'Das Vogelmädchen und der Mann, der der Sonne folgte' - Kapitel 06 - 08

  • Für Daagoo war es das jetzt wohl erstmal mit der Reise in das Land der Sonne. Und Vogelmädchens Flucht endet in der Gefangennahme durch den Feind, was nichts Gutes verheißt.


    In allen Völkern und Kulturen scheint wohl das zu passieren, was auch Ch'eekwaii und den Gwich'in machen: Ein Feindbild von fremden Völkern aufbauen, indem mit vielen Schauermärchen immer wieder die besondere Grausamkeit des Feindes beschworen wird.

  • Das scheint sich ja zu einer „Privatleserunde“ mit taki32 und mir zu entwickeln. Schade, das Buch hätte mehr Aufmerksamkeit verdient.



    Zitat

    taki32
    In allen Völkern und Kulturen scheint wohl das zu passieren, was auch Ch'eekwaii und den Gwich'in machen: Ein Feindbild von fremden Völkern aufbauen, indem mit vielen Schauermärchen immer wieder die besondere Grausamkeit des Feindes beschworen wird.


    Ja, das kenne ich schon von den Büchern über die Cheyenne. Die Crow waren die Feinde - und umgekehrt. Man überfiel sich gegenseitig, wobei allerdings nicht unbedingt das Töten des Gegners im Vordergrund stand. Viel wichtiger - und ehrenhafter - war das holen von sog.Coups, das heißt das sich Nähern an den (lebenden) Feind und ihn mit einem Coupstock berühren. Oft wurden dann auch Gefangene gemacht, die allerdings - teilweise zumindest zunächst als Sklaven - meist vollständig in den Stamm integriert und als Familienmitglieder angesehen wurden. War umgekehrt bei den Crow genauso; ob das auch für andere Stämme gilt, bin ich derzeit überfragt. Dem Klappentext nach zu urteilen geht es hier in Alaska allerdings anders zu. Mehr dazu, wenn ich diesen Abschnitt durch habe (bin derzeit mit Kapitel 7 fertig).


    Allerdings sind Vogelmädchens wie Daagoos Pläne erst mal gescheitert. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was das Verbindende zwischen den beiden ist. Es ist in beiden Fällen der feindliche Ch'eekwaii - Stamm, der das Unglück heraufbeschwört.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Das scheint sich ja zu einer „Privatleserunde“ mit taki32 und mir zu entwickeln. Schade, das Buch hätte mehr Aufmerksamkeit verdient..


    Stimmt, das Buch hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Aber jetzt liest ja zumindest Königstochter mit. :-) Ninnie habe ich angemailt und sie will versuchen, mitzulesen, kann aber noch nichts versprechen.


    Zitat

    Original von SiCollier
    Allerdings sind Vogelmädchens wie Daagoos Pläne erst mal gescheitert. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was das Verbindende zwischen den beiden ist. Es ist in beiden Fällen der feindliche Ch'eekwaii - Stamm, der das Unglück heraufbeschwört.


    Beide fügen sich nicht der vorgegebenen Ordnung und Struktur (wie auch Königstochter im ersten Abschnitt geschrieben hat). Oder? Verbindet das nicht trotz der Unterschiedlichkeit der beiden?

  • Zitat

    taki32
    Ninnie habe ich angemailt und sie will versuchen, mitzulesen, kann aber noch nichts versprechen.


    :-) Dann wären wir schon vier. Hoffen wir das Beste (und halten die Daumen, daß es klappt).



    Zitat

    taki32
    Beide fügen sich nicht der vorgegebenen Ordnung und Struktur (wie auch Königstochter im ersten Abschnitt geschrieben hat). Oder? Verbindet das nicht trotz der Unterschiedlichkeit der beiden?


    Ja, richtig. Ich habe mich nur eine ganze Weile gefragt, wie diese beiden so unterschiedlichen Erzählstränge zusammenlaufen (inzwischen weiß ich das ja). Außerdem - das greift allerdings vor - wurden ja zwei unabhängige Legenden zu einer Geschichte verwoben.



    Seite 77 werden „fünf starke Ch’eekwaii“ erwähnt. Das ist mir auch schon in den Jeier-Büchern aufgefallen: es sind nicht die „großen Horden“, die wir aus den Westernfilmen kennen, sondern immer sehr kleine, übersichtliche Gruppen. Da das hier auch so ist, scheint das der (historischen) Wahrheit näher zu kommen.


    Bewundernswert finde ich die Energie und Entschlossenheit (trotz der Unsicherheit Daagoos), mit der sich die Überlebenden zunächst auf die Flucht begeben und dann versuchen, den Winter zu überstehen (also Werkzeuge herstellen, neue Vorräte anlegen usw.). Daagoo muß plötzlich die Funktion des Anführers, des Häuptlings übernehmen. So hatte er sich sein Leben mit Sicherheit nicht vorgestellt. Allerdings trug das nicht zu Daagoos persönlicher Aufmunterung bei, denn ihm wurde immer deutlicher, daß er mehr als jemals zuvor in diesem Leben gefangen war. (Seite 92.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Seite 77 werden „fünf starke Ch’eekwaii“ erwähnt. Das ist mir auch schon in den Jeier-Büchern aufgefallen: es sind nicht die „großen Horden“, die wir aus den Westernfilmen kennen, sondern immer sehr kleine, übersichtliche Gruppen. Da das hier auch so ist, scheint das der (historischen) Wahrheit näher zu kommen.


    Stimmt. Das war mir gar nicht aufgefallen.


    Wie viele Mitglieder hatte denn eine Sippe so ungefähr? 30 - 50 Personen (mit Frauen und Kindern)?

  • Zitat

    Original von taki32
    Wie viele Mitglieder hatte denn eine Sippe so ungefähr? 30 - 50 Personen (mit Frauen und Kindern)?


    Da müßte ich erst mal suchen gehen. Mir war nur in anderen Büchern immer wieder aufgefallen, daß - wenn z. B. die Cheyenne auf Kriegszug gingen - meist nur ein bis zwei Handvoll Krieger unterwegs waren. Auch die Zahl der Opfer war immer recht gering. Aber die von Dir genannte Zahl müßte schon hinkommen. Wenn ich was genaueres finde, poste ich es hier.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Da müßte ich erst mal suchen gehen. Mir war nur in anderen Büchern immer wieder aufgefallen, daß - wenn z. B. die Cheyenne auf Kriegszug gingen - meist nur ein bis zwei Handvoll Krieger unterwegs waren. Auch die Zahl der Opfer war immer recht gering. Aber die von Dir genannte Zahl müßte schon hinkommen. Wenn ich was genaueres finde, poste ich es hier.


    Danke!


    Velma Wallis erwähnt selten Zeit- und Größenangaben. Zum einen hängt das vielleicht mit der Erzähltradition zusammen, zum anderen ist das vielleicht auch kulturell geprägt.


    Bei mir wohl auch, denn ich rechne automatisch, wie viel Zeit vergangen ist und stelle mir solche Fragen, wie viel Personen das sind etc.

  • Bitte. :-)


    Nun ja, dem Buch liegen ja Legenden zugrunde, es ist kein historischer Roman. Allerdings dürfte das auch die die Erzähltradition sowie das kulturelle Umfeld geprägt sein. Diese Völker haben nun mal eine ganz andere Sichtweise als wir, das kommt auch in solchen Büchern durch.


    Und bisweilen frage ich mich, ob deren Sichtweise der unseren nicht überlegen ist.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Bewundernswert finde ich die Energie und Entschlossenheit (trotz der Unsicherheit Daagoos), mit der sich die Überlebenden zunächst auf die Flucht begeben und dann versuchen, den Winter zu überstehen (also Werkzeuge herstellen, neue Vorräte anlegen usw.). Daagoo muß plötzlich die Funktion des Anführers, des Häuptlings übernehmen. So hatte er sich sein Leben mit Sicherheit nicht vorgestellt. Allerdings trug das nicht zu Daagoos persönlicher Aufmunterung bei, denn ihm wurde immer deutlicher, daß er mehr als jemals zuvor in diesem Leben gefangen war. (Seite 92.)


    Das hab ich auch bewundernswert gefunden. Und für Daagoo ist selbstverständlich, die Verantwortung für den Stamm zu übernehmen, obwohl er ja eigentlich ganz andere Träume hat. Ich glaub so eine Haltung ist in unserer Gesellschaft auch eher selten...


    Bemerkenswert fand ich auch Daagoos Mutter, sie wirkt auf ihre Art sehr weise.


    Schade finde ich, dass Daagoo sich nicht erlaubt, um seinen Vater zu trauern. Ich glaub, so eine Trauer holt einen irgendwann ein...


    Edit: Ergänzungen