Mein schwarzer Hund. Wie ich meine Depression an die Leine legte - Matthew Johnstone

  • Klappentext:


    Ein schwarzer Hund läuft durch dieses Buch, von Seite zu Seite wird er größer, irgendwann ist er riesig, am Ende jedoch sitzt er brav und klein an der Leine:
    Der schwarze Hund, das ist die Depression, die Matthew Johnstone viele Jahre begleitete. Johnstone findet für diesen schwer fassbaren Zustand einfache, zwingende Bilder, die Betroffenen, deren Angehörigen und Freunden helfen können:
    Sich nicht alleine damit zu fühlen, sich mitteilen zu können, Verständnis zu entwickeln,miteinander darüber ins Gespräch zu kommen - und nie die Hoffnung zu verlieren.


    Über den Autor (Quelle: Amazon)


    Matthew Johnstone wurde 1964 in Australien geboren und arbeitete als Kreativdirektor in renommierten Werbeagenturen in Sydney, San Francisco und New York. Sein Buch Mein schwarzer Hund erschien bisher in Australien, Neuseeland und England und ist dort ein Bestseller.


    Meine Meinung:


    Mir ist es nicht ganz leicht gefallen, für diese Vorstellung eine passende Kategorie zu finden, denn ein richtiger Ratgeber ist Mein schwarzer Hund nicht. Da sich das Büchlein aber mit dem Phänomen der Depression und deren Symptomen beschäftigt, stelle ich es nun trotzdem innerhalb dieser Rubrik vor, was aber gerne geändert werden darf, sollte jemand einen besseren Vorschlag haben ...
    Nun aber zum Buch:
    Der eigentlichen "Bildergeschichte" ist ein Vorwort von Gordon Parker, Direktor des Black Dog Instituts vorangestellt, das ganz knappe, allgemeine Informationen zum Krankheitsbild der klinischen Depression enthält.
    Dann folgt die eigentliche Geschichte, Matthews persönlicher Kampf mit der Depression, die er im Sinnbild des schwarzen Hundes fassbar zu machen versucht. Der schwarze Hund ist allgegenwärtig: Beim morgendlichen Blick in den Spiegel, in Form einer Sonnenbrille, die den Blick auf die Welt verdunkelt, auf dem Esstisch, wo er seine schweren Pranken auf den Teller legt und dadurch den Appetit verdirbt. Er frisst sich durch die Schädeldecke ins Gehirn und buddelt dort, so dass es nicht mehr möglich ist, einen klaren Gedanken zu fassen, liegt nachts schwer auf der Brust des Betroffenen und hindert diesen so am Schlafen ...
    In satten, plakativen Bildern in überwiegend düsteren Farben verdeutlicht Matthew Johnstone, was es bedeutet, an Depressionen zu leiden:
    Die Freudlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit, die mit dieser Krankheit einhergehen, die beinahe übermenschlichen Anstrengungen, die es kostet, das tägliche Leben zu bewältigen, die Minderwertigkeitskomplexe, Ängste, das Theaterspielen, das von Betroffenen teilweise meisterhaft beherrscht wird, um den Anschein von "Normalität" unter allen Umständen aufrecht zu erhalten, auch wenn es die letzten Kräfte kostet.
    Matthew Johnstone findet für die Gefühlswelt, in der Betroffene gefangen sind, treffende, fassbare Bilder. Und nicht zuletzt macht er deutlich, dass selbst der schwärzeste, größte und bedrohlichste Hund gebändigt werden kann. Die Beschreibung des schwarzen Hundes als "eine Promenadenmischung mit Sinn für soziale Gerechtigkeit" hat mir ein etwas bitteres Lächeln entlockt, wie auch viele andere Bemerkungen und Darstellungen dieses Büchleins.
    Ich halte es persönlich nicht für ein passendes "Aufmunterungsgeschenk" für Menschen, die in einer akuten depressiven Phase stecken, es würde seinen Zweck vermutlich verfehlen. Allerdings kann es eine wunderbare Hilfe für Angehörige und Freunde sein, Verständnis für etwas zu entwickeln, was eigentlich völlig unverständlich scheint.
    Genau das ist für mich Johnstones Verdienst:
    Er findet konkrete Bilder für Gefühle, die so diffus, erdrückend und lebensbedrohlich sind, dass sie kaum adäquat in Worten ausgedrückt werden können.

  • Danke für die Rezi. Das Buch landet auf meiner Wunschliste.
    Nicht, weil ich es lesen will, sondern weil ich es vielleicht mal als Geschenk verwenden könnte.
    Ich glaube fast jeder hat schon mal depressive Phasen durch gemacht. Die sind schon schlimm genug, aber wenn man mit Depressionen als ausgewachsene Krankheit kämpfen muss, hat man eine schwere Aufgabe. Zum sind Depressionen nicht anerkannt oder werden in ihrer Ernsthaftigkeit unterschätzt, von all denen, die davon nicht betroffen sind und zum anderen kann man sich so schwer mitteilen und verständlich machen, was man fühlt.
    In solchen Fällen könnte dieses Buch vielleicht helfen.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Hallo,


    bin hier auf eure Diskussion zum Thema Depression gestoßen weil ich selbst gerade in meinem engsten Famielienkreis davon betroffen bin. Ich lese gerade das Buch "Biologie für die Seele" von Florian Holsboer. Dabei geht es um die Ursachen, die Behandlung und den geschichtlichen Hintergrund von Depressionserkrankungen. Super interessant geschrieben und gut verständlich. Also besonders für jemanden der versucht die Krankheit zu verstehen und auch zu bekämpfen, perfekt geeignet. Und Prof. Holsboer ist seit 20 Jahren der Leiter des Max-Planck Instituts für Psychiatrie in München - also wenn einer Ahnung hat, dann der.


    Liebe Grüße, Biggy

  • Danke für die Rezi, Seestern,


    Allerdings werde ich mir das Buch, aus den von dir genannten Gründen nicht kaufen.
    Ich könnte selbst eins schreiben.
    Ich habe schon viele Ratgeber und Seiten aus dem netz gelesen , gehofft mir hlefen zu können, und immer wieder geht es abwärts, weil eine neue Erfahrung mich reinstürzt.
    Was das andere Buch betrifft, ich hoffe nciht, dass es nur Medilkamente anpresit, wie viele Ärzte es machen.

  • Hallo Findus,


    wie gesagt bin ich ja auch von dem Thema betroffen und ich kann dir das Buch von Florian Holsboer wirklich nur empfehlen. Er ist gerade nicht dafür die Patienten mit irgendwelchen Medikamenten vollzupumpen sondern plädiert für mehr Forschung und die individuelle und personalisierte Behandlung jedes einzelnen Patienten. Wenn du ihn googelst findest du seine Internetseite und viele interessante Artikel. Ich hoffe sehr, dass es dir hilft.


    Viel Glück,
    Biggy77