'Das Vogelmädchen und der Mann, der der Sonne folgte' - Kapitel 01 - 05

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  • Das Buch ist wieder in der gleichen, einfachen und am mündlichen Erzählen orientierten Sprache geschrieben wie "Zwei alte Frauen".


    Mir gefällt gut, dass sich die Geschichte aus zwei Erzählsträngen aufbaut, der Geschichte von Daagoo und der Geschichte vom Vogelmädchen, die abwechselnd erzählt wird.


    Während Daagoo ein untypischer Junge ist, ist das Vogelmädchen ein untypisches Mädchen (gemessen an den Tradtionen des Volkes). Einmal haben sich die beiden bereits getroffen. Ich bin gespannt, wann sie wieder zueinander finden.


    Vogelmädchen geht von ihrem Stamm weg, weil sie nicht heiraten will. Mal sehen, wie sie sich durchschlagen wird.

  • Gestern Abend habe ich das erste Kapitel gelesen; ich werde - wie gesagt - etwas langsam vorankommen, aber besser so als gar nicht.


    Mit indianischen Geschichten (und Geschichte) habe ich mich schon öfters beschäftigt; da ich derzeit wieder so eine „Phase“ habe, paßt das Buch haargenau. :-)


    Neu ist für mich Alaska, bisher war ich immer im Bereich der heutigen USA, also ich meine, den Teil südlich von Kanada.


    Aber bekannt ist mir der Erzählstil, und das finde ich sehr interessant. Ich habe im Frühjahr von Robert J. Conley Der Wind rief seinen Namen gelesen, das hatte einen ähnlichen Erzählstil. Conley ist Cherokee. Und dann die beiden Bücher von Thomas Jeier „Das Wissen der Bäume“ und „Die Sehnsucht der Cheyenne“. Auch das in ähnlicher Erzählweise. Es scheint also die typische Art zu sein, eine indianische Geschichte zu erzählen. Und bewirkt, daß ich mich im Buch gleich „heimisch“ gefühlt habe.


    Auf Seite 18 dann ein Gedankengang, der sehr zum Nachdenken anregt:
    “Mein Sohn, wenn ich mich hinsetze und über diese Berge nachdenke, wird uns das unser Fleisch bringen?“ (...)
    Tja, wohl nicht. Aber besteht das Leben nur aus „Fleisch beschaffen“ und für „Wärme im Winter sorgen“?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Interessant, was du über den Erzählstil schreibst. Ich kann leider nur mit dem anderen Buch von Velma Wallis vergleichen.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Auf Seite 18 dann ein Gedankengang, der sehr zum Nachdenken anregt:
    “Mein Sohn, wenn ich mich hinsetze und über diese Berge nachdenke, wird uns das unser Fleisch bringen?“ (...)
    Tja, wohl nicht. Aber besteht das Leben nur aus „Fleisch beschaffen“ und für „Wärme im Winter sorgen“?


    Na ja, wie schon der Vater ihm später im gleichen Kapitel (Seite19) antwortet, geht es um's Überleben: "Nichts könnte wichtiger sein." Aus dieser Perspektive sind die anderen Dinge, aus denen das Leben besteht, Luxus. Auf der einen Seite stellt es das Überleben sicher, wenn es strenge Regeln gibt, denn wenn jeder das machen würde, wozu er gerade Lust hat, würde wahrscheinlich kaum noch jemand Essen heranschaffen. Auf der anderen Seite ist das auch sehr "trostlos" und hart.

  • Zitat

    taki32
    Na ja, wie schon der Vater ihm später im gleichen Kapitel (Seite19) antwortet, geht es um's Überleben: "Nichts könnte wichtiger sein." Aus dieser Perspektive sind die anderen Dinge, aus denen das Leben besteht, Luxus.


    Wenn sich alles im Wohnen, Heizen, Essen und Schlafen dreht - wozu lebt man dann? Ist das nicht eher ein dumpfes dahinvegetieren, das nur dazu dient, die Lebenserhaltungsfunktionen weiter am Laufen zu halten? Eine Problematik, über die ich schon des öfteren nachgedacht und mich gefragt habe, was ich tun würde, würde ich so weit kommen. Wozu, warum dann noch leben?


    Ferner klingt hier - wie auch im weiteren Verlauf des Abschnitts, den ich inzwischen durch habe - eine Art „Gruppenzwang“ an. Die Gruppe ist alles - der Einzelne ist nichts. Als ausgeprägtem Einzelgänger macht mir eine solche Einstellung nicht nur in Büchern zu schaffen. Dieser „Gruppenzwang“ kommt in beiden Handlungssträngen zum Ausdruck: dem Zwang heiraten zu müssen wie auch dem, gefälligst als Jäger tätig zu sein.


    Sie war zu lange frei gewesen. (Seite 35.)
    Sie akzeptieren mich nur, wenn ich mache, was sie verlangen.(Seite 40.)
    Freiheit ist eben doch gefährlich für (wie auch immer geartete) autoritäre Strukturen. Beide - Vogelmädchen wie Daagoo - stecken also in einer sehr ähnlichen Situation, wobei Daagoo sich bewußt ist, daß er derzeit noch nicht imstande ist, alleine zu überleben. Vogelmädchen schon. Entsprechend sind auch die Konsequenzen, die beide aus der Situation ziehen.


    Ich habe nochmals bewußt auf den Erzählstil geachtet. Nun, so viele Vergleichsmöglichkeiten habe ich noch nicht. Doch wie gesagt, erinnert mich die Art zu erzählen sowohl an Robert J. Conley und auch Thomas Jeier; die drei Bücher, die ich in den letzten Wochen von ihnen gelesen habe, erzählten jeweils aus der Sicht der Indianer (Cherokee bzw. Cheyenne). So verschieden die Geschichten und Autoren sind, so ähnlich empfinde ich die Erzählweise (das meine ich jetzt durchaus positiv). Eines steht jetzt schon fest: „Zwei alte Frauen“ werde ich mir sehr bald besorgen. Ich mag diese Art zu schreiben. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Mir gefällt die Erzählweise des Buches, es ist mehr so, als würde jemand dir eine Geschichte erzählen, statt eine Geschichte aufzuschreiben. Ich kann mir voll gut vorstellen, dass die Indianer und Eskimos und so, sich ihre Geschichte auf genau diese Art erzählt haben.


    Vogelmädchen und Daagoo finde ich als Figuren sehr ansprechend. Beide sind nicht mit dem "Normalen" zufrieden und sie sind anders, als die Gesellschaft von ihnen erwartet. Sie stoßen damit den Leuten aus ihre Sippe vor den Kopf. Ich glaube, dass gewisse Tendenzen sich nicht ändern. Auch heute ist es doch noch so, dass Menschen, die unangenehme Fragen stellen und Dinge, die man halt immer schon so gemacht hat, in Frage stellen, nicht immer freundlich und verständnisvoll behandelt werden. Ich glaube die meisten neuen Ideen sind erstmal auf Skepsis gestoßen...

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Wenn sich alles im Wohnen, Heizen, Essen und Schlafen dreht - wozu lebt man dann? Ist das nicht eher ein dumpfes dahinvegetieren, das nur dazu dient, die Lebenserhaltungsfunktionen weiter am Laufen zu halten? Eine Problematik, über die ich schon des öfteren nachgedacht und mich gefragt habe, was ich tun würde, würde ich so weit kommen. Wozu, warum dann noch leben?


    Gute Frage! Ich könnte mir auch nicht vorstellen so zu leben. Einerseits ist es so, dass ich natürlich anderes kenne, andererseits passiert es ja auch, dass Menschen, die nichts anderes kennen, doch nach anderem streben. Schwierig. Und dennoch haben auch Menschen Lebensfreude, die bettelarm sind und bei denen sich fast alles um Wohnen, Heizen, Essen und Schlafen dreht.


    Grundsätzlich sehr problematisch finde ich, dass heutzutage die meisten Menschen über Fernsehen, Einblick in andere Lebensweisen und Kulturen haben, insbesondere der "reichen" Länder. Und dass dann diesen Menschen, der eigentlich doch legitime Wunsch nach einer Partizipation am Wohlstand und nach einem besseren Leben abgesprochen wird und die Grenzen dicht gemacht werden.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Ferner klingt hier - wie auch im weiteren Verlauf des Abschnitts, den ich inzwischen durch habe - eine Art „Gruppenzwang“ an. Die Gruppe ist alles - der Einzelne ist nichts. Als ausgeprägtem Einzelgänger macht mir eine solche Einstellung nicht nur in Büchern zu schaffen.


    Besonders erfolgreich scheint die autoritäre Struktur nicht zu sein, wie man im folgenden Verlauf des Buches sieht. Und auch die Rollenaufteilung scheint mir vor dem großen Ziel des Überlebens nicht so schlau zu sein. Wäre es nicht besser, dass auch die Frauen jagen können, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so stark sind, und auch die Männer Felle nähen und sonstiges.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Eines steht jetzt schon fest: „Zwei alte Frauen“ werde ich mir sehr bald besorgen. Ich mag diese Art zu schreiben. :-)


    "Zwei alte Frauen" ist wirklich ein sehr schönes Buch! :-]


    Zitat

    Original von Königstochter
    Vogelmädchen und Daagoo finde ich als Figuren sehr ansprechend. Beide sind nicht mit dem "Normalen" zufrieden und sie sind anders, als die Gesellschaft von ihnen erwartet.


    Schön, dass du mitliest, Königstochter.


    Ja, mir gefallen Vogelmädchen und Daagoo auch sehr gut!

  • Zunächst:

    Zitat

    taki32
    Schön, dass du mitliest, Königstochter.


    :write :-)


    Dann:

    Zitat

    taki32
    "Zwei alte Frauen" ist wirklich ein sehr schönes Buch!


    Ich habe es mir gestern über booklooker bestellt. Verlagsneu bei einer Tochterfirma von Bertelsmann (von der ich noch nie gehört habe).


    Und schließlich habe ich das Problem, daß ich das Buch gestern Abend ... auf einen Rutsch durchgelesen habe. :rolleyes Ich konnte einfach nicht unterbrechen, „nur“ um zu posten. Also werde ich jetzt versuchen, anhand meiner gesteckten Zettelchen meine Gedanken zu schreiben, wenngleich deren Sortierung nach diesem dünnen aufwühlenden Werk immer noch etwas schwer fällt.



    Zitat

    taki32
    Und dennoch haben auch Menschen Lebensfreude, die bettelarm sind und bei denen sich fast alles um Wohnen, Heizen, Essen und Schlafen dreht.


    Das sei nicht bestritten. Ich habe diverse Freilichtmuseen besucht (bin sogar bei einem im Förderkreis Mitglied). Das war ein meist ziemlich hartes Leben damals. Und trotzdem strahlen diese alten Häuser eine Zufriedenheit aus, die heute nur noch selten zu finden ist. (Zumindest empfinde ich das so, ob das eine „Einbildung“ ist, weiß ich nicht). Es hängt wohl auch mit der Lebenseinstellung zusammen. Wenn man überlegt, wie „viel“ Besitz nomadisierende Stämme haben (innerhalb von Stunden ist ein ganzes Lager reisebereit), dennoch sind die Menschen zufrieden und entwickeln eine Weisheit, von der sich gar viele eine Scheibe abschneiden könnten.


    Das mit dem „Grenzen dicht machen“. Ich denke (auch nach der Lektüre des Büchleins „Die Indianer Nordamerikas“), daß „wir“ hier in der westlichen Welt nichts aus der Geschichte gelernt haben und schlicht und ergreifend immer noch unsere Lebensweise als die allein seligmachende betrachten, andere Lebensentwürfe ohne große Prüfung radikal ablehnen und von den „anderen“ verlangen, sich widerspruchslos an unsere Vorstellungen anzupassen. Würde man den Menschen in armen Ländern so helfen, wie es deren Lebensweise und deren kulturellen Vorstellungen und Geschichte entspricht, sähe manches anders aus. Und das Problem der „Völkerwanderung“ würde sich von alleine lösen. Doch in dieser Hinsicht habe ich wenig Hoffnung. Leider.



    Zitat

    taki32
    Besonders erfolgreich scheint die autoritäre Struktur nicht zu sein, wie man im folgenden Verlauf des Buches sieht.


    Stimmt, zumindest bei solchen, die sich nicht widerspruchslos und ohne Nachzudenken einfügen wollen. - Die Rollenaufteilung zwischen Mann und Frau (Jäger - Feldarbeit) war übrigens bei den indigenen Völkern in Amerika weit verbreitet. Deren Mißachtung war ein Grund dafür, daß die Politik der Weißen gegenüber den Indianern so sehr gescheitert ist und die Menschen in den Reservaten verarmen und herunterkommen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Die Rollenaufteilung zwischen Mann und Frau (Jäger - Feldarbeit) war übrigens bei den indigenen Völkern in Amerika weit verbreitet. Deren Mißachtung war ein Grund dafür, daß die Politik der Weißen gegenüber den Indianern so sehr gescheitert ist und die Menschen in den Reservaten verarmen und herunterkommen.


    Kennst du vielleicht B. Traven? Zum Beispiel "Die Weiße Rose" von B. Traven?


    Klappentext:
    "Die Weiße Rose" heißt eine Indianerfarm, eine ländlich patriarchalische Idylle inmitten eines Bohrturmwaldes - bis zur Ermordung des Besitzers und der widerrechtlichen Aneignung der Farm durch Chaney C. Colins - gwnannt "Greasy - den Präsidenten einer mächtigen Ölgesellschaft.

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Zunächst:


    :write :-)


    Dankeschön :-]


    Zitat

    taki32
    Gute Frage! Ich könnte mir auch nicht vorstellen so zu leben. Einerseits ist es so, dass ich natürlich anderes kenne, andererseits passiert es ja auch, dass Menschen, die nichts anderes kennen, doch nach anderem streben. Schwierig. Und dennoch haben auch Menschen Lebensfreude, die bettelarm sind und bei denen sich fast alles um Wohnen, Heizen, Essen und Schlafen dreht.


    Hm, ich hab eigentlich das Gefühl, dass viele der Leute, die wesentlich weniger haben als wir zufriedener sind und eben mehr Lebensfreude haben. Aber ich glaub nicht, dass arm sein heißt, nur an Essen und Überleben zu denken. In Lateinamerika z. B. spielen Familie und überhaupt Beziehungen eine große Rolle. Ich glaub, dass Reichtum an sich nicht glücklich macht.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Die Rollenaufteilung zwischen Mann und Frau (Jäger - Feldarbeit) war übrigens bei den indigenen Völkern in Amerika weit verbreitet. Deren Mißachtung war ein Grund dafür, daß die Politik der Weißen gegenüber den Indianern so sehr gescheitert ist und die Menschen in den Reservaten verarmen und herunterkommen.


    Kannst du mir das ein bisschen genauer erklären? So hab ich das noch nie gesehen...

  • @ taki32
    Das Buch von B. Traven kenne ich leider nicht, klingt aber nicht uninteressant. Danke für den Hinweis. "Sierra Madre" und "Totenschiff" von ihm habe ich, bis dato noch ungelesen.




    Oh je, da habe ich was geschrieben. ;-) Gut, ich will versuchen, es verständlich zu machen. Ich habe schon einiges über die Indianer gelesen. Direkt vor dieser Leserunde habe ich „Die Indianer Nordamerikas“ gelesen. Ein dünnes Buch, aber durch das ist mir der Zusammenhang erstmals so richtig bewußt geworden.


    Man muß sich vergegenwärtigen, daß die indigenen Völker Nordamerikas mit einem völlig anderen Weltbild lebten als wir Europäer (und in der Folge Einwanderer nach Amerika). Eine Trennung von „Religion“ und „täglichem Leben“ gab es nicht. Alles war von den „Geistern“ durchdrungen, Religion und Leben waren eine untrennbare Einheit.


    Eine Abmachung wurde mündlich vor Zeugen besiegelt - ein Stück Papier war wertlos und hatte überhaupt keine Beweiskraft. Danach wurde die Pfeife geraucht: ein Zug für die Geister im Himmel (nach oben), einen für die in der Erde (nach unten), einen für jede Himmelsrichtung. Damit war eine solche Abmachung quasi ein sakraler Vorgang und rechtsgültig, für alle Zeiten..


    Oder Landbesitz. Für Indianer ist der Gedanke absurd, daß man an Land Eigentum erwerben kann. Was man nicht besitzt, kann man auch nicht verkaufen. Punkt. Es gab Rechte, zum Beispiel zum Wohnen, zur Jagd, zum Fischfang, zum Ackerbau. Man nutzte das Land, doch es gehörte einem nicht. Deshalb konnten die Völker überhaupt nicht verstehen, weshalb die Europäer Land kaufen wollten. Wie kann man etwas verkaufen, an dem man gar kein Eigentum haben kann?


    Schließlich die Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau. Die Männer waren für die Jagd (und Krieg) zuständig, bisweilen auch für schwere Arbeiten. „Haus“ und Ackerbau waren ausschließlich Frauentätigkeiten. Selbst die Tipis gehörten bei einigen Stämmen der Frau, die auch für den Auf- und Abbau zuständig war. In jedem der Gebiete waren die Menschen Fachleute, das Wissen wurde streng gehütet und nur innerhalb der Männer bzw. Frauen weitergegeben. Man achtete sorgsam darauf, daß das auch so blieb. Es war unehrenhaft und entwürdigend für einen Mann, ein Feld zu bebauen.


    Jetzt kommen die Europäer und wollen Land kaufen. Die Indianer konnten das überhaupt nicht nachvollziehen, und auch nicht die Entwicklungen überblicken. Hinzu kam, daß die Weißen die Roten als „Wilde“ und „Barbaren“ betrachtet und entsprechend behandelt haben. Gastfreundschaft wurde mehr als ein Mal bitter vergolten. Die Weißen haben sich i. d. R. auch strikt geweigert, überhaupt eine andere Sichtweise als die eigene zu akzeptieren. Die eigene Lebensart war die Alleinseligmachende, daran hatte sich grundsätzlich alles und jeder anzupassen. (Eine Tendenz, die man auch heute noch in unserer Gesellschaft vielfach vorfindet.)


    Dann im weiteren Verlauf der Geschichte das Zusammenpferchen in Reservaten. Die Indianer sollten von heute auf morgen nach dem Muster der Weißen leben, also Ackerbau betreiben (noch dazu auf unfruchtbaren Böden). Damit zerbrach die indianische Lebensweise, denn Ackerbau war ausschließlich Frauensache. Die Männer waren „arbeitslos“ geworden, weil keine Jagdmöglichkeiten mehr vorhanden waren. Bauernarbeiten konnten sie nicht verrichten, weil das mit ihrer Ehre (und einer jahrhundertealten Lebensweise) nicht vereinbar war. Was blieb, war Verzeiflung - und Alkohol, der nur zu gern an die Indianer verkauft wurde.


    Somit mußte eine Verelendung einsetzen, zumal viele Beamte des Bureou of Indian Affairs (Bureou of Indian Affairs-Website, und - hier - ein ausführlicherer Artikel im Indianer-Web) korrupt waren und vor allem in die eigene Tasche wirtschafteten.


    Es war ein Teufelskreis in Schwung gekommen, der zwangläufig zum gewaltsamen Untergang der indigenen Völker führen mußte, denn gegen die Massen von Weißen hatten die Indianer schon zahlenmäßig keine Chance.


    Das sind etwa die Grundgedanken. Viel ausführlicher wird die Geschichte der Indianer in dem zwar teuren, aber hervorragenden Buch von James Wilson „Und die Erde wird weinen“ beschrieben. Teuer, aber jeden Cent wert. Steht die nächsten Wochen (sobald ich leserundenmäßig etwas „Luft“ und das aus der Bücherei ausgeliehene "Die Indianer Amerikas. Die Geschichte der Unterdrückung und des Widerstands" durchgelesen habe) wieder auf dem Leseplan.


    Etwas klarer? Wenn nicht - einfach nachfragen. :wave


    Edit. Ergänzung
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • @ Königstochter


    Bitte, gerne. :-)


    Das Schlimme ist nur, die "Weißen" - das sind ja eigentlich wir. Und ob die Vergangenheitsform ("behandelt haben") die richtige ist, da bin ich mir auch nicht so ganz sicher ...
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")