. Wenn er aber genug Geld gespart hätte, würde ihn nichts mehr halten, dann würde er auf der Stella nach Hadra zurückkehren.
    (...)
    Während Swailih sprach, begriff Fawwas, dass ein Vetter bereit war, für Watfa alles zu tun und auf alles zu verzichten.


    Swailih und Fawwas des Nachts unter freiem Himmel im Camp der Bauarbeiter, die einen Hafen für die Amerikaner bauen, welche in Arabien nach Öl suchen wollen. Fawwas will wieder nach Hause, Swailih spürt das und will ihn aus den im Zitat genannten Grund zum Bleiben bewegen.


    (Aus: Abdalrachman Munif "Salzstädte", Heinrich Hugendubel Verlag, 2003)
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")


  • Vielleicht handelt es dabei auch um eine anständige Frau und nicht eine, die gleich mit dem nächstbesten ins Bett hüpft - so wie Maya.


    Wieviele europäische Männer wollen mit so einer Schlampe - Entschuldigung, aber ein anderes Wort gibts dafür nun mal nicht - zusammen sein? Da fährt ein arabischer Mann dann richtig drauf ab :lache - deswegen steht in Saudi-Arabien und Iran vermutlich auch auf Ehebruch die Steinigung.
    Viele moslemische Männer, die ich kenne, geben mir als Respektsbezeugung nicht einmal die Hand - und er liebt sie so, dass er sie entehrt? Als Krieger müsste er mehr Diziplin haben.

  • Zitat

    Nomadenseelchen
    (...) deswegen steht in Saudi-Arabien und Iran vermutlich auch auf Ehebruch die Steinigung.


    :gruebel Nichts für ungut, aber wenn ich Deine Posts so lese, beschleicht mich der leise Verdacht, daß Du das in Ordnung findest. :gruebel


    Ich schätze, wir kommen überhaupt nicht zu einer auch nur annähernd ähnlichen Meinung. Lassen wir es also am besten. Allerdings ist es schon seltsam, daß in der „guten alten sittsamen Zeit“ die biologischen Uhren offensichtlich erheblich anders gingen als heute. Wie sonst erklärt es sich, daß zwischen Hochzeitsdatum und Geburt des ersten Kindes oft nur so wenige Monate, jedenfalls deutlich weniger als neun, liegen? Aber wie gesagt, lassen wir das. Dir hat das Buch nicht gefallen, mir hingegen prima. Und gut ist.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    :gruebel Nichts für ungut, aber wenn ich Deine Posts so lese, beschleicht mich der leise Verdacht, daß Du das in Ordnung findest. :gruebel


    Ich schätze, wir kommen überhaupt nicht zu einer auch nur annähernd ähnlichen Meinung. Lassen wir es also am besten. Allerdings ist es schon seltsam, daß in der „guten alten sittsamen Zeit“ die biologischen Uhren offensichtlich erheblich anders gingen als heute. Wie sonst erklärt es sich, daß zwischen Hochzeitsdatum und Geburt des ersten Kindes oft nur so wenige Monate, jedenfalls deutlich weniger als neun, liegen? Aber wie gesagt, lassen wir das. Dir hat das Buch nicht gefallen, mir hingegen prima. Und gut ist.


    Öhm, wo bitte kann man aus meinem Posting rauslesen, dass ich die Steinigung in Ordnung finde? Das würde ich wirklich sehr gerne wissen.


    Ich habe lediglich geschrieben, dass die wenigsten Männer vor Schlampen Achtung haben und das dies im arabischen Kulturraum noch intolerater gesehen wurde und wird. Das Rashad die *gute* Maya unter den Vorraussetzungen noch haben möchte, ist wirklich mehr als erstaunlich. Ich hoffe, das war jetzt mehr als deutlich, alles weitere siehe oben.
    Ich habe auch versucht zu illustieren, wie viele männliche Moslems heute noch Frauen ihren Respekt bezeugen - nicht indem sie sie in die nächste Ecke schleifen, sondern ihnen nicht die Hand geben, um Körperkontakt zu vermeiden.

  • @ Tinchen


    Zitat

    Original von Tinchen
    Alles in allem war es wieder ein wunderschönes Buch und eine tolle Leserunde mit Nicole!


    Dankeschön, Tinchen - freut mich sehr, dass Dir Buch und Leserunde gefallen haben! :wave


    Zitat

    Original von Tinchen
    Bitte hör niemals auf solche tollen Bücher zu schreiben!



    Ich werd mich bemühen! :zwinker

  • Zitat

    Original von Nomadenseelchen
    Dann habe ich das mit der Erwähnung der Tochter falsch in Erinnerung. Ich dachte, er hätte in der Wüste einmal sowas erwähnt.


    war das nicht so, dass er nur erwähnt hat, das er eine tochter hat??
    bin mir nicht mehr so sicher wo genau er über seine kinder gesprochen hat...

  • Zitat

    Nomadenseelchen
    Öhm, wo bitte kann man aus meinem Posting rauslesen, dass ich die Steinigung in Ordnung finde? Das würde ich wirklich sehr gerne wissen.


    Ich schrieb nichts von „rauslesen“, sondern „daß mich der Verdacht beschleicht“. Will heißen, bei mir hat sich rein gefühlsmäßig aus der Summe Deiner Posts diese „Anfangsvermutung“ (mir fällt gerade kein anderes Wort ein) eingestellt. Das kann ja falsch sein, aber auf mich hat das so gewirkt. Jetzt klarer?


    Im übrigen war es eine besondere Extremsituation; beide sind davon ausgegangen, sich nie mehr wiederzusehen. Ich selbst bin ein extrem rationaler, manche würden vielleicht vermuten sogar gefühlsarmer, Mensch. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich in einer solchen Extremsituation reagieren oder handeln würde. Es soll natürlich Menschen geben, die auch in solchen Situationen immer rein verstandesmäßig und diszipliniert handeln. Nur aber, weil jemand zu einem bestimmten Volk bzw. Kulturkreis gehört, in dem ein bestimmtes Denken und Handeln „üblich“ ist, zu schließen, daß grundsätzlich jeder (hier z. B. jeder Araber) immer und überall (auch in Extremsituationen) so handelt - davon kann mich niemand überzeugen. Es gab und gibt immer Ausnahmen. Und Ausnahmesituationen können Menschen und deren Handeln von einem auf den nächsten Augenblick verändern.



    Zitat

    Nomadenseelchen
    (...) sondern ihnen nicht die Hand geben, um Körperkontakt zu vermeiden.


    Selbst wenn Du mich jetzt in Grund und Boden verdammst: das kann ich nicht nachvollziehen. Es ist in unserem Kulturkreis üblich, sich zur Begrüßung die Hand zu geben. Es nicht zu tun, würde ich ggf. für eine Beleidigung halten. Wenn ich in einen anderen Kulturkreis komme, habe ich mich an den anzupassen - und kann nicht erwarten, daß meine Gastgeber sich an mich anpassen.


    In übrigen finde ich es verwunderlich, daß Du kein einziges Wort über den Schlamperich (oder wie sollte ich sagen? :gruebel) Ralph verloren hast. Geht zu hinter dem Rücken seiner Frau zu Prostituierten, verspielt sein ganzes Geld, macht Schulden. Das ist dann die feine englische Art, und für einen Mann sowieso normal, oder? Dieses Verhalten hat mich z. B. wesentlich mehr gestört als das Mayas. Ihr kann man, da eine Extremsituation, in gewisser Weise „Affekt“ zugute halten. Ralph jedoch nicht.



    Zitat

    WaterPixie
    war das nicht so, dass er nur erwähnt hat, das er eine tochter hat??


    Ja, auf Seite 500 fragt er: “Wie geht es meinen Söhnen und meiner Tochter?“

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ WaterPixie


    Zitat

    Original von WaterPixie
    war das nicht so, dass er nur erwähnt hat, das er eine tochter hat?? bin mir nicht mehr so sicher wo genau er über seine kinder gesprochen hat...


    So ist es. Wie SiCollier schrieb:


    Zitat

    Original von SiCollier
    Ja, auf Seite 500 fragt er: “Wie geht es meinen Söhnen und meiner Tochter?“


    ... und lässt sich von Salim beruhigen, dass es ihnen gut geht.


    Und weiter vorne, auf S. 314, fragt Maya ihn, ob er eine Frau (oder mehrere) habe. Er bestätigt, dass er verheiratet sei und fügt hinzu:


    "(...)Zwei Söhne und eine Tochter hat sie mir geschenkt. (...) und für das Mädchen wird bald ein Mann gesucht werden. (...)"


    @ Nomadenseelchen und SiCollier


    Ich finde die Diskussion, die sich zwischen euch beiden entsponnen hat, sehr interessant! :wave Im Traum wäre mir nicht eingefallen, dass dieses Buch so kontroverse Standpunkte in dieser Leserunde zum Vorschein bringen würde. :lache


    Noch ein paar Anmerkungen meinerseits.


    Es verursacht mir immer ein wenig Magenschmerzen, wenn Sitten und Unsitten der islamischen Welt über einen Kamm geschoren bzw. in einen Topf geworfen werden. Die islamische Welt ist hinsichtlich Regionen und Epochen extrem vielschichtig und keineswegs so einheitlich, wie sie uns in der aktuellen Berichterstattung begegnet - und das trifft nicht zuletzt auch auf das jeweils vorherrschende Frauenbild zu.


    Das Schwierige an unserem Bild der islamischen oder arabischen Welt ist, dass sich regional und durch historische (politische, wirtschaftliche) Entwicklungen lokale Traditionen und Auslegungen des Glaubens nahezu unentwirrbar vermischt haben; das ist häufig sehr schwer auseinanderzudividieren.
    Man sieht z.B. aktuell sehr deutlich, dass wirtschaftlich arme Länder sich dem Fundamentalismus zuneigen, während reichere Länder liberaleren Tendenzen die Türen öffnen. Und gerade die Türkei ist zerrissen zwischen diesen beiden Polen.
    Ganz grausige Blüten treibt diese Mischung z.T. in den letzten Jahren bei uns, wo sich in manchen Kreisen ein drastisches Machotum herausgebildet hat, in dem "Schlampe" noch ein harmloses Wort für deutsche Frauen ist und "ungehorsame" Schwestern und Töchter Opfer von "Ehrenmorden" werden oder bei den von Nomadenseelchen erwähnten Steinigungen für Ehebruch in manchen Ländern. Dabei handelt es sich um soziologische Entwicklungen einer bestimmten Region, eines bestimmten regional begrenzten kulturellen Umfelds - wenn sie auch fast immer das rote Zwergenmäntelchen des Glaubens angezogen bekommt.


    Aber auch hier gilt: es läßt sich nicht alles über einen Kamm scheren. Der Iran ist nicht Saudi-Arabien, Ägypten nicht der Irak, und die Beduinen sind sowieso eine Geschichte für sich. Diese Länder haben ihre eigene Geschichte, eigene Volksgruppen, eigene Traditionen und Auffassungen - und das schlägt sich eben auch im Frauenbild nieder.
    Besonders deutlich ist das im Jemen zu sehen, auf dessen heutigem Gebiet das Buch ja spielt. Im Nordjemen trifft das Bild der schwarzgewandeten, verschleierten Frau zu; diese Region gehörte zum größten Teil lange zum osmanischen Reich und wurde von Sana'a aus von Imamen regiert. Interessanterweise kam die komplette Verschleierung der Frau im Süden um 1850 auf und breitete sich dann entlang der Küste in das heutige Hadramauth aus. Die im Roman beschriebenen Sultanate kannten das nicht in dieser Form bzw. nur teilweise (wie auch im Verlauf von Mayas Reise geschildert), genausowenig wie die Bewohner der Tihama, die afrikanischem Einfluß unterlagen. Und damit hing auch immer eine gewisse Eigenständigkeit der Frau zusammen. Weit entfernt von einer Praxis sexueller Libertinage war das trotzdem nicht das dichotome Bild der Frau als "Heilige und Hure", wie wir oft glauben.


    Ich bin mal im TV bei einer Doku hängengeblieben, die mich verblüfft hat. Irgendwo in einem muslimischen Land (und ich geb zu, ich mit meinem katastrophalen Namens- und Geographie-Gedächtnis habe vergessen, wo genau :schaem) gibt es ein Tal, in dem jedes Jahr zur selben Zeit ein großer Markt stattfindet. Die Bauern aus dem z.T. weit entfernten Dörfern kommen zu diesem Markt, und es ist Brauch, dass die unverheirateten Frauen sich dort einen Mann aussuchen und anschließend mit nach Hause nehmen - zur Ehe auf Probe, für ein Jahr. Geht's gut, heiraten sie ihn anschließend; taugt der Mann ihrer Meinung nach nix, geben sie ihn im Jahr darauf wieder auf dem Markt ab und suchen sich einen neuen. Dieser Brauch besteht unbeirrbar seit Jahrhunderten.
    Und die Tatsache, dass Beduinen beiderlei Geschlechts sich problemlos scheiden lassen konnten und wieder heiraten, wenn es sein musste, auch mehrfach, spricht ja für sich.


    Traditionell war und ist die islamische Welt nicht so sinnenfeindlich, wie wir heute oft glauben, im Gegenteil; Sinnlichkeit und Erotik haben (in manchen Regionen heute zugegeben allerdings "hatten") darin einen festen Platz. Die Europäer des 18. und 19. Jahrhunderts starrten auf diese Kultur halb angewidert, halb betört-fasziniert, sicher aber auf jeden Fall voyeuristisch.
    Nicht umsonst war die erste europäische Übersetzung der "Tausendundeine Nacht" von Galland zu Beginn des 18. Jahrhunderts radikal entschärft worden; für den europäischen Geschmack war die ursprüngliche Fassung eindeutig zu deftig und zu "unzüchtig". Deshalb war auch Burtons Fassung ein Skandal, und leider hat Isabel Burton es verhindert, dass wir wissen, WIE erotisch "The Scented Garden" gewesen wäre.


    Gewiss: Maya und Rashad haben beide Ehebruch begangen, und dass das moralisch fragwürdig sein kann, verstehe ich durchaus. Nur: Fremdgegangen wurde immer, genauso, wie Menschen sich zu allen Zeiten und in allen Kulturen über Gesetze und Regeln hinweggesetzt haben.


    Ich ganz persönlich finde Charaktere interessant, die Fehler haben und Fehler machen, manchmal gar schlimme Dinge tun oder sich gräßlich benehmen. Über glattgebügelte Charaktere, die sich immer einwandfrei verhalten, möchte ich gar nicht schreiben, das interessiert mich nicht.


    Und ganz abgesehen davon halte ich es für allzu menschliche Realität, dass Menschen aus Liebe die verrücktesten Dinge tun, mögen sie manchmal auch noch so verwerflich sein. Mir persönlich ist es lieber, man tut etwas moralisch Falsches aus echten Gefühlen heraus als etwas moralisch Richtiges zu tun, das aber letztlich reine Heuchelei ist.
    (Disclaimer: Untaten wie Mord etc. einmal diesbezüglich ausgenommen... )
    Menschen machen Fehler; Streben nach persönlicher Vollkommenheit in jeglicher Hinsicht halte ich für ein von vornherein unmögliches Unterfangen.


    Eine Weltsicht, die sich natürlich auch in meinen Büchern niederschlägt, klar. :-)

  • Was geht denn hier ab? ?(


    (SiCollier, ich werde Salzstädte jetzt auch lesen. So, wie du es beschreibst, klingt es, als falle es in mein Beuteschema. :grin)


    Zitat

    Original von Nomadenseelchen
    Wobei man dann wieder die Frage stellen könnte, warum in diesem Genere - ich weiß, die Diskussion weicht immer mehr vom Roman ab - die Frauen immer auf den einen unter Millionen treffen.


    In allen glücklichen Beziehungen (und das sind weltweit sicher nicht wenige) hat die Frau unter Millionen von Männern den einen gefunden, der alles für sie tun würde (vielleicht sogar einen Sultan verraten).


    Ich möchte jetzt Nicoles Thread nicht nutzen, mich hier ausführlich über die Mentalität der Araber auszulassen, die ich vermutlich etwas besser kenne als du, Nomadenseelchen.


    Zitat

    Wieviele Männer haben Achtung vor einer Frau, die bei den ersten Anzeichen von Verliebtheit gleich mit ihm schläft? Selbst hier in Europa dürften es nicht allzu viele sein, im arabischen Kulturraum dürfte ihr seine volle Verachtung gewiß sein.


    Was du hier sozusagen als normal hinstellst, ist ein ein Mann, der eine Frau verachtet, die mit ihm schläft, weil sie sich in ihn verliebt hat. (Dass dazu immer zwei gehören, lassen wir dabei einfach mal außen vor.) Ich denke, Männer, die eine Frau dieser Art ausnutzen, stellten sich auch früher gesellschaftlich ein echtes Armutszeugnis aus.


    Zitat

    Und dann schmachtet er ihr noch Jahre nach, anstatt sich eine andere zu nehmen?


    Rashad hat keine Zurückhaltung gezeigt, wie ein echter Krieger, sondern seinen Gefühlen ihren Lauf gelassen, und anstatt wie ein echter "stolzer Araber" erst seinen Spaß zu haben und die Schlampe Maya dafür zu verachten, "schmachtet" er ihr auch noch jahrelang hinterher. Habe ich deinen Standpunkt richtig zusammengefasst? Tja, es soll Männer geben, die eine Frau lieben, sie sogar dann noch lieben, wenn beide (!) sich nach den moralischen Werten, nach denen sie erzogen wurden, falsch verhalten haben, und diese Frau auch Jahre später lieben (bzw. ihr hinterherschmachten).


    Zitat

    Das Rashad die *gute* Maya unter den Vorraussetzungen noch haben möchte, ist wirklich mehr als erstaunlich. Ich hoffe, das war jetzt mehr als deutlich, alles weitere siehe oben.


    Ja, völlig unverständlich, der unschuldige Rashad, der die Schlampe Maya noch möchte ...


    Irgendwie klingt durch, dass es durchaus in Ordnung ist, wenn Männer ihren Spaß haben, verliebte Frauen "entehren" und sie danach verachten. Wer diese "entehrte" Frau danach noch möchte, ist unrealistisch dargestellt. So liest es sich für mich, korrigier mich, wenn ich mich irre.


    Man muss Mayas und Rashads Verhalten nicht richtig finden, das ist vollkommen in Ordnung. Jeder Leser hat seine eigene Sicht der Dinge. Aber mit einem verzerrten Mentalitätsbild zu argumentieren und dabei im Laufe der Diskussion einen Ton anzuschlagen, den ich persönlich schon als ziemlich unfreundlich empfinde - da frage ich mich schon, ob das sein muss. Abgesehen davon finde ich es der Autorin gegenüber nicht nett, ihre Heldin hier dauernd als Schlampe zu bezeichnen. Ich finde, wenn ein Autor sich die Zeit nimmt, die Leser zu begleiten (und Nicole ist wirklich immer engagiert dabei), kann er erwarten, dass die Diskussion sich auf einem gewissen Niveau bewegt.


    Gruß,
    Laila


    Edit: Tippfehler :rolleyes

    Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. (Rudyard Kipling)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Laila ()

  • Wenn eine Frau mit dem nächstbesten ins Bett hüpft, dann fällt mir dafür leider nur noch das Wort ein. Wenn sie verheiratet ist, um so mehr. Ob dir das passt oder nicht, ist mir eigentlich egal, mein Urteil ist über solche Leute - Frauen wie Männer - gefällt.
    Das das in einigen Büchern als Zeichen besonderer Verliebheit geschrieben wird, ist allerdings auch mehr oder weniger generetypisch. Ein Hände- oder Schulterdruck kann mindestens genauso intim sein, ohne Grenzen zu verletzten.


    Nachtrag:
    Ich kenne keinen Mann, der eine solche Frau haben wollte. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mein Bruder mit seiner Partnerin noch zusammen wäre, wenn sie mit ihm sofort in die Kiste gestiegen wäre.


    Den guten Ralph hat es - um wieder zum Buch zurück zu kommen - auch nicht gerade entzückt.

  • Danke, Nicole und Laila, für die Ausführungen und Erläuterungen. :wave Ihr habt teilweise das geschrieben, wofür mir nicht die richtigen Worte eingefallen sind.


    Zitat

    Laila
    SiCollier, ich werde Salzstädte jetzt auch lesen. So, wie du es beschreibst, klingt es, als falle es in mein Beuteschema.


    :yikes Oh je, da hab ich was angerichtet. :grin
    Nun ja, ich bin letztes Jahr durch die Eulen auf das Buch aufmerksam geworden, habe es dann aber wegen Leserunden unterbrochen. (Inzwischen lese ich anscheinend in „Themenclustern“. Im Frühjahr war ich so intensiv bei den Kelten, daß ich den Sprung nach Indien nicht geschafft habe. Jetzt hänge ich so in der arabischen Wüste fest, daß gestern Abend der Versuch, in die Bronzezeit zu springen, gescheitert ist.) Während dieser hier fiel es mir wieder ein (ich habe die entsprechende Stelle früher zitiert), und nach dem „Safranmond“ hatte ich quasi einen inneren Zwang, das jetzt endlich ganz zu lesen. Mir gefällt es so gut, daß ich schon das TB gegen das HC ausgetauscht habe (und alle auf deutsch erschienenen Bücher von Munif besitze. :rolleyes ). Es ist (natürlicherweise) ganz anders als Nicoles Buch, aber so stelle ich mir (mit meiner geringen „arabischen Erfahrung“) vor, daß jemand von dort erzählt. Weitschweifig, teilweise umständlich, aber einfach herrlich. Es spielt irgendwo auf der arabischen Halbinsel in den 30ern des 20. Jahrhunderts. Die Amerikaner treffen ein und suchen nach Öl, darob geht die jahrhundertalte Kultur im Wadi zu Ende und zu Grunde. Aus der Sicht der Araber geschrieben, ich finde es einfach klasse (auch wenn es ein eher deprimierendes Thema ist). Habe so etwa die Hälfte durch, und gerade gab es einen ordentlichen (aber ungemein gut geschriebenen) „Crash der Kulturen“. Das bringt doch stark zum Nachdenken, wird hier aber zu sehr OT.



    Zitat

    Nicole
    Es verursacht mir immer ein wenig Magenschmerzen, wenn Sitten und Unsitten der islamischen Welt über einen Kamm geschoren bzw. in einen Topf geworfen werden.


    Ich gebe zu, bisher auch meist diesen „einen Kamm“ verwendet zu haben. Sinnigerweise ist mir dieser Tage in der WELT ein Artikel begegnet, der diese Weltsicht ins Wanken bringt.
    < Klick > - da geht es zur Online-Ausgabe des Artikels „Saudischer Mufti ruft zur Bekämpfung al-Qaidas auf“, vom 29. September 2008. Bei der Suche danach bin ich auf auf diesen:
    < Klick > Onlineartikel vom 30. September 2008 gestoßen: „Ein Großmufti kämpft gegen al-Qaida“.


    Ich habe mich vor dieser Leserunde etwas näher mit den (nordamerikanischen) Indianern beschäftigt (und sehe mir derzeit sukzessive Kevin Costners Dokureihe „500 Nations“ an). Die sind überhaupt nicht so ein einheitliches Volk, wie wir uns das meistens vorstellen. Ganz im Gegenteil. Vermutlich gilt ein gleiches für die Araber (als Sammelbegriff für alle Menschen der arab. Halbinsel verwendet), wobei mir überhaupt so manche Parallele aufgefallen ist, auch z. B. in der Behandlung der Einheimischen durch die Europäer.



    Zitat

    Nicole
    Traditionell war und ist die islamische Welt nicht so sinnenfeindlich, wie wir heute oft glauben, im Gegenteil; Sinnlichkeit und Erotik haben (in manchen Regionen heute zugegeben allerdings "hatten") darin einen festen Platz.


    Auch dazu war innerhalb der letzten vier Wochen in der WELT ein Artikel; leider habe ich ihn nicht mehr, und online habe ich ihn nicht gefunden (habe wohl die falschen Stichworte eingegeben, aber mir fallen keine anderen mehr ein).



    Im Beck-Verlag ist 2004 eine „unzensierte“ Fassung der Geschichten „Tausendundeine Nacht“ als Neuübersetzung erschienen. Zeit zum Lesen bräuchte man halt ... (immerhin steht das Buch in meinem Regal. :-) )




    Zitat

    Nicole
    Und ganz abgesehen davon halte ich es für allzu menschliche Realität, dass Menschen aus Liebe die verrücktesten Dinge tun, mögen sie manchmal auch noch so verwerflich sein. Mir persönlich ist es lieber, man tut etwas moralisch Falsches aus echten Gefühlen heraus als etwas moralisch Richtiges zu tun, das aber letztlich reine Heuchelei ist.
    (Disclaimer: Untaten wie Mord etc. einmal diesbezüglich ausgenommen... )
    Menschen machen Fehler; Streben nach persönlicher Vollkommenheit in jeglicher Hinsicht halte ich für ein von vornherein unmögliches Unterfangen.


    Das sehe ich genau so; vermutlich gefallen mir deshalb Deine Bücher so gut. :-)
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich wünschte, ich hätte die Leserunde mitgemacht. Es fehlt mir jetzt jemand, mit dem ich über das Buch reden kann. Mein Mann ist mit seinem PC-Spiel beschäftigt und sonst kennt niemand das Buch. :cry


    Das Ende war zwar vorhersehbar und ich habe auch so drauf gehofft, dass sie sich wiederfinden, aber es war wunderschön geschrieben.
    Rashad hat all die Jahre das Medallion und den Ring aufbewahrt und Maya die Münze. Da mussten sie sich doch wiederfinden.


    Irgendwie kann ich immer noch nicht so viel dazu schreiben - hänge noch viel zu sehr im Buch. Ich hoffe, dass mir das nächste Buch jetzt keine Probleme macht.


    Zwischendurch fand ich es - bei den politischen Beschreibungen - etwas langathmig, was aber daran liegt, dass mich sowas nicht so wirklich interessiert.

  • @ Booklooker


    Zitat

    Original von Booklooker
    Ich wünschte, ich hätte die Leserunde mitgemacht. Es fehlt mir jetzt jemand, mit dem ich über das Buch reden kann.


    Wenn Du mit mir vorlieb nehmen magst? :zwinker
    Würd mich sehr freuen, Dich bei einer meiner nächsten Leserunden mit dabeizuhaben!


    Zitat

    Original von Booklooker
    Irgendwie kann ich immer noch nicht so viel dazu schreiben - hänge noch viel zu sehr im Buch.


    Falls noch etwas kommen sollte, an Fragen oder Anmerkungen - würd mich freuen, davon hier zu lesen.


    Zitat

    Original von Booklooker
    Rashad hat all die Jahre das Medallion und den Ring aufbewahrt und Maya die Münze. Da mussten sie sich doch wiederfinden.


    Ja, das war auch mein Gedanke dabei: greifbare Symbole für das, was sie verbindet, trotz allem, und das Medaillon (über Richard) ein Weg, sich wiederzufinden.