'Die Eleganz des Igels' - Seiten 001 - 082

  • Ich weiß nicht, das mit dem Blumen stimmt schon.


    Die Frage ist aber auch, vielleicht empfindet Paloma das ja auch nur so verstärkt, das sie keine Beachtung findet und es ist gar nicht so.
    Wie oft denkt ein Kind, das die Eltern es nicht lieben aus den verschiedensten Gründen.


    Und sie sagt ja auf der anderen Seite selbst, das alle ihre Verstecke immer wieder gefunden werden, deshalb möchte sie ja auch zu Renee. Das würde dann ja heißen, man bemüht sich um Paloma, aus welchen Gründen auch immer.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Tempe


    :write Genau das meinte ich, aber du hast es besser beschrieben! :-)


    Minny und Tempe
    Schön, dass mich jemand versteht. Was ich sagen wollte, ist dass mir solches Denken fremd ist, auch wenn ich die Romanfiguren und warum sie sich so verhalten, schon verstehen kann.


    Zitat

    Original von Regenfisch


    Ich kann Palomas Verhalten insofern verstehen als ihr jegliche Nestwärme fehlt. Gerade Kindre brauchen enorm viel Zuwendung, um sich psychisch gesund zu entwickeln. So wie ihre Mutter tickt, hat sie anscheinend außer materieller Versorgung wenig Zuneigung erfahren. Um sich gegenüber sozialen Feldern wie einer Schulklasse behaupten zu können, muss man selbstbewusst sein und innerlich gefestigt. Das scheint mir bei Paloma nicht der Fall zu sein.


    Du hast wohl Recht: Sich gegen so eine geballte Ignoranz zu stemmen, erfordert ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein, was sich aber nur entwickeln kann, wenn man den entsprechenden Rückhalt hat und sich geliebt und akzeptiert fühlt. Das hatten weder Renee noch Paloma.

  • Zitat

    Original von Macska
    Wobei da wieder die Frage ist, was war zuerst da.


    Ich denke, die fehlende Nestwärme und Zuneigung war zuerst da, so wie ich die Mutter einschätze, hat sie Paloma vom ersten Tag an gefehlt, so dass sie nie das gefühl der Geborgenheit kennengelernt hat und sich, nachdem sie merkt, dass sie anders als Mutter und Schwester ist, völlig zurück zieht.


    Colombe und ihre Mutter halte ich beide für völlig oberflächlich, deswegen haben sie wohl auch beide keine Probleme mit der Gefühlskälte, die meiner Meinung nach in der Familie herrscht.

  • Es wird es wohl öfter geben, dass Menschen nicht dem wohlgeliebten "Standard" entsprechen und sich entsprechend angepasst nach außen hin versuchen zu geben. Was mich komplett geplättet hat, ist die Vorstellung, innerhalb der Familie so überhaupt keine Gesprächsbasis zu finden - grausam, wenn so total aneinander vorbeilebt ?(

  • Was ihr über Paloma schreibt, leuchtet mir ein, aber ich komme von ihrer vermeintlichen Arroganz noch nicht ganz los. :gruebel
    Ja, sie ist einsam und ja, sie ist wohl auch verzweifelt über ihre Familie. Aber ich finde, sie schaut auch ganz gewaltig auf alle sie umgebenden Personen herab. Ich glaube, sie ist sich sehr bewußt, daß sie was Besseres ist (in Bezug auf ihre Intelligenz), und das lebt sie auch. Sie gibt den Menschen noch ein paar Gelegenheiten, sich ihr zu beweisen, ansonsten will sie mit einem Knall abtreten. Ehrlich, für mich hört sich daß eher großkotzig als verzweifelt an, und ich weiß noch nicht, ob ich ihr zutraue, daß sie sich am Ende wirklich umbringen würde :gruebel

  • Hallo Tempe,


    ich würde das nicht Arroganz nennen (das ist auch etwas, das begabten Menschen ausgesprochen gerne "vorgeworfen" wird), sondern....meinst Du nicht, sie "durchschauen" einfach mehr ? Sehen mehr, erkennen Zusammenhänge besser und schneller ? Da kann man eigentlich nur sarkastisch werden, so würde ICH es nennen und nicht arrogant. Und wenn man die meisten anderen Menschen auf der Welt als "doof wie Toastbrot" empfindet, dann sucht man Abstand und das sieht vielleicht für andere aus wie Arroganz ?! Es könnte Abgrenzung sein, weil man es einfach anders nicht aushält.


    Alles Spekulation (natürlich), ich bin erst mit dem zweiten Abschnitt fertig und auf das Ende bin ich sehr gespannt...


    Grüsse
    Andrea

  • Zitat

    Original von Tempe
    Was ihr über Paloma schreibt, leuchtet mir ein, aber ich komme von ihrer vermeintlichen Arroganz noch nicht ganz los. :gruebel
    Ja, sie ist einsam und ja, sie ist wohl auch verzweifelt über ihre Familie. Aber ich finde, sie schaut auch ganz gewaltig auf alle sie umgebenden Personen herab. Ich glaube, sie ist sich sehr bewußt, daß sie was Besseres ist (in Bezug auf ihre Intelligenz), und das lebt sie auch. Sie gibt den Menschen noch ein paar Gelegenheiten, sich ihr zu beweisen, ansonsten will sie mit einem Knall abtreten. Ehrlich, für mich hört sich daß eher großkotzig als verzweifelt an, und ich weiß noch nicht, ob ich ihr zutraue, daß sie sich am Ende wirklich umbringen würde :gruebel


    Vielleicht fehlen ihr dafür, die belanglos und nach ihrer Meinung Dahinlebenden zu akzeptieren und auch zu tolerieren, einfach noch die Lebenserfahrungen. Intelligenz hin oder her, sie ist erst 12 Jahre alt, und von dieser Warte aus beurteilt sie auch ihre Umwelt. Sie hat noch nicht gelernt, dass nicht alle Menschen nach dem alles-oder-nichts-Prinzip leben und sich jedes Augenblicks bewusst sein wollen, sondern dass manch einer auch in seiner vereinfachten Welt glücklich ist und den bequemen Weg gehen möchte.
    aber du hast Recht: Sie fühlt sich überlegen.


    Was ihren geplanten Selbstmord betrifft (denn ich habe das Buch bereits zu Ende gelesen:

  • Tempe :
    Ich seh das genauso. Ich finde sie nicht wirklich verzweifelt. Wirklich verzweifelte Menschen benehmen sich ganz anders. Ich finde auch, dass sie auf andere herabsieht und sich ihrer Intelligenz voll und ganz bewusst ist, aber nicht wirklich damit umgehen kann. Wie Clare schon sagt, sie ist erst 12.


    Clare :
    :rofl

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



    Langzeitprojekte:
    Margaret George - Maria Stuart LR

  • @ Andrea, Clare und Minny:
    Arrogant ist vielleicht ein zu hartes Wort, und ich habe beim Schreiben auch gedacht, daß ich ihr da zu Böses unterstelle. Stimmt schon, wenig tolerant würde besser passen, auch zu ihrem Alter.
    Aber wirklich verzweifelt? In ihrer selbstgewählten Einsamkeit vielleicht....aber kann es nicht auch ein bißchen sein, daß sie sich in der Rolle der tragischen Heldin gefällt? :gruebel

  • Zitat

    Original von Tempe
    @ Andrea, Clare und Minny:
    Arrogant ist vielleicht ein zu hartes Wort, und ich habe beim Schreiben auch gedacht, daß ich ihr da zu Böses unterstelle. Stimmt schon, wenig tolerant würde besser passen, auch zu ihrem Alter.
    Aber wirklich verzweifelt? In ihrer selbstgewählten Einsamkeit vielleicht....aber kann es nicht auch ein bißchen sein, daß sie sich in der Rolle der tragischen Heldin gefällt? :gruebel


    Ich würde sagen, ja. Einfach aus dem Grund, weil sie sich so sehr darauf verbissen hat, anders zu sein und nicht mit ihrer Familie/Umgebung zurecht kommt bzw. zurecht kommen will, niemand versteht sie usw.


    Ich hoffe, ich konnte es einigermaßen ausdrücken :grin

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    Margaret George - Maria Stuart LR

  • Zitat

    Original von Tempe


    Aber wirklich verzweifelt? In ihrer selbstgewählten Einsamkeit vielleicht....aber kann es nicht auch ein bißchen sein, daß sie sich in der Rolle der tragischen Heldin gefällt? :gruebel


    Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Mädchen in diesem Alter, und vielleicht besonders so extrem intelligente Mädchen, können durchaus einen Hang zur Theatralik haben.

  • Palomas Handeln erscheint mir in dieser Konstellation sehr realistisch. Bei Renee bin ich noch nicht ganz überzeugt. Sie ist so belesen und müsste doch irgendwann das Bedürfnis haben, sich mit anderen über ihre Gedanken auszutauschen. Das müsste ja nicht mit den Hausbewohnern sein! Aber ihre einzige Freundin scheint Manuela zu sein.

  • Mir kommt Paloma vor allem sehr gelangweilt vor. Das Leben hat ihr bisher nichts zu bieten gehabt, was sie wirklich fordern würde. Das irritiert mich doch sehr, aber so empfinde ich es. So hat sie sich immer mehr zurückgezogen. Ich kann mir vorstellen, dass ihr ein ebenbürtiges Gespräch (kommt noch kann ich mir vorstellen), dass ihren Geist fordert, sehr gut tun würde. Schade dass bisher noch niemand zu ihr durchgedrungen ist. Meistens gibt es ja wenigstens einen Lehrer/Trainer etc., dem das gelingt. Aber wenn ich da an meine Erfahrungen mit französischen Lehrern denke, erwarte ich aus dieser Ecke wiederum auch nicht viel... :rolleyes

  • Zitat

    Original von Rosha
    Palomas Handeln erscheint mir in dieser Konstellation sehr realistisch. Bei Renee bin ich noch nicht ganz überzeugt. Sie ist so belesen und müsste doch irgendwann das Bedürfnis haben, sich mit anderen über ihre Gedanken auszutauschen. Das müsste ja nicht mit den Hausbewohnern sein! Aber ihre einzige Freundin scheint Manuela zu sein.


    Ich kann Renees Verhalten gegenüber ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen wesentlich besser nachvollziehen. Sie schützt sich und ihre kleine Welt, die innere und die äußere, wie auch ein Igel es tun würde. Zum Ende des Buches hin erfährt man noch mehr von Renees Vorgeschichte, und einiges wird dadurch noch klarer. Aber ich will nicht vorgreifen.


    Manuela als einzige Freundin ist irgendwie ideal für Renee - nah und doch irgendwie auf Distanz, oder warum siezen die Beiden sich, trotz ihrer langen Freundschaft...


    Palomas Art sich zu geben oder eben nicht zu geben scheint mir, auch auf Grund ihres Alters und dem Mangel an wirklicher Lebenserfahrung (woher auch) schon etwas theatralisch, wobei sie sich, denke ich, wirklich als isoliert empfindet, als unverstanden und ohne Hoffnung auf echte Perspektive, trotz ihrer Möglichkeiten.

  • Ich glaube, die Theatralik ist keine Besonderheit von Paloma. Gerade in der Pubertät werden die Jugendlichen so hin und her geschleudert, sind in einer Übergangsphase, die geradezu zu extremen Gefühlsäußerungen und -schwankungen neigt.


    Davor bewahrt sie ihre übermäßige Intelligenz auch nicht, denn die bezieht sich auf ihren Geist, wohingegen die emotionale Intelligenz sich auf einer ganz anderen Schiene entwickelt. In der Hinsicht scheint Paloma, nicht zuletzt auch wegen ihres familiären Umfelds, große Defizite zu haben.


    Ich finde es todtraurig, wenn Eltern emotional so eine große Distanz zu ihrem Kind haben. Auch wenn das Kind aufgrund seiner Eigenart (hier ist es eben die Hochbegabung) sich absondert, haben die Eltern die Aufgabe, als die Erwachsenen und eigentlich Erfahreren, diesen Abstand zu überbrücken, nie aufzugeben und ihrer Tochter immer wieder aufs Neue die helfende Hand hinzuhalten.


    Aber ganz abgesehen von diesen ganzen Eindrücken: Der für mich wichtigste: Ich mag beide, Paloma und Renee! Es sind ganz wunderbare, hochinteressante Romanfiguren und ich klebe "an ihren Lippen"! Leider bin ich nicht so schnell im Lesen und hinke der Diskussion ein wenig hinterher. (Ich bin erst auf Seite125.)

  • Ist doch kein Problem, wenn Du noch nicht so weit bist mit Lesen.
    Auch wenn einige von uns schon fertig sind, man kann doch nachher immer noch miteinander diskutieren über das Buch.
    Ist ja nun nicht so, man hat das Buch aus und beschäftigt sich nicht mehr damit. Mich interessieren auch andere Meinungen und ich finde immer wieder etwas bei der Diskussion ( auch wenn ich mit dem Buch schon fertig bin ), was einem so untergeht oder worüber man sich noch nicht ausgetauscht hat.


    Also nicht hetzen und einfach nur das Buch genießen. :-]

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)