BtB bei Goldmann, 444 Seiten
Klappentext:
Zunächst ist es nur ein unbestimmtes Gefühl, dann verdichten sich erste Indizien und weitere Nachforschungen zu einer erschütternden Gewißheit: Luz ist nicht die Tochter ihrer vermeintlichen Eltern. Sie ist die Tochter einer politisch Verfolgten, einer "Verschwundenen", einer Frau, die zu den vielen Opfern des argentinischen Militärregimes gehört.
Luz weiß nicht, wer sie ist, bis sie eines Tages in Madrid ihrem wirklichen Vater gegenübersitzt. Ihm, der die schlimme Vergangenheit eigentlich begraben wollte, erzählt sie, was sie aus eigenem Antrieb herausgefunden hat und bringt ihn so dazu, ihr die ganze Geschichte zu offenbaren. Hinter ihrer scheinbar normalen Kindheit in der Familie eines hohen Militärs verbirgt sich ein Drama, in dem all die Menschen, die sie kennt und die sie liebt, eine Rolle spielen. Inklusive ihrer "wahren" und "falschen" Eltern, ihrer verschwundenen Mutter, ihres nie gekannten Vaters, der der Verfolgung entkam und ins Exil ging und sich nun vorwerfen lassen muß, daß er sein Kind aufgegeben hat. Denn nicht nur die Täter legten eine Decke des Schweigens über das nahezu Unfaßbare, auch die Familien der Opfer verharrten jahrelang in Angst, Scham und Sprachlosigkeit. So wurden nur wenige Kinder gefunden, die währen der Militärdiktatur geraubt wurden, und auch nach Luz suchte niemand. Sie selbst muß Licht in dieses Dunktel bringen.
Aus der Sicht der jungen Luz schildert Elsa Osorio die Suche nach einer gestohlenen Identität, wobei es ihr gelingt, Täter wie Opfer glaubhaft und mit viel Verständnis darzustellen.
"Mein Name ist Luz" beruft auf einer wahren Begebenheit und gab den Anstoß zur Aufklärung zahlreicher weiterer Entführungsfälle.
Autorin:
Die Autorin Elsa Osorio wurde 1952 in Buenos Aires geboren. Die heute vorwiegend in Madrid lebende Argentinierin arbeitet als Journalistin, Dozentin und Drehbuchautorin für Film und Fernsehen. „Mein Name ist Luz“ ist ihr sechster Roman. Neben zahlreichen anderen Preisen erhielt sie dafür den argentinischen „Premio Nacional de Literatura“. (Quelle: Klappentext)
Pressestimmen:
„Die historische Wahrheit kommt daher als vorwärts stürmender Krimi, als Schicksalsroman, Familiendrama und Liebesgeschichte. Dieses Buch, das gegen das Vergessen geschrieben ist, ist selber eines, das man nicht vergisst.“ Der Spiegel
„Elsa Osorio gelingt es, sich in ihre Figuren hineinzufühlen und damit jeder Person ihre Authentizität zu verleichen. Sie erzählt unpathetisch, kühl und doch engagiert.“ Süddeutsche Zeitung
„Elsa Osorios Darstellung ist überzeugend und eindringlich. Sie enthält sich jeder direkten Schuldzuweisung“ Frankfurter Allgemeine Zeitung
Meine Meinung:
Mit dem in Argentinien ausgezeichneten Roman „Mein Name ist Luz“ verarbeitet die Autorin Elsa Osorio die Zeit des Militärregimes in Argentinien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie konfrontiert dabei die Leser mit skrupellosen Militärs, gewaltbereiten Sadisten, willigen Helfern der Militärs und deren Wahrheit verdrängenden Angehörigen. Das Leid politischer Verfolgter und Vermisster, Oppositioneller, das Leid der gestohlenen Kinder und deren Angehöriger wird uns ebenso drastisch vor Augen geführt, wie uns Menschen gezeigt werden, die ihre Rechte einfordern, die zu mutigen Demonstrationen greifen, und gestohlene Kinder, die auf der Suche nach ihrer genetischen Identität und auf der Suche nach einer Erlösung aus dem Trauma und einem angstfreien Leben sind. Die Autorin zeigt uns aber auch, dass wie in anderen Fällen auch, Verbrecher nicht zur Verantwortung gezogen werden.
Die Geschichte, die uns Elsa Osorio erzählt, ist zum Teil abenteuerlich, enthält zum Teil Konstellationen, die unrealistisch erscheinen und eine Häufung von Zufällen, was aber dem Roman und seiner Botschaft nicht zum Nachteil gereicht. Wer bereits Berichte der Menschenrechtsorganisation Amnesty International gelesen hat, wird feststellen, dass Ihre Geschichte vom Grundsatz einem dieser Berichte entsprungen sein könnte.
Die Protagonistin Luz erzählt die Geschichte ihrer Suche und ihrer Vergangenheit ihrem Vater, den sie nach aufwendigen Recherchen in Madrid wiedergefunden hat. Die Autorin lässt die Geschichte aus ihrer Protagonistin heraussprudeln in einem eher umgangssprachlichen Erzählstil, was für den Leser etwas gewöhnungsbedürftig ist und Konzentration erfordert. Gleichzeitig unterstreicht dieser Stil aber auch die Emotionalität der Protagonistin und macht den realistischen Roman zu einem packenden, bedrückenden und zum Nachdenken anregenden Erlebnis.
Ich halte den Roman zwar nicht für ein literarisches Meisterwerk, aber für eine sehr gute und wichtige politische und psychologische Studie, die durchweg spannend ist, bis auf einen leichten Spannungsabfall am Ende, der sich aber zwangsläufig ergeben muß (ich möchte hier nicht vorwegnehmen weshalb).
Absolut lesenswert!
Pelican